Autor Thema: Wie mit Hass auf andere Menschen umgehen?  (Gelesen 31372 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Offline renerl

  • Vereinsmitglied
  • *
  • Beiträge: 308
  • Geschlecht: Weiblich
  • echt kuhhhhl
Re:Wie mit Hass auf andere Menschen umgehen?
« Antwort #15 am: 29.08.04, 21:57 »
Ich glaube, das Hass auch für den, der hasst, sehr schlimm ist. Ich habe in meiner 17 jährigen Ehe soviel Demütigungen und Verletzungen von SV und SM, hauptsächlich von SM aushalten müssen, das ich mittlerweile unfähig bin, ihr gegenüber noch irgendwelche posstive Gefühle aufzubringen. Aber Hass ist es glaub ich nicht. Hass hat keine Steigerung mehr, oder? Aber manchmal denke ich, wenn die für das was sie mir alles angetan hat nochmal büßen muss, hat sie noch viel vor sich. Das Ungerechte der Welt ist halt leider, das denen meistens alles "nausgeht" (wie man bei uns sagt). Ich werde später bei meiner ST sicher auch Fehler machen, aber dann ich dazu stehen und mich auch mal entschuldigen. Aber so hinterfotzig und gemein werde ich niemals werden, das ist wohl angeboren

Offline passivM

  • Bewohner
  • *
  • Beiträge: 1226
  • Geschlecht: Weiblich
Re: Wie mit Hass auf andere Menschen umgehen?
« Antwort #16 am: 01.10.04, 12:08 »
Also gut, weil die Mirjam theoretischerweise gefragt hat:

Dann will ich mal einen Beitrag wagen, der auch eher theoretisch ist:

Hass ist, als wenn ich Gift nehme, damit es einer anderen Person, die mir etwas angetan hat, schlecht geht.

Aber Hass (Wut, Machtlosigkeit, Empörung) ist eine menschliche Reaktion.

Verzeihen ist gut aber schwer (vor allem, wenn einem immer wieder neue Kränkungen zugefügt werden).
Nicht -verzeihen ist wie Radfahren:
Wenn man sich beim Radfahren immer wieder nach hinten rumdreht (mit Vergangenem hadert) dann fährt man gegen den nächst besten Stein, und fällt -sorry: "auf die Schnauze". Das tut weh ! Wahr ist auch, dass es nicht dem weh tut, nach dem ich mich umgedreht habe, sondern mir selber.

Frage: Wie baut man Hass- und Wutgefühle ab, ohne sich selber dabei zu schaden?

liebe Grüsse

Anna
Liebe Grüße
aus dem schönen Mecklenburg-Vorpommern

Offline Jacky

  • Niederbayern
  • Vereinsmitglied
  • *
  • Beiträge: 1330
  • Geschlecht: Weiblich
  • Hier bin ich und hier bleib ich!
Re: Wie mit Hass auf andere Menschen umgehen?
« Antwort #17 am: 01.10.04, 16:36 »
Zitat

Verzeihen ist gut aber schwer (vor allem, wenn einem immer wieder neue Kränkungen zugefügt werden).
Nicht -verzeihen ist wie Radfahren:
Wenn man sich beim Radfahren immer wieder nach hinten rumdreht (mit Vergangenem hadert) dann fährt man gegen den nächst besten Stein, und fällt -sorry: "auf die Schnauze". Das tut weh ! Wahr ist auch, dass es nicht dem weh tut, nach dem ich mich umgedreht habe, sondern mir selber.

Zitat

Hallo Anna,

du hast das sehr schön geschrieben und ist an und für sich auch richtig...!

Ich versuch auch mich nie umzudrehen, um nicht mehr auf die Schnauze zu fallen, aber das gelingt mir nur bis zu dem Zeitpunkt bis mich das Vergangene einholt und mir einen noch größeren Stein vor die Füsse legt. Dazu brauch ich mich nicht mal umdrehen ::).

Um das besser zu verstehen:

SV macht uns seit Jahren das Leben schwer, besonders mir, weil ich bin ja die ganze Woche verfügbar und mein Mann in der Arbeit.
Ich hab mir eigentlich schon lang ein dickes Fell zugelegt und seit Jahren reagiere ich meist gar nicht mehr auf seine Angriffe(meist mehr als beleidigend), die oft aus heiterem Himmel kommen. Hab gemerkt, je weniger ich diese beachte umso seltener werden sie auch.
Vor dieser Zeit waren bei mir schon so etwas wie Hassgefühle vorhanden oder wozu sonst soll man eine gewisse Ohnmacht, Zorn, Wut und jemand "sonstwohin wünschen" zählen  ???

Doch jetzt hat SV wieder eine neue Masche um mich auf die Palme zu bringen. Er beschimpft die Kinder in übelster Weise. Sag mir, wie soll ich dagegen angehen.
Gestern z.B. spielten meine beiden Jungs am frischgeholten Bausand. Natürlich verteilt sich der Sand beim Spiel. Hat uns noch nie gestört, warum auch. SV fängt an die beiden deshalb derart zu beschimpfen und ihnen Namen zu geben, die ich hier gar nicht schreiben möchte. Als ich ihn darum bat die Kinder in Ruhe zu lassen wurde ich weiterbeschimpft. Hab dann die Kinder ins Haus geholt und mich erst mal beruhigt. Aber ich brauch dann immer eine ganze Weile bis ich regelrecht ausgezittert habe. In dem Moment liegen meine Nerven blank.

Und genau das mein ich mit dem größeren Stein. Was hilft es mir, wenn ich mich selbst beherrsche, wenn sich mein SV nicht beherrschen will. ??? :-\
Liebe Grüße  Sabine

Wer lächelt statt zu toben, ist immer der Stärkere

Offline MirjamTopic starter

  • Vereinsmitglied
  • *
  • Beiträge: 5320
  • Geschlecht: Weiblich
  • Change happens!
Re: Wie mit Hass auf andere Menschen umgehen?
« Antwort #18 am: 11.02.07, 11:44 »
Hallo,

vielleicht ist es wieder mal Zeit diese Box aus der Versenkung zu holen.

Über den Boxentitel hinaus - wie gehen wir mit Menschen um/grenzen wir uns ab, die von ihrer Struktur her grundlegend "negativ" sind und anderen nur Kraft kosten wie ein "schwarzes Loch"?

Die selbst unzufrieden sind und die "Schuld" bei anderen suchen?

Gruß Mirjam

Der Kopf ist rund - damit die Gedanken auch mal die Richtung ändern können!

Mathilde

  • Gast
Re: Wie mit Hass auf andere Menschen umgehen?
« Antwort #19 am: 11.02.07, 15:46 »
Allein die Erwartung, dass andere für die selben Ideale leben sollen ist zu hoch.

Hallo,

also dass hier nicht der falsche Eindruck entsteht ich liebe meinen Mann aber das was oben steht das macht mein Mann mit unseren Kindern und das ist für mich ein hart. Denn ich kann eigentlich beide verstehen. Nur vermitteln dass tu ich nicht denn da sitz dann ich in den Nesseln  ::)

LG Mathilde


Offline passivM

  • Bewohner
  • *
  • Beiträge: 1226
  • Geschlecht: Weiblich
Re: Wie mit Hass auf andere Menschen umgehen?
« Antwort #20 am: 11.02.07, 16:07 »
Hallo,

vielleicht ist es wieder mal Zeit diese Box aus der Versenkung zu holen.

Über den Boxentitel hinaus - wie gehen wir mit Menschen um/grenzen wir uns ab, die von ihrer Struktur her grundlegend "negativ" sind und anderen nur Kraft kosten wie ein "schwarzes Loch"?

Die selbst unzufrieden sind und die "Schuld" bei anderen suchen?

Gruß Mirjam



Selbst mit den besten Vorsätzen fällt man immer mal wieder in die Hass-Falle:

Zitat

Verzeihen ist gut aber schwer (vor allem, wenn einem immer wieder neue Kränkungen zugefügt werden).
Nicht -verzeihen ist wie Radfahren:
Wenn man sich beim Radfahren immer wieder nach hinten rumdreht (mit Vergangenem hadert) dann fährt man gegen den nächst besten Stein, und fällt -sorry: "auf die Schnauze". Das tut weh ! Wahr ist auch, dass es nicht dem weh tut, nach dem ich mich umgedreht habe, sondern mir selber.

Zitat

Hallo Anna,

du hast das sehr schön geschrieben und ist an und für sich auch richtig...!

Ich versuch auch mich nie umzudrehen, um nicht mehr auf die Schnauze zu fallen, aber das gelingt mir nur bis zu dem Zeitpunkt bis mich das Vergangene einholt und mir einen noch größeren Stein vor die Füsse legt. Dazu brauch ich mich nicht mal umdrehen ::).

....

..und deswegen reagieren manche so, wenn eine(r) wegen der Steine immer mal wieder auf die Schnautze, bzw. in die Hass-Falle fällt.

Aus Selbstschutzgründen eiskalt ignorieren.
Ist am Anfang schwer, kann man aber trainieren ;)
Darauf zu reagieren kostet zu viel Kraft, die man woanders für braucht.
Frau hat ja auch ei eigenes Leben mit eigenen Idealen ;)
....

Auch ich falle, trotz der besten Vorsätze immer mal wieder in diese Hass-Falle.
- Ein hoffnunsloser Fall -

Am besten, man macht sich einen Knoten in die Pfoten.

Man sagt immer "wenn das Herz voll ist, läuft der Mund über". Aber das ist nicht gut. Man sollte sich ein anders Seelenfeuer suchen, wenn man merkt, dass man zum Gestank für die Anderen wird.

lieben Gruß
Anna
Liebe Grüße
aus dem schönen Mecklenburg-Vorpommern

brit

  • Gast
Re: Wie mit Hass auf andere Menschen umgehen?
« Antwort #21 am: 11.02.07, 17:00 »
find ich auch.

das leben ist viel zu kurz um es mit hass zu verbringen..

sonst muss man für sich die konsequenzen ziehen

Offline Sasa

  • Bewohner
  • *
  • Beiträge: 997
  • Geschlecht: Weiblich
Re: Wie mit Hass auf andere Menschen umgehen?
« Antwort #22 am: 11.02.07, 20:01 »
Ich denke, man sollte Menschen, die einen nur Kraft kosten,  wirklich aus dem Weg gehen. Es scheint Leute zu geben, deren einziger Lebenszweck es ist, anderen das Leben schwer zu machen bzw. ständig einen "Sturm im Wasserglas " zu veranstalten. Und natürlich sind sie nie selber schuld, sondern immer die Anderen...

Schwierig ist es natürlich, wenn man solche Kandidaten in der eigenen Familie hat. Vor allen Dingen, wenn sie die Angewohnheit haben, nach Monaten relativer Ruhe ( sie sind ausgesprochen heiter und freundlich, man wähnt sich schon im "Wir-habens - geschafft-Stadium") plötzlich von einem Tag zum anderen alles negativ zu sehen: Alles ist blöd, alle sind böse, man selbst (so gehts mir jedenfalls dann immer) weist plötzlich jede Menge schlechte Eigenschaften auf, sprich: Es wird an mir rumgenörgelt und ich kann ihnen nichts, aber auch gar nichts, recht machen). Das kommt oft so überraschend, das ich ganz erschrocken da sitze, so nach dem Motto: Was ist nun denn wieder los??

Früher hab ich immer alles versucht, um dafür zu sorgen, daß alles in Ordnung ist. Aber dann kam ich dahinter, daß das völlig unnötig ist: Es bringt sowieso nichts, sich ein Bein auszureißen, alles so in der Art: Würdet ihr mich bitte mögen?? Mittlerweile "würge" ich unsere "Familienstinkstiefel" schon am Telefon ab ( bin immer schwer in Eile ;D) wir haben immer soo viel zu tun, das wir keine Besuche machen können und auch niemanden hier beköstigen können...Nach ein paar Monaten ist die "Maul-und Stänkerphase" dann wieder vorbei, und dann kommt die erstaunte Frage: "Sag mal, habe ich Euch was getan? Ihr meldet Euch nie!" Leider, muß ich sagen, hatte ich bisher nie den Mut, einfach mal zu sagen: "Dein Gequake und Gehetze geht mir so auf die Nerven, daß ich am liebsten nichts mehr mit Dir zu tun haben will!"

Offline passivM

  • Bewohner
  • *
  • Beiträge: 1226
  • Geschlecht: Weiblich
Re: Wie mit Hass auf andere Menschen umgehen?
« Antwort #23 am: 11.02.07, 20:48 »
Hallo Sasa  :D

verstehen kann ich dich schon. Aber sooooo würde ich einem "streitsüchtigen" Menschen, der sowiso die Weisheit für sich allein gepachtet hat, nicht antworten - sonst hast 'de gleich den nächsten Zoff.
Ich würde mich einfach "neutral verhalten" wollen. Das würde ich sagen. Oder mit Humor. Mein Mann hat da mal so einen schönen Spruch gebracht, von wegen Kain und Abel... "Ei, der haut mich noch tot.." (im SPAß !) Da ist mir - was ja selten der Fall ist, gleich etwas schlagfertiges eingefallen, und das ist seit dem so eine Art Lebensweisheit bei uns:

"Jeder hält sich selber für Abel. Aber das MUSS ein Irrtum sein: In jedem von uns steckt auch ein bisschen Kain drin, sonst hätten wir nur noch Ruhe und Frieden."

lieben Gruß
Anna
Liebe Grüße
aus dem schönen Mecklenburg-Vorpommern

Offline Luetten

  • Vereinsmitglied
  • *
  • Beiträge: 1045
  • Geschlecht: Weiblich
Re: Wie mit Hass auf andere Menschen umgehen?
« Antwort #24 am: 12.02.07, 08:52 »
findet ihr nicht das "Hass" ziemlich krass formuliert ist, es gibt sicherlich eine menge menschen die ich nicht mag und auch umgekehrt aber es gibt keinen menschen den ich hasse, nicht mal meine SM und sie ist mir oft genug unter der gürtellinie gewesen,
z.B. als unser sohn aufgrund einer krebs-OP ein Auge entfernt wurde sagte sie wenn du besser aufgepasst hättest wäre das garnicht passiert ??? und dieses ist nur eins von ganz vielen beispielen aber um zu hassen müßte man jemandem aus meiner familie etwas böses tun und dann würde mein hass auch sicherlich keine grenzen kennen.
lg petra
Man sollte nie mit vollem Mund über Bauern schimpfen!

Offline Sasa

  • Bewohner
  • *
  • Beiträge: 997
  • Geschlecht: Weiblich
Re: Wie mit Hass auf andere Menschen umgehen?
« Antwort #25 am: 12.02.07, 10:26 »
Hallo,

naja, jemanden zu hassen oder ihn einfach nicht zu mögen, weil er Wesensarten hat, die einem gewaltig gegen den Strich gehen, sind sicherlich zwei Sachen. Ich denke auch, Hass würde mich zu sehr beschäftigen- hat ja auch (zumindest in meinem Fall) mit Rache zu tun...Ich meine, wenn mir jemand furchtbar wehtut, bin ich, solange ich das Thema für mich noch nicht abgehakt habe, ständig gedanklich damit beschäftigt, ihm bzw. ihr auch irgendwas anzutun, damit es ihm/ihr ebenfalls schlecht geht...Macht man ja nicht, trotzdem bindet diese Beschäftigung viel Energie, die ich besser anderweitig gebrauchen kann. Irgendwann bin ich dann mit dem Thema durch, dann ist mir der Mensch aber auch total egal....Wir hatten vor Jahren hier im Dorf eine Frau, mit der meine SM auch noch gut bekannt war, die hatte die Angewohnheit, nicht nur als Dorfzeitung zu amtieren, sondern jedem etwas anzuhängen, das ging schon wirklich in den Bereich "Üble Nachrede"...Der bin ich immer nach Kräften aus dem Weg gegangen, weil ich sie einfach furchtbar fand..Gut, Neuigkeiten rumzutragen ist eine Sache, aber dann mit soviel Bösartigkeit dabei.

Als sie vor einigen Jahren Krebs bekam und wirklich furchtbar litt ( sie ist wirklich qualvoll gestorben), hatte ich kein bißchen Mitleid. Ich dachte mir nur, daß vielleicht ( wäre aber eine philosophische Frage) ihre Krebserkrankung eine Folge von der ganzen Gemeinheit war, die in ihr drin steckte. Sie war zu ihren Lebzeiten wirklich ein Mensch, der in allem und Jedem nur Negatives gesehen hat, und mußte alles in den Dreck ziehen. Beispielweise haben mein Mann und ich uns recht kurzfristig zur Heirat entschlossen. Da wir auch noch ziemlich jung waren, hat wahrscheinlich das halbe Dorf gedacht, wir müssen heiraten. Eine ganze Weile lang war mein Bauchumfang an mir das Interessanteste. ;D. Irgendwann hat wohl auch der Letzte mitbekommen, daß kein Nachwuchs unterwegs war...Alles kein Problem. Daß aber diese gewisse "Dame" dann überall erzählt hat, ich hätte eine Fehlgeburt gehabt, hab ich ihr nie verziehen. Gott sei Dank sind meine drei Schwangerschaften gut ausgegangen, ich finde einfach, so was erzählt man nicht als Story rum, nur weil man sonst aus seinen Lügengeschichten nicht mehr rauskommt.

Petra, zu dem Spruch Deiner SM fällt mir absolut nichts ein :o Das kann man ja nicht mehr als dummes Gewäsch abtun...Ich glaube, ich würde zwar irgendwann mit ihr wieder "neutral" umgehen-notgedrungen, aber vergessen würde ich das nie..

Gruß

Sasa

Offline Luetten

  • Vereinsmitglied
  • *
  • Beiträge: 1045
  • Geschlecht: Weiblich
Re: Wie mit Hass auf andere Menschen umgehen?
« Antwort #26 am: 12.02.07, 10:49 »
@sasa du hast recht soetwas vergisst und verzeiht man nie :'(
lg petra
Man sollte nie mit vollem Mund über Bauern schimpfen!

Offline Ingrid2

  • Vereinsmitglied
  • *
  • Beiträge: 1104
  • Geschlecht: Weiblich
Re: Wie mit Hass auf andere Menschen umgehen?
« Antwort #27 am: 12.02.07, 15:40 »
Ich habe auch mal gedacht, ich kann niemand hassen. Ich habe dazulernen müssen. Und bin dabei selbst erstaunt, zu welch extremen Gefühlen ich fähig bin. Das hätte ich mir selbst nicht zugetraut. Aber irgendwann kann man nicht mehr alles schlucken, irgendwann auch nicht mehr alles vergeben >:(.

Ingrid

Offline Lise

  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 245
  • Geschlecht: Weiblich
Re: Wie mit Hass auf andere Menschen umgehen?
« Antwort #28 am: 02.09.10, 22:10 »
Hallo,
ich will diese Box mal wieder anstossen, weil mich das zur Zeit beschäftigt.
Ich glaube mit Hass kann man meine Gefühle nicht beschreiben, ich weiß aber auch kein anderes Wort dafür.
Mir geht es so, dass mir seit über 20 Jahren von meinem SV auch nur Demütigungen, Schuldgefühle, Ablehnung usw. entgegengebracht wird. Andererseits erwartet er aber selbstverständlich dass ich für ihn sorge. Mittlerweile seit 4 Jahren Pflegefall (jetzt Stufe 3).
Meine Schwägerin schürt diese Situation noch, meine ich, obwohl sie vor mir immer anders tut. Neuerdings grüßt sie mich nicht mehr und ich weiß nicht warum.
Unsere Kinder wurden auch schon übelst von SV beschimpft, wenn er seine Wut hatte. Aber ihm kam noch nie ein gutes Wort über die Lippen oder ein "dankeschön".
Die Kinder meiner Schwägerin kommen fast nie, von denen weiß er fast nichts und das sind aber die Guten.
Momentan frustet mich das so an, weil wir schon viel erreicht haben aber Ablehnung von SV und Schwägerin meines Erachtens mehr wird.
Ich kämpfe momentan mit mir, auch ablehnend zu sein, weil ich dann am wenigstens angefeindet werde. Aber wenn mir eine Aufgabe bzw. Forderung angetragen wird, bin ich wieder so blöd und erledige das.
Lasst es euch gut gehen.
Lise

Offline passivM

  • Bewohner
  • *
  • Beiträge: 1226
  • Geschlecht: Weiblich
Re: Wie mit Hass auf andere Menschen umgehen?
« Antwort #29 am: 03.09.10, 01:34 »
Hallo Lise,
jetzt habe ich mich so spät extra nochmal eingeloggt, um dir zu antworten.  :)

Was du da beschreibst, das kennen hier ganz viele.

Ich denke, man durchläuft da Phasen:
Erst verdrängt man vielleicht die Tatsache, "nicht willkommen" bzw. "nicht wertgeschätzt" zu sein.
Irgendwann versucht man dann, sich Wertschätzung und Anerkennug, Akzeptanz als Familienmitglied zu erarbeiten ...im wörtlichen Sinn zu er-arbeiten. Aber Wertschätzung kann man nicht erringen. So was wird einem entweder geschenkt, oder man bekommt es eben nicht. Viele sehen sich in so einer Phase als Opfer (so habe ich mich damals auch gesehen.)
Dann kommen Empörung, Wut oder Hass auf.

Ich habe mal ein einem Buch gelesen, dass man mittels von Wut aus einer Opferphase herauskommt, wenn man "verzeiht" (dieses Buch hieß "Verstehen - Verzeihen - Versöhnen") Aber man kann ja nur etwas verzeihen, das vorbei ist! Solange Kränkungen, Anfeindungen, Zurückweisungen und so weiter nicht "vorbei" sind, kann man das nicht immer wieder verzeihen. Ich habe es versucht - aber es geht nicht. Das ist meine Erfahrung.
Also habe ich mich emotional distanziert.
Das heißt, ich empfinde nicht mehr viel für meine SM. Zurückweisungen und Sticheleien verletzen mich nicht mehr, ich bin auch nicht mehr wütend. Ich sehe, wie alleine sie jetzt ist, aber ich habe nicht mal Mitleid, ich empfinde für sie NICHTS (mehr). Das klingt ziemlich kalt. Aber seit dem geht es mir besser.

Allerdings bin ich / sind wir seit ein paar Jahren auch räumlich getrennt von ihr. Ich "muss" sie nicht pflegen.  :-\

Versuch' doch mal folgendes:
Stell dir doch mal vor, diese Pflege sei ein Job,
...wie bei einem professionellen Pflegedienst. Ganz unemotional.
Dann machst du eben deinen Job, ohne Überteibungen, nur soweit, wie du das auch gut bewältigen kannst. (Im Job arbeitet man auch nur für das was man bezahlt bekommt, und nach einer vereinbarten Stundenzahl geht man nach Hause und vergisst den Job bis zum nächsten Tag.)  Für den Rest, also für das was deine Möglichkeiten und Kräfte übersteigt, bist du nicht verantwortlich.

Ich meine, man sollte eh vor dir den Hut ziehen, dass trotz dieser "Behandlung" überhaupt pflegst!   
Aber ganz ehrlich:  Ich würde mich "in diesem Job" nicht kaputt machen überfordern. Und ich würde es nicht als deine moralische Verpflichtung ansehen, nur als Job, mehr nicht.

Ich denke, solange du Wut-oder Hassgefühle hast, bist du emotional noch zu nahe dran an deinem SV. Richtig?

Wenn eine Forderung an dich herangetragen wird:

Du kannst das machen, aber du musst nicht!  "Müssen" täten dann doch wohl eher die "Lieblingskinder", oder? Ich würde mir für solche Forderungen eine Standardformulierung überlegen, so nach dem Motto: "Gut, ich nehme diese Forderung(!) zur Kenntnis. Ich werde es - sofern ich Zeit habe, erledigen. Fall es bei mir nicht rein passt, dann sage ich Bescheid."  -  Basta. Rumdrehen und weggehen.
...und wenn diese - sorry: "blöde Kuh" noch meint, dich nicht mal grüßen zu müssen, obwohl du IHREN Vater pflegst, na, wer bist du denn!

Falls diese Forderungen über deinen Mann an dich heran getragen werden:
Tja, der müsste doch am besten wissen, wie es dir seit über 20 Jahren ergangen ist. Dem würde ich genau die gleiche Standardformulierung sagen. Ganz cool. Keinen Streit. Streit bringt nichts.
 
Tatsachen sind (auch dem eigenen Mann gegenüber, das das jahrzehntelang mit angesehen und zugelassen hat) besser als Worte, und dein Mann wird schon merken, dass sich bei dir etwas geändert hat. Wenn er es wissen will, kann er dich ja fragen, was los ist. Und dann würde ich ihm das ruhig, ohne Vorwürfe sagen. Ich würde nicht drüber diskutieren. Solange du dich "verhandlungsbereit" zeigst, wird sich nämlich nichts ändern. Richtig?



Ich hatte mal ein Gespräch bei einer Beratungsstelle.
Davon habe ich für mich zwei Sachen mitgenommen:

1.) Die Dinge wie ein Außenstehender zu betrachten, ohne Emotionen, ganz sachlich, ...und dementsprechend Schlüsse daraus ziehen.
2.) Dem Ehemann/Lebensgefährten ein mal, höchstens zweimal höflich aber deutlich sagen, was Sache ist und dann selbst handeln. Tatsachen schaffen. Nicht endlos diskutieren. Einfach machen. - Sie sagte auch sinngemäß zu mir: "Nehmen Sie Ihrem Mann diese Belastung doch ab, und handeln SIE."  ;)  ....ja, soooooo kann man es auch sehen  ;) ...prima Argument.  ;D
Liebe Grüße
aus dem schönen Mecklenburg-Vorpommern