Es ist immer schwer, bestimmte Begriffe GANZ GENAU zu beschreiben, denn jeder versteht doch ein bisserl was anderes darunter.
Ich denke, das "Ziehen in die Hand" ist so ein Begriff, der einen Gefühlszustand beschreibt. Mit dem selben Begriff kann man aber auch ein anders Gefühlt treffend beschreiben :
Zum einen kann das Ziehen in die Hand meinen- so habe ich es auch früher ausschließlich verstanden- daß das Pferd sich vor dem treibenden Schenkel an die Hand dehnt, dort abstößt und dann in Spannung leichter wird. Das ist dieses berühmte Bild, in dem das Pferd zwischen den Hilfen gespannt wird, wie eine elastische Stange, die man von zwei Seiten durch Druck aufwölbt. Vor dem Schenkel,vor dem Sitz an die Hand. Das war für mich die Bedeutung der Begrifflichkeit in der Zeit, da ich Tuniersport betrieb und mit sportlicher Ausrichtung ritt.
Danach folgte nach einigen Ausflügen in die Westernreiterei und sonstige Reitsstilvariationen eine Zeit, in der ich dieses "Ziehen in die Hand" im Neindoff´schen Sinne so zu verstehen glaubte :
" das Pferd drängt in angenehmer Weise in die Hand". Hier veränderte sich mein inneres Bild von diesem Begriff in eine für mich nicht ganz sicher greifbares "nach vorne Fließenlassen" - Das hatte etwas von viel Bewegungsenerie hinten und ein kanalisieren dieser Energie nach vorne.
Dieses Bild schloß allerdings das Spannen ZWISCHEN den Hilfen aus. V.Neindorffs oft erwähnter Satz : " zentnerschwer laden wir hinein und in Quentchen von Gramm empfangen wir es in der Hand" , mag einen wenig dieses Bildes nachempfinden.
Aber, auch hier spielte in meinem Kopf die Idee der Begrenzung vorne noch eine große Rolle......
Heute, nachdem ich nun seit 4 Jahren in PK einen neuen Lehrer gefunden habe, verändert sich mein Bild wieder :
Das "in die Hand ziehen" würde ich heute noch viel, viel mehr als früher, mit einem "freien Fließenlassen und kanalisieren der Bewegungsenergie aus der HH" umschreiben, in dem die Begrenzung keine Rolle mehr spielt. Für mich beschreibt sich damit jetzt eher die permanente Bereitschaft des Pferdes, jederzeit die Dehnung annehmen zu wollen, so wir ihm diese anbieten.
Witzigerweise denke ich heute, daß ich über diese Veränderung meines inneren Bildes, mich näher an das eigentliche von von Neindorff gemeinte annähere - leider kann ich ihn dazu nicht mehr befragen.
Sollte dies aber so sein, und sollte das was z.B. Fillis mit " la mise en main" bezeichnete damit übereinstiimmen, so würde dieses "in die Hand Ziehen" nichts anderes bedeuten, als das, was ich als "Schwung" und "Tragkraft " verstehe und somit könnte ich donau wieder absolut zustimmen........
, denn ohne Schwung / ohne Losgelassenheit bei Durchlässigkeit und Kraftübertragung der Bewegungsenerie von hinten nach vorne und ohne Balance, kann ein fliegender Wechsel nicht gesprungen werden......
Theoretisch kann dieser Zustand des "in die Hand Ziehens" so man es so interpretieren möchte, ganz ohne Gebiß und ohne Kopfzäumung erreicht werden, so eben diese körperlichen und mentalen Eigenschaften beim Pferd erreicht werden können.
Meine Stute - die leider heute im Himmel weilt- sprang wunderschöne Wechsel auf Halsriehmen und auch mit dieser "Zäumung" "zog" sie im weitesten Sinne "in die Hand".....
ggggkleiner philosophischer Ausflug, wem´s zu viel war, der braucht´s ja nicht zu lesen...
Grüßle vom Tüpfel