Autor Thema: Wie mit Zukunfts-/Existenzängsten umgehen?  (Gelesen 45693 mal)

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Offline reserlTopic starter

  • Niederbayern
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Ich habe eine Anregung aus der Diskussion Wege aus der Milchpreiskrise!? aufgenommen und möchte eine Diskussion zum Thema "Zukunfts- und Existenzängste" eröffnen.

Ich denke, dass diese Thema gerade in vielen Familien hochaktuell ist. :-[ :-\


Was sind Eure Strategien?
Wie geht Ihr damit um?
lieben Gruß
Reserl



Manchmal ist es ein großes Glück,
nicht zu bekommen, was man haben will.

Mucki

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Re: Wie mit Zukunfts-/Existenzängsten umgehen?
« Antwort #1 am: 04.05.09, 17:38 »
Was sind meein strategien gute frage Sparen so geut geht und doch die lebens qualität erhalten.
Wie ich damit umgehe ja das weis ich noch nciht so genau,den ich hab das alles als kind schon mal erlebt ,und auch als jugendliche war noch schlimmer,wen mann sieht wie die Eltern arbeietn und arbeiten und leidsten kann man sich doch nix .
Ich bin froh das unsere großen schon selbst verdinen damit sie sich auch was leisten könenn was ich ihnen momentan nicht finanzieren kann.
Den am schlimmsten find ich es für dich kinder,sie verstehen nicht warum manche alles krieg und sie nicht.
Ich kenn den verlauf der geschichte nur zu gut,und ich habe meien Mann gesagt das ich das kein zweitets mal durchhalte,worauf er mir versprochen hat bevor wir in den schuldensupf rutschen hören wir auf,und ich bin ihm sehr dankbar dafür.
LG Mucki

Offline Stadtkind

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Re: Wie mit Zukunfts-/Existenzängsten umgehen?
« Antwort #2 am: 04.05.09, 18:10 »
Hallo,

ich möchte hier eine Bekannte zitieren, die folgendes sagte "ich fahre dieses Jahr länger und weiter weg in den Urlaub, denn noch habe ich ein Einkommen".

Ich möchte mich ihr nicht 100% anschließen, aber bei einigen Ausgaben/ Anschaffungen denke ich mir "ich kaufe das heute", denn was morgen ist, weiß ich nicht.

Aber nicht ausschließlich wegen der Wirtschaftskrise, sondern auch wegen möglicher (Schwangerschaft) persönlicher finanzieller Engpässe - so frei nach dem Motto "nicht traurig sein, dass ich dieses heute nicht habe (große, teure Urlaube, dickes Auto, aber auch den teuren Kneipenbesuch, ich habe es wenigstens gestern gehabt".

Ciao

Offline passivM

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Re: Wie mit Zukunfts-/Existenzängsten umgehen?
« Antwort #3 am: 04.05.09, 18:24 »
...und ich war heute bei meiner Zahnärztin, und:
Ich brauche eine Krone. Außer Plombe ist da nämlich nix mehr.
Sie hat es ein allerletztes mal geflickt, aber wir werden einen Antrag bei der Kasse stellen,
und auch im Rahmen dieses Gespräches fiel bei uns beiden der Nebensatz:
Gemacht werden muss es eh, also warum nicht jetzt gleich,  ...solange die Kasse überhaupt noch etwas dazu zahlt...

Wie ich ansonsten mit dem Thema Angst umgehe, habe ich ja noch in dem alten Thema (Milchpreis) geschrieben: Ich fühle mich für Dinge, die ich nicht verändern kann, nicht mehr verantwortlich.  8)
Liebe Grüße
aus dem schönen Mecklenburg-Vorpommern

Offline mary

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Re: Wie mit Zukunfts-/Existenzängsten umgehen?
« Antwort #4 am: 04.05.09, 19:39 »
Hallo AnnaAnna,
über Dinge, die man nicht ändern kann, versuche ich auch drüber zu stehen, aber manchmal gelingt es nicht so gut.
Strategien gegen Existenzängste-
ich hab mir damals ganz fest vorgenommen, mich nie wieder so reinziehen zu lassen.
Beim Thema Kredit und Fremdkapital hab ich eine ganz klare Linie verfolgt- und mein Mann hat sie zum Glück mitgetragen.
Sparen hab ich schon als Kind gelernt und da bin ich meinem Vater sehr dankbar, er hat uns gezeigt, dass es so vieles gibt, das nicht mit Geld zu tun hat.
Ich bin froh um eine sehr gute Freundin, mit der ich sehr gut reden kann, Männer tauchen bei diesem Thema oftmals gerne in die Versenkung ab.
Hab mich zum Onkel Dagobert im Betrieb hochgearbeitet ;D Hier ist sparen noch wirksamer als im Haushalt. Ich möchte aber mit gutem Beispiel vorangehen und deshalb wird sinnvoll im Haushalt  gespart
und nutze eine Fähigkeit, die meine Mutter sehr gut beherrschte-
aus wenig viel zu machen.
Ein uraltes Fahrrad, abgeschliffen und neu lackiert, fährt genauso gut als ein Neues, alte Möbel lassen sich wunderbar herrichten.
Im Garten wachsen nicht nur Blumen, sondern Gemüse, Kräuter, Obst usw. - Vorratshaltung.
Und als seel. Stärkungsmittel gibts bei uns jeden Morgen ein Müsli mit Leinsamen, dann kann einen nichts mehr so leicht umhauen ;D
Das Thema Existenz- oder Zukunftsangst ist sicher so alt wie die Menschheit- deshalb rede ich mit anderen drüber, wir brauchen ja das Rad nicht wieder neu erfinden.
Herzliche Grüsse
maria



 
« Letzte Änderung: 04.05.09, 19:42 von mary »

Offline passivM

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Re: Wie mit Zukunfts-/Existenzängsten umgehen?
« Antwort #5 am: 06.05.09, 20:15 »
http://www.agrar.de/landfrauen/forum/index.php?topic=28292.msg297132;topicseen#msg297132

Wenn ich beim Kopieren nichts falsch gemacht habe, dann geht der Link zum Thema: "Zusatzstoffe in der Nahrung". Das ist auch so ein Angst-Thema, finde ich  ...obwohl man die Dosis, die man täglich abbekommt, ja so gering wie möglich halten kann. Man ist hier also nur ein bisschen ausgeliefert...  :-\

maria,

ich habe mir vorgenommen, mich wegen der Sache mit meiner Absicherung (haben wir im Vereinsteil diskutiert) nicht mehr so arg zu ärgern. Ich arbeite halt daran, etwas unabhängiger zu werden  ...was ich sicher nicht im Hau-Ruck-Verfahren umsetzen kann. Gerade eben ist mein Mann wieder für eine Woche in den alten Bundesländern, und die Kleine war heute krank. So. Da geh' mal eben arbeiten ...bei uns meistens Schicht (bei den wenigen Stellen in der Produktion), oder -im Einzelhandel- bis 20 Uhr, mindestens aber bis 18 Uhr, plus aufräumen und heim fahren (ca 23 bis in die Stadt). Toll. Ich versuche halt, mich selbstständig zu machen. Das Nähen und die Kreativität sind ja nicht das Problem, aber man muss die Sachen ja auch verkaufen. Das ist gar nicht so leicht. Ich hatte es mir einfacher vorgestellt. Aber: Durchhalten. ...und vor allem rege ich mich nicht mehr auf. Ich gebe mein Bestes und Gut. Das muss genügen. Das ist wie ein neuer Wesenszug von mir. Früher habe ich mir IMMER Sorgen gemacht...

Ich hatte mal eine Freundin (die leider vor einigen Jahren starb), die sagte immer: "Es wird immer alles anders, und zweitens als man denkt..."
Liebe Grüße
aus dem schönen Mecklenburg-Vorpommern

Offline Ingrid2

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Re: Wie mit Zukunfts-/Existenzängsten umgehen?
« Antwort #6 am: 06.05.09, 21:13 »
Hallo,

also in meinen Anfangsjahren hier auf dem Betrieb war das Geld eigentlich immer superknapp, ihr wißt schon: Wohnung richten, Altschulden vom Stallbau, Abfindung weichender Erben,... Und dann kam oft noch unvorhergesehenes dazu: schlechter Schweinepreis, schlechte Leistung im Stall,...

Da gab es Zeiten, da war mir ganz schlecht vor Angst. Weil ich mir nicht vorstellen konnte, wie wir es schaffen können. Und immer ist es irgendwie doch gegangen. Mit vielen Kurven, Haken - nie auf dem "graden Weg".

Mittlerweile bin ich gelassener, lasse die Dinge mehr auf mich zukommen. Grade diese Rückschläge der ersten Jahre haben mich stärker und ruhiger gemacht. Ich kann jetzt auch mal schlechte Zeiten "aussitzen". Vieles können wir ja doch nicht selbst beeinflussen. Aber ich rechne auch sehr genau, weiß relativ genau wie wir finanziell stehen. Wir überlegen uns am Jahresanfang schon, was wir in dem kommenden Jahr erreichen wollen, was angeschafft werden muß, wohin die Richtung geht. Dieses auseinandersetzen mit der eigenen Situation hilft mir, das Kommende nicht mehr ganz so diffus zu sehen, sondern auch planend eingreifen zu können.

Ingrid

Offline Margret

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Re: Wie mit Zukunfts-/Existenzängsten umgehen?
« Antwort #7 am: 06.05.09, 21:17 »
Ich lese gerade bewusst Reserls Ursprungsfrage (im Titel).

Bei uns steht zur Zeit  irgendwie schon auch  "mittelgroßes Weichenstellen" an  und wir versuchen, den richtigen Weg für uns herauszufinden und zu gehen.

Das ist sehr schwierig,  finden wir...
Die Rechnung hat halt sooooo vieel Unbekannte.

Wir hoffen,  dass es uns gelingt.

Wir beide  reden sehr viel miteinander ,  zum Glück geht das gut mit meinem Mann.
Über  unsere Vermutungen über die agrarmarktpolitische Entwicklung.  Da kommt halt immer wieder was anderes dabei raus...
Und über uns,  unsere Fähigkeiten, Chancen, Unmöglichkeiten, Schwächen, Neigungen, .....
Wie wir meinen, unser Leben am besten leben zu können.
Über die Vor- und Nachteile, die der eine oder andere Weg voraussichtlich bringen wird.
Über Möglichkeiten, die Risiken ein wenig abzufedern (da wir auf die vermeintlich sicherste Lösung keine Lust haben  8).
Diesbezüglich haben wir echt auch Angst,  dass wir  "verrückt" sind, verblendet, blöd,.....

Uns ist allerdings schon bewusst,  dass man reich ist, solange man Alternativen hat, unter denen man wählen kann.
Es ist auch spannend und bereichernd, sich Gedanken zu machen und nicht nur dahinzuleben.

Wir versuchen, den richtigen Weg zu finden,  indem wir mit Leuten reden und uns von ihnen beraten lassen, von denen wir meinen, dass sie Überblick und Erfahrung haben.
Ja,  wir versuchen, nach vorne und aber auch zurück zu schauen,  um schätzen zu können, was kommen könnte.

Wir hören zur Zeit auch sehr auf unser inneres Gefühl.  Das kann nicht schlecht sein.

Schwierig, das auszudrücken...

Margret


@ ingrid 2:    das hast du super geschrieben,  die Methode gefällt mir, das passt !



« Letzte Änderung: 06.05.09, 21:19 von Margret »

Offline mary

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Re: Wie mit Zukunfts-/Existenzängsten umgehen?
« Antwort #8 am: 07.05.09, 09:21 »
Hallo AnnaAnna,
mir liegt ein Entwicklungshilfeprojekt in Boliven sehr am Herzen. Das Gefühl, ein wenig mitzuhelfen, dass es auch anderen ein wenig beser geht- tut mir selbst sehr gut und es hat auch noch den Effekt, dass beim Blick über den Tellerrand bei mir eine grosse Dankbarkeit hochkommt.  Da sind unsere Existenzsorgen ja nur klein, im Verhältnis zu deren Kampf ums überleben.
Sowas ist für mich auch eine gute Methode gegen Zukunfts- oder Existenzängste anzugehen.
Man braucht viel weniger als uns immer vorgemacht wird und man muss sich damit auseinander setzen, was wirklich wichtig ist.
Zu den wirklich wichtigen Dingen gehört für mich auf alle Fälle der Garten, er ist für mich Erholung, Entspannung und Lehrmeister.
Auch ein gemütliches Heim hängt nicht vom grossen Geldbeutel ab und das was auf dem Teller liegt- hängt zum grossen Teil von unserer eigenen Arbeit ab.
Damit hab ich einiges gelernt und vor allem meine Arbeit als Bäuerin in Haus, Hof erst wirklich schätzen gelernt.
Denn Haus, Hof, Betrieb, Büro, Stall usw. so auf die Reihe zu bringen, dass es eingermaßen läuft- geht nicht nebenbei.
Mit dem Selbermachen fand ich Talente bei mir, von denen ich gar nichts ahnte ;D.
So gesehen haben auch schlechte Zeiten eine sehr lehrreiche Wirkung.
Herzliche Grüsse
maria

Offline Melkerin

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Re: Wie mit Zukunfts-/Existenzängsten umgehen?
« Antwort #9 am: 07.05.09, 15:39 »
Unser "Betriebsdampfer" ist nun in Fahrt und so schnell läßt sich die Richtung nicht mehr ändern. Die Anforderungen werden immer höher und so langsam gehen mir die berühmt-berüchtigten Schräublein aus, an denen man noch was drehen könnte ...

Aber wenn mir die Panik hochsteigt habe ich 2 Tricks:

1. Ich denke an die menschlichen Grundbedürfnisse, also Nahrung, Kleidung, Wohnung, medizinische Versorgung, Frieden im Land, Familie, Freunde, Partnerschaft usw. und muß dann feststellen, dass dabei noch kein Mangel besteht.
Selbst wenn wir den Hof aufgeben müßten, könnte ich davon ausgehen, dass die Grundbedürfnisse weiterhin abgedeckt sind ... und "mich selbstverwirklichen" bzw. "meine grüne Seite ausleben" könnte ich auch im kleinen Stil, z. B. mit einem Garten und ein paar Hühnern und Schafen ....   ;D
Also das wirkt dann schon einmal sehr beruhigend.  :)

2. Gerne vergleiche ich auch das heutige Leben mit dem der vorherigen Generationen.
Eine alte Frau (die wäre heute so an die 100 J.) hat mir einmal erzählt, dass sie und ihr Bruder ein halbes Jahr lang nachmittags nach der Schule bei den Bauern auf dem Feld geholfen haben. Dann hatten sie genügend Geld beisammen um sich ein Fahrrad zu kaufen. Im nächsten Jahr nochmal dasselbe, nun konnten sie sich ein zweites leisten.
Und heute? Da legen die Verwandten das Geburtstags- u. Weihnachtsgeschenk zusammen und schwupps wird für das Kind ein Fahrrad gekauft, auf das es natürlich nicht arg aufpaßt, da es ja fast selbstverständlich ist eines zu haben.

Für meine Eltern war eine Tafel Schoko noch was ganz Besonderes und ich hab mich als Kind immer sehr auf die samstägliche Brezel vom Bäcker gefreut.
Mit Brezeln und Schoko kann man heute kein Kind mehr hinterm Ofen vorlocken, dazu ist wohl die Ernährung zu gut.

Meine Großeltern kannten keinen Urlaub. Als Kind bin ich zumindest bis ins Allgäu gekommen. Und heutzutage kommen die Kinder ja schon mit der Schule in Gegenden in denen ich noch nie war.

Also so gesehen hat der Wohlstand schon enorme Fortschritte gemacht. Man will's vielleicht bloß nicht sehen. Ich darf nicht immer nur nach "den Oberen" sehen, sondern muß mich auch mit denen vergleichen, denen es ungemein schlechter geht als mir. Es gibt soviel Elend auf der Welt ...

Arm ist, wer nichts mehr abzugeben hat. So ähnlich heißt es doch.

Neulich sagte ein Radiomoderator: Langfristig wird die Nachfrage nach Agrarprodukten wieder steigen, es kommt nur darauf an, ob die Bauern so lange durchhalten werden.

Wir werden es zumindest versuchen ...  ;)
« Letzte Änderung: 07.05.09, 15:42 von Melkerin »
Herzlich Grüße von Melki!

Offline Luetten

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Re: Wie mit Zukunfts-/Existenzängsten umgehen?
« Antwort #10 am: 07.05.09, 18:11 »
Hallo Melki, so wie du sehe ich es auch ;), sollte ich mal etwas negativ denken, überlege ich sofort wie es wohl unseren Großeltern im Krieg ging-die hatten Angst- nämlich um ihr Leben :'( und dann schäme ich mich ein wenig über meine Gedanken.
LG Petra
Man sollte nie mit vollem Mund über Bauern schimpfen!

manurtb

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Re: Wie mit Zukunfts-/Existenzängsten umgehen?
« Antwort #11 am: 07.05.09, 18:23 »
Neulich sagte ein Radiomoderator: Langfristig wird die Nachfrage nach Agrarprodukten wieder steigen, es kommt nur darauf an, ob die Bauern so lange durchhalten werden.
Hat der Radiomoderator auch gesagt, warum er das glaubt?
War das in Deutschland oder in Europa oder auf der Welt?

Wenn man bedenkt, dass jetzt erst mal eher die Nachfrage nach Agrarprodukten sinken wird, weil die Leute weniger Geld haben und somit weniger wegschmeissen können, dann frag ich mich, bis wann dann die Nachfrage steigen wird....

Offline Eva

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Re: Wie mit Zukunfts-/Existenzängsten umgehen?
« Antwort #12 am: 08.05.09, 00:14 »
Bei uns ist das Thema zur Zeit auch hohaktuell. Meinem Mann geht es dabei gar nicht gut und das bekommt Frau immer auch zu spüren. Auch ich habe kein gutes Gefühl, wenn ich dran denke was in diesem Jahr bei den sehr schlechten Einnahmen unbedingt noch gemacht werden muss und wie viel Geld man dafür aufwenden muss. Göga leidet sehr darunter und ich soll da eher Mut machen. Habe in vergangenen schweren Zeiten oft auch gelitten.
Allerdings prägen mich zwei Erlebnisse:
Einmal eine Diskussion beim Einkaufen, wie schwer doch die Zeiten sind und wie die Unsicherheit belastet. Hinter mir stand der Vater einer Schulfreundin, ein Russlanddeutscher welcher nach dem Krieg hiergeblieben ist und geheiratet hat. Er sagte: "Auch mich verunsichert die Situation, aber wir stehen hier vor der Wursttheke und jeder überlegt was er heute wohl essen mag. Wenn mir als Schulbub mal jemand prophezeit hätte, dass ich mir jeden Tag die Wurstsorte aussuchen kann, bzw. überhaupt jeden Tag Wurst essen kann dann hätte ich ihn für verrückt erklärt oder gedacht der glaubt wohl an das Schlaraffenland. Vielleicht gibts irgendwas mal nicht, aber sicher werde ich die nächste Zeit immer satt sein und trotzdem essen können was mir schmeckt.
Zum zweiten ein Erlebnis aus meiner Zeit als Rettungssanitäterin. Es war ein Tag an dem auch vieles nicht passte und ich dachte dass das Leben schon ungerecht und schwer ist. Dann kam ein Notruf. Ein junger Mann, Student, welcher sich aus Gründen der Ersparnis aus einem Altfahrzeug beim Schrotthändler ein Ersatzteil ausbauen wollte. Dabei rutschte das Fahrzeug vom Wagenheber, fiel auf ihn und verursachte eine Wirbelfraktur. Im Rettungswagen erzählte er unter Schock, dass er keine Zeit fürs Krankenhaus hat, da er seine Prüfungen in der kommenden Woche auf keinen Fall versäumen darf und dass er unbedingt zu seiner Freundin muss um ein Missverständnis zu klären wegen dem sie nicht mehr mit ihm spricht. Dieser Unfall darf so auf keinen Fall Realität sein, denn das geht nicht.
Als ich abends heim ging, dachte ich dass ich alle Möglichkeiten habe meine Probleme in die Hand zu nehmen. Ich konnte jederzeit überall hin gehen, jederman anrufen um etwas zu klären. Ich hatte zwei gesunde Beine um zu laufen, zwei gesunde Hände um zu arbeiten und ein Hirn um es zu benutzen. Alles andere lag wohl auch an meinem eigenen Bemühen.
Seitdem denke ich, dass man oft einfach übersieht wie man das eigene Schicksal mit etwas gutem Willen und Mühe schon noch beeinflussen kann. Auch unsere Exisenzängst sind nicht nur Spinnerei, aber trotzdem müssen wir noch alles im rechten Licht sehen. Die wirklichen und unabänderlichen Probleme sehen anders aus und können wie ein Blitz aus heiterem Himmel kommen.
Ich wünsche uns allen, dass uns dieser Blitz nie trifft.
Man muss nicht das Licht das anderen auslöschen,
um das eigene leuchten zu lassen.
(griechisches Sprichwort)

Offline Gelika

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Re: Wie mit Zukunfts-/Existenzängsten umgehen?
« Antwort #13 am: 08.05.09, 10:17 »
Liebe Eva,

dank dir vielmals für deinen Beitrag !

Gelika
Manchmal, bei Gelegenheit,
hier und da und dann und wann
denke ich an eine Zeit,
die ich nicht vergessen kann.

Offline Sasa

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Re: Wie mit Zukunfts-/Existenzängsten umgehen?
« Antwort #14 am: 12.05.09, 13:01 »
Hallo Jara,
ich habe deine Postings zum Thema Hofübergabe alle gelesen- es ist doch schon ein Erfolg, daß es überhaupt mal voran geht...damit war ja anfangs nicht zu rechnen....

Weißt Du, ich glaube, Deine SM hat Angst- davor, ihre anderen Kinder zu verärgern, wenn sie ihnen nicht alles recht macht. Das steckt doch in der Frage, was ist, wenn sie nicht mehr kommen. Und- wenn die Männer es verbieten? Ich weiß nicht, eine Tochter, die ihre Eltern liebt, wird sich so schnell den Besuch wohl nicht verbieten lassen...

Ich denke, Deine SM müsste aus diesem "ich geb Dir was Teures, damit Du merkst, wie sehr ich Dich mag" raus...Ist aber natürlich schwierig, wenn es immer schon so war..

Ich kann es schlecht erklären....ich denke, sie möchte geliebt werden - was ganz normal ist!- und hat Angst, abgelehnt zu werden, wenn es eben kein Geld mehr gibt. Aber- man liebt seine Eltern doch nicht wegen finanzieller Unterstützung etc.??. Ich denke, es ist für sie auch leichter, dann zu sagen, Jara hat Schuld, sie hat ja mit dem Thema angefangen...

Ich will Deine SM nicht als "die Böse" darstellen- im Gegenteil. Vielleicht kannst Du das Ganze gelassener nehmen, wenn Du Dir vorstellst, daß einfach Angst vorm Abgelehntwerden, nicht gemocht werden, hinter ihrem Verhalten steht? Denn Deine SE kannst Du nicht ändern, nur dafür sorgen, daß Du leichter mit der Situation umgehen kannst...

Viele Grüße
Sasa