Autor Thema: SH in Volten und Zirkeln  (Gelesen 26640 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Offline apolloniaTopic starter

  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 94
  • Geschlecht: Weiblich
SH in Volten und Zirkeln
« am: 09.05.06, 09:52 »
Hallo in die Runde,

ich habe da mal wieder eine Frage zum Schulterherein.
Und zwar würde mich mal interessieren, wie ihr das so mit den Ecken und den Zirkeln und den Volten haltet. Im SH reiten oder nicht. Und wenn ja, dann auch auf 4 Spuren?
Die Geister scheinen sich da ganz schön zu streiten, die eine sind der Meinung, schon mal gar nicht durch die Ecke, aber auf dem Zirkel sehr wichtig. Und Volten im SH auf 4 Spuren geht auch gar nicht.
Nur leider macht mein Pferdchen das alles ganz ohne zu murren und ich habe das Gefühl, je kurviger und gebogener, desto besser. Natürlich muss sie sich dabei höllisch konzentrieren, aber SH auf der Geraden ist ihr mittlerweile viel zu langweilig, dass pfuscht sie dann so hin. Also stricke ich dann regelmäßig Volten und Travers ein um sie aufmerksam zu halten.
Nur mit den Volten und den Ecken bin ich jetzt im Stall voll in die Kritik geraten.
Das würde mich jetzt doch echt mal interessieren, wie andere das so handhaben und auch in welchen Gangarten, warum und warum nicht.

Genauso geht es mir mit dem Travers auf der Mittellinie. Da bei uns der Hufschlag oft sehr aufgetreten ist, läuft sich der Travers dort recht unangenehm. Also habe ich irgendwann angefangen, ihn auf der Mittellinie zu reiten. Und das klappt eigentlich ganz hervorragend.

Würde mich über eine paar Meinungen sehr freuen um mich weiter zu bilden.

LG Susanne

Offline Cinnamon

  • Potentiallosengaulverbieger
  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 1.309
  • Geschlecht: Weiblich
    • Spass mit Pferd :-)
Re: SH in Volten und Zirkeln
« Antwort #1 am: 09.05.06, 10:09 »
servus susanne,
ich tät dir raten, so weiter zu reiten wie bisher und die sg so zu integrieren wie, wo und wann du sie brauchst, schließlich sollen sie eine hilfe darstellen und nicht zum selbstzweck ausarten.
ein korrekter travers frei auf der mittellinie ist sowieso viel schwieriger zu reiten als am hs, also wenn dir das gelingt, tät ich die anderen pappnasen einfach labern lassen und das pony so arbeiten, wie es ihm gut tut ;-)
ich bin bisher ganz gut damit gefahren sg in kombination und auf gebogenen linien zu reiten, um das muli locker zu kriegen - vielleicht kannst du dir das zweite video vom monsieur karl borgen, das ist eine ganz nette inspirationsquelle.
lg alex
Tradition does not make a statement true. Hans Senn

Offline Aleike

  • Bewohner
  • *
  • Beiträge: 3.153
  • Geschlecht: Weiblich
Re: SH in Volten und Zirkeln
« Antwort #2 am: 09.05.06, 12:07 »
Ich tu's auch, sogut es geht. Grundsätzlich auch in allen Gangarten, aber da sind wir noch nicht. Penquitt findet das Lehren des Schulterheriens auf dem Zirkel ja sogar leichter als auf der Geraden. Ich persönlich finde es aber schwerer, eine gleichmäßige Abstellung und Biegung zu erhalten.

Du weißt ja, warum Du's machst, also lass Dich nicht verunsichern. Echten Fragen würde ich die Gründe nennen, den Rest der Kritiker freundlich anhören und ansonsten ignorieren :).
Was soll denn das überhaupt heißen:
... bin ich jetzt im Stall voll in die Kritik geraten.
Sitzen die Bandengeier über Dich zu Gericht, oder was?! ::)
Man darf nicht sagen: "Was, du Mistvieh, du willst nicht?" Sondern: "Entschuldige, mein Tier, ich werde schon noch dahinterkommen, wie ich es lerne, dich peu à peu auf den rechten Weg zu führen." (Udo Bürger)

GerlindeK

  • Gast
Re: SH in Volten und Zirkeln
« Antwort #3 am: 09.05.06, 13:02 »
SH auf engen Wendungen kann das Pferd auf den dummen Gedanken bringen, sich dem Tragen mit der HH zu entziehen.
Es kann dann zur Angewohnung werden, mit der HH in Wendungen generell nach außen zu entfliehen.
Besonders dann, wenn sich das SH zwar gut anfühlt, aber die Biegung nur vorgetäuscht ist, indem das Pferd nett am Widerrist abknickt und der hintere Rest gerade bleibt.
Ist aber ein sofortiges Geradeaus in der Wendung bzw. ein Schwenken in den Travers in der Wendung problemlos, würde ich mir keine Gedanken machen.

Offline Cinnamon

  • Potentiallosengaulverbieger
  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 1.309
  • Geschlecht: Weiblich
    • Spass mit Pferd :-)
Re: SH in Volten und Zirkeln
« Antwort #4 am: 09.05.06, 16:47 »
SH auf engen Wendungen kann das Pferd auf den dummen Gedanken bringen, sich dem Tragen mit der HH zu entziehen.
Es kann dann zur Angewohnung werden, mit der HH in Wendungen generell nach außen zu entfliehen.

dafür gibt`s so nette erfindungen wie den außenschenkel, meinst nicht? genau so könntest argumentieren sh ist kacke, weil das bringt das pony dazu, über die äußere schulter abzuschmier`n ;-)
wennst merkst, du hast alle haxen unter dir, dann reitest eben wieder geradeaus oder ein paar tritte kh, wie auch immer.
Tradition does not make a statement true. Hans Senn

geolina

  • Gast
Re: SH in Volten und Zirkeln
« Antwort #5 am: 09.05.06, 18:27 »
hallo,

öhm, die anmerkung von gerlinde finde ich nicht gerade unnütz ;). in volten ist es eben schwieriger zu fühlen, ob alles wirklich ok ist oder ob man sich täuschen lässt. das darf man ja mal anmerken.

wenn das sh aber keine probleme macht, dann muss man die lektion nicht abbrechen, nur weil da ne kurve kommt ;) ist für mich auch ganz klar.

alex

Muriel

  • Gast
Re: SH in Volten und Zirkeln
« Antwort #6 am: 09.05.06, 19:00 »
Philippe Karl lässt Schulterherein und Travers nicht nur auf gebogenen Linien reiten, sondern auch noch auf 4 Hufschlägen - dabei fusst das jeweilige untertretende Bein teilweise sogar am Schwerpunkt vorbei - also eigentlich gar nicht klassisch.
Das setzt er aber ganz gezielt zur Aktivierung bzw Lockerung der Hinter- oder Vorhand ein (je nach Übung eben).

Bei Branderup auf dem Video "Seitengänge" sieht man das "Seitengänge-Quadrat" (oder wie das heißt), da werde glaub ich die SG auch teilweise durch die Ecke geritten.
Du bist also in bester Gesellschaft.

Und ursprünglich wurde das SH nur auf gebogenen Linien geritten (Pluvinel glaub ich) und erst Guerinière setzte es auf der gerade Linie ein und rückte es damit mehr ins Bewusstsein.

GerlindeK

  • Gast
Re: SH in Volten und Zirkeln
« Antwort #7 am: 09.05.06, 22:34 »
dafür gibt`s so nette erfindungen wie den außenschenkel, meinst nicht?
Und trotzdem klettern soviele äußere Hinterfüße die Bande hinauf, sogar schon auf der Geraden.
Aber ich vergaß, hier existieren ja nur Könner, die die Reitkunst in allerhöchster Vollendung beherrschen.

esge

  • Gast
Re: SH in Volten und Zirkeln
« Antwort #8 am: 10.05.06, 08:07 »
Es ist schon wahr, dass das Hinterbein auf der biegung - schon ohne SH - gern mal flöten geht. Vor allem, wenn das SH als Kruppeheraus geritten wird, sprich die einleitung der Übung nicht damit beginnt, die äußere Pferdeschulter wirklich herein zu führen.
Auf Biegungen würde ich sehr bewusst gucken, wo die hohle Seite des Pferdes ist. Auf dieser neigt es ja dazu, eher die Kruppe in den Kreisbogen zu stellen. Hier ist SH  oder Schultervor eine sehr heilsam geraderichtende Übung. Auf der Gegenseite kann es angebracht sein, dass SH mit etwas zuviel Biegung und dafür weniger Abstellung zu reiten. Außerdem ist es günstig, auf dieser Hand mit Travers (auch auf Zirkel und volte, natürlich dem Versammlungsgrad des Pferdes angepasst) abzuwechseln. Das sollte auf der hohlen Seite eher unterbleiben - den Po reinstrecken kann das Pferd auf der hand ja sowieso.


Um auf Apollinas Frage zurückzukommen: Selbstverständlich werden SG auch auf Biegungen geritten! Und die SEitengänge nur danach zu bewerten, ob das Pferd unter den SChwerpunkt fußt, ist zu kurz gedacht. Mit SG lässt sich viel, viel mehr bewirken.

LG
Sandra

Offline Bina

  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 45
Re: SH in Volten und Zirkeln
« Antwort #9 am: 10.05.06, 19:38 »
Hallöchen!
Bei allen Kringeln, die wir so fabrizieren in der Bahn, sollten wir den Zweck der Übung vielleicht erwähnen. Er besteht ja nicht darin, die Pferdefüße wohin auch immer zu bewegen. Zweck des Untertretens durch konsequente Biegung ist die Geraderichtung. Dazu sind die versammelnden Übungen, die hier beschrieben werden, top. Nur die Überprüfung darf nicht fehlen, finde ich: Erst ein gerade gerichtetes Pferd kann sich schließlich versammeln.
Die Hufspur des einfußenden Pferdes ist ein Indiz. Hinterfüße, die wohin auch immer vorbei treten, bedeuten mangelnde Geraderichtung. Ganz wichtig ist auch das Reiten in den freien Gängen: Balanciert sich das Pferd im Mittelgalopp und Arbeits- bis Schultrab auf Riesen-Reitplatz aus oder nicht? Stürmt es etwa? Mangelt es an Fleiß? Verliert es Haltung? Dann wurde falsch oder zu viel gekringelt, das Pferd ist nicht gerade (also gebogen) und entsprechend  an den Hilfen.
Konkret zum SH fällt mir ein: Jede Ecke ist ein SH. Das hat Nuno Oliviera geschrieben. Eine korrekte Ecke erfordert ein  Pferd im permanenten SH (bzw. in gewonnener künstlicher Richtung). Deshalb darf man in der Dressurprüfung inklusive L die Ecken nie eckig ausreiten: Sie würden das noch nicht weit geförderte Pferd ausbremsen. Ab M muss man sie ausreiten. Auch dass SH immer  nur bis  VOR die Ecke geritten wird, folgt daraus.  Außerdem folgt, dass "Extra-SH" in der Ecke eine Überstellung bedeutet. Wer das weiß und kurzfristig den Effekt nutzen will - okay. Wer es nicht weiß, sollte darauf verzichten. Das Ziel in der Volte ist das Pferd, das mit den Hinterfüßen der Spur der Vorderfüße unbedingt folgt. In der Regel fühhrt der Weg dahin über ein Kruppeherein  in der Volte, nicht über SH und schon gar nicht auf 4 Hufschlägen. Ich bin noch nie jemandem begegnet, der auf vier Hufschlägen reiten KONNTE. Wer es meinte, dem war bei genauerer Betrachtung schlicht das Pferd auseinandergefallen. Etwas für den Super-Könner in der klassischen Reiterei auf einem a la Guerniere ausgebildeten Pferd wäre das. Kenne ich leider nicht. Wenn wir Normalos unsere Viecher auf ein bis zwei Hufschläge zu reiten in der Lage sind - dann ist das doch enorm! Schreibt doch mal von euren "Überprüfungen": Finde ich spannend. Und zum Thema "Bandengeier": Sie beherrschen es, ausschließlich mit dem Mund zu reiten. Wahnsinn! Irre schwierig - so ohne Beine, Hand und Fuß.

So, viele Grüße
Bina

Offline Cinnamon

  • Potentiallosengaulverbieger
  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 1.309
  • Geschlecht: Weiblich
    • Spass mit Pferd :-)
Re: SH in Volten und Zirkeln
« Antwort #10 am: 11.05.06, 11:51 »
Und trotzdem klettern soviele äußere Hinterfüße die Bande hinauf, sogar schon auf der Geraden.
Aber ich vergaß, hier existieren ja nur Könner, die die Reitkunst in allerhöchster Vollendung beherrschen.

übung macht den meister - besser fehler machen als in unwürdigkeit verfallen ;-)
Tradition does not make a statement true. Hans Senn

Offline apolloniaTopic starter

  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 94
  • Geschlecht: Weiblich
Re: SH in Volten und Zirkeln
« Antwort #11 am: 11.05.06, 11:54 »
Hallo Ihr Lieben,

das sind doch schon mal ganz aufbauende Worte, wobei die ja auch hier recht konträr sind. Wenn ich mir das alles so durchlese und mir anhören, was andere so zu sagen haben, dann scheint es mir mit der Dressur wie mit der Katze, die sich in den Schwanz beißt:

Das von Natur aus schiefe Pferd soll geradegerichtet werden, um überhaupt versammelt gehen zu können, sprich schadlos geritten werden zu können. Die Geraderichtung erreicht man aber nur durch gleichmäßige Biegung, die wiederum durch versammelnde Lektionen erreicht werden soll.

Und da beißt sich das Pony doch irgendwie in den Schweif. Oder liege ich falsch? Denn mit geradeaus reiten bekommt man kein schiefes Pferd gerade, aber jede „Biegearbeit“ geht Richtung Versammlung, da die HH mehr Last aufnehmen muss.
Dann wird mir aber auch klar, warum es solche Glaubenskriege über die Bewertung und Gewichtung der SG gibt. Im Prinzip hat ja fast jeder Recht, der auf diesen Kreis aufspringt, da es ja keinen Anfang und kein Ende gibt im Kreis.
Und da wird für mich der Hinweis von Bina wichtig, die Überprüfung, wie weit man tatsächlich ist. Denn nur so kann ich sagen, ob ich mich noch auf dem Kreis befinde, sprich auf dem richtigen Weg.

Falls das keiner versteht, macht nichts, aber mir ist eine Menge klarer geworden und ihr wart mir dabei eine tolle Hilfe, die Bandengeier (schöner Ausdruck) können sich schon mal warm anziehen.

LG Susanne

Offline Cinnamon

  • Potentiallosengaulverbieger
  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 1.309
  • Geschlecht: Weiblich
    • Spass mit Pferd :-)
Re: SH in Volten und Zirkeln
« Antwort #12 am: 11.05.06, 12:23 »
keine sorge susanne, ich verstehe dich und ich ich finde, du hast das thema perfekt zusammengefasst ;-)
Tradition does not make a statement true. Hans Senn

Offline Eva

  • Moderatoren
  • *
  • Beiträge: 3.285
Re: SH in Volten und Zirkeln
« Antwort #13 am: 11.05.06, 12:32 »
Bina,

nirgendwo steht, daß man Seitengänge auf 4 Hufschlägen reiten soll. Auch SH mit 4 Hufspuren wird auf zwei Hufschlägen geritten, alles andere wären ja so 90 Grad Abstellung *grusel* ja, ich weiß, es gibt Leute, die reiten so. SH kann eben FN-mäßig so geritten werden, daß das äußere Hinterbein in die Spur des inneren Vorderbeins fußt, oder aber abgewandelt mit mehr Abstellung, dabei fußt dann jedes Bein in eine eigene Spur. Auch da sollte man die hohle und die feste Seite berücksichtigen. Beide Variationen vom SH haben ihren Zweck und werden auch im Training geritten. Nur die Vorstellung, wie das in der Prüfung aussehen soll, ist bei FN und einigen Klassikern eben verschieden ;)
Ich bin wie ich bin. Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)

Offline Bina

  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 45
Re: SH in Volten und Zirkeln
« Antwort #14 am: 11.05.06, 12:49 »
Hallöchen!
Ja unbedingt Hufspuren! Da hat Calvin natürlich recht und auch in den anderen Punkten! Na sicher geht mehr und weniger Abstellung - aber weniger ist meistens mehr. FN und Klassiker - das Fass mache ich hier ganz sicher nicht auf. Allerdings hatte ich Oliviera zitiert, was die Ecke und SH angeht - der nun wirklich nicht im Verdacht steht, etwas für die deutsche Dressur-Reiterei übrig gehabt zu haben. Der Meister konnte Galopp rückwärts, und ihm war es wurscht, was die Dilettanten auf den Pferderücken so veranstalteten und veranstalten.. .
Und ja, die Begriffe sind verwirrend und dürfen nciht zu Vertauschungen führen. Eine Lektion, die die Biegung fördert, wie etwa eine halbe Volte,  ist immer versammelnd. Das unterscheidet sie von der versammelten Lektion, die dem Pferd erst nach korrektem Geradesein möglich ist. Dazu gehören Travers und Renvers in hohem Maße: Ich kann nicht mehr zählen,  wie viele "krumme Böcke" ich gesehen habe, die über die Linien geschoben wurden mit Takt- und Schwungverlusten. Zum Ergrauen! Davor wollte ich nur warnen - und prima,  dass der Tipp zur Überprüfung so nett ankam.  :)

So viele Grüße
Bina