Autor Thema: In Würde altern... aber wo? Zuhause? Heim?  (Gelesen 46772 mal)

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Offline Anneke

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Re: In Würde altern... aber wo? Zuhause? Heim?
« Antwort #105 am: 05.10.18, 22:48 »
Hallo Margret, das ist ein brisantes Thema. Über solche WGs, wie dieser Herr Scherf sie seinerzeit mitgründete und die auch so weiterbesteht, habe ich schon öfters gelesen. Ein Schwachpunkt wurde bereits angesprochen. Die Bewohner werden nun alle gleichzeitig älter und nach und nach evtl. auch pflegebedürftig. Die Betreuung durch die anderen WG-Mitglieder ist somit ja zwangsläufig eher über kurz oder lang nicht mehr möglich. Kann das vielleicht sogar ein Pluspunkt sein, dass die Betreuung stufenweise nun von einer oder im Bedarfsfall von mehreren Pflegepersonen, die auch im Haus in den freiwerdenden Wohnungen unterkommen können, gebündelt werden kann? Oder ist doch die eine WG mit gemischten Generationen sinnvoller? Ich weiß es nicht. Aber Überlegungen anstellen darf und sollte man doch?
Zuviel nachdenken ist wie schaukeln, man ist zwar beschäftigt, kommt aber keinen Schritt weiter

Offline mary

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Re: In Würde altern... aber wo? Zuhause? Heim?
« Antwort #106 am: 06.10.18, 06:00 »
Ich hab ein Buch von Scherf gelesen, hab auch schon so einiges über betreutes Wohnen gesehen-
mit der derzeitigen Altersversorgung im landw. Bereich wird das aber eine knappe Sache.
Mit den gemischten Generationen könnte ich mir das vorstellen, aber wie es gelingen kann- ?????.
Wer nicht mehr mit dem Auto mobil ist, da ist das leben in der Pampa sehr schwierig-
also doch eher in grössere Städte gehen?
Die Dörfer bluten doch auch die ganze Zeit aus, Banken, Geschäfte schliessen, da ist dann ohne Auto auch nix los.


Offline annelie

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Re: In Würde altern... aber wo? Zuhause? Heim?
« Antwort #107 am: 06.10.18, 06:26 »
Größere Städte müssen nicht zwingend sein, größere Orte mit Marktplätzen und Verkehrsanbindung sind eine Option.  Eine Wohnung in Zentrumnähe und man hat sehr vieles erreichbar.  In unserer ländlichen Nachbargemeinde wurde in den letzten Jahren ein Altenheim gebaut, neben dem Altenheim ist jetzt ein Supermarkt mit Cafe und neu kommt ein Ärztehaus hinzu. Apotheke, 2 Banken, das Rathaus, ein Speiselokal und Friseur sind in einem 300 m Radius. Kirche ist leider in einem anderen Ortsteil. Früher hatten sie einen Wochenmarkt, aber der ist mangels Kaufinteresse wieder aufgegeben worden.
Man muß halt im Vorfeld wissen was für einen selbst wichtig ist und dann nach Möglichkeiten suchen.
Leider ruht die Baustelle des Mehrgenerationenhauses mit Demenzgruppe bei uns im Ort, so kann ich darüber nichts berichten. Meine Freundin hätte gerne für ihre Tante einen Platz in der Demenzgruppe, nur leider läuft die Zeit davon und sie wird sich wohl anderweitig umsehen müssen.
Vergangenheit ist Geschichte,
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und jeder Augenblick ist ein Geschenk.

Liebe Grüße
Annelie

Offline Margret

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Re: In Würde altern... aber wo? Zuhause? Heim?
« Antwort #108 am: 06.10.18, 06:28 »
Für Herrn Scherf war glasklar, so ein Objekt darf nur in der Innenstadt mit guter infrastruktur stehen bzw. mit sehr guter Anbindung an öffentl. Verkehrsmittel.
Für die  insgesamt drei Verstorbenen, die sie bisher hatten von der anfängl. Mannschaft (einer hatte Hirnblutung und starb auf der Stelle am Tisch,  deshalb war der bei den Pflegefällen nicht erwähnt)  nahmen sie jeweils relativ junge Leute (Paare, Familien) herein.

Wir haben uns auch überlegt,  ob es sogar sinnvoll ist, so eine Ansammlung von Pflegebedürftigen zu haben,  da lohnt es sich besser,  dass Pflegedienst kommt oder gar so jemand dort mit wohnt ? Klingt vernünftig.

Margret

Offline mary

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Re: In Würde altern... aber wo? Zuhause? Heim?
« Antwort #109 am: 06.10.18, 06:45 »
Ich war vor längerer Zeit in einer Veranstaltung in einer grösseren Stadt- Lebensqualität im Alter- da gings auch um die Infrakstruktur, für die gesorgt werden müsse-
auch welche Überlegungen dafür angestellt würden-
waren eine ganze Menge von Fachleuten auf dem Podium
auf meine Frage, wie Lebensqualität im Alter auf dem Land gesehen würde- gabs nur betretenes Schweigen.
Mit einigermaßen gut gefülltem Geldbeutel lässt sich vermutlich auch vieles einfacher regeln.

@annelie, der Unterschied ist wohl auch, ob man für jemand anderen solche Überlegungen anstellen muss- oder für das eigene würdige Altern?
« Letzte Änderung: 06.10.18, 06:52 von mary »

Offline Frieda

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Re: In Würde altern... aber wo? Zuhause? Heim?
« Antwort #110 am: 06.10.18, 08:22 »
Ich bin ja gespannt. Genau bei mir gegenüber  wird das Dorfprojekt für betreutes Wohnen,( Tages)pflege gebaut. Bis jetzt planen sie noch.
Viele Grüße,

Jesus verspricht: Ich bin bei euch alle Tages eures Lebens bis ans Ende der Zeit (Mt 28,20)

Offline frankenpower41

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Re: In Würde altern... aber wo? Zuhause? Heim?
« Antwort #111 am: 06.10.18, 09:02 »
Tagespflegeeinrichtungen entstehen hier auch überall. Das finde ich eine sehr gute Einrichtung weil man so doch so lange wie möglich in gewohnter Umgebung bleiben kann.
Auch hier sehe ich allerdings längerfristig das Problem mit dem Personalmangel.

Offline martina

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Re: In Würde altern... aber wo? Zuhause? Heim?
« Antwort #112 am: 06.10.18, 09:14 »
Die Bausparzeitschriften berichten immer mal wieder über Mehrgenerationenprojekte und manchmal fragen sie auch nach 5 Jahren noch mal, wie es läuft.

Meine Patentante und ihr Mann haben schon vor 10 Jahren ihr Siedlungshäuschen samt Garten verkauft und sind in eine Wohnanlage gezogen. Nun wohnen sie im dritten Stock (mit großem Aufzug) in einer schönen Wohnung mit Balkon und Aussicht ins Grüne. Können jederzeit eine gepflegte Parkanlage der Kurstadt genießen, um deren Beete sie sich nicht selber kümmern müssen (hatten eh immer einen Gärtnerdienst fürs Grobe). Hausmeister- und Reinigungsdienste kann man mit der Miete mitbuchen, je nachdem, was man selber nicht schafft. Meine Tante putzt nicht gern Fenster und hat sich da die Dienstleistung dazugebucht.

Und dann sagte sie ganz trocken bei einem Besuch bei ihr: "Wenn wir hier nicht mehr klarkommen, ziehen wir in das Haus da hinten, erst ins betreute Wohnen und dann in die Pflege!".

Aber Onkel und Tante haben schon immer hart gearbeitet für das, was sie haben UND frühzeitig Vorsorge fürs Alter getroffen und eben auch immer wieder darüber nachgedacht, was wollen sie selber.

Nein, sie hängen nicht am Häuschen mit Garten, hatten eh schon immer Hilfe dabei, es zu versorgen neben der Arbeit.
Nein, die Kinder hängen auch nicht wirklich an dem Häuschen und werden es nicht übernehmen.
Wann ist der richtige Zeitpunkt zu verkaufen?
Wie wollen wir im Alter wohnen und wo?

Und so haben sie halt nicht nur das Haus verkauft, sondern sind auch in eine andere Stadt gezogen, weil da die Infrastruktur besser zu ihren Bedürfnissen passt. In der neuen Stadt sind alle Fachärzte, die sie für ihre Zipperlein brauchen, fußläufig zu erreichen, einkaufen in 2 Minuten, gute Zuganbindung nach Osnabrück...

Meine Mama war sehr nachdenklich, als wir da wieder wegfuhren und sagte dann, sie hätte in mein Elternhaus und die Hofstelle samt Garten soviel Zeit und Geld nach und nach investiert, nun wolle sie das auch genießen.

Offline Wiese

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Re: In Würde altern... aber wo? Zuhause? Heim?
« Antwort #113 am: 06.10.18, 09:22 »
Kürzlich war erst ein Bericht auch mit Herrn Scherf  im WISO da.Es gab verschiedene
Berichte über das Altern in verschiedene Einrichtungen. Fand ich sehr intressant.
Hier der Link zur Sendung

https://www.zdf.de/verbraucher/wiso/wenn-eltern-alt-werden-wiso-doku-1-oktober-2018-100.html
Wer sich heute freuen kann,soll nicht bis morgen warten.
                     " Pestalozzi "

Offline gammi

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Re: In Würde altern... aber wo? Zuhause? Heim?
« Antwort #114 am: 06.10.18, 10:00 »
Das zentrumsnahe Bauen fürs Alter hat bei uns in der Stadt grad auch hohe Wellen geschlagen.............

.....da beschweren sich jetzt die Jungen, dass man nur noch an die "Alten" denkt. Sie wollen auch zentrumsnah wohnen.
Enjoy the little things

Offline martina

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Re: In Würde altern... aber wo? Zuhause? Heim?
« Antwort #115 am: 06.10.18, 10:15 »
Ich würde so eine Wohnanlage so bauen, dass jeder seine eigene Wohnung hat und es für die gemeinsamen Essen usw. eine große Gemeinschaftsküche und gemeinsam genutzte Räume gibt, wo man mit allen Leuten essen kann.

 

Offline frankenpower41

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Re: In Würde altern... aber wo? Zuhause? Heim?
« Antwort #116 am: 06.10.18, 10:53 »
Das sehe ich auch so, man muss da  schon sehr tolerant sein. Gerade wenn man sein Leben lang selbständig war und sich nirgends rechtfertigen musste,  ist das nicht einfach.
Die Mutter  (86) einer engen Freundin von mir ist seit einigen Monaten im Pflegeheim. Tagespflege und daheim ging nicht mehr (Demenz und große psychische Belastung für die Familie der Tochter. Sie lebte vorher nicht bei ihnen und war bevor sie ins Heim kam 5 Jahre bei ihnen).
Jetzt krieg ich mit wie manches im Pflegeheim läuft.  Sie ist mit einer unmöglichen Frau im Zimmer (so sagen auch alle die dort waren). Die Frau sagt höchstens noch Grüß Gott zu anderen und macht die Oma ständig herunter.
Anderes Zimmer für die andere Frau geht nicht (war schon bei anderen, die kamen auch nicht mit klar), weil Bezirk zahlt, da gibt es kein Einzelzimmer.   Mir geht das sehr durch den Kopf. Was da alles fällt, auch wenn die Oma dement ist, das will ich hier gar nicht schreiben.   Furchtbar. Wenn ich dran denke, dass es mir oder einen engen Angehörigen von mir auch so gehen könnte, ich weiß nicht was ich tun würde. Das Heim selber hat einen guten Ruf, aber das allein ist es eben auch nicht.
Meine Freundin überlegt schon was sie macht, aber Heimplätze sind rar und sie musste froh sein dass ihre Mutter dort unter kam.

Offline martina

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Re: In Würde altern... aber wo? Zuhause? Heim?
« Antwort #117 am: 06.10.18, 10:57 »
So wie ich anderswo gelesen habe, werden neue Heime nur noch mit Einzelzimmern genehmigt.

So ein DZ kann ja auch gut sein, wenn man sich mit dem Zimmerpartner versteht, aber das muss wirklich passen.

Offline Tina

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Re: In Würde altern... aber wo? Zuhause? Heim?
« Antwort #118 am: 06.10.18, 11:00 »
Ich möchte auch mal nicht in so eine Wohnanlage, mit so viel Gemeinschaft. Solange ich noch fit bin, könnte ich mir betreutes Wohnen vorstellen, wenn es nicht mehr geht, ins Heim, aber nur im Einzelzimmer.
Was ich nicht möchte, meine Kinder und Schwiegerkinder belasten und nerven, ich hab das jetzt mit SM, nein das möchte ich nicht. Und ich bitte den lieben Gott darum, das ich das später auch noch weiß.
LG
Tina

Offline mary

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Re: In Würde altern... aber wo? Zuhause? Heim?
« Antwort #119 am: 06.10.18, 11:12 »
@Marianne,
ich hab eine  Zeit eine Frau im Heim besucht, die wohnte auch mit einer anderen Frau in einem Doppelzimmer. Hab mich oft gefragt wie sie das aushält, naja, sie hat es nicht so überaus lange  ausgehalten. :'(
Jeder ist verschieden, aber so ein wenig kommen mir Heime wie die Bahnhofswartehallen auf die weitere Reise vor- es ist schön, dass die Lebenserwartung immer höher wird- aber bei der Lebensqualität bzw. dem würdigen Älter werden, naja, da sehe ich so manches nicht gerade erbauliches.
Hab heute beim Einkaufen eine Frau getroffen, die nicht mehr selbst mit dem Auto fahren kann, Mann ist bereits gestorben, jetzt haben sie noch ihre Katze zusammengefahren, die Kinder sind irgendwo in der Welt- Familien haben  heute oft  nicht mehr viel Zusammenhalt. Enkelkinder gibt es keine.
ihre einzige Freude ist ihr wirklich bewundernswerter Garten- sie hat gemeint, wenn sie den nicht mehr machen kann, dann möchte sie gerne einen Freifahrtschein für die Ewigkeit. Sie konnte mit mir nach Hause fahren, sie meinte, den Weg zum Haus würde sie schon nach schaffen, aber die schwere Einkaufstasche- das mache ihr Beschwerden.
Ich kann mir vorstellen, die Einsamkeit im Alter muss jemand schon verkraften, da ist vielleicht so eine Wohnung in einer betreuten Wohnanlage besser- obwohl, ich hab neulich mit einer Tochter gesprochen, wo die Eltern jetzt im betreuten Wohnen leben- sie meinte, für ihre Eltern wären diese vielen Vorschriften und so ein paar Querulanten fast wie ein Sargnagel.
Kommt vermutlich immer auf die Menschen und Charaktäre an.
Mir ist heute der Buchtitel von Blacky Fuchsberger in den Sinn gekommen- alt werden ist nichts für Feiglinge.


« Letzte Änderung: 06.10.18, 11:18 von mary »