Autor Thema: Travers, Renvers, Traversalen  (Gelesen 4886 mal)

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Travers, Renvers, Traversalen
« am: 27.08.08, 20:34 »
So, ich dachte ich mache mal eine Box zu diesem Thema auf, da ich noch keine hier in dieser Rubrik gefunden habe.

Allerdings ist mein Eingangsanliegen alles andere als ein Thema bezüglich hoher Reitkunst  :P
Wenn ein Pferd mit der Hinterhand nach links ausweicht und auf der linken Hand Travers bzw auf der rechten Hand Renvers geht, welches Hinterbein wird dabei vermehrt belastet, das linke oder das rechte?

Zweite Frage, es ist doch sinnvoller, bei einem Pferd das sich mit Stellung und Biegung schwer tut (weniger das nicht Können als die Bereitschaft es zu tun), zunächst eine nur sehr leichte Abstellung mit ordentlicher Biegung zu fordern, als direkt mit einem Travers auf 4 Schlägen zu beginnen und nachher noch irgendwie eine Biegung und Stellung reinbringen zu wollen, oder?
Kann mir vorstellen dass auf letzteren Wege (erst Abstellung, dann Biegung) keine ordentliche Biegung zustande kommt. Andererseits ist es vielleicht schwerer, Biegung zu erarbeiten, wenn das Pferd sich mit nur minimaler Abstellung einfach ins geradeaus entziehen kann. Was meint ihr?
Hat jetzt halt keine Signatur mehr um Schleichwerbung für THM Strahlbalsam zu machen.

esge

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Re: Travers, Renvers, Traversalen
« Antwort #1 am: 28.08.08, 08:07 »
Also zuerst einmal: Wenn ein Pferd sich mit der Kruppe irgendwohin entzieht, ist das kein Travers oder Renvers sondern schlicht schief. Fehlbelastet wird dabei vor allem die zum Pferd gesehene äußere Schulter, bzw. das entsprechende Vorderbein. Den Hinterbeinen passiert dabei eher wenig.
Zum zweiten: Versuch doch die Biegsamkeit des Pferdes erst einmal durch Volten, eventuell durch Flexionen, zu erhöhen, ehe du es im Seitengang versuchst.
Sollte es auf Volten eigentlich schon ganz schön gehen un dnur im Seitengang flöten gehen, gilt für Biegung und Abstellung dies:
Auf der steifen Seite des Pferdes wird mit viel Biegung und wenig Abstellung geritten.
Auf der hohlen Seite des Pferdes wird mit viel Abstellung und wenig Biegung geritten.

Travers würde ich äußerst sparsam einsetzen, solange es mit der Geraderichtung große Schwierigkeiten gibt. Ich würde es auf der Hohlen Seite des PFerdes überhaupt nicht reiten, da es deine Probleme nur verschärft. Auf der steifen Seite kann es hilfreich sein. Schulterherein ist die sicherere Variante, zur Förderung der Geraderichtung.

auf der hohlen Seite des Pferdes (da wo es gern den Popo in die Bahn schiebt und sich traversartig bewegen möchte) hilft es, Volten in Außenstellung zu üben und darauf zu achten, dass die Hinterhand des Pferdes möglichst in der Spur der Vorhand läuft. Das wird anfangs nicht möglich sein. Das Pferd wird die Kruppe innen behalten, aber es muss sich immerhin andersherum biegen. Im Laufe der Zeit schaffst du es dann immer mehr, die Kruppe auf die Spur der Vorhand zu stellen - das entspricht dann schon fast renversartigem Reiten auf der Geraden. Aber anfangs begnügst du dich wirklich mit schlichter Außenstellung.

Viel Spaß

Offline donau

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Re: Travers, Renvers, Traversalen
« Antwort #2 am: 28.08.08, 10:29 »
zu frage eins: die mehrbelastung eines deutlich schiefen pferdes liegt auf dem vorderbein der steifen seite *michesgeanschliess* in deinem fall rechts. das pferd hängt wohl also der beschreibung nach auf der rechten schulter. und genau die sollte "leicht" werden, um das pferd gerade zu richten. das schwache hinterbein ist das linke, hier auch ständig drauf achten, dass es unter den körper tritt, weil das pferd dieses hb möglichst entlasten will.

zum leicht-werden der schulter ist travers eher kontraproduktiv, weil es dazu verleitet die eine oder andere schulterstütze zu suchen. ausserdem zeigt es dem pferd einen einfachen weg, sich zu entziehen, durch hintern in die bahn und biegung verweigern, also genau das, was das tier jetzt auch schon macht. schulter vor und sh auf der gerade bzw. am zirkel, zirkel verkleinern ud vergrößern unter anpassung der biegung an den jeweiligen radius sollte zuerst einmal die beweglichkeit in den rippen bzw. schultern sicher stellen. damit kannst du dann sicher die vh auf die hh einspuren. und erst dann, wenn die schultern frei und unter kontrolle sind, ist die biegung bestimmbar, und dann erst macht travers sinn.

das experiment, travers ohne biegungskontrolle reiten zu wollen, hat mir eine nette schiefe im galopp eingebracht, gegen die ich jetzt ein jahr angeritten bin. und rechts rum muss ich immer noch aufpassen *seufz*, vorallem beim zulegen. habe daraus gelernt, immer erst schultern leicht machen, und die biegung/geraderichtung kontrollieren ;)
Wer auf seinem Standpunkt beharrt, darf sich nicht wundern, dass er nicht weiterkommt...

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Re: Travers, Renvers, Traversalen
« Antwort #3 am: 28.08.08, 18:48 »
Hallo! Danke erstmal für eure Antworten!

esge, klar, ein schiefes Pferd ist schief  ;)
Ich hab die Begriffe Renvers und Travers auch mehr dazu verwendet, die Bewegung zu beschreiben bezüglich Abstellung, Stellung und Bewegungsrichtung - die positiven Effekte der Seitengänge haben wir natürlich nicht. Es ist nur, das Pferd ist wie eine Schlange  :-X fürchterlich. Nicht steif-schief, sondern beweglich-schief und das in alle erdenklichen Richtungen, bevorzugt aber wie oben beschrieben.
Also, ich frag in erster Linie deshalb weil ich halt eine Schwäche in der Hinterhand vermute. donaus Angabe würde zu meinen übrigen Beobachtungen passen. Dass zeitgleich dazu auch ein Vorderbein überbelastet wird ist jetzt zweitrangig sozusagen.
Ich will mit diesem Pferd ja auch gar keine Seitengänge reiten, sondern sie sozusagen ausmerzen  ;D Da sind jetzt eh noch so geschätzte 100 andere Baustellen wie Takt, Anlehnung, überhaupt das Annehmen irgendwelcher Schenkelhilfen, das Geraderichten und Muskelaufbau. Werde jetzt wohl auch nochmal zum Longieren zurück gehen und eine gesunde Haltung an der Longe erarbeiten bis genügend Rückenmuskulatur vorhanden ist um an den anderen Baustellen zu arbeiten. Danach werde ich aber gerne an deine Vorschläge gehen, die Volte in Außenstellung klingt sehr interessant, habe ich noch nie so gehört.
Gleiches gilt für donaus Tipps, die werde ich wohl auch erst in einiger Zeit anwenden können. Schulterherein ist dann sicher eine sicherere Variante bei diesem Pferd als Travers und Renvers.

Zum Pferd 2: Volte und dergleichen macht überhaupt keine Probleme, da gibt die Stute genau so viel Stellung wie benötigt. Es ist wirklich nur ein Problem in den Seitwärtsgängen, dass sie sich hier ein wenig versucht zu drücken und steif im Hals macht. Sie ist das Gegenteil von Pferd 1 - bietet eher zu wenig an als zu viel, ist von sich aus sehr gerade und spurt exakt mit der Hinterhand in die Trittsiegel der Vorhand, aber lässt sich ziemlich bitten wenn es um Seitengänge geht.
Im Moment arbeite ich nur im Schritt. Sie ist nicht mein Pferd weswegen ich da nicht so einfach mit richtigem Flexionieren anfangen kann (was ihr sicher gut tun würde in Bezug auf Beweglichkeit des Halses), aber ich habe ein wenig daran gearbeitet, sie vom Sattel aus auf das Anheben der Hand zu konditionieren, sodass sie sich dadurch schon leichter in die Stellung bringen lässt als durch das frühere rückwärts Einwirken der Besitzerin.

Danke erstmal für die Tipps! Bei der Stute also erstmal die Beweglichkeit des Halses weiter verbessern und nur wenig Abstellung mit ordentlicher Biegung reiten.
Werde es ausprobieren und mich zurückmelden!  ;)
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Re: Travers, Renvers, Traversalen
« Antwort #4 am: 31.08.08, 20:33 »
Hallöchen!
Pferd 1 ist schon viel gerader!  :D Hab ja gerade erst angefangen mit ihm und da hat sich innerhalb einer Woche irre viel getan, kaum zu glauben. Jetzt geht es natürlich langsamer voran, aber wenigstens bin ich die Sorge mit der extremen Schiefe los. Schief ist er natürlich immer noch, aber ich habe den Go-Knopf gefunden und er kommt langsam in Fluss.  ;)

Pferd 2 konnte ich seitdem nicht mehr reiten. Ich habe aber der Besi die Tipps weiter gegeben und werde mich erkundigen, ob sie sie inzwischen angewandt hat.

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