Mir wurde einfach klar, dass der Weg das Ziel ist. Für mich gibt es keinen Punkt des völlig angstfrei Reitens mehr, ich bin immer auf dem Weg dahin, aber solange ich gehe und seien es nur Millimeter, kann ich damit leben.
Es wird anders, auch schön, aber anders....
That's it.
Ich bin mit 34 zum Pferd gekommen, habe mir vollkommen geblendet mit 35 ein eigenes Pferd gekauft - er schlecht ausgebildet, zu jung und schon in 1,5 Jahren Schulbetreib weitgehend verdorben, ich überhaupt nicht ausgebildet. Aber Isländer kann ja jeder reiten, nicht wahr.
Das Pferd erwachte, entdeckte, daß es noch lebte, verwandelte sich, von einem ich-bin-nicht-da-Schulpony in ein zunächst von mir verunsichertes, später selbstbewusstes dominantes Pferd, welches Führungsdefizite sofort ausnutzte und eigene Entscheidungen traf.
Ich fiel und fiel, und fiel ... immer wieder. Aus wildestem Galopp, oft genug von mir selber durch beschissenen Sitz verursacht, die meisten Abgänge wählte ich selber, einer traf einen Rückenwirbel, tut heute noch weh.
Den Traum vom Reiten kann ich nicht aufgeben. Ich träume vom Strand, von langen, ruhigen Galoppaden, von Wind in meinen Haaren ...
Zur Zeit ist mein Pferd krank, seit etwa 1,5 Jahren sitz ich daher nur noch sehr sporadisch zu Roß, reiten kann man das nicht nennen, eher Fleischtransport.
"Meinen" Lehrer hab ich nie gefunden, wohl viele schlechte und mittelmäßige Lehrer, die keinen Bock auf ein Gespann wie uns hatten - und inzwischen ist mir die Lust auf Unterricht auch vergangen. Stehe auch vollkommen alleine, mit Pferden in Eigenregie und habe gelernt, selber klarzukommen.
Ich hab mich daher sehr mit allem befasst, was "Boden" angeht und fühle mich da souverän, soweit man das von einem Daueranfänger sagen kann. Isländer sind natürlich keine 1,80-Tiere
und irgendwie auch generell wohl sehr nett und händelbar - ich hatte jedenfalls niemals irgendwelche Probleme beim Spazierengehen. Inzwischen können wir zusammen Böschungen hinauf und hinuntertoben (gut für die Hinterhand), wir können joggen, durch wildes Unterholz kriechen, über hohe Baumstämme klettern, an Feuer vorbei - ich schätze, die lange Zeit hat für dickes Vertrauen gesorgt.
Vielelicht kann ich ihn auch eines Tages wieder einigermaßen angstrei reiten. Ich mache mir überhaupt keinen Druck, bin halt nur oft sehr traurig, weil mir das Reiten so fehlt - und andere Pferde können es nicht ersetzen, ich will ja MEIN Pferd reiten (hab ihn ja erst seit 5 Jahren) - ich mach mir keinen Druck, denn ich weiß immer, wohin ich mich zurückziehen kann: der Boden ist mein Verbündeter.
Das ist viel wert.
Am Boden hab ich niemalsniemals Angst vor meinem Pferd gehabt.
Sowas kann ein Weg werden.
Nattrun