Autor Thema: Welche Wege stehen für Milchviehhalter offen nach dem Quotenende?  (Gelesen 10492 mal)

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Clara

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Hallo mal eben in die Runde,

 wer Tierhaltung aller Art  betreibt, der muss jeden Tag im Jahr ran und  das Einkommen ist immer vakant.  Da sind Betriebsgrößen und das jeweilige Wirtschaftssystem vollkommen egal. 

Was die aktuelle Milchmarktsituation angeht, die Lage ist sehr, sehr ernst. Nur bringt es aus meiner Sicht nicht viel, wenn wir den Kopp in den Sand stecken. Ich halte es für sinnvoller, dass wir uns austauschen, wie es weiter gehen kann.

Und ich denke, dass wir Frauen uns da auch wirklich aktiv einbringen müssen, denn wir sehen Dinge anders. Und diese andere Sicht ist für Männer wie für die Gesellschaft bereichernd. Ja, wir Frauen haben was zu sagen und uns bewegt neben einem schicken und bequemen Schuh, einem guten Essen auch Wirtschaft und Politik und der Fortbestand unserer Unternehmen.


Nun sind einige  meiner  Fragen:

 Welche Wegen stehen den deutschen Milchviehhaltern offen unter den neuen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen?

Welche guten Erfahrungen machten die Schweizer und australischen Milchviehhalter mit dem Wegfall ihrer Milchkontigente?

Was kann der grosse Milchviehbetrieb vom kleinen lernen?

Was kann der kleine Milchviehhalter vom grossen lernen?

Wie vermarkten wir unsere Milch am besten?

Wie gehen wir mit unserem Marktpartnern jetzt und zukünftig am besten um?

Ich freue mich über Anregungen und Gedanken aller Art und sage danke und wünsche allen einen

guten Abend,

Anja
« Letzte Änderung: 24.11.15, 17:50 von Clara »

Offline Bullenmafia

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Tja Anja, wir können viel wollen ABER andere schaffen die Bedingungen. Ich war letzte Woche bei einer Veranstaltung für Erzeuger und Vermarkter wo Politik, Schlachthof, LEH, Tiergesundheitsdienst, Veterinär und BLandministerium da war, sprich alle die von uns mit der LW leben. Ich will gar nicht auf alles eingehen. Nur soviel: der Verbraucher fordert, wir LW sollen damit umgehen auf freiwilliger Basis ohne Entlohnung. Kurz formuliert. gerade im Schweinebereich wird gefordert und gibt es keine Lösung. Das was momentan läuft ist Existenzcernichtung von ganz oben. Beispiele: Bruchferkel, AB, Kastenstand, Kastration, Schnabel u Schwanzkürzen, Entlohnung nach Schlachtbefunden etc!!! Tierwohl gehört 1:1 umgesetzt u nicht bezahlt. Jetz dein Vorschlag was soll der Einzelne tun
Ganz liebe Grüße
Petra

Offline apis

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Was hast du denn für Anregungen?

Wie sollen denn deiner Meinung nach die Milchviehbetriebe, egal ob groß oder klein, mit der Wirtschaftslage und den niedrigen Erzeugerpreisen umgehen?
Kannst du Einkommensalternativen aufzeigen?

Zeig uns doch bitte optimale Vermarktungsalternativen.

Wie können wir unsere Molkereien motivieren auf Teile ihres Gewinns zu verzichten um uns höhere Milchpreise auszuzahlen?

Wie überzeuge ich unsere Lieferanten ihre Preise zu senken damit unsere Wirtschaftlichkeit wieder hergestellt wird?

Verbraucher sollen den Wert unserer Produkte schätzen können, wär da nicht für dich ein großes Feld zu beackern?

fragende Grüße

apis

Offline Pierette

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Sich auszutauschen statt den Kopf in den Sand zu stecken, das war die Anregung und das ist eine sehr sinnvolle Sache.
Und dann die richtigen Fragen stellen....!

Ein Tier, das nicht klettern kann, sollte sein Geld nicht einem Affen anvertrauen (aus Afrika)

Offline Internetschdrieler

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.............eine Neue kreieren...........denn Milchviehhalter wollen gegängelt werden.............

Offline Pierette

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???Wie meinen?????
Ein Tier, das nicht klettern kann, sollte sein Geld nicht einem Affen anvertrauen (aus Afrika)

Offline gammi

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Vieles was einem einfallen würde ist einfach nicht durchführbar. Oft scheitert es an den "Gängelungen" die einem bei neuen Ideen ausbremsen.
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Offline mary

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Lösung habe ich auch keine,
aber mir fallen ein paar Sätze ein:

Lösungen aus Krisen findet man nicht mit den Ansätzen, die in die Krise führten und
man sollte nicht den Friseur fragen, ob ein Haarschnitt fällig ist.
Frag mich oft, wie haben es Höfe geschafft, seit 300, 400 oder 500 Jahren in Familienbesitz  bestehen zu bleiben- denn an Krisen und Herausforderungen hat es den Vorfahren sicher auch nie gemangelt.
Da fänden sich vermutlich Gedanken und Ideen, die es wert wären, überdacht zu werden.
Wieviele Jahre wohl unsere Vorfahren dafür bezahlten, dass sie aus der Abhängigkeit von Adel und Klöstern in die Freiheit gelangten?
Wieviel Auf- Umbrüche, welche Höhen und Tiefen die Bewirtschaftung von Grund und Boden erzählen könnte?
Welche soziale Stellung der Bauer im Laufe der Geschichte hatte?
Macht heute Stadtluft noch immer freier?

Offline martina-s

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...na, ja die Nichtlandwirte (Städter wenn man so sagen will) die würden sich über eine Landwirtschaft freuen die alles so macht wie früher. Die bodenständig ist und so was wie eine längst vergessene Spezies finanziert werden soll.
Möglichst noch an der Basis arbeitend.
Eine "Einrichtung" wo man hinkommt und sich geborgen fühlt und vom Hahn, über die Kuh bis hin zum Schwein alles vorzufinden ist.
Selber wollen sie aber so ein Leben nicht teilen. Sie kommen dann mit den dicken Autos um das alles zu bestaunen und zu kritisieren was wir in ihren Augen falsch machen.

So eine Schiene zu fahren um dem Verbraucher das Gefühl zu vermitteln, dass die Welt noch in Ordnung sei, das wäre eine Möglichkeit um auch an etwas Gewinn zu kommen.
Allerdings empfinde ich so was als falsch und verlogen.

Alle anderen die sich spezialisieren denen setzt man schon von Seite der Verbraucher zu und versucht die Preise zu drücken.

Da läuft was mächtig falsch!

Niemand hat mehr richtig Hunger. Und genau das ist das Problem was die Landwirtschaft so außerhalb des Bewusstseins drängt. Uns braucht man nimmer bindend.
Liebe Grüße
Martina

Offline gini

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Martina, ich stimme dir prinzipiell zu.
Allerdings sehe ich bei uns auch die Tendenz, dass sich wohlhabende "Städter" kleine Landwirtschaften kaufen, dann die ländliche Idylle "nachbauen" und dafür auch noch viel Applaus bekommen, weil es ja soo tiergerecht gestaltet ist. Die nicht so geliebt Arbeit wird dann dem Maschinenring oder einem benachbarten Bauern übertragen.
Solche Hobbylandwirtschaften werden uns dann auch noch als innovative Betriebe vorgestellt. Obwohl jeden klar sein muss, dass davon ja nicht der Lebensunterhalt bestritten wird.
Und wenn es nicht mehr lustig ist, dann wird alles zerstückelt und gewinnbringend verkauft. Alles schon da gewesen.
Es grüßt Euch alle
                           gini

Offline martina-s

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  • Es lebt sich leichter mit der Wahrheit :)
Hm.. Gini,
wir haben einen Verleger hier in der Nähe. Der hat auch ein Klostergut übernommen. Frag aber nicht, was der da schon alles "reingebuttert" hat.
Da spielt manchmal Geld keine Rolle.
Zudem hat er noch Pferdeställe.
Momentan rüstet er auf Melkroboter um.
Liebe Grüße
Martina

Offline Pierette

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Es kann niemand mirnixdirnix eine Landwirtschaft kaufen. Dazu gehört auch noch immer einer, der verkauft und das tut er in den meisten Fällen nicht unbedingt aus freien Stücken. Die Fremdkapitalbelastung wird ja nicht gerade geringer und die Liquidität der Betriebe schreit nach Krediten.
Das Problem haben andere Berufsgruppen halt nicht und vielleicht ist es ja mal einen Gedanke wert, darüber nachzudenken, anstatt wenig gewogen auf andere zu blicken.

Marys Beitrag macht nachdenklich, gab es wirklich jemals freie Bauern? Sind sie nicht immer noch abhängig vom Adel, dem - Bürokratie - Adel, dem Banken - Adel?
Welche soziale Stellung haben Landwirte?
Warum hat die Bewirtschaftung weniger ertragreicher Nutzflächen einen solch geringen Stellenwert? Warum wird überlegt, Dörfer in abgelegenen Regionen aus Kostengründen einfach von der Infrastruktur abzuschneiden? 
Warum wird kein Wert darauf gelegt, dass die Landbewirtschaftung, spez. Milchviehhaltung auch dort lohnt? Wo bleibt die Bewertung des gesellschaftlichen Nutzens?



Ein Tier, das nicht klettern kann, sollte sein Geld nicht einem Affen anvertrauen (aus Afrika)

Clara

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Wie sollen denn deiner Meinung nach die Milchviehbetriebe, egal ob groß oder klein, mit der Wirtschaftslage und den niedrigen Erzeugerpreisen umgehen?
Kannst du Einkommensalternativen aufzeigen?

Zeig uns doch bitte optimale Vermarktungsalternativen.

Wie können wir unsere Molkereien motivieren auf Teile ihres Gewinns zu verzichten um uns höhere Milchpreise auszuzahlen?

Wie überzeuge ich unsere Lieferanten ihre Preise zu senken damit unsere Wirtschaftlichkeit wieder hergestellt wird?

Verbraucher sollen den Wert unserer Produkte schätzen können, wär da nicht für dich ein großes Feld zu beackern?

fragende Grüße

apis

Apis,

1. Ich schätze immer ein überlegendes  und überlegtes Gegenüber- in Gesprächen wie auch in schriftlichen Begegnungen.

2. Ein Kind lernt auch nicht laufen, wenn ich es nur trage oder durch die Gegend fahre.

3. Es geht um andere Fragen als Optimierungsfragen in diesen Tagen.

4. Molkereien zum umdenken animieren... GEH zu den Versammlungen, stimm aktiv ab und dann mach den Mund auf, zu den Dingen, die gut gut findest und den Dingen, die du gern andern gelöst haben möchtest. Wenn du was zu sagen hast, dann wirst du auch gehört!

5. Es geht um Fragen des Vertrauens, der Wertschätzung und Anerkennung unter den Geschäftspartnern und hier und da darf auch über Partnerwechsel nachgedacht werden.

6. Wenn die Tür quietscht, dann braucht es nur einen Tropfen Öl und nur seltenst die ganze Flasche.

Ich hoffe, dir weiter geholfen zu haben.

Frohes Schaffen,

Anja

Clara

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Hm.. Gini,
wir haben einen Verleger hier in der Nähe. Der hat auch ein Klostergut übernommen. Frag aber nicht, was der da schon alles "reingebuttert" hat.
Da spielt manchmal Geld keine Rolle.
Zudem hat er noch Pferdeställe.
Momentan rüstet er auf Melkroboter um.

Martina,

wie kommst du darauf, dass in dem von dir beschriebenen Fall Geld keine Rolle spielt?


Vielleicht ist er nur jemand, der anders denkt, als Bauern es gewohnt sind und weil er branchenfremd, macht er einfach, statt alles zu hinterfragen?

Beste Grüße,

Anja

Clara

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.............eine Neue kreieren...........denn Milchviehhalter wollen gegängelt werden.............

Ein durchaus interessanter Gedanke...

Danke,

Anja