Autor Thema: Tipps für einen schwingenden Rücken gesucht  (Gelesen 25569 mal)

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Offline swirlTopic starter

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Mein Wallach (18) macht sich im Rücken schnell fest. Beim Reiten läßt er sich zwar noch einigermaßen lösen, aber an der Longe keine Chance. Beim Longieren hält er seinen Rücken eisern fest, obwohl er sich fröhlich vorwärts-abwärts streckt. Generell ist er auch schnell mal klemmig, was ich auch beim Reiten einfacher in den Griff bekomme als an der Longe.

Ich habe ihn kürzlich komplett durchchecken lassen. Der Rücken ist zwar im Moment wenig bemuskelt, aber ansich völlig locker und unempfindlich. Es fiel auch auf, daß er seine Bauchmuskeln wohl nur sehr sparsam einsetzt. Scheint so, als hätte er schlichtweg vergessen, daß man mit dem Rücken auch noch schwingen kann. So, jetzt frage ich mich, wie kann ich ihm das Loslassen im Rücken wieder schmackhaft machen?

Er ist vom Körperbau her eher quadratisch mit einem tief angesetzten, langen Hals. Also insgesamt eher vorhandlastig. Die Vorderbeine stehen leicht rückständig.  Die HH ist gut gewinkelt, nur Muskulatur fehlt halt auch hier. Er wurde eine Weile kaum gearbeitet, daher sicher auch der aktuelle Muskelabbau. Jetzt kann ich wieder drei- bis viermal pro Woche etwas mit ihm machen und mir scheint, ich sollte jetzt nochmal bei den Basics anfangen - mit Longen- bzw. Bodenarbeit.

Ich bin gespannt auf eure Anregungen.

« Letzte Änderung: 17.11.07, 14:57 von swirl »

Offline swirlTopic starter

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Re: Tipps für einen schwingenden Rücken gesucht
« Antwort #1 am: 19.11.07, 13:32 »
Oh, gar keine Resonanz  ???

Ist es möglich, die Frage ins Dressur-Forum zu verschieben?

Offline idgy

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Re: Tipps für einen schwingenden Rücken gesucht
« Antwort #2 am: 19.11.07, 13:48 »
Hallo Swirl,

wie loest du ihn denn beim Reiten? Im Grunde wuerde ich das an der Longe genauso versuchen. Also viele Uebergaenge verlangen, Tempounterschiede machen lassen, Zirkel verkleinern, vergroessern.

Wenn Du ihn aber generell beim Reiten besser lockern kannst an der Longe, sehe ich nicht, warum du ihn dann longieren moechtest? Auch gutes Longieren will gelernt sein, vielleicht hast du jemanden, der da mal draufguckt, was fehlt? So spontan, aus der Ferne wuerde ich ja sagen, der Motor, also die Hinterhand fehlt...

lg Anne

Offline apollonia

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Re: Tipps für einen schwingenden Rücken gesucht
« Antwort #3 am: 19.11.07, 14:28 »
Hallo Swirl,

spontan fällt mir dazu Cavalettiarbeit an der Longe in der ganzen Bahn ein. Vobei dann aber ganz doll aufgepaßt werden muss, dass er nicht überfordert wird (fehlende Muskeln!) und am Ende Muskelkater hat. v/a und aktive HH, da kann er kaum noch den Rücken festhalten.

Offline Tüpfel

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Re: Tipps für einen schwingenden Rücken gesucht
« Antwort #4 am: 19.11.07, 14:38 »
Hi swirl, wie ist dein Herr Pferd denn "zu Fuß" ? Ist er eher geschickt ? Stolpert er öfter? Wie reagiert er wenn ja ? Neigt eher zu kurzen schnellen Schritten,Tritten und Sprüngen oder bewegt er sich eher ruhig und lang ? Wie longierst du denn ?
Grüßle  vom Tüpfel

Offline swirlTopic starter

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Re: Tipps für einen schwingenden Rücken gesucht
« Antwort #5 am: 19.11.07, 22:26 »
@ Idgy:
Ja, korrektes Longieren ist wirklich nicht einfach und im Grunde mag ich es auch nicht besonders. Vielleicht liegt da das eigentliche Problem... Ich habe halt oft nur eine halbe Stunde Zeit am Stall und da lohnt sich das Satteln nicht. Deshalb muss ich mich jetzt doch mit dem Thema Longieren auseinandersetzen und irgendwie freue ich mich inzwischen sogar drauf  ;D. Guter Tipp, mal jemanden draufschauen zu lassen. Das werde ich machen.

Das mit dem fehlenden Motor ist schon richtig. Ich würde sagen, unser Hauptproblem.... auch beim Reiten. Ich habe es zwar mittlerweile einigermaßen im Griff, aber so richtig vor dem Schenkel ist er trotzdem nicht und sobald ich an einer anderen Baustelle arbeite fällt er ganz schnell wieder in alte Gewohnheiten zurück.

@ apollonia
Mit Cavaletti-Arbeit an der Longe habe ich jetzt angefangen. Mal sehen, wie das anschlägt. Bisher hält er auch dabei den Rücken fest. Welches Tempo ist denn dabei sinnvoll? Rein gefühlsmäßig würde ich sagen, für den Anfang eher sogar etwas untertourig??


@Tüpfel:

Hi swirl, wie ist dein Herr Pferd denn "zu Fuß" ? Ist er eher geschickt ? Stolpert er öfter? Wie reagiert er wenn ja ? Neigt eher zu kurzen schnellen Schritten,Tritten und Sprüngen oder bewegt er sich eher ruhig und lang ? Wie longierst du denn ?
Grüßle  vom Tüpfel

Er ist insgesamt momentan eher steif und er hat schon immer Probleme mit der Balance. Beim Reiten stolpert er ab und zu mal (vor allem dann, wenn er eh schon den Rücken wegdrückt), läuft dann aber wie vorher weiter. An der Longe stolpert er nicht.
Im Schritt und Galopp bewegt er sich ruhig und lang (tritt im Schritt drei bis vier Hufbreit über). Im Trab kommt er schnell mal aus dem Takt und wird dann eilig und fest. Im Grunde kann er innerhalb von ein paar Runden die ganze Palette hinlegen. Von zäh bis klemmig über eilig bis zu einem netten Arbeitstempo.
Ich longiere mit einem (eher labberigen) Kappzaum.


Krümel 99

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Re: Tipps für einen schwingenden Rücken gesucht
« Antwort #6 am: 19.11.07, 22:35 »
mein Lieblingsrezept für den schwingenden Rücken und für Longiermuffel ist Dual Aktivierung  8) damit haben meine Tiere ganz schnell das anspannen der bauchmuskeln gelernt ..  sehr effektiv und wirkungsvoll ohne das man Longierlehrgänge und kurse belegen muss..

Cavalettiarbeit mach ich aber trotzdem auch ganz gerne zwischendurch  8)

Offline Tüpfel

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Re: Tipps für einen schwingenden Rücken gesucht
« Antwort #7 am: 20.11.07, 08:55 »
ok swirl, so ich das jetzt aus der Ferne einschätzen kann  ;), würde ich meinen, dein "Gefühl" ist goldrichtig. Natürlich nur aus meiner persönlichen Sicht  ;D. Du wirst bei einem Pferd, welches sich im Trab noch nicht gefunden hat, mit "schwungvoller Cavalettiarbeit" - sogut sie auch eigentlich für den Rücken ist - oder mit hinten Motor anwerfen, die Probleme nur verstärken. Er hat so wie du es schilderst keine Balance im Trab und noch keinen Weg für sich gefunden sich darin zu entspannen. Mein Tip wäre erarbeite einen Trab in Losgelasenheit an der Longe : ruhigen Schritt und dann das Antraben nur ganz, ganz untertourig nur soviel, wie Pferd den Hals entspannt läßt. Nicht groß treiben, mehr hineinfallen lassen. Wenn Spannung aufkommt, wieder Schritt und esrt wenn der Schritt ruhig und gelassen ist, ganz beiläufig ruhiges trabanschlumbeln. Wichtig ist auch, daß der Schritt gelassen ist, also KEIN dynamisches, weites Vorgreifen, was bei einem wie von dir beschriebenen Pferd eher zur absoluten Schulterbalance führt, sondern ein ruhiges, fast langsames entspanntes gehen- noch nicht mal ein Schreiten.
Keine Angst, beim langsamen gehen und lockeren Schlumbeltrab, schadest du deinem Pferd nicht sondern du versetzt es in die Lage zu entspannen, DER Voraussetzung für richtig arbeitende Muskulatur. Wenn dein Pferd über einige Runden einen solchen locker-flockigen Schlumbeltrab halten kann, DANN kannst du VORSICHTIG versuchen etwas mehr Dynamik und Energie anzufragen, aber immer ruhig und langsam mehr werdend. Nicht zackig. Also mit Stimmhilfen in den bestehenden Rhythmus des Trabes eingebette, diesen langsam forcierend. Es dauert so etwas länger, aber du bekommst eine optimale Balnce und vor allem eine sehr gute Losgelassenheit. Am Anfang ist die Geduld und die Konsequenz wichtig, bei JEDER aufkommenden Spannung sogleich wieder in den Schritt zurückzuführen und diesen zu gelassen zu gestalten.
Beim Reiten kannst du das ähnlich aufbauen. Ruhigen, eher untertourigen, gelassenen Schritt, daraus "in den Trab fallen" anfragen und allererste Priorität auf Ruhe und Gelassenheit legen, vor " Vorwärts" au falle Fälle vor"Antritt" und vor "Dynamik".
Dich als Reiter und Longenführer wird es sehr für die Spannungssteigerung und das passende Bewegungsmaß sensibilisieren und dich sehr mit deinem Pferd vereinen. Es wird, so du es einfühlsam und dich zurücknehemend angehst, eine Übung fast wie eine Meditation werden (oooohhhhmmm), bei der du dich ganz in dein Pferd versinken lassen kannst. Jaaaa, ich weiß, jetzt gibt es bestimmt wieder wildes Kampfgebrüll im Forum  ;D ;D ;D. - aber ich stehe zu dieser Aussage !

Das Beste aber ist, daß eine Bewegung, welche aus der Losgelassenheit geboren wird, dem Pferd förderlich ist, und die Muskulatur, die du brauchst-z.B. die Bauchmuskulatur- wirklich aufbaut, dabei die Gelenke schont und mit zeitlich geringem Aufwand, eine durchaus vorzeigbare Verbesserung bringen wird.
Denn langsame weiche Bewegungen bringen optimalen Muskelaufbau und optimale Kraftentwicklung und in diesem Fall Balance.

Wenn das erreicht ist, DANN ist der beste Zeitpunkt, über Cavalttiarbeit das Ergebnis zu optimieren.
Grüßle vom Tüpfel 

esge

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Re: Tipps für einen schwingenden Rücken gesucht
« Antwort #8 am: 20.11.07, 09:28 »
Hm, alles schön und richtig.

Aber ziemlich wichtig finde ich, dass klar wird, dass ein schwingender Rücken nichts ist, was man mal eben wie eine Lektion einüben kann.
Gerade bei kurzen Pferden ist ein schwingender Rücken einfach das Ergebnis von zum Teil jahrelanger, systematischer, richtiger Ausbildung. Diese Ausbildung besteht aus vielen, vielen Komponenten mit immer wieder wechselnden Strategien. Es gibt kein Rezept dafür.
guter Unterricht, gezielte Pferdegymnastik, ein mitfühlender, mitschwingender Reitersitz, ein, zwei Jahre Ausbildung für beide, dann wird es auch einen schwingenden Rücken bei deinem Pferd geben.


Offline Tüpfel

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Re: Tipps für einen schwingenden Rücken gesucht
« Antwort #9 am: 20.11.07, 09:51 »
Wahre Worte esge !

esge

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Re: Tipps für einen schwingenden Rücken gesucht
« Antwort #10 am: 20.11.07, 09:56 »
Trotzdem entschuldige ich mich - ohne den Inhalt in irgendeiner Weise zurücknehmen zu wollen! - bei Swirl für diese Antwort. So eine kriegt man nicht gern. Und vermutlich würde sie gern Unterricht nehmen und es geht aus hundert Gründen nicht.  Leider funktioniert es aber nur so.

Offline idgy

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Re: Tipps für einen schwingenden Rücken gesucht
« Antwort #11 am: 20.11.07, 10:05 »
Tuepfel,

da stimme ich dir zu, das mit dem untertourigen Traben hat bei meinem Zausel auch sehr viel gebracht. Allerdings bei uns in KOmbination mit Tempounterschieden und Uebergaengen. Wobei ich mir durchaus vorstellen kann, das es auch Pferde gibt, bei denen man wirklich erst mal nur an der Losgelassenheit im langsamen Trab arbeitet. Ich habe das dieses Jahr auf einem (Reit)-Kurs vor allem in Kombination mit Stellung und Biegung gelernt, allerding hab ich keine Ahnung, wie man den Stellung / Biegung Teil an der Longe ersetzt?

lg Anne

Offline Hexle

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Re: Tipps für einen schwingenden Rücken gesucht
« Antwort #12 am: 20.11.07, 12:07 »
in einem Trailkurs haben wir unter anderem einen Stangenstern in eine Reithallenecke gelegt ..das Pferd muss sich dann mehr oder weniger biegen dabei weit untertreten - die pferde wurden durchweg deutlich beweglicher und aktiver im rücken  :D deswegen nehm ich das heut auch gern noch ins Longiergeschehen rein .. weil sie dann einfach müssen, ohne dass ich irgendwas erzwingen müsste .. die "wand" biegt sie (mehr oder weniger - auf jeden fall mehr und effektiver als ich es mit der Longe könnte und die Stangen sorgen für die aktive hinterhand und bauchmuskulatur) das funktioniert sehr gut auch im Schritt udn erst wenn das klappt im Trab
« Letzte Änderung: 20.11.07, 12:10 von Hexle »
Du wirst sicher nicht jedes Ziel erreichen, dass du dir gesetzt hast. Du wirst aber ganz sicher kein Ziel erreichen, dass du dir nicht gesetzt hast...

Offline zaino

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Re: Tipps für einen schwingenden Rücken gesucht
« Antwort #13 am: 20.11.07, 12:25 »
*pieps* - u. wenn offensichtlich noch so viel Balance u. Körpergefühl beim Pferd fehlen, warum dann nicht raus ins Gelände gehen, draussen im Wald über Stock und Stein, bergauf, bergab, gemächlich, am möglichst langen Zügel, bei Gestolpere halt in Gottes Namen die erste Zeit an der Hand,
u. schönes langes aber kontrolliertes Galoppieren - aber das nur, wenns ausbildungstechnisch schon möglich ist von Seiten des Pferdes u. vom Mut u. Vertrauen der Reiterin?
Oder auch langes gleichmässiges Traben?
Banal aber wirkungsvoll. Steife Hektiker werden nach einer Weile DurchdenWaldstapfen ruhiger und bedachtsamer, spätestens wenn sie 2-3x gestolpert u. übereilt in ein Sumpfloch getappt sind, "setzen" die sich, zumindest schon mal mental.

Nur so als Vorübung und damit das Longenproblem nicht aus Mangel an Repertoire u. wg. chronischer Langeweile zum K***programm werden?

esge

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Re: Tipps für einen schwingenden Rücken gesucht
« Antwort #14 am: 20.11.07, 14:21 »
*Banal aber wirkungsvoll. Steife Hektiker werden nach einer Weile DurchdenWaldstapfen ruhiger und bedachtsamer, spätestens wenn sie 2-3x gestolpert u. übereilt in ein Sumpfloch getappt sind, "setzen" die sich, zumindest schon mal mental.

Ehrlich gesagt habe ich bei uns in Hessen niemals Strecken gefunden, die lang genug wären um dieses Ziel zu erreichen. Oder mein Pferd hätte besonders viele Kilometer gebraucht. Je nach Grundzustand des Pferdes hätte ich Angst, das Pferd vorher auf den Beinen kaputt zu reiten, ehe es sich mal entspannt. Das taugt nur für Pferde, die aus Stallmut hektisch sind. Für Pferde, die aus Gleichgewichtsgründen im Rücken fest udn auf der Flucht sind jedoch nach meiner erfahrung nicht. und bei einem 18järhigen PFerd wäre mir das risiko zu hoch.