Ich denke auch, dass geländesicher so ein dehnbarer Begriff wie "brav" ist. Wenn irgendjemand sagt: "Mein Pferd/das Pferd das ich reite/suche/kenne ist geländesicher", dann fühlt sich diese Person auf diesem Pferd im Gelände sicher oder würde es tun- ganz simpel gesagt. Und was jemand als sicher empfindet ist wohl seeeeehhhhr subjektiv.
Dem einen reicht es, wenn das losrasende Pferd an der Straße bremst oder so sicher auf den beinen ist, dass es sich dabei nicht hinhaut oder überschlägt. Andere (so wie ich
) empfinden ein Pferd, dass überhaupt durchgeht nicht als geländesicher. Das macht die Suche nach einem passenden Geländepferd nicht gerade einfach.
Für mich gehört unbedingt dazu:
- das Pferd ist alleine wie in der Gruppe vom Grundsatz her ausgeglichen und entspannt
- man kann es am langen Zügel reiten, ohne, dass es dann anfängt das Tempo ungefragt zu erhöhen
- es bleibt auch beim Aufsteigen im Gelände ruhig stehen
- die Bremse funktioniert zuverlässig (auch auf Feldern, bei einem längeren Galopp oder am Anfang einer Galoppstrecke ); das Pferd darf zwar "anfragen", ob Galopp ok wäre, aber nicht einfach durchstarten
- beängstigenden Dingen sollte es mit genügend Köpfchen entgegen treten, d.h für mich: Gucken, ggf. stehen bleiben, schnorcheln und trippeln, ein Satz zur Seite oder auch nach vorne sind ok, aber wenn ich die Zügel annehme, sollte sofort eine Reaktion kommen und nicht erst 500m weiter auf irgendeinem Acker
- ganz toll ist es natürlich, wenn die Angst ganz schnell in Neugierde umschlägt
- das Pferd ist auch vom Boden so erzogen, dass es mich in Notsituationen nicht umrennt, ansteigt, sich loßreißt oder völlig dicht macht
- gängige Dinge wie Rehe, Kühe, Fußgänger, Hunde, Straßenschilder sind (zumindest an 99% der Tage
) Routine
- das Pferd hat grundsätzliches Vertrauen zum Menschen, wenn der Mensch signalisiert: Bleib ruhig, keine Gefahr, dann sollte es zumindest so gefestigt sein, dass es darüber "nachdenkt" und man die Chance hat abzusteigen, um die Situation vom Boden aus zu meistern
- unbeherrschtes losbuckeln, 180° Wendungen, steigen und panisch rückwärts rennen, unhaltbar losschießen und regelmäßig an irgendwas aufziehen sind ein absoluts no go !!
- unsichere, ängstliche und ungeübte Reiter trägt es mit Fassung!
- das Pferd ist ABSOLUT straßensicher, da verstehe ich echt keinen Spaß! Auch bei Motorrädern, Treckern, LKWs und Fahrradfahrern
- es ist gegen normale Umwelteinflüsse resistent: Regen, Wind, ein beginnendes Gewitter oder Schnee sollten nicht zur Hektik führen: Sturm, Hagelschlag oder direktes Gewitter sind natürlich was anderes
- man kann an Pferdeweiden vorbeirreiten, auch wenn die Pferde darauf den Larry raushängen lassen undzwar OHNE, dass das Reitpferd mit den Larry macht
Tja, viele Pferde dieser Sorte gibt es nicht, das weiß ich, aber auf anderen gehe ich nicht mehr ins Gelände, das muss ich nicht haben. Lieber eine kleine handvoll Pferde, auf denen ich mich wirklich sicher fühlen kann und denen ich vertraue als viele, bei denen ich jedes Mal denke: Hoffentlich passiert heute nichts.
Wie gesagt, ich denke jeder versteht da etwas anderes drunter. "Mein" Geländepferd ist die typische Lebensversicherung und das Verlasspferd, auf dem man auch als Angsthase sicher nach Hause kommt. Für viele ist das sicher langweilig, für mich die Bedingung, dass ich ausreite.