Hallo zusammen,
wenn ich so an unsere Hochzeit denke,fällt mir immer wieder ein,wie nah doch Freud und Leid beieinander liegen können.Also kurz unsere Geschichte-wir haben schon eine ganze Weile zusammengelebt hier mit meiner Mutter auf dem Hof.Sie ist dann leider sehr schwer krank geworden ( Krebs ) und wir haben sie daheim anderthalb Jahre gepflegt.Sie hat sich mit meinem Mann supergut verstanden und hat mal zu Bekannten gesagt,daß sie doch so gerne noch geblieben
wäre jetzt wo doch alles so schön würde...Sie hat gefühlt,daß sie nicht mehr viel Zeit hat und hat zu uns gesagt,daß es ihr größter Wunsch wäre,unsere Hochzeit noch mitzuerleben.Mir kommen heute noch die Tränen,wenn ich daran denke.Ich hab zu ihr ein sehr enges und gutes Verhältnis gehabt,nachdem mein Vater früh verstorben ist.Sie hat mich unheimlich unterstützt und geholfen wo sie nur konnte.Ihr könnt euch vielleicht vorstellen,in welch seelichen Ausnahmezustand man ist,wenn man das lange Sichtum seiner Mutter so intensiv erlebt und dann an ein fröhliches Fest denken soll.Mein Mann und ich haben lange überlegt,was wir machen,denn nach fröhlicher Feier war uns wirklich nicht zumute.Wir haben uns dann auf eine heimliche Hochzeit geeinigt und niemanden etwas gesagt.Es war wie ein Wettlauf mit der Zeit,denn keiner wußte wie lange ihre Kräfte noch reichen.Wir sind dann an besagten Morgen in ihr Zimmer gegangen und haben ihr gesagt,daß wir in anderthalb Stunden wieder da sind - wir wollen kurz heiraten gehen.Erst hat sie gestutzt,aber dann hat sie sich riesig gefreut und gesagt ,daß wir doch wenigstens hinterher Mittag essen gehen sollen.Das wollten wir aber nicht,schließlich wollten wir jede gemeinsame Stunde noch mit ihr verbringen,die uns noch blieb.So sind wir schnell auf das Standesamt gefahren und haben die Zeremonie über uns ergehen lassen - im Vorgespräch haben wir unsere Situation dort geschildert und gesagt,daß alles so einfach und kurz wie möglich sein sollte.Die Standesbeamtin hat zwar erst ein wenig geschaut als wir beide in Anzug und Kostüm ,ohne Verwandte und Blumen kamen,aber es war meinen Bedingung daß ich niemanden weiter dabei haben wollte,denn wenn es die Familie meines Mannes erfahren hätte,wäre dort ein Volksfest veranstaltet worden und danach war mir nun wirklich nicht zumute.So sind wir danach schnell wieder heim gefahren und haben unseren aufgewärmten Eintopf vom Vortag alle drei zu Mittag gegessen und noch schön erzählt so gut es ging und gleizeitig meiner Mutter eingeschärft,daß sie es ja niemanden erzählen soll.Am Nachmittag kam dann zufällig der beste Freund meines Vaters meine Mutter besuchen und wir haben zusammen Kaffee getrunken.Ich war zwar fast immer im Zimmer, aber irgendwie hat sie es geschafft ,ihm von der hochzeit zu erzählen.An dem Nachmittag ist sie förmlich nochmal richtig aufgeblüht und hat Pläne gemacht für eine Feier,wer einzuladen sei und was ich backen soll usw.Wir haben mitgemacht wohl wissend,daß es sowieso nicht zustande kommt,weil sie den Trubel physisch nicht mehr verkraftet hätte.So haben wir in kleinem Kreis drei Tage später die Eltern meines Mannes und meinen Onkel zum Abendbrot eingeladen,haben aber nicht gesagt aus welchem Grund.Die größte Freude für meine Mutter und mich war das d....e Gesicht meiner liiiieben Schwiegereltern als mein Mann kurz vorm Abendbrot die Neuigkeit berichtete...Ist ihnen doch wieder ein Festival entgangen...Nachdem sie im vergangenen Jahr ihre Silberhochzeit zelebriert haben,weiß ich erst was mir erspart geblieben ist...Gott sei Dank!
An dem Abend hat meine Mutter sogar noch relativ lange am Tisch mit gesessen und erzählt,aber es ging dann ziemlich bergab mit ihrem Zustand.Ich hatte das Gefühl,daß die Hoffnung auf diesen Tag sie hat so lange durchhalten lassen,denn immerhin hatten sie die Ärzte ein Jahr vorher schon aufgegeben und ihr nur noch wenige Tage prophezeit.Es ging dann rapide abwärts mit ihr und genau 14 Tage später ist sie gestorben.Auf ihrer Beerdigung hat der Pfarrer dann erwähnt,daß ihr größter Wunsch noch in Erfüllung gegangen sei.Da fing das Getuschel schon auf dem Friedhof an,ob wir etwa heimlich geheiratet hätten.Das fand ich irgendwie schlimm.Nach dem Leichenschmaus haben wir dann unseren Bekannten,der zufällig an unserem Hochzeitstag zu Besuch war nach Hause gefahren und beim Aussteigen aus dem Auto hat er uns Glück gewünscht und gesagt,daß es ihm meine Mutter unter dem Siegel der Verschwiegenheit erzählt hat und sich so gefreut hätte.Da hab ich nur noch geheult.
Nach ein paar Monaten haben wir dann die Geschwister meines Mannes und unsere Freunde zu einem Abendessen in eine Gaststätte eingeladen und über den Familienstand informiert.Später haben wir dann zu meinem runden Geburtstag den Rest der Familie und sonstigen Verpflichtungen eingeladen und somit das Thema Hochzeit einladungstechnisch abgearbeitet...
Manch einer wird bei dieser Geschichte vielleicht mit dem Kopf schütteln,aber ich bin froh das der Trubel sich so etwas in Grenzen gehalten hat, denn ich gehe großen Menschenansammlungen gern aus dem Weg .Ich bin mir nichtmal sicher,ob ich überhaupt geheiratet hätte,denn eine Garantie für ein gutes Zusammenleben gibt der Zettel nicht - das muß sich täglich erarbeitet werden.