Autor Thema: Meilensteine der PFerdeausbildung  (Gelesen 79181 mal)

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Offline tara

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Re: Meilensteine der PFerdeausbildung
« Antwort #30 am: 04.09.07, 14:19 »
Ich hätte das Pferd noch hundert Jahre geradeaus traben können, ohne dass er jemals die nötigen Voraussetzungen für das Trabschulterherein bekommen hätte,

OT: zeigt sich da nicht auch ein großer Unterschied von 'barocker' Ausbildungsweise zu 'FN'-Schule? ei den 'Barocken' ist SH ein Mittel zum Zweck, bei FN eine höhere Lektion, die irgendwann in ferner Zukunft, wenn das Pferd so weit ist( wie kommt es dahin?), geritten wird.

so, weiter mit den Meilensteinen: hab mal etwas in meinem Hirnkastl gekramt: einer war, als ich, die ich immer Westernreiten wollte, mit meinem Pferd in Westernsattel und Snaffle with Shanks Dressurstunden (iberisch) genommen habe. nach einer Galopp-Diagonalen, die ich eigentlich im Außengalopp weiterreiten sollte, zeigte mein Pferd einen schön gesprungenen fliegenden Wechsel. Einige wochen zuvor beim Westernkurs haben wir uns vergeblich abgemüht. Das war der Wink mit dem Zaun, welchen Weg ich /wir weiterverfolgen sollen.
Ein weiterer Knoten platzte, als ich dann irgendwann von Western- zum Dressursattel wechselte. Wie einfach alles auf einmal ging! Mein Pferd konnte mich spüren, und ich ihn!
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Offline McFlower

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Re: Meilensteine der PFerdeausbildung
« Antwort #31 am: 04.09.07, 14:29 »
OT: zeigt sich da nicht auch ein großer Unterschied von 'barocker' Ausbildungsweise zu 'FN'-Schule? ei den 'Barocken' ist SH ein Mittel zum Zweck, bei FN eine höhere Lektion, die irgendwann in ferner Zukunft, wenn das Pferd so weit ist( wie kommt es dahin?), geritten wird.

Nein, meines Erachtens nicht! In den FN-Aufgaben taucht das SH erst ab M auf. Das heißt aber doch nur, dass erst ab M-Niveau gefordert wird, gutes Schulterherein zu zeigen. Das heißt nicht, dass man erst mit SH beginnnen sollte/darf, wenn die ersten L-Schleifen im Schrank hängen.

- Mein 4-jähriger Jungspund lernt jetzt gerade nach 12 Monaten unterm Sattel (in Zusammenarbeit mit einer FN-Reitlehrerin) das Schulterherein, als Mittel zur Kontrolle der HH. (Mitteltrab geht dagegen noch nicht wirklich)
- Ich habe letztens Protokoll bei einer A-Dressur geschrieben und einer der alt-ehrwürdigen typischen FN-Richter meinte: "Ohne Schulterherein wird kein Pferd A-fertig. Erst mit Schulterherein beginnt die Dressurausbildung. Alles andere vorher gehört zur Grundausbildung."
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Offline Netto

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Re: Meilensteine der PFerdeausbildung
« Antwort #32 am: 04.09.07, 14:30 »
Ich fürchte, ich hab mich missverständlich ausgedrückt. Ich meinte damit nicht, daß das pferd von sich aus dann plötzlich mal piaffiert - aber wenn man die Pferdeausbildung für das Pferd logisch aufbaut, kann es den Hilfen folgen und kann so eine Lektion überraschend schnell erlernen. Sprich: Reiter sitzt korrekt am Pferd, gibt die korrekten Hilfen und Pferd kann gar nicht anders als wie gewünscht zu reagieren. Bekommt im Ansatz schon positives Feedback vom Reiter - somit Bestätigung - somit weiß Pferd: ah, gut, das meint sie/er und kann mit weiterem Selbstvertrauen reagieren. So ergeben sich die Lektionen wie von selber.
Wenn ich beim jungen Pferd nie einen seitwärtstreibenden Schenkel einsetze, weil das pferd ein heißes eisen ist und ich es nie an den Schenkel gewöhnt habe, dann werd ich mich beim jedem Schultervor/herein/Traver/Renvers etc extrem schwer tun und diese Lektion kann nie korrekt durchgeführt werden.
Das meine ich mit "logischen Aufbau". Ich muss auch mein Pferd zb an den äusseren Schenkel im Galopp gewöhnen (daß der einfach "da" ist und nichts böses will  ;)) - sonst wird das mit den Fliegen etc auch bischen schwierig.
Aber wie gesagt: führe ich das Pferd von anfang an entsprechend in die Richtung, bereite alles vor - dann ergeben sich die Lektionen, sie werden dem Reiter durch konsequente und logische (für das Pferd) Vorbereitung quasi von "selber". Der Betrachter am Boden wundert sich, wie unspektakulär das Pferd die Traversale zb versteht und nach 2 oder 3 Tagen problemlos ausführt.
Und ich bin der Meinung, daß es für 1 Ausbildungsproblem mehrere Lösungsansätze gibt. Hat ein Pferd zb Galoppprobleme - kann ich es zb nur mal im Schritt arbeiten. Ich kann es aber ebenso mal nur im Gelände arbeiten und am Feld einfach galoppieren - dort haben die wenigsten Pferde mit der Balance ein Problem. Ich kann ebenso mit Doppellonge oder sonstigen Bodenarbeitübungen an das Problem herangehen. Ich habe auch schon gesehen, wie ein Pferd über die Piaffe an einen bergauf Galopp geführt wurde.
Lektionen sind nichts anderes als Ausbildungsschritte in meinen Augen. Sie sind keine Prüfsteine um zu sehen, ob das Pferd korrekt ausgebildet wurde - sondern Tools DAMIT ich das Pferd ausbilden kann. Und nicht jedes Tool muss eingesetzt werden sondern immer das, welches dem Pferd, Reiter, Situation, Ausbildungsstand etc. entspricht.
Ich muss es immer im Gesamtpacket betrachten und muss ausserdem immer auf die täglichen Gegebenheiten reagieren. Heute kann es sein, daß ich mein Pferd in Ruhe und Versammlung aufwärmen muss - morgen braucht sie das Vorwärts. Ich muss als Reiter das Feingefühl haben, dies zu erkennen - habe ich es nicht, dann hilft eben guter Unterricht.
Es gibt wohl da mehrere Gesichtspunkte: will ich dem Pferd die Piaffe (nur als Beispiel) beibringen, damit das Pferd piaffiert? Oder weil ich die Hinterhand aktivieren will, vermehrt Muskeln aufbauen will, Pferd mehr auffordern will unter dem Schwerpunkt zu treten und sich ingesamt somit besser gymnastizieren läßt? Das muss jeder für sich entscheiden.
Halbe Tritte habe ich von meinem Pferd als 4jährige begonnen zu fordern unter Aufsicht vom Trainer - aber nicht um auf die Piaffe hinzuarbeiten - sondern um die Hinterhand aktiv zu bekommen, zu schwingen, federn, den Rücken frei zu machen, die Schenkelhilfen zu akzeptieren, - auch die Gerte als "Taktstock" usw usw. All diese Dinge dringend notwendig bei Ms. Feuerstuhl.... nur eines weiß ich: die Piaffe wird dann irgendwann mal für sie einfach eine logische Fortführung des ganzen Sein. Und somit kein Stress. Oder eine körperliche Überforderung. Denn auch das MUSS ich beachten: ich kann und darf nichts von meinem Pferd verlangen, wozu es mental oder körperlich schlichtweg nicht in der Lage ist. Auch da wieder - wie Hexle (*wink*) so nett geschrieben hat - der Trainer, der aber oft genug sagt: los, trau Dich, Ihr seid so weit!

War das jetzt noch irgendwie verständlich?
Bleep!

esge

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Re: Meilensteine der PFerdeausbildung
« Antwort #33 am: 04.09.07, 15:03 »
War es  :D
Nur dass eben die Lektion vor sich hinreift in der Arbeit und entsteht. Ich trenne die Vorbereitung nicht von der Lektion. Auch aus den halben Tritten wird ja nicht irgendwann schwups die reife Piaffe, sondern aus den halben Tritten wird eine kleine Piaffe mit etwas vorwärts, dann eine kleine Piaffe am Platz, und iiiiiirgendwann ist es vielleicht mal eine schulgemäße Piaffe.

Das finde ich übrigens an den Fliegenden Wechseln so schwierig: Alle anderen Lektionen kann man langsam anfangen und sich reinarbeiten. bloß diese dusseligen Fliegenden - die kommen oder kommen nicht, grummel. DA hat man wirklcih fast nur die Wahl, die Vorbereitung entsprechend zu gestalten - zumindest bei einem Pferd, das auch 6-m-Volten noch lächelnd im außengalopp erledigen kann und keinen Sinn im Wechseln sieht.  ::) na, auch diese Hürde haben wir inzwischen genommen, aber DAS fand ich schwerer als das ganze Piaffegedöns *schnauf*

Offline tara

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Re: Meilensteine der PFerdeausbildung
« Antwort #34 am: 04.09.07, 15:30 »

Das finde ich übrigens an den Fliegenden Wechseln so schwierig: Alle anderen Lektionen kann man langsam anfangen und sich reinarbeiten. bloß diese dusseligen Fliegenden - die kommen oder kommen nicht, grummel.

liegt das daran, daß es 'Galopp-Tiere' und 'Trab-Tiere' gibt?
Mein Russentier ist eindeutig ein Galopp-Tier, er wechselt in allen Lebenslagen, so wie er oder ich es brauchen. Die Stute einer Freundin ist eher ein Trabtier, fällt im Galopp immer mehr nach vorne, ihrem Gleichgewicht hinterher. Dafür piafiert sie sicher sehr schnell sehr nett.
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(Ralph Waldo Emerson, (1803 ‐ 1882)

Offline Tüpfel

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Re: Meilensteine der PFerdeausbildung
« Antwort #35 am: 04.09.07, 16:34 »
immer wieder interessant esge, wie unterschiedlich man die gleichen Worte versteht.  Ich hatte Nettos Worte jetzt so verstanden, wie sie meinte, aber bei nochmaligem Lesen, muß ich gestehen, hätte ich sie auch wie du interpretieren können ???
So wie du den "Weg" zu einer Lektion beschrieben hast, meine ich das auch. Allerdings nenne ich das dann erst "..." z.B. SH, wenn die Lektion in ihrer definierten Form, sprich als perfekte Lektion erreicht ist. Alle Vorübung nenne ich dann immer "...artig" also z.B. SH-artig, Piaffeartig, Traversartig... das heißt dann für mich, eine Bewegung im Sinne von... im Rahmen des aktuellen Ausbildungsstandes, also noch nicht in Perfektion sprich der "Lektion" als solches.

Puuh, das liest sich etwas wirr...  ::)konnte man mir folgen ? Das ist z.B. etwas, was ich anfänglich im Unterricht von PK falsch verstanden hatte. Er sagt z.B. auch SH zu den in meinen Augen SH-artigen Bewegungen. Eben in dem Rahmen, in dem sie schon möglich sind. Das war bei v. Neindorff anders und hat bei mir anfänglich für Verwirrung gesorgt.
Wenn ich es so sagen würde, könnte mein Tüpfel z.B. auch schon piaffieren, kann er doch gesetzte diagonale Tritte am Platz zeigen sogar schon in einem ganz brauchbaren Rhythmus, aber in meinen Augen ist das von einer Piaffe noch so weit entfernt, daß ich es nie so nennen würde.  ;)

Um wieder zurück zum Thema zu kommen ( Rundflug beendet ggg): natürlich kommt die Lektion nicht geflogen , so nach dem Motte "Plums, da issi", aber bei entsprechend sinnvoller Vorbereitung kommt zur gegebenen Zeit die Lektion in Perfektion auf die Anfrage hin heraus. WIE die Vorbereitung erfolgt, das muß dann wieder individuell gestaltet werden.

@EEK : wenn die Kurzzeitresultate, sprich die richtige Durchblutung der Muskulatur kontinuierlich positiv sind, sind sie es auch langfristig. Denn nur ein Muskel der in Losgelassenheit arbeitet und damit optimal durchblutet wird, baut sich auf.
Was Muriel im Bezug auf die Lektionen meinte (ich hoffe, ich gebe das jetzt richtig wieder - "Muriel! ?" -Kreisch) ist, daß die Lektionen die du reitest, ggf dem Ausbildungsstand deines Pferdes zum jetztigen Zeitpunkt noch nicht angemessen und damit nicht förderlich sind. Sprich, daß die Lektionen, die gymnastizieren sollen , selbst noch nicht genügend vorbereitet sind....hab ich mich verständlich ausgedrückt ? Eieiei ist dat immer wat mit der Sprache !

Grüßle vom Tüpfel   


Offline horsmän

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Re: Meilensteine der PFerdeausbildung
« Antwort #36 am: 04.09.07, 16:35 »
bin auch der Meinung:
nicht die "Lektion" selber zeigt den Stand der Ausbildung an, sondern die Qualität der Ausführung einer jeden Lektion
und im Grunde auch die Ausführung der GGA.

Gruss
horsmän

esge

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Re: Meilensteine der PFerdeausbildung
« Antwort #37 am: 04.09.07, 19:22 »
Und wo beginnen bei euch "Lektionen"? Bei mir ist auch ein Zirkel eine Lektion - denn gescheit geritten ist der ja nun auch nicht so einfach, wie jeder weiß, der sich schon mal akribisch damit beschäftigt hat. so beginnen die "Lektionen" doch im Grunde direkt nach dem Anreiten des jungen Pferdes. Sogar am Hufschlag gehen ist für so einen ganz grünen Youngster eine Lektion, die er erst allmählich lernen muss, für die er erst allmählich das nötige Gleichgewicht erlangen muss - und bis ein Pferd wirklich perfekt gerade gerichtet "einfach" am Hufschlag läuft fließt sowieso eine Menge Wasser den Rhein runter.
Also wo beginnen bei euch denn Lektionen? Erst beim Schulterherein? Das würde den einspurigen Hufschlagfiguren Unrecht tun, finde ich. Jede einzelne davon, wirklich (!) korrekt geritten, ist eine Lektion!
Ergo: Lektionen führen zur Rittigkeit - vorausgesetzt man nutzt sie geschickt und mit Hirn.  ::) Die weit verbreitete Art und Weise Zirkel zu reiten ist natürlich keien Lektion sondern ein Konditionstraining  ;D ::) Aber reitet mal bei einem gestrengen Lehrer RUNDE Zirkel im Schritt, Trab und Galopp, gleichmäßig gestellt und gebogen, losgelassen, getaktet, am inneren Bein und äußeren Zügel - das ist völlig unmöglich mit einem Pferd, das kein Schulterherein und Travers kennt! Aber jeder Depp reitet Zirkel - irgendwie. Udn wartet vielleicht ganz bescheiden darauf, dass die dinger endlich rund werden, weil er doch vorher nicht mit dem SH anfangen darf. Er wird lange warten!
Lektionen? schon das Aufsteigen auf ein still auf vier geschlossenen Füßen stehendes Pferd ist eine Lektion!

Offline Bernie

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Re: Meilensteine der PFerdeausbildung
« Antwort #38 am: 04.09.07, 19:40 »

Jeder denkt in Lektionen, ich ertappe mich ja auch dabei.

Aber - esge zustimm - alles dienst dazu, das Pferd schlussendlich geradezurichten. Ich teile es für mich selbst in Basisarbeit und eben dann die weiterführende Arbeit. Wobei die Hufschlagfiguren - korrekt geritten - und die Seitengänge zur Basis gehören, fliegende Galoppwechsel in die weiterführende.

Mir gefällt die Stufenleiter von Branderup  ;) recht gut. Wobei das ebenso ineinanderfließt wie die Ausbildungsskala.

Finde ich schön, dass hier mal erwähnt wird, dass FN-RL die Seitengänge auch vor M einsetzen, eben, weil sie einen Nutzen haben.

Man kann einfach nicht sagen, ich reite jetzt mal 3 Monate nur Hufschlagfiguren zB Ganze Bahn, Zirkel, Diagonale und meinetwegen noch einfache Schlangenlinien. Denn der Youngster drängt auf einer Hand mit der Hinterhand in die Bahnmitte, wenn er sich mit dem Reitergewicht angefreundet hat, bugsiere ich ihn schon in ein leichtes Schultervor - das er natürlich schon von der vorbereitenden Handarbeit kennt.

Wann beginne ich mit den eigentlichen Seitengängen? Nicht ZU früh. Mein Pferd muss das natürliche Gleichgewicht mit mir neu finden, dann wird das Vorwärts installiert, natürlich "erkläre" ich ihm dann die Hilfen, die er von der Handarbeit schon kennt, das ging dann sehr schnell und war ja schon bekannt und logisch. So macht man es dem Pferd sehr leicht, das Anreiten an sich ist ja schon aufregend für die Youngster.  :D

Und dann ist es wohl reine Gefühlssache. auf der linken Hand fällt er mir gerne mit der Hinterhand in die Bahn, dort probierte ich ein leichtes Schultervor, ganz minimal, es ist im Endeffekt fast ein Geraderichten (da ja vorher schief). Und so taste ich mich langsam vor, wieviel Abstellung möglich ist, ohne dass das Pferd aus dem Gleichgewicht kommt und ohne, dass der Gang verdorben wird. Dazwischen immer wieder frei vorwärts.

Seitengänge in Dehnungshaltung finde ich sehr interessant.

Den größten Stellenwert beim Gymnastizieren hat aber die Freude und die Motivation. Mein Pferd will immer mitmachen und wenn er mal nicht will, dann hat er seine eigenen Vorstellungen, was er machen möchte.  8) Es ist ein Dialog. Natürlich ist Gehorsam wichtig, aber stur Lektionen runterklopfen, das ist mir viel zu wenig. Das kann so weit gehen, dass das Pferd sich Sachen einfallen lässt, die mir gefallen könnten. Da ja Lob kommt, das ist eine ganz einfache Sache, positive Bestärkung.

lg

Bernie
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Offline Tüpfel

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Re: Meilensteine der PFerdeausbildung
« Antwort #39 am: 04.09.07, 20:37 »
Für mich sind die "Lektionen " alles, was vom  Arbeiten in den geraden und gerade gebogenen Grundgangarten im Arbeitstempo abweicht.  Also : erweiterte oder verkürzte und /oder versammelte Tempi, Wendungen aus dem Halten und aus der Bewegung, Seitengänge, Galoppwechsel, Rückwärtsrichten Pi und Pa    und alles was da sonst noch an höheren Schulen kömmt.

Das Reiten auf gebogenen Linien gehört für mich bei meinem Sprachverständnis nicht zu den Lektionen.  Aber wenn es so definiert werden soll, bitte, ich hätte damit überhaupt kein Problem.
Das korrekte Reiten des Zirkels ist nicht leicht. Ich teile allerdings nicht esges Meinung, daß ein Pferd dazu SH und Travers können muß / sollte. Wenn es das bereits kann, ist es natürlich einfacher ( oder auch schwerer ??). Es muß die Bedeutung der Zügel- , Schenkel- und Gewichtshilfen kenn, ja, aber diese müssen ja nicht unbedingt über die Seitengänge vermittelt worden sein.

Grüßle vom Tüpfel

 

Offline Netto

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Re: Meilensteine der PFerdeausbildung
« Antwort #40 am: 05.09.07, 09:28 »
Welche Muskulatur entscheidend ist - hängt von der reiterlichen Einstellung ab. Dem einen ist ein dicker Unterhals egal - beim anderen stellen sich die Nackenhaare auf. Es liegt immer im Auge des Betrachters und ich kann immer nur von meiner Erfahrung reden - wenn jemand die Erfahrung hat, daß ein Pferd mit Unterhals und mangelnden Rückenmuskeln losgelassen und versammelt geritten werden kann. Bitte - soll er der Meinung sein. Ich bin es nicht. Und wenn der Sattel bitte irgendwelche Muskeln "wegdrückt" - dann hab ich ein gravierendes Sattler-Problem, weil dann kann der Sattel nicht passen. Drücken bitte schön solls da gar nicht geben!! Klares No-Go. Der Sattel muss wie ein guter Schuh passen - und der würde auch nicht drücken oder eine Zehe womöglich nach innen drücken wollen, oder?
Ich bleibe bei meiner Meinung, daß ein korrekt gerittenes Pferd korrekt bemuskelt ist. Es wurde mir schon öfter erklärt, daß man diesen Unterhals nie und nimmer "wegreiten" könne, weil das Pferd ja 23 h am Tag diesen trainieren würde. Ich habe in dem Stall, wo ich reite, ein Pferd im Augenblick: langes Rechteck - irrlanger Rücken, bissi Hohlkreuz mässig, steile Hinterhand, Unterhals dick - Oberlinie nicht vorhanden. Jetzt wurde sein Training umgestellt. Der Unterhals bleibt - logisch - nur die Oberlinie wird immer mehr - der (ich nenn ihn mal so) Trapezmuskel am Hals wird immer mehr - der Hals wird nun oben quasi dicker - der Unterhals verschwindet optisch zusehends. Der Rücken wird immer besser bemuskelt, die Krupp immer runder, der Abstand der Hinterhufe zueinander wird "größer" weil das Pferd immer mehr Muskeln hinten aufbaut - und er wird optisch immer kürzer. Für mich ein absolutes gutes Zeichen.
Esge - man muss ja nicht mal sich anschauen, wie ein Zirkel geritten wird. Reicht doch bitte ganze Bahn und wie durch die Ecke durchgeschrumst wird. Das es sich hier um eine Viertel Volte handelt, wird meistens komplett ignoriert. Der Zusammenhang der ganzen Figuren und "Lektionen" wird mit diesem gedankenlosen Reiten leider zerstört. Es wird vergessen, daß sich die Volte in den meisten Figuren und Lektionen wiederspiegelt. Man fangt mit 20 m Volten an - und endet in der Pirouette.
Was denke ich ein wirklicher Meilenstein ist: ist der Fliegende Wechsel. Da kann das Pferd schon piaffieren und passagieren - den Fliegenden muss es deswegen immer noch nicht durchspringen oder verstehen. Andere dagegen können es gott gegeben wobei es da meistens eine Reaktion auf Gleichgewichtsverlust ist und nicht weil geradegerichtet und auf die korrekten Hilfen des Reiters umspringend. Egal - auch dieses Pferd wird beim Fliegenden keine Schwierigkeiten haben. Ich hab bisher bei allen Trainer gemerkt, daß sie quasi "ehrfurchtsvoll" an dieses Thema herangehen. Weil es von Pferd zu Pferd so extrem unterschiedlich ist.
Und ob Lektionen die Rittigkeit fördern - hängt eben auch immer vom Pferd und jeweiligen Ausbildungsstand ab. Ich kann Phasen haben, wo ich mit "Lektionen" mein Pferd besser an die Hilfen stellen kann - und dann wiederum muss ich retour zur Basis und muss so die Rittigkeit herstellen. Ich glaube eher wir könnten die Ruprik "Meilensteine in der Pferdeausbildung" noch etwas ausweiten: nämlich: wie Feinfühlig ist der Reiter. Denn DER muss wissen, was wann wo wie angebracht ist. Je feinfühliger, erfahrener, ruhiger, konsequenter, wissender der Reiter an die Sache rangeht - um so präziser, pferdegerechter, freundlicher wird die Ausbildung sein.
Bleep!

esge

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Re: Meilensteine der PFerdeausbildung
« Antwort #41 am: 05.09.07, 11:39 »
Noch mal zum Zirkel: Ich meinte nicht, dass man während des korrekten Zirkels ständig ansatzweise SH oder Travers reitet. Aber um das Pferd sowohl auf der steifen wie auf der hohlen Seite ganz korrekt zu spuren und an den äußeren Zügel zu stellen muss das Pferd - meiner Meinung nach - bereits in den erwähnten Lektionen ausgebildet sein. Um nämlich überhaupt die subtile Hilfenzusammenstellung die zu einem geradegerichteten Pferd auf gebogener Linie führt, befolgen zu können.

Offline angi

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  • muh
Re: Meilensteine der PFerdeausbildung
« Antwort #42 am: 05.09.07, 12:12 »
Für eine gebogene Linie reicht es eigentlich die "Schulterbalance" einigermaßen im Griff zu haben. Werd mich hüten, da was Traversiges anzufangen :P

Hab mir den Kopf hin und her zerbrochen, aber irgendwie gibt es kaum Fixpunkte an denen man sagen kann, etwas Neues fängt an bzw ein Abschnitt ist geschafft.
Vielleicht, Pferd bleibt konstant über alle Übergänge in seiner reittauglichen gedehnten Haltung,
Pferd lässt sich stufenlos zwischen den Seitengängen verschieben,
Pferd kommt von "viereckgebrauchstauglichkeits Versammlung" nach "akzentuierte Versammlung"
Gesundheit bekommt man nicht im Handel, sondern durch den Lebenswandel.

esge

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Re: Meilensteine der PFerdeausbildung
« Antwort #43 am: 05.09.07, 12:35 »
Nun ja, dann bin ich vermutlich einfach nicht in der Lage, die Schulterbalance in den Griff zu kriegen, ohne ein Pferd in den Seitengängen zumindest im Schritt ausgebildet zu haben  ;)

Ellen

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Re: Meilensteine der PFerdeausbildung
« Antwort #44 am: 05.09.07, 12:48 »
Herr Racinet ist der Meinung, daß Schulterherein völlig unnötig ist. "Können sie keinen Zirkel reiten" hat er mich gefragt.
Hm, also nach meinem Dafürhalten ist das SH ein gravierender Meilenstein, ist das korrekt installiert, entwickeln sich viele nachfolgenden Aufgaben besser oder überhaupt erst

Übergänge als Meilenstein unterschreibe ich auch