Und, ja, wir schaffen das.
Ich bin selten so begeistert gewesen. Am Freitagabend des Kurses wollte ich eigentlich nicht mehr hinfahren, aber am Sonntagabend war ich nur noch ein glücklicher Mensch mit einem sehr glücklichen Pferd.
Mein Pferd ist kaum wieder zu erkennen. Es fehlte an allem. An der Anlehnung, am Vorwärts, am Sitz.
Als erstes war die Anlehnung dran, dass meine Kleine sich traut über den Zügel mit mir zu sprechen war ihr nicht geheuer, aber mittlerweile sagt sie mir so sehr deutlich, was sie gerade so bewegt. Fangen wir mit der Arbeit an, fängt sie am Ende der Warmreitphase deutlich an zu Kauen: Los jetzt, lass uns arbeiten. Und so geht es dann die ganze Zeit so. Fühle ich nichts, mache ich gerade irgendetwas falsch. Deutlicher geht es kaum. Sie trägt sich dann die ganze Zeit sehr schön selber, ich habe kaum etwas in der Hand, lediglich beim Stellen und bei der Kontrolle am äußeren Zügel ist schon mal mehr Druck. Ansonsten habe ich plötzlich sehr viel Pferd vor mir.
Die zweite Baustelle war schwieriger, das Vorwärts überhaupt und dann noch Vorwärts mit Zügelkontakt. Sie hat als erstes gar nicht gewusst was sie soll. Laufen? Energisch? Wie schreibt man das? Bei aller Liebe, aber dieses untertourige gejogge nach Penquitt hat mir mein Pferd doch echt fast platt gemacht. Am Sonntag des Kurses hat mein Pferd dann gezündet, sie wusste plötzlich wozu die HH da ist und das Papa ein Vollblüter war.
Ich muss es ehrlich gestehen, ich hatte Tränen in den Augen, als sie die erste Diagonale so richtig schon lang und mit Schwung mit Schwebephase und schöner Anlehnung mit mir herunter gesaust ist. Den Zuschauern ging es fast nicht anders.
Ich habe ein neues Pferd. Sie läuft mit Ausdruck, Kraft, Leichtigkeit, Esprit und Brio. Ein Traum.
Über meinen Sitz, nun ja, da ist noch viel zu tun, aber der Fall scheint nicht rettungslos zu sein, Verbesserungen sind schon beobachtet worden.
Nur eines geht definitiv nicht mehr: reiten im Westernsattel. Ich kann es nicht mehr und die Kleine mag es auch nicht mehr, ich bin dann so unkommunikativ. Und sie fällt mir ständig auf die VH, das ist mir vorher auch nie aufgefallen.
Und so bin ich weiter auf der Suche nach einem Sattel, habe gerade drei zur Anprobe da.Nebenbei Unterricht zu organisieren, da die RL erst ab drei Leuten kommt. Und hinfahren kann ich nicht mangels Zugwagen.
Ich bin einfach nur restlos begeistert, mit wie wenig Anstrengung, Aufwand, Kraft, Zügel und überhaupt man ein Pferd reiten kann und dann auch noch in so toller Haltung und Bewegung.
Was wir derzeit üben ist das gezielte Einnehmen der Dehnungshaltung. Im Schritt schon sicher, im Trab manchmal noch ausgenutzt zum Rumglotzen, aber das ist wohl eher eine Frage des Timings bei mir.
Ich denke, ich werde jetzt häufiger bei den Klassikern vorbeischauen, bei der klassischen Reiterei fühle ich mich jedenfalls sehr gut aufgehoben.