Wer so als Liebhaber der klassischen Dressur nach Jerez fährt, wird vermutlich auch die dortige Reitschule, die sich königlich nennt, besuchen. Entweder zu einer Vorstellung oder zur Morgenarbeit.
Wir hatten uns für die Morgenarbeit entschieden.
Nachdem uns äußerst unfreundliche und arrogante Wächter der Tugenden den umständlichsten Weg zu den erlaubten Zuschauerrängen gezeigt hatten (da, wo man nicht sitzen durfte war offen, da wo man hinmusste war mit einem Seil zugehängt, ist doch völlig logisch, oder?), nahmen wir also Platz. Meine Erwartungen waren nicht besonders hoch, da ich vor 6 Jahren schon äußerst gemischte Reiterei dort gesehen hatte.
Diesmal war es nicht gemischt.
Diesmal war es einfach nur unterirdisch schlecht. Und es konnte einem schlecht vom Zuschauen werden.
Habt ihr schon mal gesehen, wie auf ländlichen Abreiteplätzen, vornehmlich Springen, Pferden der Kopf rhythmisch nach rechts und links gezerrt wird, natürlich in überrollter Manier? Genau dies war in mannigfaltiger Ausführung in Jerez zu sehen, bloß auf Kandare. Die einzige Bewunderung nötigten mir die Pferde ab, die das äußerst geduldig über sich ergehen ließen und in den wenigen Momenten, wo sie mal nicht herumgezerrt wurden, erstaunlich gut liefen. Klar, die wenigen Piaffen die wir sahen, waren völlig auf den Kopf gestellt und das lockerste war die hüpfende Hinterhand und die klatschende Gerte des Bereiters. Die Passagen waren spektakulär aber zeigten so lange hintereisen, dass ein SChmied die Nägel hätte nachziehen können. wo an der Hand Schulsprünge geübt wurden, waren die Pferde so eng ausgebunden, dass meines sich nur noch auf den Boden geworfen hätte. Dazu wurde kräftig draufgedroschen. Die Musik übertönte zum Glück die Sinfonie der schlagenden Gerten.
Was dort zu sehen war, war die Bändigung der wilden Bestien Hengst. Und ein völliges Chaos, wo offensichtlich niemand zuständig war. Jeder riegelte so vor sich hin. Bei keinem Reiter konnte ich in der 3/4 Stunde die wir zusahen, ein Konzept in der Arbeit erkennen, einen systematischen Aufbau oder ein Thema, das gerade in Arbeit war. Es war ein Gruselerlebnis durch und durch.