Autor Thema: Welche Perspektive sollte ein Mann mit Hof einer Frau bieten?  (Gelesen 22355 mal)

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Offline MirjamTopic starter

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Hallo,

in verschiedensten Boxen diskutieren wir darüber, warum viele Bauern keine Frau "bekommen" oder warum diese nicht aus den Hof wollen oder die integration nicht klappt.

Das der Singleanteil generell steigt ist nichts neues - tut aber in der Landwirtschaft besonders weh...den ein landwirtschaftlicher Betrieb hat keine zukunft - ohne landwirtschaftliche Familie.

Was also sollte ein Landwirt einer Frau am Hof "bieten" können, damit das Lebensmodell Bäuerin attraktiv ist oder (wieder) wird oder interessanter ist als ein Angestelltenleben mit geregelten Arbeitszeiten?

Was sind die wichtigsten Punkte, die ihr dem männlichen Nachwuchs  mit auf den Weg geben würdet ?

lieben Gruß

Mirjam

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Offline fanni

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Das fällt mir spontan dazu ein:

Beziehungsfähigkeit.

Das fehlt vielen Männern (und nicht nur Bauern).

Auf diesem Grundstock lässt sich dann manches errichten. Dann haben sie auch eine Perspektive.


Fanni

Herzliche Grüße von Fanni

Offline martina-s

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sorry,
aber ich hab mir schon einige Zeit Gedanken gemacht zu dem Thema. Und ich bin mir gar nicht so sicher, ob es nur an dem jungen Mann, an der dazu gehörenden Familie oder am Betrieb selber liegt.
Ich glaub, dass da der Hund schon auch wo anders begraben liegt.

Die jungen Frauen und deren Anhang sind es oft, die da mit Forderungen beginnen.

Dabei meine ich eher den Anhang.

Ich kenne hier in meinem Umfeld durchaus lukrative landwirtschaftliche Betriebe. Betriebe mit extra Altenteil, Betriebe wo es gar nicht unbedingt erforderlich ist, dass Frau in den Stall gehen muss. Betriebe, bei denen Besitz da ist, die gut existieren können.

Und doch klappt es nicht eine Frau auf lange Sicht zu binden.

Dieses Singledasein ist in unserer heutigen Gesellschaft schon so normal geworden, dass es, wenn beide einen Beruf haben und eigentlich für sich sorgen könnten, gar nicht auffällt.
Problematisch ist es erst, wenn beide in den gleichen Topf arbeiten müssten und davon eine Existenz aufbauen müssen.
Und das ist beim Landwirt einfach so wichtig.

Eine Bäuerin, die nicht nur Familie versorgt, sondern sich auch in den Betrieb einbringt. Die Voraussetzung ist da entweder Liebe nicht nur zum Bauern sondern auch zu der Art seinen Beruf auch als Berufung zu sehen. Oder man ist selbst als junge Frau von der Lebensart so begeistert, dass man das will. Und dazu werden sich nicht mehr so viele finden.

Als Landwirt, besonders mit Viehhaltung braucht man schon sehr viel Liebe zum Detail. Und wenn die junge Frau das nicht mitträgt, dann wird sie wohl auch kaum Verständnis aufbringen, wenn es abends oft länger geht, wenn es manchmal nicht so läuft, wie es laufen sollte und dass man machmal neben Kindern auch selber den "Mann" stehen muss.

Wenn man als Mann keinen Betrieb in Genick hat, dann tut man sich schon leichter eine Bindung einzugehen. Aber nicht einmal da klappt es. Ich denke, es ist eine Zeiterscheinung, dass man egal ob männlich oder weiblich, nicht so gerne Verantwortung auf sich lädt, die man ohne Bindung umgehen könnte.

RIchtige Empfehlungen, was man hier als Eltern besser machen könnte, die sehe  ich da eigentlich nicht so. Oder bin ich blind?
Liebe Grüße
Martina

Offline Juett

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Was der Bauer der Frau bieten sollte ?

Eine schriftliche Zusicherung, dass er sie niemals nicht mitten in der Nacht aus dem Bett haut, um ein ekliges totes Kalb mit seitlichverschlagenem Kopf für den Rest der eigentlichen Nachtruhezeit aus einer völlig hibbeligen Kuh herauszuwürgen...  >:( >:( >:( *schüttel*

Kein wirklich konstruktiver Beitrag - ich weiß - sorrrryyy !  :-\ :-*

Aber wir hatten wirklich eine Sch..ß-Nacht heute... :-\ :-\ :-\

Jutta

p.s.: Zumindest geht es der Kuh heute Morgen ganz gut, sie frisst und gibt Milch  :)

 

Haly

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Liebevoller Umgang mit der Frau, auch wenn es mal hektisch hergeht, der Rücken schmerzt und auch sonst alles besch........ ist. Das fehlt soooooo vielen Männern. Was kann die Frau dafür, wenn es grad nicht gut läuft.
Kurz: die Frau nicht als Prellbock benutzen (Sündenbock)

Aber erzieh deinen Sohn mal so, dass er das mal lässt, wenn er groß ist.

LG Haly

Offline Swisslady

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das Zitat kann ich leider nicht einfügen, heute klappt es gerade nicht.
Der zweitletzte Abschnitt von Martina S: von wegen Verantwortung übernehmen. Und Bauern oder sonst Jungesellen und Singlefrauen, dem kann ich voll und ganz zustimmen.

Das Problem ist keiner will den Sprung wagen, es könnte ja etwas kosten, sei es nun vielleicht weniger Geld zur Verfügung haben, die Freiheit wird eingeschränkt etc....

@Jutta, hoffentlich habt ihr wieder mehr Glück im Stall, ich denke dass Du das von Aufwecken nicht ernst gemeint hast, Dein Mann kann da ja nichts dafür.
Tschüss zäme u äs Grüessli  Susanna

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Offline Sasa

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Mir fällt dazu "Wertschätzung"ein. Ich finde es wichtig, das Gefühl vermittelt zu bekommen, meine Arbeit ist wichtig. Ein Beispiel: Als unsere Jüngsten noch ganz klein waren, hatte ich oft das Gefühl, meiner Arbeit nachzulaufen. Am meisten "genervt" hat mich, daß ich kaum etwas in Ruhe von Anfang bis Ende ohne Unterbrechung machen konnte. Als dann auch noch alle 3 Töchter gleichzeitig Windpocken bekamen, bin ich fast Amok gelaufen. Am Abend des allerschlimmsten Tages kam mein Mann ins Haus ( welches ich den ganzen Tag nicht verlassen hatte). Ich raste auf ihn zu und sagte: "Bevor Du mich fragst, was ich den ganzen Tag gemacht habe: Ich habe mich nur um Deine schrecklichen Töchter gekümmert!" Er ( stutzte kurz, nahm mich in den Arm):" Das ist gut. Es ist mir immer am Allerwichtigsten, daß Du Dich gut um die Mädchen kümmerst.." Anschließend hat er mir empfohlen, doch einfach mal einen Spaziergang zu machen oder ein Eis essen zu gehen. Solche Sachen sind mir sehr wichtig- und wertvoller als teure Geschenke.
Außerdem würde ich den Eltern des jungen Mannes empfehlen, dem Mädchen bzw. der jungen Frau auch einiges zuzutrauen und nicht gleich zu argwöhnen, sie paßt eh nicht so ganz auf den Hof ( Vorliebe für lange Nägel, hochhackige Schuhe etc. ). Sie sollten ihr so eine Art "Vertrauensvorschuß" geben- schließlich hat ihr Sohn sie ausgesucht, den hat man selbst erzogen und ihm einiges an Werten vermittelt, soo ganz verkehrt wird sie schon nicht sein. Ich kenne hier noch so Einige, die von der Schwiegertochter erwarten, sie fügt sich so nahtlos in den Betrieb ein wie das neueste Arbeitsgerät- ohne Ansprüche.
Umgekehrt gibt es auch Familien, die dem Schwiegersohn samt Familie "mißtrauen" - wird ihrem "Prinzeßchen" da auch nichts angetan? Von meinen Eltern kommt oft so eine Art Wehklagen, was alles aus mir hätte werden können, wenn ich nicht damals so früh geheiratet hätte und hierher gezogen wäre, ich hätte mir finanziell doch viel mehr leisten können (ausgedehnte Flugreisen, schicke Klamotten etc.). Dabei bin ich ganz glücklich, und habe noch Keine gefunden, mit der ich hätte tauschen wollen.. und ich jammere auch nicht meinen Eltern die Ohren voll. Solche Sätze, hab ich mir fest vorgenommen, will ich mir später verkneifen...






Offline Swisslady

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Ich nehme mir vor wenn unsere Kinder einmal heiraten, da nicht dreinzureden,  mich auch nicht einzumischen, ihnen mit Rat zur Seite stehen, d.h. wenn sie um Rat fragen.
Meine Eltern sind mir da schon auch ein gutes Beispiel, sie geben sich fest Mühe sich nicht einzumischen, es gelingt nicht immer ganz. Vorallem als Schwiegereltern nicht den Partner des eigenen Kindes schlecht machen, das möchte ich nicht auch wenn der vielleicht nicht mir entspricht. (Ich habe am Anfang sicher auch nicht dem Ideal meiner SM entsprochen). Vielleicht gehört das Ganze ja jetzt zu den Generationen???
Tschüss zäme u äs Grüessli  Susanna

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Haly

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Hallo Mirjam,

ein Bauer sollte seiner Frau auch mal Freizeit gönnen. Ich meine nicht, Freizeit, während der Rest der Familie arbeitet; Freizeit in den Abendstunden z. B. in einem Verein, Internet, Spaziergänge alleine. Dinge eben, die Frau gerne mal alleine machen würde. Grad am Bauernhof sieht man sich ja eh Stund um Stund. Und für mich ist es besonders wichtig, mal alleine sein zu können. Zeit für mich zu haben.
Ohne Hektik und Lärm, Zeit der Ruhe, wohlwissend, dass die Kinder gut versorgt sind bei Mann oder Großeltern. Aber auch die Frau muss dem Manne Selbiges gönnen. Und schon ist auch ein Leben auf dem Bauernhof attraktiver.




Offline Beppa

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Respekt, Vertrauen, Verständnis, Einfühlungsvermögen, Kompromissbereitschaft, eigentlich nichts anderes als in jeder anderen Beziehung. Und das gilt für Mann und Frau.

Offline MirjamTopic starter

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Hallo

dieser Tage bin ich wieder mal am Hof einer Bekannten vorbei gekommen, wo der Junior - obwohl noch ohne Frau - sich ein neues Haus baut (im alten Haus wären 2 Wohnungen, 2 getrennte Eingänge möglich).

Ich freue mich dort alleweil den Baufortschritt zu sehen.

Ein eigenes Haus als Voraussetzung?

Gruß Mirjam
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Haly

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Ein eigenes Haus als Voraussetzung ist meines Erachtens äußerst sinnvoll. So kann sich jeder ob alt ob jung zurückziehen und für sich sein. Es gibt dadurch weniger Konflikte und das ist grad auf dem Bauernhof sehr wichtig, weil man ja (meist) auch die Arbeit miteinander macht. Und läuft es im Miteinander rund, läuft auch der Hof.

Offline passivM

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Hallo Jutta,
als ich deinen Beitrag gelesen habe, musste ich lächeln: Tja, so ist das manchmal. Ich hoffe, ihr habt euch ein bisschen erholt. Schön, dass es wenigstens der Kuh gut geht (ich meine, im Gegensatz zum Kalb)  ;)

Was ich wichtig fände:
Wertschätzung! ..und eine Basis für Vertrauen.


Ich mein' ich würd' ja der Forderung nachgeben, und aufs Erbe als (nicht berufstätige) Ehefrau verzichten, wenn er dann endlich den Hof überschrieben bekommt - allerings gegen Wohnrecht und eine kleine Rente. ..ist alles eine Frage des Vertrauens. Aber wenn er dann jedes mal nicht ans handy geht, wenn er ihre Nummer auf dem Display sieht (weil's Geld kostet), dann ist da keine Wertschätzung zu erkennen, und eine Frau könnte das Gefühl bekommen, dass er sie für den Hof glatt verkaufen würde. Das meine ich zum Beispiel mit "eine Basis für Vertrauen".

Vertrauen ist, glaube ich, das wichtigste.

DANN könnte man mit mir Pferde stehlen, dann würde ich mit ihm bis ans Ende der Welt gehen - ohne lange zu überlegen oder ab zu wägen. Genau das hab' ich damals auch getan, als ich damals zu ihm auf den Hof zog. So haben das ja viele von uns gemacht.

Den jungen Kerl, der schon mal (in hoffnungsvoller Vorraussicht?) ein eigenes Haus baut, finde ich gut  :) Ich wünsche ihm von Herzen, dass er eine liebe Frau findet, und dass diese auch eine gute Aufnahme auf dem Hof finden wird.

lieben Gruß
Anna
Liebe Grüße
aus dem schönen Mecklenburg-Vorpommern

Offline Swisslady

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Ich habe einen guten Kollegen, der ist älter als wir, er war bis vor einem Jahr Single, endlich hat er eine Frau gefunden, die glaube ich gut zu ihm passt. Eigentlich wollte ich nur erzählen, dieser Kollege hat vor ein paar Jahren auch eine Wohnung gebaut, dieses Problem wäre dort schon mal gelöst. Gut eine eigene Wohnung nützt nichts wenn der Bauer seine Bäuerin nicht achtet oder sie nur als billige Arbeitskraft sieht.
Tschüss zäme u äs Grüessli  Susanna

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Offline Mannomann

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Hallo

dieser Tage bin ich wieder mal am Hof einer Bekannten vorbei gekommen, wo der Junior - obwohl noch ohne Frau - sich ein neues Haus baut (im alten Haus wären 2 Wohnungen, 2 getrennte Eingänge möglich).

Ich freue mich dort alleweil den Baufortschritt zu sehen.

Ich als Junglandwirt sehe das eigene Haus bei alleinstehenden mit nem lachenden und nem weinenden Auge. Auf der einen Seite ist es für die junge Frau ein gutes Zeichen wenn es von vornerein getrennte Wohnungen mit einem gewissem Abstand gibt. Auf der anderen Seite ist der junge Bauherr immer im zwiespalt, wie er denn am besten baut. Jede Frau hat ihre eigenen Vorstellungen wie das Haus auszusehen hat bzw. wie es eingerichtet wird. Da sind dann mal schnell etliche tausend € in den Sand gesetzt, wenn die "neue" etwas geändert haben möchte.
Ich kenne so eine Fall. Da hat sich der Junior (damals noch ohne Frau) im Haus der Eltern eine eigene Wohnung eingerichtet, die Platz genug für eine ganze Familie geboten hätte( er hatte rund 200m², die Eltern rund 100m²). Einige Zeit später hat er dann eine Freundin gehabt, die sich aber überhaupt nicht damit anfreunden konnte direkt neben den Eltern zu wohnen. Rund 4 Jahre nach dem Hausumbau wurde jetzt ein neues Haus errichtet. Seine Wohnung im Hause der Eltern steht seitdem leer.
Drum bin ich in gewisser weise auch im Zwiespalt. Auf der einen Seite will man zeigen das man von den Eltern abgenabelt ist, und sich deshalb ne eigene Wohnung schaffen.  Auf der anderen Seite weiss man aber auch nicht was die zukünftige haben will. Ein eigenes Haus kostet ja in der Regel einiges mehr als ein Umbau. Die Alternative ist, es erstmal zu lassen wie es ist, und mit der Lösung zu warten, bis sich die privaten Umstände ergeben haben. Dann lebt man aber auch immer mit dem Makel, noch bei den Eltern zu wohnen.

VlG Mannomann
Nord- Oberbayern