Autor Thema: 100 Gründe, um KEINE Bäuerin zu werden  (Gelesen 80070 mal)

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Online Frieda

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Re: 100 Gründe, um KEINE Bäuerin zu werden
« Antwort #30 am: 07.01.05, 10:20 »
Auch meine Tochter vertritt die Ansicht, dass man sich mit den Tieren nicht so gut anfreunden darf weil man sie dann doch wieder abgeben muß.

Hallo Martina,
ich tus aber trozdem, weil ich das (Anfreunden mit einer Kuh) nicht einfach abstellen kann, es passiert mir immer wieder und ich empfinde es eigentlich als Bereicherung, auch wenns manchmal sehr weh tut, wenn man sich dann von so einer Kuh verabschieden muss. Aber Lieblingskühe haben immer noch einen Bonus, dürfen sich etwas mehr leisten als andere. ;) Abgesehen davon hab ich auch bei keinem Menschen die Garantie, daß ich mich nicht verabschieden muß.
Viele Grüße,

Jesus verspricht: Ich bin bei euch alle Tages eures Lebens bis ans Ende der Zeit (Mt 28,20)

Offline martina-s

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Re: 100 Gründe, um KEINE Bäuerin zu werden
« Antwort #31 am: 07.01.05, 10:25 »
Hallo Dagmar,
Zitat
Abgesehen davon hab ich auch bei keinem Menschen die Garantie, daß ich mich nicht verabschieden muß.
Die Garantie habe ich nicht. Aber ich muß nicht selber darüber entscheiden ob er geht oder nicht. In der Regel trifft da ein anderer die Entscheidung. Sicher kann es vorkommen, dass man über den Kopf des Patienten hinweg über Therapiemaßnahmen entscheiden muß. Aber das ist doch was anderes, als wie wenn ich bei den Tieren nach Leistung, Fundament und ob es noch wert ist die z. b. kranke Klaue mittels Klinikaufenthalt wieder in Ordnung zu bringen, damit ich die Kuh weiter behalten kann,  selektiern muß...
Liebe Grüße
Martina

Online Frieda

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Re: 100 Gründe, um KEINE Bäuerin zu werden
« Antwort #32 am: 07.01.05, 10:42 »
Hallo Martina,

da hast du natürlich recht. Da gibst bei uns schon manchmal heftige Diskussionen, ob die Kuh bleibt oder nicht...
Viele Grüße,

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Offline Vöglein

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Re: 100 Gründe, um KEINE Bäuerin zu werden
« Antwort #33 am: 07.01.05, 11:31 »

Mit Trauer und Schuldgefühlen umzugehen, das habe ich bisher noch nicht richtig auf die Reihe gebracht-
Trauer um ein Tier - wie schafft man den Spagat von damit klarkommen und doch nicht kaputt zu gehen-
und mit Schuldgefühlen umzugehen-
,
und doch fühle ich mich einfach total mies und schuldig.
Sich selbst zu verzeihen ist gar nicht so einfach.
So schön der Umgang mit dem Lebendigen ist- es gehört auch immer der Tod mitdazu.
Ohne es zu wollen, haut mich das immer wieder rein, ich weiß, dass ich gegen den Tod nie siegen kann-
er stellt mir ganz klar- dass ich nur ein kleiner Mensch bin.

Hallo maria und andere,

Da liegt das Problem was soll ich mir verzeihen, wenn ich doch alles was in meiner Macht steht getan habe, und der TA dazu. Wir haben über den Jahreswechsel zwei gute und tolle Tiere verloren, das heißt wir haben sie erlöst und schießen lassen.
Die Kuh vorm Melkstand ist noch mal aufgestanden und in die Abklabebox gelaufen, mit Hilfe und Fußfesseln.
Dort haben wir sie jetzt zwei Tage mit der Beckenzange augehoben, sie scheint sich am Bein sehr verletzt zu haben und gestern Abend, haben wir sie nachdem sie jede Wasser und Futteraufnahme verweigert hat, erlöst.
Eine andere hat auf Grund eines Fremdkörpers eine Bauchfellentzündung bekommen, und konnte wegen Hemmstoffe auch nicht zum schlachten. Ich höre noch das leise muhen das immer durch den Stall ging, und das über ein paar Wochen. Es war eine Tochter unserer festl. Kuh.
Ich habe mir vorgenommen den Tieren keinen Familienanschluß mehr zu geben, es passiert natürlich doch immer wieder und ich denke das sind die Rückschläge die einem bei aller Arbeitsbel. die ich gerne auf mich nehme, einfach zermürben.  :'(  :'(

Grüße Andrea
Liebe Grüße Andrea Maria

...man muss das Glück unterwegs suchen, nicht am Ziel, da ist die Reise
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Offline frankenpower41

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Re: 100 Gründe, um KEINE Bäuerin zu werden
« Antwort #34 am: 07.01.05, 11:49 »
Hallo Andrea

Solche Situationen haben wir leider immer wieder. Trotz allen Bemühen
müssen wir hilflos zusehen. Bei uns ist es immer so, wenn die Tiere erst mal wieder vom Hof sind wirds schon wieder besser. Der finanzielle Verlust bleibt jedoch. Wenn natürlich Unglücksfälle vermehrt auftreten denke ich schon auch manchmal wie einfach es doch z.B. Beamte haben. Aber Kopf hoch, es kommen auch wieder schöne Tage.
Meine Mutter meint immer, wenn ich mal jammere "Dem Pfarrer verreckt nichts" oder einem haarigen Fuß weint man nicht nach. Das ist natürlich in dem Moment, wenn das hilflose Tier vor einem steht nicht leicht.
Bei uns ist gestern morgen auch im Melkstand eine zusammengebrochen.
Mitz der haben wir seit Wochen Probleme mit dem Laufen. Schon Tierarzt dagehabt, 2 x ausgeschnitten und es wird nicht anders. Ich hätte sie schon weg, aber da sie natürlich viel Milch gibt und auch immer frißt läßt mein Mann da nicht mit sich reden. Einerseits täte sie mir auch wieder leid, denn oft wurde es nach einiger Zeit von selbst wieder besser.


Marianne

Offline mary

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Re: 100 Gründe, um KEINE Bäuerin zu werden
« Antwort #35 am: 07.01.05, 12:31 »
Hallo Andrea und alle,
das sind die Momente, die einfach wehtun, Kühe erschiessen zu müssen, der wirtschaftliche Schaden ist in diesem Moment nur die 2. Kategorie, irgendwie hängt man an den Tieren und macht sein menschenmöglichstes und doch hilft es manchmal nicht.
Ich vermute, dass diese Erfahrungen - dafür sorgen, dass wir immer mit beiden Beinen auf dem Boden stehen bleiben- man bekommt sehr oft seine Grenzen aufgezeigt.
Wir haben unsere Jungkuh jetzt wenigstens in die Abkalbebox gebracht, sie trinkt und frisst,
habe ihr noch alles gegeben, dass ihr helfen könnte-
jetzt hängt es von ihrem Lebenswillen und Glück ab-
mir ist aufgefallen,
ich glaub, dass ich einiges ertragen und wegstecken kann-
aber bei der Geburt geht es so oft um Leben und Tod,
das ist so ein Grenzbereich.
Eine kuh, die nicht aufstehen kann, in der Abkalbebox, damit komme ich noch klar-
aber draussen unter den anderen Kühen, auf den Spalten liegend, das ist mein absoluter Horror und doch wird das immer wieder passieren.
Ich habe mir auch schon oft vorgenommen, unsere Tiere nicht mehr so nah an mich ran zu lassen,
aber ich schaffe es einfach nicht-
alles, was ein Fell hat, schleicht sich irgendwie in mein Herz-
und mit Federn oder Borsten gehts mir genauso.
Ich werde damit leben müssen, dass der Umgang mit Lebendigen auch immer wieder der Umgang mit dem Tod bedeutet.
Die Entscheidungen, ein Tier zum Schlachten auszumustern, das fällt mir immer schwerer-
und das ist ein Grund, um keine Bäuerin zu werden.
So ein Blick aus den Augen eines Tieres,wenn es aus dem Stall geht, oder wenn es geschlachtet wird, das braucht bei mir viel Kraft und ich suche nach Wegen, um das einigermaßen auf die Reihe zu bekommen.
Auf der anderen Seite, wenn ich keine Trauer und keine Tränen mehr dafür habe-
dann fehlt auf der anderen Seite auch die Freude und das gute Gefühl.
Männer gehen damit scheinbar ganz anders um.
Herzliche Grüsse
maria

martinaG

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Re: 100 Gründe, um KEINE Bäuerin zu werden
« Antwort #36 am: 07.01.05, 13:40 »
Hallo alle zusammen,

ich hatte immer geglaubt nur bei uns allein ist das Pech im Stall. Aber es geht wohl allen Landwirten so die Vieh haben. Mal ist es lange Zeit Still, dann kommt es aber gleich doppelt und dreifach. Und das schlimmste : Immer die besten Kühe trifft es, die "Krücken" kommen immer gut durch.

Viele Grüsse von einer die schon lange Fan vom BT ist und sich jetzt erst eingeloggt hat.
noch eine Martina
Lg Martina G.

Offline Mirjam

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Re: 100 Gründe, um KEINE Bäuerin zu werden
« Antwort #37 am: 07.01.05, 17:28 »
Hallo Martina G.

herzlich willkommen im BT!


Ein ziemlicher Grund - auch wenn am Hof - keine Bäuerin zu werden (d.h. im Sinne der Sozialversicherung) also entweder nicht zu heiraten bzw. ausserhalb tätig zu bleiben ist die schlechte Sozialversicherungsituation:

- im Gegensatz zu anderen freien Unternehmern besteht Alterskassen-Zwang (Pflicht mag ich das nicht mehr nennen)

- und das was man dann einzahlt, na, die Bäuerinnenrente die dann nach langen harten Jahren herauskommt ist wirklich  ::) ich sehs an meiner Mutter!

- lieber "nicht-Bäuerin" werden, und das Geld in eine private Vorsorge investieren, wo man dannach auch ein Plus und kein Minus hat!


viele Grüsse
Der Kopf ist rund - damit die Gedanken auch mal die Richtung ändern können!

Online Margret

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Re: 100 Gründe, um KEINE Bäuerin zu werden
« Antwort #38 am: 07.01.05, 19:42 »
...weil man wochenlang z.B.  eine fußkranke Muttersau jeden Tag motiviert zum Aufstehen  und sie ein bißchen verwöhnt  und hätschelt  -  damit sie dann neun  Tage vor dem Abferkeltermin  eine solchen Gebärmuttervorfall bekommt  (mehrmals),  dass man  Sau samt Ferkeln nur noch einschläfern kann...

Margret

Offline chris100de

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Re: 100 Gründe, um KEINE Bäuerin zu werden
« Antwort #39 am: 09.01.05, 21:34 »
Also bei uns ist es immer mein SV der sehr lange braucht sich von einem Tier zu trennen manchmal zu lange, so daß mein Mann und ich eher einen Schlußstrich ziehen können. Es sind manchmal auch die Männer die nicht loslassen wollen . Aber weh tut es in jedem Fall wenn eine Kuh vom Hof geht. Manist schließlich morgens und abends mit ihnen Kontakt.
Viele Grüße von Chris aus dem Vogelsberg   

Offline martina-s

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Re: 100 Gründe, um KEINE Bäuerin zu werden
« Antwort #40 am: 15.01.05, 07:11 »
Hallo,
ich kopier da mal hier was von Cosima hier herüber:
Zitat
93. 
Weil wir alle zusammen
bisher nur fünf Gründe
fanden, keine zu werden. 

Liebgt das daran, dass man hier in dieser Box nicht öffentlich zugeben will, was man nicht gerne macht, was einem zuwider ist?

Also ich möchte als 6. Grund angeben, dass es mich total streßt in diesem Job nie und nimmer für irgendwas genügend Zeit zu haben. Selten kann ich eine Sache akkurat zu Ende führen
« Letzte Änderung: 15.01.05, 07:13 von martina-s »
Liebe Grüße
Martina

Offline martina-s

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Re: 100 Gründe, um KEINE Bäuerin zu werden
« Antwort #41 am: 15.01.05, 07:16 »
7. Ich hasse es abends nach dem Stall noch einmal in den Garten gehen zu müssen. Aus diesem Grund habe ich gar keinen Garten mehr; obwohl ich gerne einen hätte. Begründung: Ich sollte mich da vor dem Garteln immer duschen, weil mich sonst die Steckmücken so angreifen. Und nach der Gartenarbeit kann ich dann wieder in die Dusche... Da vergeht mir schon gleich die Lust.
Liebe Grüße
Martina

Offline martina-s

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Re: 100 Gründe, um KEINE Bäuerin zu werden
« Antwort #42 am: 15.01.05, 07:18 »
8. Ich habe es satt hier am Hof auch immer den Mechaniker spielen zu müssen, immer das Wissen im Nacken, dass meine Arbeit dann zu kurz kommt. Ich hasse ewig kaputte Maschinen auf die man angewiesen ist und die dann beim Einsatz doch den Geist aufgeben. Von den Kosten ganz zu schweigen...
Liebe Grüße
Martina

Offline Marina

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Re: 100 Gründe, um KEINE Bäuerin zu werden
« Antwort #43 am: 15.01.05, 07:29 »
...,weil immer zuerst der Hof kommt, dann erst das Haus.
Wenn eine Maschine kaputt ist, wird die sofort repariert oder eine neue angeschafft (sehe ich ja auch irgendwie ein), aber muß im Haus etwas gerichtet werden (tapeziert, neue Polstergarnitur, neuer Herd, ....) ist keine Zeit, kein Geld da, nur tausend Ausreden  >:(

Marina

Offline martina-s

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Re: 100 Gründe, um KEINE Bäuerin zu werden
« Antwort #44 am: 15.01.05, 09:31 »
Kann mich Marina nur anschließen
und 10. weil man selber auch noch so doof ist das zu unterstützen und selber zurücksteckt.
Liebe Grüße
Martina