Autor Thema: Können die "Jungen" noch mithalten?  (Gelesen 22341 mal)

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Offline Pierette

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Re: Können die "Jungen" noch mithalten?
« Antwort #30 am: 19.04.05, 19:58 »
Brigitte, du hast selbstverständlich Recht - ein gut geführter Haushalt ist auch ein Bestandteil eines wirtschaftenden Betriebes. Privatentnahmen müssen immer im Verhältnis zum Betriebseinkommen stehen - was oft nicht gesehen wird, wie die Buchführungsauswertungen unseres Arbeitskreises zeigen.
Aber darum ging es mir gar nicht. Ich möchte nur an das Selbstbewußtsein von Bäuerinnen appellieren, das dürfen sie nämlich haben.
Es gibt im Betrieb sicher Dinge, die schon bei der Vorgänger-Generation gut funktioniert haben, warum sollen sie nicht weiterhin funktionieren? Es darf aber nicht der Allwissenheitsanspruch da sein, der die "junge" Generation verunsichert und ständig unter Druck stehen läßt.
Übr. habe Dich gut verstanden !
Ein Tier, das nicht klettern kann, sollte sein Geld nicht einem Affen anvertrauen (aus Afrika)

Online Margret

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Re: Können die "Jungen" noch mithalten?
« Antwort #31 am: 19.04.05, 21:19 »
Ja,  Freya,

ich verstehe sehr gut,  dass die älteren Frauen,  die keine Wahl hatten  (durften keine Ausbildung machen,  wurden jung schwanger,...)  mit Wehmut sehen,  wie die jungen Frauen relativ locker das tun,  was ihnen gefällt.    Einfach die Tatsache,  dass sie die Wahl haben,  ist für die ,  die keine Wahl hatten,  sicher schmerzlich.
Da gehörte schon  sehr viel Toleranz und Herzensgüte dazu,  es den Jungen zu glönnen, sich als Paar frei zu entscheiden,  wie alles abläuft,     wenn man selber event.  irgendwie zu kurz gekommen ist.

Margret

Mathilde

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Re: Können die "Jungen" noch mithalten?
« Antwort #32 am: 20.04.05, 11:18 »
hallo,

also ich vermisse hier immer den Partner :(. Wenn sich die Jungen die den Betrieb übernommen haben einig sind was wer wie wo wann tut oder gar nicht tut dann ist es doch ganz egal was SE darüber denken.
ich z.b. bin immer schon gerne mit meinen Pferden reiten (arbeiten?) gegangen. Wie ich mal morgens um 9.30 unsere zuchtstute sattelte kam mein SV zur Stalltür herein und fragte ganz entgeistert
"Du wirst doch jetzt nicht reiten wollen? Was sagen denn da die anderen"  :o
ich meinte damals: Wenn Dich einer fragt dann sagst einfach: Deine ST ist vor sie verheiratet war geritten und reitet auch noch nachdem sie verheiratet ist !  8) Damit war dieses Thema zu aller Zufriedenheit gelöst denn auch er hat gesehen dass sich A-Dressur fertige Pferde besser vermarkten lassen als rohe ;D

Dies war nur ein kleines Beispiel. Mein Männe steht vor Anderen immer voll hinter dem was ich wie mache und umgekehrt genauso  :D  Was wir intern für Kämpfe ausfechten ist unser Problem.

Von meinen SE kann ich zumindest mal lernen loszulassen und nicht nur "Altersstuhrheit" denn immerhin haben sie den Betrieb übergeben und waren auch mit dem was wir dann machten einverstanden. Trotz vieler Differenzen möchte ich so mit der Generation vor mir, nämlich meinen Eltern oder seinen Eltern nicht umgehen.

Ich selber habe da wohl schon ein Problem dann loszulassen weil ich ja auch den Betrieb mit aufgebaut habe und wenn dann eine ST nicht meinen Vorstellungen entspricht  ::) au weia da muss ich noch heftig an mir arbeiten.

lg Mathilde

Offline MirjamTopic starter

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Re: Können die "Jungen" noch mithalten?
« Antwort #33 am: 21.04.05, 13:18 »
Hallo Pfisti,

find ich gut, dass du das zwischen euch persönlich angesprochen hast und klären konntest!

@ Mathilde - ich finds toll, wie selbstreflektiert du damit umgehst  :).

weißt du, meine Theorie ist, dass wir Frauen seit jeher den "Erzieher-Job" in der Famiilie haben, also Konflikte klären, aber auch die "Kinder" erziehen - oder wer schmeißt den Jungbauern Samstag morgens aus den Federn wenn der Vater in den Wald will? Wer "schämt" sich vor dem Dorf?

Und diesen Job loszulassen und nicht sich auch noch für die "Erziehung der Schwiegerkinder" zuständig zu fühlen, drängen zu lassen, dieses Licht geht manchen vielleicht gar nicht auf...

Das die SM-ST-Konflikte hier eher nur die brodelnde Oberfläche der Erwartungshaltung der ganzen Familie (des Sohnes an den Samstag-Nachmittag-Kuchen  ;D) darstellen.

Mit was ich gar nicht umgehen kann ist, wenn der Haushalt der "Maßstab" für die Frau ist: Wenn sie ausserhalb einen guten Job hat, renten- und sozialversichert NICHT auf Betriebskosten ist, vielleicht noch Bausparvertrags- und Riesterrentenzuschüsse erhält,  dann kann sie solches Geld nicht mit noch soviel Einkocherei, Resteverwertung, Eigensalatanbau, nachts-wäsche-waschen oder sonstiges hereinholen.

Andersherum muss ich - ökonomisch gesehen - die LSV/LKK-Beiträge einer Bäuerin auf die 8 oder 10 Arbeitsstunden je Tag verteilen und dann sehe ich, was ich jeden Tag an "Kosten" hereinholen muss - und das ist finde ich durch Eigenkarottenabau: Schwierig, für mich fällt das provokant gesagt unter Hobby.

Ob hier im Forum oder anderwo höre ich immer wieder nicht nicht-Anerkennung der ausserlw. Arbeit von Frauen am Hof heraus.

Nur das was auf dem Hof ist - zählt? Und da sind wir wieder beim Boxenthema  ;)

Mirjam
« Letzte Änderung: 21.04.05, 21:12 von Mirjam »
Der Kopf ist rund - damit die Gedanken auch mal die Richtung ändern können!

Offline pfisti

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Re: Können die "Jungen" noch mithalten?
« Antwort #34 am: 21.04.05, 22:08 »
Hallo Mirjam,

bei uns steht die "Betriebsleiterin" immer 5 Minuten später auf als der "Betriebsleiter", weil ich finde wenigstens am Tagesanfang muss er merken, dass er der Chef ist! :D

Und mit Haushalt meinte ich nicht speziell Karottenanbau oder vielleicht Wäschebügeln sondern eben HAUSHALT  - Ernährung, Gesundheit Wohnen, Konsum, Umwelt, Finanzen, Ehe, Familie, Bildung ..... und ich finde egal wer es macht, Mann, Frau oder gemeinsam  sollte man die Wertigkeit dieses Bereichs nicht einfach gleich Null setzen.

Sorry - ist hier nicht das Thema - aber wollte ich noch gesagt haben.

Liebe Grüße Brigitte

Mathilde

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Re: Können die "Jungen" noch mithalten?
« Antwort #35 am: 22.04.05, 13:28 »
Hallo,

also ich denke jetzt mal eine Schritt weiter. Denke die meisten der SE hatten keine höhere Schulbildung oder Studium. Wie ich hier so nachlesen kann bei den "Jungen" schon.
Ich z.B. habe keine Rüben gehackt oder Kartoffeln, der Garten ist auch nicht mein Ding aber dafür konnte ich dann Trecker fahren oder die Buchhaltung mir als Betätigungsfeld aussuchen und heute?

Agrarantrag online,  Mähdrescher mit Agrocom, Traktoren mit jeder Menge Elektronik das beherrschen wir alle auch und woran messen wir dann die Zukünftigen Hofnachfolger  ???  Wir haben unser Selbstwertbewusstsein dann aus anderen Betätigungsfeldern bezogen  aber was machen die Nachfolger?

Wie schon mal gesagt da werde ich doch schwer an mir arbeiten müssen wenn mir die Nachfolger nicht nach meiner "Nase" *funktionieren*

LG Mathilde

Offline mary

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Re: Können die "Jungen" noch mithalten?
« Antwort #36 am: 22.04.05, 17:28 »
Hallo Mathilde,
du wirst aber auch mit der Zeit in alles reingewachsen sein:-)))
ich habe auch einen anderen Beruf erlernt und habe zwar die ländl. Hauswirtschaft noch dazugelernt, aber die Tätigkeiten in der Landwirtschaft und auch zum grossen Teil im Haushalt kommen schon eher aus learning by doing.
Und so werden unsere Nachfolger auch hineinwachsen. Was unsere Nachfolger einmal alles können müssen, dass wissen sie auch heute noch nicht- bei uns war es doch auch eine Entwicklung.
Aber den Stab abzugeben an die nächste Staffel- ich glaub, dass ist nie ganz leicht.
Ich komme mir momentan so 2 -seitig vor, auf der einen Seite meine Eltern, die lernen müssen, dass auch das Alter seine Grenzen an Leistungsfähigkeit setzt, auf der anderen Seite meine gestresste Jugend, die momentan wieder am Lernen ist- und jede freie Minute mit büffeln verbringt.
Ich bin zur Zeit Gummibärlilieferant, Mutmacher und Tröster, sehe heute viele Dinge etwas gelassener,
so wichtig gute Noten sind um mithalten zu können, manchmal brauchts auch wieder ein bisschen Abstand und Pause.
Aber die Lust und Freude an lebenslangen Lernen- nicht um mithalten zu können, aber weil es einfach spannend und interessant ist, immer wieder was neues zu lernen- die kriege ich auch nicht los.
Ich habe nur das Glück, keine Prüfungen schreiben zu müssen und es wird nicht mehr benotet.
Mathilde, üben wir gemeinsam, dass die Nachfolger ihren eigenen Stil und Weg gehen :-))).
Herzliche Grüsse
maria

Offline Sonnenblume2

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Re: Können die "Jungen" noch mithalten?
« Antwort #37 am: 26.04.05, 13:47 »
Ein herzliches Hallo an alle!

Ich bin auch noch eine ganz "junge" Bäuerin, besser gesagt eigentlich "nur" Mithelferin am Hof und ich muss sagen, dass man sich oft auch nicht traut NEIN oder DAS MACHE ICH NICHT zu sagen. Man hat immer im Hinterkopf, dass man froh sein kann, wenn die Eltern oder Schwiegereltern nach der Hofübergabe noch immer mithelfen.
Ich habe Angst, wenn ich mich mit meinen SE streite, dass diese, wenn man sie braucht, dann nicht helfen wollen.
„Gott sei Dank“ oder „Leider“ habe ich eine SM in Spe, die fast alles selber kocht und kann.
Sie kann Marmelade, Säfte, Obst und Gemüse eingekochten, hat eine Vielzahl an Gemüsesorten im Garten, kann spitzenmäßig kochen und hält alles in Ordnung (damit meine ich: Fensterputzen im Stall, Milchkammer sauber halten, Obst glauben usw. ..). Sie ist eine, die den ganzen Tag rennt und arbeitet. Sie ist eine vom „alten“ Schlag.
Jetzt kommt das „Leider“, denn von ihrer Seite wird das auch von mir erwartet.
Ein Beispiel: Neulich nach der Stallarbeit hat sie mich gefragt, wo wir neue Johannesbeerstauden pflanzen sollen. Ich habe geantwortet, wenn sie weitere anpflanzt, dass ich diese dann nicht pflücken werde (ich hasse Beerenpflücken). Dann hat sie gemeint, dass ich schon was machen muss, denn den Saft wollen wir ja auch gerne trinken(stimmt, aber es ist auch nie etwas anderes zum Trinken da, als der selbst gemachte Saft), es steht mir nun frei, entweder Beeren pflücken oder Saft einkochen, denn beides wird ihr zu viel Arbeit!
Ein anderes Beispiel: Wir haben sicher an die 4-5 Pfirsichbäume stehen (keine veredelten sondern Wildgewachsene) und dann hat sie gemeint, dass sie wieder welche zum Pflanzen hätte, wo wir diese wieder hintun sollen. Ich habe ihr gesagt, dass wir genug von den Pfirsichbäumen hätten, aber das nützt nichts, denn die neu gewachsenen Bäume kann man doch nicht einfach wegschmeißen, dass gilt dann natürlich auch für das Obst, d.h.: Marmelade, Pfirsichkuchen, Einwecken, Pfirsiche so essen (obwohl mir zwischendurch anders Obst dann auch lieber währe).

Noch ein tolles Beispiel, letzte Woche bei der Bauerei, hat am Abend mein Freund die Fenster, welche mit Zement bespritzt waren, abgewischt. Ich habe zu SM spaßhalber gesagt, "das Fensterputzen kann er ganz gut, dass wird in Zukunft seine Hausarbeit", dann hat sie gleich geantwortet, "dass er auch genug andere Arbeit hat", wass dann soviel hies wie: das hat schon immer die Frau gemacht, dass wird auch bei euch so sein. Sicher ist es die Angelegenheit zwischen mir und meinem Freund, wer was im Haushalt machen wird, aber sie hat wiedereinmal gezeigt, dass Haushalt reine Frauenarbeit ist.

Meine Angst liegt darin begründet, dass ich weiterhin meinem Beruf (ganztags) nachgehen möchte und ohne die Mithilfe meiner SE am Hof ist es für meinen Freund alleine zuviel Arbeit.
Wenn ich jedes Mal, wenn mir etwas nicht passt sagen würde „NEIN oder DAS MACHE ICH NICHT“, dann habe ich Angst, dass die SE mir und meinem Freund keinen Stallarbeitsfreien Tag mehr gönnen oder sie nicht mehr am Hof mithelfen wollen, was dann heißt, dass mein Freund alleine von früh morgends bis spät abends nicht als Arbeiten kann oder ich von der Arbeit zuhause bleiben muss.
Weiters wenn einmal Kinder da sind, währe ich schon froh, wenn sie mir dann gelegentlich darauf aufpassen und dann ist es mir auch lieber sie sagen „JA“ und nicht „NEIN oder DAS MACHE ICH NICHT“.

Es ist schwierig, wenn man SE hat, die ihr ganzes Leben nur gearbeitet haben, denn auch sie erwarten von uns, dass ich und mein Freund auch so werden wie sie und den ganzen Tag und unsere Zeit nur dem Hof und der LW widmen.
Ich habe ihnen schon oft angeboten, dass sie einen Sonntag oder ein Wochenende fortfahren sollen, damit SE auch die „andere schöne“ Seite vom Leben kennen lernen sollen, aber dies nehmen sie nur sehr selten an.

Eine blutjunge „Mithelferin“-Bäuerin (fast 25 Jahre) – Gruß Sonnenblume
(hoffe meine Gedanken sind in schriftlicher Form verständlich)

Offline frankenpower41

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Re: Können die "Jungen" noch mithalten?
« Antwort #38 am: 27.04.05, 15:23 »
Hallo Sonnenblume

Ich kann deine Gedanken schon gut nachvollziehen. Wenn du aber auf Dauer selbst zufrieden sein willst, musst du anfangen Deinen eigenen Weg zu gehen. Das ist sicher am Anfang für alle Beteiligten nicht einfach.
Ich habe in den ersten Jahren auch immer versucht es SM recht zu machen. Irgendwann kommt man an den Punkt wo das nicht mehr geht.
Wenn dein Freund hinter dir steht und die gleichen Ansichten hat wie du geht es schon. Es könnte ja sein, dass auch er gerne mal etwas anderes zum Trinken möchte als nur Saft. Wenn du noch arbeiten gehen willst, ist es sowieso nicht zu schaffen alles so zu machen wie SM.

Ich hoffe, dass du deinen Weg findest und dass auch deine SM einsieht, dass heute viele Dinge eben nicht mehr so gemacht werden wie zu ihrer Zeit.

Marianne

Offline marikat

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Re: Können die "Jungen" noch mithalten?
« Antwort #39 am: 28.04.05, 15:10 »
Hallo Sonnenblume,
ich gehöre zu den "Alten" aber ich war auch mal "Jung".
Glaub mir, vieles was wir alten Bäuerinnen machen hat etwas mit Routine zu tun, es ist für mich kein großer Aufwand den Garten den Hof und das Haus am laufen zu halten weil vieles selbstverständlich ist. Da du berufstätig bist weisst du ja selbst, daß viele Arbeiten die täglich zu verrichten sind, keine große Herausforderung darstellen.
Zu deinen Bedenken, daß deine SE in spe vielleicht die Mithilfe aufkündigen könnten denke ich, daß es nicht unbedingt so kommen muß, nur weil du deinen eigenen Weg gehst. Da du berufstätig bist kannst du unmöglich noch eine aufwendige Haushaltsführung betreiben. Das mache jetzt gleich am Anfang klar damit wir "Alten" díe Augen dafür offen kriegen.
Alles Gute und seh nicht so viele Probleme, sondern genieße die Zeit mit deinem Freund, denn die nächste Ernte kommt bestimmt und da gehts rund.
Gruß

Offline geli.G

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Re: Können die "Jungen" noch mithalten?
« Antwort #40 am: 28.04.05, 21:19 »
Hallo Sonnenblume,

im neuesten BLW steht viel über das Schwiegermütter/Schwiegertöchter-Verhältnis drin. Ich finde dass vieles auch zu deiner Situation passen würde.
Für mich wäre das wichtigste, dass dein Partner 100 % hinter dir steht.
Glaubst du wirklich, dass deine SE nix mehr helfen werden wenn du nicht so tust wie sie wollen? Du schreibst, dass deine SM den ganzen Tag auf dem Hof arbeitet. Sie wäre doch total unglücklich,wenn sie nix mehr zu tun hätte. Ich würde mich gleich zu Anfang hinsetzten und allles bereden. Auf keinen Fall würde ich so dahinwurschteln und warten wie sich das entwickelt. Meist staut sich in Laufe der Zeit so viel Frust an, dass das Verhältnis drunter leidet. So weit würde ich es gar nicht kommen lassen.
Man kann dem Leben nicht mehr Tage geben, aber dem Tag mehr Leben.
Viele Grüße von Geli

aymankatze

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Re: Können die "Jungen" noch mithalten?
« Antwort #41 am: 29.04.05, 11:37 »
Hallo Sonnenblume,
auch ich möchte dich ermuntern mit deinem Freund abzuklären, wie ihr euch das gemeinsame Leben mit den SE vorstellt.
Es ist sehr sinnvoll dafür viel Zeit aufzuwenden um alle Bereiche genau zu benennen, nur wenn es zwischen euch klar ist, und ihr dies gemeinsam vertretet kommst du nicht in die Rolle der "Neinsagerin" vor den SE.
Wichtig ist, daß du deine Sorgen und Ängste selbst ernst nimmst und dieses auch deinem Freund so vermittelst.
Dabei besteht leicht die Gefahr, daß dies bagatellisiert wird, laß es nicht zu und nimm dich ernst.
Das was du fühlst nimm es ernst, es ist ok.
 Die von euch erarbeiteten Postionen, Standpunkte und Vorstellungen sollten dann in einem gemeinsamen Gespräch mit den SE besprochen werden. Die SE sollen ihren Platz haben und  ihre Meinung dazu sagen können.
Bei diesem Gespräch wirst du erleben, wie unterschiedliche Meinungen über das  Leben an diesem Hof behandelt werden und du wirst deinen Freund dabei erleben wie er mit dir eure Position vertritt.
Hör gut hin, schau bei wem die Macht liegt und wer die graue Eminenz ist und die Fäden zieht.
Das Zusammenleben- und arbeiten kann etwas sehr schönes sein, es kann aber auch sehr zermürbend sein.
Die Fehler werden meist in der Anfangsphase gemacht, weil zu wenig Klarheit und Klärung besteht.
Die Hoffnung, es wird sich im Laufe der Zeit schon verändern, hat sich bei vielen als trügerisch erwiesen.
Ich will dir nicht den Mut nehmen, nur dich ernsthaft darauf aufmerksam machen, dich und deine Angst und Bedenken ernst zu nehmen.
Jetzt kannst du klären, jetzt hast du die Möglichkeit "Nein" zusagen, wenn du erst Kinder hast und in der Abhängigkeit steckst wird es um so vieles schwerer.
Hab den Mut und nimm es in die Hand, ich habe zu viele Frauen erlebt, die sich von ihrer Angst nicht gut genug zu sein, immer noch weiter haben verleiten lassen, Dinge zu tun, die sie nicht wollten.
Für`s Bravsein gibt es nichts. Achtung, Anerkennung aber auch Ablehnung gibt es eher für Menschen die sich trauen ihre Meinung zu sagen und ihren Weg zu gehen.
Ich wünsche dir viele gute Gespräche mit deinem Freund und deinen SE.
Gruß Aymankatze

Offline biba

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Re: Können die "Jungen" noch mithalten?
« Antwort #42 am: 29.04.05, 14:38 »
Hallo Aymankatze,
das hast du wunderbar geschrieben! :D  Ich kann nur jeden einzelnen Satz von dir unterstreichen, eben auch, oder gerade weil ich zu den "Alten" gehöre.
Ganz besonders unterstreichen möchte ich deinen letzten beiden Absätze!

Liebe Grüße,
biba

Offline Marina

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Re: Können die "Jungen" noch mithalten?
« Antwort #43 am: 29.04.05, 19:33 »
Hallo aymankatze,

das hast du wirklich ganz toll geschrieben.

Ich möchte etwas -aus meiner Sicht- anmerken.

Vieles bekommt nach einigen Jahren eine neue Sichtweise: als wir vor 20 Jahren geheiratet haben, war meine SM topfit und hat sehr viel körperlich gearbeitet. Ich war körperliche Arbeit überhaupt nicht gewohnt und habe mich oft über mich geärgert, wenn ich z.B. beim Stroheinfahren nicht mal einen kleinen Strohballen heben konnte.
Heute ist meine SM körperlich am Ende, was mir im Herzen weh tut  :'(. Sie ist sehr unglücklich, dass sie nicht mehr arbeiten kann (wobei sie aber immer noch die Kälber tränkt und den Garten macht, dauert halt alles sehr, sehr lange).
Dafür bin ich jetzt am Zug. Ich habe so nach und nach ihre Arbeiten, bzw. andere Arbeiten übernommen und stehe jetzt in der Landwirtschaft meinen Mann (Frau  ;D). Die Rollen sind jetzt genau umgetauscht.

Es bleibt im Leben nichts wie es war.

Aber ich denke auch, das im Vorfeld reden, reden, reden das A und O ist.

Gruß
Marina

Offline Sonnenblume2

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Re: Können die "Jungen" noch mithalten?
« Antwort #44 am: 02.05.05, 11:36 »
Danke an ALLE für eure ermutigenden Antworten!

@ frankenpower41 und Susanna

Sonnenblume, dein Problem hatte ich auch mal. Irgendwann wirst du lernen müssen mit deiner SM dieses Problem klar anzusprechen und natürlich wirst du deinen bzw. euren Weg gehen müssen!

Ich habe in den ersten Jahren auch immer versucht es SM recht zu machen. Irgendwann kommt man an den Punkt wo das nicht mehr geht.
Bin ich froh, dass ich hier nicht die einzige bin, der es so ergeht.

Genau das ist der Punkt.
Hast du dich mit SE und Freund an einen Tisch gesetzt und alles abgeklärt? Oder einfach die Arbeiten, die du nicht machen willst (wolltest) einfach nicht gemacht? Wie hast du deinen Weg und Platz am Hof gefunden? Währe schön wenn du mir von deinen Erfahrungen damit, schreiben könntest (per KM)!

@ Hoppla-hopp

Da gibts so ein schönes Eisenhower-Prinzip

Einteilung der Dinge, die
-------------------------------------------------------------
nicht wichtig wichtig

nicht dringend dringend
-------------------------------------------------------------

Dieses Eisenhower-Prinzip kenn ich, aber leider ist es oft so, dass Dinge, die unter die Kategorie „nicht wichtig, nicht dringend“ fallen in eine der oberen Kategorien (wichtig und dringend) verschoben werden.
Bist du immer so konsequent, oder denkst du dir doch manchmal, das währe aber nun doch nicht so wichtig oder doch nicht so dringend gewesen?

Wie sieht denn dein Freund die wichtigen und dringenden Aufgaben am Hof und welche sind im wurscht die du machst oder nicht?

Das ist eine Frage, die gar nicht so leicht zu beantworten ist.
Einerseits ist er froh, dass ich Arbeiten gehe und nicht schlecht verdiene (zweites Einkommen), andererseits möchte er, dass ich am Hof auch mitarbeite (nach der Arbeit in den Stall gehen, dass ER dann, wenn ich die Stallarbeit statt seiner mache, etwas anderes erledigen kann). Es kommt immer häufiger vor, dass er bei mir in der Arbeit anruft und fragt ob ich nachher in den Stall gehe. Vor vier Jahren, als wir uns kennen gelernt haben, hat er damals noch gesagt, dass ich, wenn ich mit der LW nichts zu tun haben will, auch nichts machen muss. Heute sieht die Sache anders aus. Wenn wir beide miteinander über unsere Zukunft reden, dann klingt bei ihm immer mehr hervor, dass ich neben meiner Arbeit mehr in der LW arbeiten soll (Urlaub zur Erntezeit nehmen).
Für Einkaufen fahren (neue Kleidung, Schuhe für ihn usw.) hat er fast keine Zeit. Immer ist irgendetwas anderes wichtiger.
Meine Arbeiten sieht er nicht immer und wenn ich sage, dass ich das oder das gemacht habe, dann ist das normal oder selbstverständlich (Stallarbeit, die ich dann statt seiner mache, ist selbstverständlich  :-[).

@ marikat
Zu deinen Bedenken, daß deine SE in spe vielleicht die Mithilfe aufkündigen könnten denke ich, daß es nicht unbedingt so kommen muß, nur weil du deinen eigenen Weg gehst.

Es ist derzeit so, dass z.B.: an manchen Sonntagen meine SE ausschlafen können und mein Freund und ich die Stallarbeit machen, dafür bleiben ein andermal wir länger im Bett und seine Eltern machen alleine die Arbeit.
Oder wenn ein Familienfest in meiner Familie ist (keine LW), dann ist es schön, wenn wir nicht schon um 17 Uhr nachhause müssen, sondern noch länger dabei sein können. Da sind wir schon immer sehr froh, wenn SE die Stallarbeit machen.
Aber du hast sicher Recht, dass man deswegen nicht immer alles in Kauf nehmen muss.

@ geli.G
Für mich wäre das wichtigste, dass dein Partner 100 % hinter dir steht.

Welcher Mann steht wirklich 100% hinter einem? Wenn es auf was ankommt, dann stehen sie meistens auf keiner Seite.  >:(
Das Beispiel mit den Johannisbeerstauden: Ich habe zu ihm gesagt, wenn SM weitere ansetzt, dass ich diese dann nicht pflücken, hegen und pflegen werde. Seine Antwort auf das: „die neuen Stauden werden statt den alten gepflanzt“. GENAU, denn die alten werden entfernt (WERS GLAUBT). Also hat er nicht gegen seine Mutter gesprochen und mir hat er sozusagen auch eine „beruhigende“ Antwort gegeben.

Glaubst du wirklich, dass deine SE nix mehr helfen werden wenn du nicht so tust wie sie wollen?
Nein, das wird wahrscheinlich (hoffentlich) nicht der Fall sein. Aber wie ich schon marikat geantwortet habe, so nach dem Prinzip eine Hand wäscht die andere.
Sie möchte nicht, dass ich ALLES machen muss, sie möchte, dass ich ihr bei vielen Sachen helfen soll, die ihr zuviel Arbeit wird (die ICH aber oft nicht machen möchte).

Sie nützt dies oft auch anders aus, dass ich ihr nicht direkt helfe. Wenn ich da bin und die Stallarbeit mache, dann geht sie und macht stattdessen Gartenarbeit oder andere Arbeiten. Wenn sie natürlich bei der Stallarbeit nicht mehr da ist, dann dauert diese natürlich länger (ich währe aber froh, wenn wir im Stall schneller fertig währen und ich meinen Feierabend früher genießen kann).

@ Aymankatze
Wichtig ist, daß du deine Sorgen und Ängste selbst ernst nimmst und dieses auch deinem Freund so vermittelst.
Dabei besteht leicht die Gefahr, daß dies bagatellisiert wird, laß es nicht zu und nimm dich ernst.

Tja, das ist es. Ein toller Text den du geschrieben hast, der mir aus dem Herzen spricht, aber leider sehr schwer umzusetzen ist. Danke Aymankatze!

@ Marina
Aber ich denke auch, das im Vorfeld reden, reden, reden das A und O ist.

Ich werde mir vornehmen ein gemeinsames Gespräch mit Freund und SE herbeizuführen. Hoffentlich wird das dann auch ernst genommen, denn mit dem gemeinsamen Ausdiskutieren haben sie es nicht besonders und schon gar nicht, wenn das „ALTE, wie es immer schon war“ neu oder anders gemacht werden soll.  :o


Gruß Sonnenblume  :)