Autor Thema: Wenn der Betriebsleiter ausfällt....  (Gelesen 95922 mal)

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Gertraud

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Re:Wenn der Betriebsleiter ausfällt....
« Antwort #15 am: 09.02.04, 12:28 »
Ach Reserl!
Bei uns wäre das bestimmt nicht toll!
Fängt schon an, dass ich zwar den Futtermischwagen
bedienen kann, aber das momentane Rezept nicht ken-
ne. Weiß auch nicht was die Kälber gerade an Milch be-
kommen.
Letztes mal musste mir Toni noch alles sagen, in der
Zeit als wir auf den Krankenwagen warteten.
Ich hoffe blos, dass ihm nichts passiert. Ich bin leichter
zu ersetzten.
LG Gerdi
PS. Das Rezept und auch den Tränkeplan mal mit Kreide
auf eine Tafel zu schreiben geht leider nicht. Keine Ahnung warum. ;D ;)
« Letzte Änderung: 09.02.04, 12:28 von Gertraud »

Offline Freya

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Re:Wenn der Betriebsleiter ausfällt....
« Antwort #16 am: 22.02.04, 04:22 »
Hallo,

unsere Silofräse kann ich auch nicht fahren und mein Mann zeigt es mir nicht ....   :-\

Im Fall des Falles müßte ich dann erst einmal die ganze Futterei mit dem Frontlader in den Stall fahren und mit Schaufel oder Gabel füttern. Das hab ich schon mal eine Woche gemacht, als mein Mann zu einer geplanten OP im Krankenhaus war. Aber das sind mir abends immer die Arme "abgefallen" ...

Ich stelle mir das ganz schlimm vor, wenn der Betriebsleiter ausfällt. Ich könnte auch z.B. den Frontlader nicht anhängen. Aber da würde ich wohl den Cousin bitten, der auch unser Nachbar ist.

Dagmar, wie geht es denn Deinem Mann, hoffe inzwischen besser ???  - Hubschrauber hört sich ja sehr schlimm an ??? ... und wie schaffst Du das, Du hast ja 4 kleine Kinder ???
Wer heilt, hat Recht.
Hippokrates

liebe Grüße
Freya

belle

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Re:Wenn der Betriebsleiter ausfällt....
« Antwort #17 am: 21.05.04, 23:08 »
Mein Mann und ich fahren jedes Jahr, schon seit über 10 Jahren getrennt in den Urlaub.
In dieser Zeit versorgt der Daheimgebliebene den Stall und Hof. Wenn mein Mann weg ist, kommt ein Bekannter und holt Silage und Treber. Ansonsten schmeiße ich allein den Hof. Mein Mann hat mehr Probleme, wenn ich wegfahre. Ich muß ihm vorher alles aufschreiben, welche Kühe zu melken sind, wieviel die Kälber zu trinken bekommen, usw..
Unsere Kinder sind beide berufstätig und sind erst nach der Stallarbeit zu HAuse.
Normalerweise klappt es ganz gut.

Maja2004

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Re:Wenn der Betriebsleiter ausfällt....
« Antwort #18 am: 21.05.04, 23:54 »
Hallo!

Vielleicht passt meine Frage nicht wirklich hierhin, aber da ich noch eine Stelle als Landwirtin ab Sommer suche in Oberbayern habe ich auch schon von diesem Melkeraushilfsdienst gehört, weiß jemand ob die da Landwirtinnen einstellen und / oder wie man zu denen Kontakt aufnehmen kann?

Vielen Dank im vorraus!

Maja
« Letzte Änderung: 21.05.04, 23:54 von Maja2004 »

albra

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Re: Wenn der Betriebsleiter ausfällt....
« Antwort #19 am: 14.10.04, 12:10 »
Folgender Bericht steht heute in der Bild-Zeitung... mir geht der Bericht schon den ganzen Morgen durch den Kopf und ich hab immer noch Gänsehaut:


Die Eltern starben am 1. Urlaubstag!
Und die Kinder werden vertrieben!
Bauernhof der Tränen

Von ALEXANDRA. v. UNGER 
 
   
Die Geschwister Tanja (25), Daniela (15) und Tobias (22) verloren ihre Eltern
durch einen Autounfall
 
 
 
Stuttgart – Traurig sitzen die drei Bauernkinder auf einem Holzbalken vor ihrem grünen Traktor. Sie haben ihre geliebten Eltern verloren. Jetzt müssen Daniela (15), Tobias (22) und Tanja (25) auch um den Hof bangen – weil die Beerdigung ihr letztes Geld aufgefressen hat.
Die tragische Geschichte der Bauernkinder aus Schwäbisch Hall.

Seit 26 Jahren waren Joachim (48) und Irmgard M. (45) verheiratet, seitdem schufteten
sie Tag und Nacht auf dem eigenen Bauernhof.


 
Joachim (48) und Irmgard M. (45) verunglückten auf Kreta tödlich
 
 
 
Vor vier Jahren nahm der Landwirt einen Kredit auf, baute einen neuen Stall. Er war stolz auf seine 170 Schweine und 800 Ferkel. Die Kinder packten gerne mit an. Eine glückliche Familie.

Im September leisteten sich die Eltern den ersten Urlaub ihrer Ehe, den ersten Urlaub nach 26 Jahren! Sie flogen nach Kreta. Das Drama: Mit dem Mietwagen kamen sie am ersten Urlaubstag von der Straße ab, schleuderten in einen Graben. Joachim und Irmgard M. waren sofort tot.

Die jüngste Tochter Daniela war alleine zu Hause, als es an der Haustür klingelte: „Da stand ein Polizist mit dem Dorfpfarrer. Er sagte: ‚Deine Eltern sind tot.‘“

Jetzt führt Sohn Tobias den Hof, Schwester Daniela blieb bei ihm. Die älteste Schwester arbeitet als Arzthelferin, wohnt im Nachbarort. Tapfer sagt der junge Mann:

„Ich habe im Mai meine Landwirtschaftslehre beendet.“ Doch ihn erdrücken die Schulden, die Vertreibung vom Hof droht: „14 000 Euro Pacht für 40 Hektar Acker sind fällig. Dazu 40 000 Euro für Schweinefutter und Tierarzt. Wie soll ich das bezahlen?Wir mußten schon 14 000 Euro Überführungskosten für meine toten Eltern bezahlen, damit wir sie begraben konnten.“

Er macht sich Sorgen um seine kleine Schwester: „Oft sitzt sie weinend in ihrem Zimmer. Sie vermißt die Eltern so sehr!“

Wer den traurigen Bauernkindern helfen will, kann spenden an:

BILD hilft e.V.
Stichwort „Bauernkinder“
Kontonummer: 023 82 38
Deutsche Bank Hamburg
BLZ: 200 700 00
 
 

Offline peggy

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Re: Wenn der Betriebsleiter ausfällt....
« Antwort #20 am: 27.11.05, 08:30 »
Wenn der Betriebsleiter ausfällt......vielleicht für immer. Reserl, so hast Du diesen Thread begonnen.
Bei mir wurde dieses vor 15 Tagen Wirklichkeit. Hermann(49) starb während der Fahrt mit seinem Schlepper an seinem zweitem Herzinfarkt, kurz vor der Stallzeit. Der führerlose Schlepper prallte gegen eine Birke und so stoppte die Fahrt, da dieses kurz nach einer 90 Grad Kurve passierte, war die Geschwindigkeit gering. Zu dieser Zeit war ich zuhause und wartete zwecks Kaffeetrinken auf ihn. Wir hatten beide auf unserem Pachtbetrieb gearbeitet. Ich war etwas eher fertig und schon mit dem PKW vorgefahren. Wie er nicht kam, wunderte ich mich, was ihn denn noch aufgehalten hätte. Die Feuerwehrsirenen hatte ich gehört, aber in keinster Weise mit Hermann in Verbindung gebracht. Der Tierarzt wollte zum Besamen um 16.30 h auf dem Pachtbetrieb kommen, so das ich wieder los mußte. Da war die Straße schon gesperrt. Beim Fahren des Umwegs habe ich immer schon versucht zu erkennen, ob unser Schlepper da irgendwie beteiligt ist (dachte an Verkehrsunfall). Konnte ich nicht erkennen. Auf dem Umweg kam mir ein Bekannter entgegen, der mir sagen konnte, das dort ein Schlepper am Baum steht, etliche Zweige darunter liegen und der Fahrer blau gekleidet war. Hermann war blau gekleidet. Ich bin dann über den Pachtbetrieb gesaust in der Hoffnung, das er noch da wäre. Leider nicht. Dann von der anderen Seite an die Unfallstelle heran, wo der Notarzt im Krankenwagen versuchte, Hermann zu reanimieren.Als die Bemühungen keinen Erfolg hatten, habe ich Hermann im Krankenwagen noch gesehen.

Bereits hier war mir klar, das ich die Landwirtschaft aufgeben werde. Es hat bereits einige Gespräche gegeben. Bank, Verpächter(in diesem Fall meine Eltern), Beratungsring, Maschinenring, Steuerberater, Freunde und auch Berufskollegen. Im Moment ist der Begriff Milch KG aufgetaucht. Kann mich da jemand von Euch aufklären, welche Rechte und Pflichten ich dort hätte, und ob die gesamte Fläche miteingebracht werden muß oder auch überhaupt keine? Verpachten geht nicht, da der Pächter noch 2 Jahre in unseren Stallungen melken müßte. Das  ist für jeden Pächter unwirtschaftlich(direkte Nachbarn mit entsprechender Milchwirtschaft sind nicht vorhanden).Außerdem will ich mich anderweitig orientieren und nicht für jemanden noch 2 Jahre melken. Nächste Idee, die auftauchte war eine GbR. Funktioniert nicht, da ich für sämtliche Verpflichtungen des GbR Partners mithaften müßte. Das will ich nicht. Option bleibt natürlich der Verkauf der Quote an der Börse. Wäre schön, falls jemand schon eine Milch KG betreibt,(soll häufiger vorkommen, habe ich jetzt gelernt) wenn er darüber berichten könnte.

Liebe Grüße
Petra


Offline mary

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Re: Wenn der Betriebsleiter ausfällt....
« Antwort #21 am: 27.11.05, 09:57 »
Hallo Petra,
ich kann dir leider mit keiner fachlichen Auskuft dienen, kann dir nur viel Kraft wünschen,
dass du mit der Situation fertig wirst.
Du beschreibst die Situation, vor der man am liebsten die Augen verschliessen möchte und jeder hofft, dass es nicht dazu käme.
Seinen Partner so schnell zu verlieren, das stelle ich mir unheimlich hart vor, nicht mehr die Zeit zum Ausreden zu haben, sich nicht mehr bewusst verabschieden können.
Hoffentlich hast du Menschen in deinem Umfeld, die für dich da sind, dass du in deiner Trauer nicht alleine bist.
Wenn der Betriebsleiter wegen Krankheit ausfällt, dann gibt es zum Glück Betriebshelfer.
Aber wie es weitergehen soll, wenn der Betriebsleiter für immer ausfallen würde????
Manche Gedanken lässt man oftmals lieber nicht zu.
maria

Offline Beate Mahr

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Re: Wenn der Betriebsleiter ausfällt....
« Antwort #22 am: 27.11.05, 10:02 »
Hallo Petra

ich hab ganz schön geschluckt ... du hast mein Mitgefühl
ich kann mir gut vorstellen, dass du funktionierst - - - aber nicht  denken kannst

Sorry wenn sich das hart anhört - aber ich weiß aus eigener Erfahrung ( Unfall 03 ) -
dass man nur funktioniert

Ich hab mal ein bisschen gestöbert ... zumal ich von einer Milch KG noch nie was gehört habe

Es gibt verschiedene  Gesellschaftsformen  

Das ist ein so umgangreiches Feld - - - da mußt du so viel beachten - - - da müßen alle Beteiligten an einen Tisch
damit du nicht üner den Tisch gezogen wirst .

Lass dir bitte Zeit mit einer Entscheidung

Liebe Grüße
Beate
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Offline Meli

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Re: Wenn der Betriebsleiter ausfällt....
« Antwort #23 am: 27.11.05, 11:16 »
Hallom Petra

ich kann sehr gut nachfühlen wie es in dir aussieht . Ich habe meinen Mann auch im Juli 2003 verloren. Man fühlt sich wie geteilt oder ampuiert. Ich hatte nur das " Glück" ,meine Kinder sind so groß das sie den Hof führen können ,ein Ratschlag ist zwar gut doch die Ausbildung ist abgeschlossen. Ich habe nirgendwo gelesen ,hast du auch Kinder,wie kommen sie damit zurecht den Vater so abrupt verloren zu haben.  Bei uns in den Familie zu Hause also meinen Söhnen und enkeln ist Opa oder Papa auch nach fast 2 1/2 jahren noch immer mit im Gespräch . Von aussenstehenden wird dann das Thema gewechselt. Es gibt sehr viele Menschen die mit dem Thema Tod nicht konfrontiert werden möchten . Sie machen sich ja dann auch meist denGedanken , wer von uns beiden geht als erstes und einer ist immer der , der mit dem Verlust klarkommen muß und auch noch mit betrieblichen Problemen. Es ist wohl etwas tröstliches sehr viele Dinge noch ordnen zu müssen halten sie einem doch von einem zu tiefen Fall in der Trauer.

Auch diese nächsten Wochen werden die schwersten sein die auf dich zukommen . Wenn du möchtest schreibe ruhig kann auch privat sein . Ich würde dich gerne wo ich kann mit Rat unterstützen. Ich bin seit August 2003 im Bt doch meist in der Liste.Diese Gruppe hat mich sehr vielgegeben und ich fühlte mich verstanden und getröstet, besser als von sogenannten Freunden.

Ich freue mich auf einen Austausch

Miet lieben grüßen Mechtild ( Meli)

Ich bin 55 und habe 3 Söhne und seit vorgestern 4 Enkel.
bis zum nächsten mal
Melli

Offline Baumeule

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Re: Wenn der Betriebsleiter ausfällt....
« Antwort #24 am: 27.11.05, 11:34 »
Hallo Petra

Wenn man deinen Beitrag liest, fehlen einem die Worte. Hofft man doch selber, dass einem dieses Schicksal lange erspart bleibt. Aber wie Mechthild schon schrieb, einmal wird es kommen. Bei jedem, und immer zu früh. Du bist ja noch so jung und 49 ist auch kein Alter zum sterben, denkt man.
Mein Bruder war 53, kerngesund, sportlich, nicht übergewichtig und hat sich im Großen und Ganzen gesund ernährt, als er vor drei Jahren einfach tot vom Fahrrad fiel. Herztod, nichts zu machen. Auch wenn der Arzt neben dran gestanden hätte.

Leider kann ich dir auch in fachlichen Dingen keinen Rat geben. Bei uns in Bayern versucht in solchen Fällen der Bauernverband zu beraten und zu helfen. Die haben auch juristische Beratung. Versuche jemanden zu finden, dem du wirklich vertrauen kannst, der dich unterstützt und dich zu diversen Treffen begleiten kann, damit du in deiner Situation nicht über den Tisch gezogen wirst. Denn du mußt für dich und evtl. deine Kinder sorgen und bei jeder Entscheidung sei ganz egoistisch und frage dich, was für dich dabei rüber kommt, an Einkommen und an Belastung. Jeder Mann würde es auch so machen, ohne schlechtes Gewissen, das bei uns Frauen leider immer noch so weit verbreitet ist.

Für deine Entscheidungen und die Bewältigung deiner Trauer wünsche ich dir viel Kraft und Menschen in deiner Nähe, denen du vertrauen kannst und die dich tragen und stützen können.

Elisabeth

Online Margret

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Re: Wenn der Betriebsleiter ausfällt....
« Antwort #25 am: 27.11.05, 11:41 »
Hallo Petra,

auch mir fehlen die  "passenden Worte",  um dir mein Mitgefühl auszudrücken.
 
Da wir uns damals beim ersten Herzinfarkt deines Mannes  unter  "Bluthochdruck"  ausgetauscht hatten,  hat mich deine Mitteilung über seinen Tod  nun besonders berührt.

Ich hoffe,  dass dir bei deinen  fachlichen Fragen zur  Milch -KG   jemand helfen kann  und menschlich sowieso !

Herzliche Grüße von
Margret

Offline peggy

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Re: Wenn der Betriebsleiter ausfällt....
« Antwort #26 am: 27.11.05, 16:38 »
Vielen Dank für die mitfühlenden Worte, auch per km. Hier kommt vieles zur Sprache, wo ich die letzten zwei Wochen auch drüber nachgedacht habe. Ich will kurz erzählen, wie ich diese ganze Geschichte empfunden habe und empfinde.

Ich konnte Hermann’s Tod sofort annehmen. Bislang habe ich noch nicht einmal gefragt Warum?. Bei der Trauerfeier haben wir auf meinen Wunsch hin gesungen: Was Gott tut, das ist wohlgetan. So habe ich empfunden und dieses Lied auch gleich in der ersten schlaflosen Nacht herausgesucht. Ich hatte das Gefühl, das zwischen uns keine Fragen mehr offen waren. Die letzten Wochen, besonders die letzte Woche und auch der letzte Tag waren wir inniger und verbundener miteinander wie in den ganzen 19 Jahren zuvor. Das verdanken wir auch dem bt. Unter Schwiegertochterprobleme beschreibt LunaR auf Seite 5 welche Wünsche sie an ihren Mann hat. Bei uns war die Lage anders herum, Hermann arbeitete mit mir und meinen Eltern zusammen. Also könnte er ähnlich empfinden. In meinem Posting vom 29.08.2005 auch unter Schwiegertochterprobleme beschreibe ich einen Streit mit meinen Eltern. In dem darin angeführtem Gespräch stellte ich mich voll hinter Hermann. Ihm tat das sehr gut. Meine Mutter hatte daran sehr zu knabbern. Kurz danach hatte mein Vater einen leichten Schlaganfall. Danach zog er sich aus dem Betrieb zurück. In diese Lücke sprang ich ein. Wir haben in dieser letzten Zeit fast alles gemeinsam gemacht. Der Streit manifestierte sich zwischen Mama und mir, worunter besonders meine Schwester litt. Sie sagte bei ihren Vermittlungsversuchen: ihr gebraucht dieselben Worte und keiner will den ersten Schritt tun. Ich habe damals gemeint, das ich nicht auf sie zugehen könnte, warum Gott das nicht zulassen würde, wüsste ich nicht. Mit Hermann’s Tod wusste ich es, hätte ich mich wieder mehr auf meine Mutter zubewegt, hätte das die Bindung zu Hermann wieder gelöst. Und das war für uns nicht geplant.

Ich konnte Hermann’s Tod sofort annehmen, weil wir über alles gesprochen hatten. Von der Reha nach seinem ersten Herzinfarkt kam er verändert wieder. Vorher stand der Betrieb an erster Stelle, jetzt seine Gesundheit. Er hatte viele depressive Phasen, wo er keinen Sinn mehr in der Landwirtschaft sah. Wir haben viele intensive Gespräche geführt in den letzten anderthalb Jahren. In den letzten Wochen hatten wir auch darüber gesprochen, welche Kleidung er im Grab anhaben wollte. Ich bin dankbar dafür, das ich dieses Gespräch führen konnte und es nicht abgeblockt habe nach dem Motto darüber brauchen wir uns jetzt noch nicht zu unterhalten, das hat noch lange Zeit. Das machte mich im Ernstfall unheimlich ruhig.

Ich konnte Hermann’s Tod sofort annehmen, weil die Art und Weise, wie er gestorben ist, wünsche ich mir auch für mich. Mitten aus dem Leben, auf schnelle, angenehme Weise. Kein Siechtum, kein Angewiesensein auf Andere. Einfach perfekt. In der Seitensprung-Box hier im bt wird berichtet, das es angeblich ein Wunsch der Männer in den Armen der Geliebten zu sterben. Er ist zwar nicht in meinen Armen gestorben, aber wir hatten an seinem Todestag noch wunderschön miteinander geschlafen. Auch das war mir ein Trost.

Mechthild, ich finde es sehr schön, das dein Mann auch heute noch in eurer Familie präsent ist. Wird bei uns mit Sicherheit auch so sein. Im Gegensatz zu Dir fühle ich mich nicht geteilt, eher so, als ob seine Stärke auf mich übergegangen wäre. Du hast Recht, das es sehr tröstlich ist noch viele Dinge regeln zu müssen. Am meisten Angst habe ich auch vor der Zeit, wenn hier betrieblich alles geregelt ist, und meine neue Zukunft eventuell noch nicht klar vor mir liegt. Habe Angst dann in das berühmte Loch zu fallen. Wenn das so sein sollte, wird das auch seinen Sinn haben. Und irgendwann scheint dann auch wieder die Sonne.

Wir haben zwei Kinder. Eine Tochter (18) und einen Sohn (17). Unsere Tochter besucht zur Zeit den Abiturjahrgang und will im nächsten Jahr in Hohenheim Agrarbiologie studieren. Unser Sohn lernt im zweiten Lehrjahr Chemikant bei einer Paraffin verarbeitenden Firma in Hamburg. Beide Kinder wollten am offenen Sarg Abschied von ihrem Vater nehmen. Mein Sohn sagte: Mama, du hast gesagt, das er tot ist, aber ich habe ihn nicht gesehen. Wir drei haben einen Tag vor der Beerdigung Abschied genommen. Es war gut. Unsere Tochter hat auch Bilder von ihrem toten Vater gemacht. Die sind jetzt hier auf dem Computer gespeichert und es tut gut sie anzusehen. Unsere Tochter geht ebenso wie ich offensiv mit dem Thema um. Am Schlimmsten fand sie die mitleidigen Blicke ihrer Mitschüler, die sprachlos waren und nicht wussten wie sie mit ihr umgehen sollten. Sie hat in ihrer Tutorengruppe das Thema dann offensiv angesprochen nach dem Motto das und das ist passiert. Es ist nicht mehr zu ändern, aber ihr könnt mit mir normal umgehen. Das hat ihren Mitschülern und ihr sehr geholfen. Unser Sohn spricht nicht gerne darüber. Beiden denke ich hat es geholfen, das ich so ruhig und selbstverständlich mit Hermann’s Tod umgehen konnte. Beide sind im Moment sehr anhänglich und haben Angst mich auch noch zu verlieren, nicht weil ich depressiv wäre, sondern normale Unglücksfälle. Unsere Tochter hat sich ein Stück dieser Birke ins Zimmer geholt.

Seit Hermann’s Tod habe ich sehr viele Gespräche geführt. Jedes Gespräch hat mir gut getan. In der Zukunft habe ich, glaube ich nicht mehr soviel Angst auf Trauernde zuzugehen.
Ich schaue mit heiterer Zuversicht in die Zukunft.

Warum ich dies alles erzähle? Erstens tut es mir gut. Zweitens hoffe ich, das alle die ihren Partner noch haben durch meine Geschichte neben dem Alltag auch ihren Partner wieder bewusster erleben, und wenn es nur in einem Fall der Fall ist hat sich das Erzählen schon gelohnt, so wie mir der oben zitierte Beitrag von LunaR viel gegeben hat. Der BT ist eine tolle Gemeinschaft. Ich freue mich hierher gefunden zu haben.

Offline peggy

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Re: Wenn der Betriebsleiter ausfällt....
« Antwort #27 am: 27.11.05, 16:43 »
@ Beate
vielen Dank für den Link, hat mich aber leider nicht weiter gebracht.
Vielleicht weiß doch noch jemand etwas über sogenannte Milch KG's. Hatte ich vorher auch noch nicht gehört.
Ansonsten werde ich nächste Woche die Beratung löchern.
Liebe Grüße
Petra

Offline Beate Mahr

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Re: Wenn der Betriebsleiter ausfällt....
« Antwort #28 am: 27.11.05, 17:38 »
Hallo Petra

ich hab zum Thema noch was gefunden ...
die Rechte un Pflichen der vers. Gesellschaftsformen


Kommanditgesellschaft

Wie soll denn so eine Milch KG aufgebaut sein ???

Gruß
Beate

mir gefällt deine Art mit dem Tod umzugehen
Entscheidend ist nicht, ob man kritisiert wird;
entscheidend ist, ob die Kritiker die Mehrheit bilden.

© Ernst R. Hauschka

SHierling

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Re: Wenn der Betriebsleiter ausfällt....
« Antwort #29 am: 27.11.05, 18:37 »
Hallo,
also mein Berater sagt, Du sollst Dir auch einen suchen. (Berater) . Unbedingt.

Die Hafterei ist wohl das einfachste an der ganzen Angelegenheit - bei einer KG haftet der Komplementär (mindestens einer) mit allem, was er hat, also Privat- und Geschäftsvermögen. Der Kommanditist bzw die ~en (können mehrerere sein) haften immer nur mit ihrer Einlage (also Du z.B. mit Deiner Quote, sonst mit nix, und mit dem Rest kannst Du machen was Du willst.).

GbR hattest Du schon richtig erkannt, jeder haftet mit allem, kommt imho in Deinem Fall nicht in Frage, ist was für Leute, die "sich gegenseitig verhaften" - also bei Betrieben, bei denen jeder ein Interesse hat, daß jeder andere haftet und auch weitermacht und weitermachen will.

Ganz ohne Haftung mit persönlichem Vermögen geht eine GmbH & Co KG, dabei spielt die GmbH, die einer natürlichen Person gleichgestellt ist, den Komplementär der KG (der sonst "mit allem" haften würde), so daß insgesamt jeder nur mit seiner Einlage haftet. Ist dann günstig, wenn es bei vielen Leuten um viel Geld geht, aber keiner "der einzige sein will, der mit seinem Betrieb haftet".

Alles einfach, solange jemand Quote UND Fläche übernimmt. Schwieriger wird es, wenn Du die Quote an den einen abgibst, die Flächen aber an jemand anderen. Für die "Milch-KG" ist das kein Unterschied - Quote ist ja handelbar, aber für die Betriebsprämie - und da würde ich mir an Deiner Stelle lieber 2 oder 3 verschiedene Berater holen, und danach entscheiden - ich hab heute nur beim "mal eben rumhören" 3 Verschiedene Antworten bekommen.

:( 
Grüße
Brigitta
PS: es gibt inzwischen auch die Möglichkeit, eine Ltd. (uk-Limited) zu gründen, dabei haftet auch niemand mit dem Privatvermögen, und im Unterschied zur GmbH gibts eine Ltd schon ab 1,40 Euro (GmbH braucht 25.000).
Aber sowas sollte ein findiger Bänker oder Berater auch wissen.
« Letzte Änderung: 27.11.05, 19:19 von SHierling »