Autor Thema: Schuld und Vergebung  (Gelesen 16977 mal)

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Offline reserlTopic starter

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Schuld und Vergebung
« am: 03.10.06, 11:55 »

Schon lange möchte ich das Thema "Schuld und Vergebung" im Forum zur Diskussion stellen.
Lang suchte ich nach einem "passenden" Anfang und nachdem ich ihn bis heute nicht gefunden habe, schreib ich einfach mal drauf los. 8)

Ich hab das Thema mal unter "Religion und Glauben" eingestellt, aber ich meine, das es viel mehr als nur religiöse Aspekte dazu gibt.


Wie gehen Menschen damit um, wenn sie "Schuld" auf sich geladen haben?
Schuld, die man vielleicht nie wieder "gutmachen" kann? (z.B. nach einem verschuldeten Verkehrsunfall?)

Fällt es euch leicht, jemanden um Vergebung zu bitten oder zu vergeben?
lieben Gruß
Reserl



Manchmal ist es ein großes Glück,
nicht zu bekommen, was man haben will.

Offline Biobauer

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Re: Schuld und Vergebung
« Antwort #1 am: 03.10.06, 12:16 »
Hallo,wir hatten die letzten tage hier im bekanntenkreis jemand,der sich das leben nahm.angeblich wegen zu grosser schuldgefühle,für uns alle nicht nachvollziehbbar.sehr wohl konnte ich aber den suizid eines jungen mannes nachvollziehen ,der ein auto steuerte mit 5 insassen,die alle ausser ihn den tod fanden .ich persönlich musste mich bis jetzt noch nicht so mit dem thema schuld befassen .ganz aktuell aber mit dem thema vergebung.als ich heuer meinen unfall hatte und meine frau sehr sehr angespannt war,wurde ihr von freunden zwar tatkräftig geholfen ,aber innerhalb der familie wurde sie seitens  ihrer schwester und schwagers nicht unterstützt,obwohl sie gerade da hilfe gebraucht hätte.es fielen dann schon mal so aussagen wie " ihr seits doch selber schuld,warum muss er den so weit wegfahren wenn arbeit ist".punktum ,sie hat zweimal ganz konkret um hilfe gebeten ,und zweimal wurde sie ihr verweigert.und das von leuten ,denen wir jahrelang sowohl mit unserer arbeitskraft als auch mit unseren maschinenpark umsonst ausgeholfen haben .sie traute mir das nicht einmal im krankenhaus mitzuteilen ,weil sie wusste wie sehr mich das treffen würde.erst daheim erzählte sie mir dann alles,für mich eine riesenenttäuschung ,wir haben seitdem sämtlichen kontakt abgebrochen.dies wiederum wurde mit unverständnis aufgenommen von meiner verwandtschaft,aber für mich war diese menschliche enttäuschung einfach so gross ,ich will mit diesen leuten nix mehr zu tun haben . könntet ihr sowas vergeben ?
servus Herbert

ps.meine schwägerin und schwager fühlen sich auch heute noch im recht,so nach dem motto ,die können gar ned verstehen was uns so getroffen hat ,wir seien kindisch
Streite dich nie mit einem Idioten, er zieht dich auf sein Niveau herunter und schlägt dich mit Erfahrung. (Bob Smith, 1962

Offline Maja

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Re: Schuld und Vergebung
« Antwort #2 am: 03.10.06, 14:35 »
Nein Herbert das hat mit kindisch nichts zu tun. Es wäre Ehrensache gewesen für deine Schwägerinnen und Schwager,deiner Faru beizustehen.
Diese Enttäuschung in dir ist ganz normal und ok.
ICh hatte daselbe auch schon erlebt.Wenn ich dann die " Ärgerniserreger" zufällig mal traf,zog sich mir der Magen zusammen und zum Reden war ich einfach nicht fähig. Der Zustand der tiefen Enttäuschung hat bei mir fast drei JAhre angehalten.
Doch in der Familie kann man sich nicht unbedingt immer aus dem Weg gehen. Und vielleicht gelingt es dir nach einer Weile wieder mit den Leuten umgehen zu können. Die Art und Weise des Umgangs miteinander wird dann wohl sehr anders sein,aber du weisst dann ja auch was du von der Verwandschaft zu halten hast.
Es tut einfach weh so enttäuscht worden zu sein.
Liebe Grüße und vollstes Verständnis
Maja

Offline martina-s

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Re: Schuld und Vergebung
« Antwort #3 am: 03.10.06, 15:17 »
...dass man vielleicht mit den Leuten umgehen kann- nach einiger Zeit, das ja.
Aber so richtig vergessen???

Ich find so was schuftig. Selbst, wenn Du nun unter die Räuber gegangen wärst (also sprich, selber schuld an Unfall oder eben unsolider Lebenswandel) und in dieser Zeit einen Unfall gehabt hättest, kann Deine Frau doch nix dafür.

Die Verwandten hätten sich bewähren können. Tatkräftige Hilfe hätte sie zum selbstlosen Beispiel werden lassen. Dies Chance haben sie aber verpasst. Nun weiß man, wie verlässlich sie sind und wie man sie einzustufen hat.

Also ich könnte da auch so reagieren.
Liebe Grüße
Martina

Mathilde

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Re: Schuld und Vergebung
« Antwort #4 am: 03.10.06, 16:53 »
Hallo,

@Herbert: ich kann das schon verstehen Herbert dass man da erst einmal nichts mehr wissen will, kann Dir aber auch sagen dass sich der       
               Andere Part auch immer im Recht fühlt  :(


Könnt Ihr Euch ausrechnen wieviele "Vater unser" man in 2,5 Stunden Autofahrt beten kann nur um den Mund zu halten während Schwägerin hinter einem sitzt und unentwegt auf einem "herumhackt" Mein Männe war zu der Zeit krank und auch mit im Auto, mein Schwager ebenfalls und ebenso ein Bekannter  (heute SV des Schwagers).
Keiner hat auch nur ein einziges Wort gesagt um diese Dame zum Schweigen zum bringen. Hätte ich den Mund aufgemacht dann hätte mein Schwager garantiert vor lauter Gebrüll nicht mehr fahren können.
Das unser Verhältnis heute etwas gestört ist das ist wohl klar

LG Mathilde

Offline martina-s

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Re: Schuld und Vergebung
« Antwort #5 am: 03.10.06, 17:10 »
@Herbert: ich kann das schon verstehen Herbert dass man da erst einmal nichts mehr wissen will, kann Dir aber auch sagen dass sich der       
               Andere Part auch immer im Recht fühlt  :(

damit hast Du den Nagel auf den Kopf getroffen...
Liebe Grüße
Martina

Offline Jacqueline

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Re: Schuld und Vergebung
« Antwort #6 am: 04.10.06, 09:53 »
Von der Vergebung
Wenn dein Bruder sündigt, so weise ihn zurecht; und wenn er es bereut, vergib ihm.  4Und wenn er siebenmal am Tag an dir sündigen würde und siebenmal wieder zu dir käme und spräche: Es reut mich!, so sollst du ihm vergeben. aus Lukas 17

Leider wir in den Kirchen häufig gesagt Du muss vergeben, hier in dieser Bibelstelle steht, vergib Deinem Bruder, wenn er seine Tat bereut.

Die Vergebeung ist komplett, wenn beide Parteien sich aussprechen. Wie kann (als Beispiel) eine Frau, die als Kind misshandelt wurde, vergeben, wenn der Täter seine Tat nie anerkennt und um Vergebung bittet? In dem Fall, kann wenn jemand an Gott glaubt, kann er dieses Erlebniss an Gott, wie eine Akte abgeben und so los lassen, doch vergeben kann und muss sie nicht. Die Akte von der Tat ist dann in Gottes Hand und er wird wie ein Avokat den Täter für seine Tat zu Rechenschaft ziehen und der Täter wird Konsequenzen aus zeihen. Bereut er seine Tat und macht Busse dafür, kann Gott ihm Vergeben und er wird als Christ hoffentlich, sich beim Opfer sich entschuldigen.

Schön wäre für das Opfer, dass der  Täter seine Tat bereut und ihm dies mitteilt und um Vergebung bittet, doch dies ist leider nicht immer der Fall.

Eine Vergebung ist nicht gratis und leicht und schnell zu vergeben ist für die innere Heilung auch nicht nützlich und sollte von niemanden verlangt werden.

Von der Schuld

Jeder von uns sündig durch Worte, in Gedanken und mit Taten. Sündigen heisst eigentlich : Das Zeil verfehlen

Gott durch seinen Sohn Jesus Christus kann jede Sünde vergeben und jedem Menschen auch die schlimmste Tat vergeben. Doch damit Gott, die Schuld vergeben kann, muss man ehrlich mit sich sein und erkenne, dass ich schuldig vor Gott bin.

1 Johannes
5 Und das ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkündigen, daß Gott Licht ist und in ihm gar keine Finsternis ist.
6 Wenn wir sagen, daß wir Gemeinschaft mit ihm haben, und [doch] in der Finsternis wandeln, so lügen wir und tun nicht die Wahrheit;
7 wenn wir aber im Lichte wandeln, wie er im Lichte ist, so haben wir Gemeinschaft miteinander, und das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde.
8 Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, so verführen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns;
9 wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, daß er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigeit.
10 Wenn wir sagen, wir haben nicht gesündigt, so machen wir ihn zum Lügner, und sein Wort ist nicht in uns.

Ich wünsche eine gute und angenehme Meditation und einen gesegneten Tag.

« Letzte Änderung: 04.10.06, 10:03 von Jacqueline »
Jacqueline "Wenn wir uns von unseren Träumen leiten lassen,
wird der Erfolg all unsere Erwartungen übertreffen..."
Henry David Thoreau

Offline mary

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Re: Schuld und Vergebung
« Antwort #7 am: 10.10.06, 07:26 »
Hallo Jaqueline,
Schuld und Vergebung werden uns als Menschen bis in alle Ewigkeiten begleiten.
So gut wie du kann ich es nicht beschreiben, ich stelle nur fest, dass es einem selbst sehr hilft, zu vergeben, denn sonst dreht sich viel zu vieles um diese Schuld.
Erst durch die Vergebung wird man wieder frei- ob der andere um Vergebung seiner Schuld nachsucht ist eigentlich gar nicht so wichtig.
Denn das hat man nicht in der Hand.
Und umgekehrt, sollte sich ein Mensch Schuld aufladen, was ist, wenn ihm der andere nicht verzeiht?
Wie kann dann dafür eine Lösung gefunden werden?
Ich war neulich in einer Fortbildung, da hat mir ein Bauer erzählt, dass auf seinem Hof ein junger Mensch bei der Arbeit tödlich verunglückt ist- wie ihn das ganze belastet, er hatte den Unfall sogar noch mitansehen müssen und nicht mehr helfen können. Er bringt diese Bilder nicht mehr aus dem Kopf. Die Eltern des Verunglückten haben da eine grosse Aufgabe zu bewältigen,
sie haben nicht nur den Verlust ihres Kindes zu betrauern und zu verarbeiten, sondern können hoffentlich diesem Menschen die Hand reichen.
Wir lernen soviel Wissen, die Köpfe können das oftmals gar nicht mehr alles fassen,
aber bei solchen grossen Problemen hilft alles Wissen nichts mehr, sondern da geht es um ganz andere Dimensionen.
Herzlichen Dank für deinen Beitrag
liebe Grüsse
maria

Offline Jacqueline

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Re: Schuld und Vergebung
« Antwort #8 am: 10.10.06, 10:41 »
Hast DU, liebe mary gelesne, dass eine Delegation der Amisch bei der Beerdigung der Mörders der Amish Mädchen dabei waren.

Dies hat mich recht beeindruckt.
Jacqueline "Wenn wir uns von unseren Träumen leiten lassen,
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Henry David Thoreau

Offline Luise

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Re: Schuld und Vergebung
« Antwort #9 am: 16.07.08, 21:46 »
Hallo,
 wollte einfach mal hier rein schreiben weil ich in letzter Zeit so oft darüber nachdenke. Ich persönlich bin total nachtragend. Wer mir einmal Unrecht getan hat das vergesse ich nie. Ich weiß, das dies nicht richtig ist aber ich kann nicht über meinen Schatten springen. Mein Mann ist das totale Gegenteil er lässt sich beschimpfen und schweigt. Beim nächsten Treffen tut er als wäre nichts gewesen. Er hats viel leichter.
Ich leide manchmal selbst unter meiner Sturheit. Aber ich habe meinen Stolz. Würde ich um Entschuldigung gebeten wäre das kein Thema. Aber wenn ich mich schlecht behandelt fühle ...........!!
Ich weiß, Ratschläge für Andere hätte ich sofort parat. Aber selbst??
Mußte ich mal los werden.
   Luise

Offline Mirjam

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Re: Schuld und Vergebung
« Antwort #10 am: 17.07.08, 07:16 »
Hallo Luise,

mir fällt zu deinem Posting ein Satz meines Vaters ein: "Vergebung ist eine Tugend, aber ganz vergessen ist Verschwendung von Erfahrung".

lieben Gruß Mirjam
Der Kopf ist rund - damit die Gedanken auch mal die Richtung ändern können!

Benita2

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Re: Schuld und Vergebung
« Antwort #11 am: 17.07.08, 07:19 »
Hallo Miriam,
diesem Spruch möchte ich mich anschließen!
Benita!

Offline Jacqueline

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Re: Schuld und Vergebung
« Antwort #12 am: 17.07.08, 19:47 »
Louise
Gestern haben wir über Vergebung und folgende Bibelverse aus Römer Kapitel 12 gelesen.
17 Vergeltet niemand Böses mit Bösem! Bemüht euch um ein vorbildliches Verhalten gegenüber jedermann! 18 Soweit es irgend möglich ist und soweit es auf euch ankommt, lebt mit allen Menschen in Frieden! 19 Rächt euch nicht selbst, ihr Lieben, sondern lasst Raum für den Zorn Gottes! Denn in der Schrift steht: "Es ist meine Sache, das Unrecht zu rächen, sagt der Herr, ich werde Vergeltung üben!" 20 "Wenn dein Feind hungrig ist, gib ihm zu essen, wenn er Durst hat, gib ihm zu trinken! Denn wenn du das tust, wirst du ihn zutiefst beschämen. 21 Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse mit dem Guten!"

oder Epheser Kapitel 4
25 Als Menschen, die das Lügen abgelegt haben, müsst ihr einander die Wahrheit sagen. Wir sind doch als Glieder miteinander verbunden. 26 Versündigt euch nicht, wenn ihr zornig werdet! Die Sonne darf über eurem Zorn nicht untergehen!

Als Christen darf man zornig sein und muss kein Türvorabtritt (Teppich vor dem Haus) sein, man darf l sagen, wenn einem etwas nicht passt. Es hilft mehr zu sagen, wenn etwas nicht stimmt, man darf seine Bedürfnisse und Wünsche den Mitmenschen mitteilen und manhce Leute soll man vermeiden, wenn die einen nur Böses antun.
Ideal ist ein Gleichgewicht zwischen schlucken und mit Wucht die Ungerechtigkeit mitteilen, ist zu finden.

Gut, man wartet auf mich, einen schönen Abend wünscht.
Jacqueline "Wenn wir uns von unseren Träumen leiten lassen,
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Henry David Thoreau

Offline Luise

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Re: Schuld und Vergebung
« Antwort #13 am: 18.07.08, 21:46 »
Hollo Jacqueline,
Bibelstellen kenn ich auch ganz gut, nur die Umsetzung läßt zu wünschen übrig.
  Luise

Benita2

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Re: Schuld und Vergebung
« Antwort #14 am: 19.07.08, 08:29 »
Seid bitte nicht päpstlicher als der Papst,
man kann sich bestimmt selber  das Leben immer wieder noch mal etwas härter machen.
Benita!