Autor Thema: Hat die Landwirtschaft eine Zukunft?  (Gelesen 20474 mal)

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Käseherby

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Re: Hat die Landwirtschaft eine Zukunft?
« Antwort #45 am: 22.12.05, 12:32 »
hi mirjam

Zitat
Vielleicht brauchen ja die Berater eine Beratung wie sie den bäuerlichen Betrieben unabhängig von der Marktentwicklung Infos weitergeben können?

es gibt einen weisen satz aber ich weiss nicht mehr von wem er ist:

Man kann nur Aussuchen was man kennt.

ein sehr kluger satz obwohl er sehr kurz ist. es beginnt doch schon bei den kühen oder in deinem fall den schweinen. du suchst unter den auf dem markt erhältlichen tiere aus die DU kennst oder die ein berater kennt und dir empfiehlt und suchst dort das beste. du hast vermutlich ein riesiges wissen über die hier üblichen schweine, andere wissen viel über hier übliche kühe. leider gibt es dann auch noch die berater die nur eine kuhrasse kennen aber die lassen wir jetzt mal aussen vor.
wie wären denn die mastleistungen von kreuzungen mit taiwanesischen hausschweinen und den dänischen, oder kreuzungen brasilianischer fleischschweine mit hussumer? nur weil man die nicht kennt kommen sie überhaupt nicht vor in der beratung. genauso wenig kommen alternative projekte vor. man kennt sie nicht also wird kein berater sie empfehlen.

mir schwirrt immer der alte bayer vor den ich besuchte der seine eigene kuhrasse hat.  ;D
die vorhandenen rassen rentieren doch alle nicht also hat er sich seine eigenen kühe gezüchtet damit er viel milch hat und der befreundete metzger die schlachtkörper die er sich ein leben lang wünschte. ich hab noch von KEINEM berater gehört ich soll gewinnoptimierung betreiben indem ich versuche zwei fliegen mit einer klappe zu erwischen.
für original schweizer braunvieh bietet eine ladenkette hier in deutschland ab 5 euro das kilo am hacken. das sind bei durchschnittlich 390kg 1950€ da kann ich auch auf ein paar liter milch verzichten.

das ist freie marktwirtschaft. aber der will natürlich qualität. also der bauer in bayern produziert genau das was der von ihm gesuchte kunde sucht und so sollte eigentlich die ganze wirtschaft funktionieren. die oben erwähnte ladenkette kauft ihren mehrbedarf immer noch beim grosshändler für pfennigbeträge ein aber nur solange bis der markt an qualität gesättigt ist dann bleibt der grosshändler auf seinen billigen sich in der pfanne auflösenden eiweissverbindungen sitzen.

übrigens, obwohl auf unserer hp steht dass es gescheitert ist haben wir regelmässig anfragen von grossisten die wenn es doch klappen sollte auf der liste der kunden möglichst weit vorne stehen wollen. es gibt sie die sterne köche die ihren gäste was besonderes bieten wollen, die lieferanten der gastronomie die qualitätsprobleme haben. denen reichen auch die qualität der reinen fleischrinder nicht weil die berater die züchter dieser tiere wieder in eine falsche richtung treiben. noch 10 jahre dann ist das fleisch nicht mehr zart sondern schwabelig, was jetzt schon viel zu oft vorkommt.

qualität im fleisch hat man nur bei einem auf das gewicht des tieres abgestimmte muskelmasse und richtiger haltung und fütterung. nicht zu vergessen die leicht gesenkte wirbelsäule bei rinder damit das filet auch den namen verdient hat denn es ist eigentlich da um das pendeln der wirbelsäule beim gehen zu stabilisieren. leider pendelt die nicht mehr mit den aus optischen gründen gerade gezüchteten wirbelsäulen und damit ist das filet zu einem zähen ding verkommen. übrigens leidet der braten vom hals wenn die hörner fehlen und viele teile mehr die man sich wegzüchten kann :o) wie gesagt, qualität ist nicht eine frage der rasse sondern des wissens.  8)

wenn man das und vieles mehr beachtet kriegt man anständige preise für sein produkt und die landwirtschaft hat zukunft, wenn man aber weiter der norm hinterher rennt sehe ich schwarz.

liebe grüsse

herby


Offline Mirjam

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Re: Hat die Landwirtschaft eine Zukunft?
« Antwort #46 am: 22.12.05, 13:22 »
Hallo

@ Mathilde - Hohenlohe ist eine Region mit traditionell (zu hoher) Viehbesatzdichte und auf Ferkelexport angewiesen - das wäre wie in Bayern mit ihrem hohen Milchüberschuss zu sagen: Verarbeitet und eßt euren Milch/Käse/Kälber selbst...

@ Käseherby:  Mein Mann ist ja einer -  und darin ganz gut denke ich -  so dass ich ihn selten sehe (weil er zuviel auch in anderen Ländern unterwegs ist Schweine/-rassen/-haltungssysteme kucken - so weit zu deiner Scheuklappen-Theorie 8).

Die Rassendiversität Schwein auch bzgl. Fleischqualität UND Marktpotential halte ich für sehr gut erforscht, die südostasiatische Meishan-Linie findet sich wegs Fruchtbarkeit in vielen Zuchtprogrammen genauso wie in die übliche Hybridzucht auch Duroc eingekreuzt wird wegs IM Fett usw. die Kastraten der Reinzuchten sind alleweil ein Problem.
Wer "ausserhalb" der Norm der Ganz-Körper-Ultraschallklassifizierungsgeräte der Schlachthöfe und ihrer Bezahlungsmasken produziert - muss sich meist einen eigenen Vermarktungsweg suchen - vielleicht liegt arbeitsintensive Direktvermarktung nicht jedem oder nicht in jeder Region und sie hat einfach "Wachstumsgrenzen".

Heut beim Putzen hab ich mir viele Gedanken gemacht, reflektiert was ich so im BT lese, aus Gesprächen mit Nachwuchs und Eltern, landw. Familienberater heraushöre und welche Betriebe in unserem Bekanntenkreis sich erfolgreich (unabhängig von der Größe) entwickelt haben und ich versuchs mal in knappe Worte zu fassen.

Welche Zukunft Landwirtschaft hat - hängt meiner Meinung nach nicht an der Globallisierung, an "den Medien", irgendwelche "bösen" Ökonomieberatern sondern auch am Faktor:

Angst

Angst vor Veränderungen:

- vorm Weltmarkt,
- vor dem Vergleich mit anderen Betrieben die sich weiterentwickeln oder Pioniere in einem Bereich sind
- Angst vor "Abhängigkeit" (bestimmte Tätigkeiten an Lohnunternehmer abgeben)
- vor Ideen die der Junior von der Schule mitbringt und Hilflosigkeit der Jugend mit den Eltern Klartext zu reden
- Angst sich auch mal seinem Partner zu stellen, seine eigenen Ziele zu forumlieren, umzusetzen
- Angst sich Fehler einzugestehen, sich Hilfe zu holen
- Angst neue Werte/Muster/Ideen mit einer einheiratenden Frau in die Familie zu bekommen,
- einem strukturellen Wandel am Betrieb (z.B. von Rinder auf Schwein, von konvi auf bio, von Prod. auf Dienstleistung)
- vor Machtverlust oder davor Verantwortung am Betrieb zu übernehmen
- Angst sein Testament zu schreiben, dem Betrieb vor der Rente zu "teilen" (GbR) oder zu übergeben
- Angst vor Wachstumsschritten - sei das jetzt in die Größe oder neue Ideen/Projekte
- oder auch Angst vor dem "Aufgeben", den "schwarzen Peter" des letzten in der Generation zu sein

Schon allein der Boxentitel - ist eine Angst-Frage finde ich.

@ Mary den Text zu den Kriterien eines erfolgreichen Unternehmers habe ich auch gelesen und finde es ähnlich "enthusiastisch" formuliert wie die Inhalte der BUS-Kurse, wo mir auch manchmal der Faktor "Glück" (Gesundheit-Krankheit, starke Familie-zerrüttete Familie usw) fehlt, weil die Ausgangsbasis und Schicksalsschläge hier doch eine ganz große Rolle mitspielen.
Mit seinem Nachwuchs gemeinsam in eine Richtung Zukunft zu schauen - ist eine große Portion Glück für beide.

viele Grüsse

Mirjam

« Letzte Änderung: 22.12.05, 15:05 von Mirjam »
Der Kopf ist rund - damit die Gedanken auch mal die Richtung ändern können!

Käseherby

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Re: Hat die Landwirtschaft eine Zukunft?
« Antwort #47 am: 22.12.05, 20:34 »
hi mjriam

ich denke nicht dass das ein scheuklappenproblem ist.  ;D

ich glaube ganz und gar nicht dass das marktpotential überhaupt erforscht ist. ich hatte auch schon solche erhebungsbögen in der hand. ich habe auch schon mitgemacht und liebevoll 360 fragen ausgefüllt. jedesmal konnte man 10 positionen von 1 - 10 bewerten. das sind 3600 antworten von mir. da ich den betreffenden kannte habe ich mir von ihm ein kundenprofil erbeten.

wenn ich jemals so ein kunde werde wie diese 3600 antworten laut computer über mich aussagen weise ich mich selber in eine geschlossene anstalt ein und wirf den schlüssel weg. wenn ich daran denke dass ich für den idiotischen bogen 6 stunden gebraucht habe um ihn auszufüllen graust mir heute noch. und das war von dem angesagten marktforschungsinstitut der schweiz.

diese daten werden dann als die realität verkauft. also zumindest einer der bogen nämlich meiner hat mit der realität ausser der name darüber nichts zu tun.

das problem ist die umsetzung von gedanken in zahlen vom ausfüller und dann das zurückumsetzen in worte.

hier suchen die kunden leckere dauerwürste das ergebnis ist dass beim metzger an der wand ausländische wurstwaren hängen. laut marktforschung will der metzger die langen schweine die hier suchen aber gerade für wurstwaren die alten sorten.

laut marktforschung sind fleischrinder das mass der fleischqualität laut meiner abnehmer die einzige brauchbare alternative zu gutem fleisch.

aber wenn ich natürlich fragen stelle wie:
wollen sie dass ihnen beim essen das fett aus den mundwinkel tropft oder wollen sie ein mageres stück scheinefleisch mit schönem IM fett ist das ergebnis in der frage schon gegeben.

ich frag wirklich jeden bei dem ich die gelegenheit habe von der bäckereiverkäuferin über den tankwart zum zahnarzt was sie vermissen. alle sagen geschmack und alle sagen sie kaufen sich wen sie es ausnahmsweise kriegen dass teurere gute dafür ein bisschen weniger. das gleiche sagt der metzger im einkaufszentrum. billig kaufen sie bei aldi und seit er auf qualität umgestiegen ist macht er weniger umsatz aber mehr gewinn. streichwurst für 1,9 euro verkauft er locker an die gleichen kunden die in der tasche auch noch 2 streichwürste für 49 cent haben. die mischen dann zuhause selber. hier ist es schön im laden zu stehen. man sieht die kasse vom billiganbieter und die metzgerei und die bäckerei. viele die beim billiganbieter fleisch kauften gehen auch noch beim metzger vorbei. wenn man sie anspricht und fragt immer die gleiche antwort. es schmeckt besser. 10 km weiter das gleiche. metzgerei neben billiganbieter und keiner geht in die metzgerei, warum auch, er hat die gleichen normschweine in der auslage wie der billiganbieter.

also zumindest hier in dieser region stimmen die forschungen devinitif nicht.

aber wie du sagtest. es braucht den mut etwas ausserhalb der reihe zu machen. den gartenzaun pink zu streichen obwohl alle in der strasse ihren tannengrün gestrichen haben.

liebe grüsse

herby

Offline albert

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Re: Hat die Landwirtschaft eine Zukunft?
« Antwort #48 am: 22.12.05, 21:06 »
hallo ,
@Mirjam , was die landw. Medien schreiben sollen ist mir  eigentlich egal , ich hab vor zwei Jahren eine dieser TOP-hochglanz-fachzeitschrift die ich über 20Jahre abboniert hatte abbestellt , weil ich für mich nichts positives darin erkennen könnte , ausser ein par Alibi-artikel über Bauern wie mich z.b.
aber dass diese Medien ein meinungsbildende Funktion haben oder warnehmen wirst du doch sicher nicht bestreiten wollen , besonders im Sinne der Inserierenden , es ist eine Entwicklung die schon längere Zeit geht , nicht erst seit ein par Jahre .
das mit den Ferkeln glaub ich dir, da ist die Arbeitsteilung die perversion , die 100 Ferkel nicht .
LG albert

Offline mary

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Re: Hat die Landwirtschaft eine Zukunft?
« Antwort #49 am: 23.12.05, 04:37 »
Hallo Albert,
wir haben uns auch schon von einem Agrarhochglanzmagazin verabschiedet, weil ich die dort geschaltete Werbung für dermaßen daneben hielt, dass ich es mit meinem Gewissen nicht mehr vereinbaren konnte, derartiges noch weiter zu unterstützen. Ich habe mich damals gefragt, auf welchem Intelligenzquotienten wir als Bauern von den Werbefachleuten eingestuft werden?
Werbung läuft in anderen Bereichen auch auf einem Niveau, wo ich mir die gleiche Frage stelle,
aber die Werbung für landw. Betriebsmittel ist noch um Längen weiter unten angesiedelt.
Man muss einfach beim Lesen der Artikel wissen, wem es nützt und dient und die viele Werbung zeigt ja ganz klar, wer eigentlich die Zeitung am Laufen hält.
Ich verstehe Fachzeitschriften als Informationsangebot, aber man muss eben immer im Hinterkopf haben,
was damit ausgesagt werden soll.
@Mirjam, ich gebe es auf, mit dir über die Zukunft der Landwirtschaft  zu diskutieren, wir sehen einfach die Welt aus ganz verschiedenen Brillen, von Schweinehaltung verstehe ich nichts, mein Schwerpunkt liegt in der Rinderhaltung und vermutlich stehe ich im Leben einfach schon an einem anderen Platz.
Deine Punkte über die Angst kann ich so nicht unterstreichen,
wir haben einen Arbeitskreis- Bäuerinnen im Betrieb und ich bin mit einigen Unternehmerfrauen, die mit Landwirtschaft nichts zu tun haben, befreundet.
Ich kann dir nur sagen,
Existenzangst geht bei vielen um, egal ob es sich im Landwirtschaftliche Betriebe oder um gerwerbliche und Handwerksbetriebe handelt.
Mag sein, dass das nur in unserer Gegend stärker ist, vielleicht ist das in anderen Gegenden und Bereichen ganz anders.
Ich habe in einem Buch von Amselm Grün über die Arbeit auch über  das Thema Existenzangst einen interessanten Artikel gelesen, dort ist beschrieben, dass das ein ganz grosses Thema ist, dass er selbst nicht verstehen kann, dass diese Angst in Deutschland überhaupt kein öffentliches Thema ist,
egal ob bei Selbständigen, bei Managern, es ist in grossem Stil vorhanden.
Hier im Bt wird man dann gleich in die Jammerecke gestellt, wenn man sich Gedanken macht, scheinbar ist die Sorge um die Zukunft nur ein bei uns vorhandenes Phänomen.
Du schreibst, dass du und dein Mann Betriebe berät,
ich glaube gerne, dass du und dein Mann darin sehr gut seit,
habe auch nie irgendwas anderes behauptet,
aber es ist einfach ein Unterschied, ob man von der Beratung oder vom Hof lebt.
Da ich von Schweinhaltung nichts verstehe, möchte ich über Schweinehaltung nichts schreiben,
aber bei der Rinderhaltung nehme ich mir das Recht heraus, meine Sichtweise auch  zu sehen.
Und wer von Beratungsseite im Rinderbereich hat diese Arbeit in den Grössenordnungen, die heute als zukunftsfähig vorgegeben wird, wirklcih schon selbstverantwortlich für einen längeren Zeitraum gemacht. Wer davon hat auch die Familie und all das, was sonst noch nebenher geleistet werden muss, überhaupt mitgerechnet.
Die Arbeit der Frauen auf den Höfen wird ja teilweise gar nicht gerechnet.

Ich war selbst lange in einem Beratungsarbeitskreis, ich kenne die Spielregeln, ich bin auch nicht gegen Beratung, aber man muss genau wissen, was Beratung leisten kann und was nicht.
@Mathilde, gegen unvernünftige Berufskollegen habe ich auch kein Konzept, aber diese haben auch Fachzeitschriften, wo sie informiert werden.  ;D
Ichhabe nur eine sehr interessante Erfahrung gemacht, in dem Augenblick, in dem der Wettbewerb und Konkurrenz  draussen ist, kann man ganz anders zusammenarbeiten.
Wir haben jetzt schon längere Erfahrungen mit einem Frauenarbeitskreis, in dem auch die Ehemänner mitmachen.
Wenn in Arbeitskreisen immer nur nach dem Besten gesucht wird, gibt keiner die wirklichen Sorgen, Schwachstellen und Probleme zu.
Aber das ist in allen anderen Branchen vollkommen ähnlich.
Ich bin nicht prinzipiell gegen Beratung, ich sehe nur die Auswirkungen.
Wir haben auch unsere Berater, solange die Beratung auf gleicher Augenhöhe mit dem Betrieb läuft, ist es auch ganz gut.
Und ich bin 2 solcher  Querdenker recht dankbar, weil ich dort als Gleichberechtigt wahrgenommen wurde.
So und jetzt wird die Zukunft und die Betriebswirtschaft bis zum Neuen Jahr eingemottet.
Es gibt auch noch andere wichtige Dinge im Leben  ;) :D
Ein frohes Weihnachtsfest allen hier Mitschreibenden
Herzliche Grüsse
maria



Offline Mirjam

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Re: Hat die Landwirtschaft eine Zukunft?
« Antwort #50 am: 23.12.05, 07:52 »
Hallo

@Mirjam ,  ..) das mit den Ferkeln glaub ich dir, da ist die Arbeitsteilung die Perversion, die 100 Ferkel nicht .
LG albert

Dann ist halb Baden-Würtemberg und Bayern traditionell "pervers" deiner Meinung nach? Wenn in Bayern 70 % der Ferkel arbeitsteilig erzeugt werden, jede Woche Zügeweise Kälber im LkW die A7 rauffahren-  dann müssen dass ja auch ein paar Bauern tun und nicht nur "agrarindustrielle Betriebe".

@ Mary: Ich habe (berechtigte) Existenzängste bewußt aussen vor gelassen und wie du weißt kenne ich BEIDE Seiten; und Existänzängste sind ja kein "Privileg" der Landwirtschaft.  Aber Ängste hemmen, sperren Türen zu, schränken Handlung ein, verhindern Veränderung.

Im Herbst hatte ich mit mehreren Direktvermarktern was organisiert. Bis auf eine Ausnahme (Profi-Bio-Gemüsebaubetrieb) waren die Ansprechpartner für mich immer die Frauen: Die neue Wege suchten, Neues ausprobierten und Einkommensalternativenaufgebaut - sie haben Perspektivlosigkeit und Zukunftsangst umgewandelt in Handlung, Aktivität -

und hier sehe ich vor allem die Chance von Frauen in der Landwirtschaft.

Mirjam
« Letzte Änderung: 23.12.05, 08:16 von Mirjam »
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Offline albert

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Re: Hat die Landwirtschaft eine Zukunft?
« Antwort #51 am: 23.12.05, 08:23 »
hallo ,
@ Mirjam , was ist für dich Tradition ???
Du schreibst traditionelle Arbeitsteilung , wie lange gibts die denn........
LG albert

Offline Mirjam

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Re: Hat die Landwirtschaft eine Zukunft?
« Antwort #52 am: 23.12.05, 09:26 »
Hallo Albert,

Quelle: www.hohenloher-land.de

Auch wenn der traditionelle, wöchentliche Ferkelmarkt in vielen Orten abgeschafft wurde behauptet er sich dennoch fest in Blaufelden: So findet dort jeden Mittwoch auf dem Festplatz der Ferkelmarkt statt. In den Sommermonaten beginnt er um 8 Uhr, im Winter um 9 Uhr.

--> Mit 177 Jahren ist er der älteste und zweitgrößte Ferkelmarkt in Europa. Heute wie damals werden Geschäfte hier noch mit Handschlag „besiegelt“.


Alt genug für "traditionell" ?

In Kempten seit 60 Jahren Nutzviehmärkte, seit den 70ern reine Nutztierkälbermärkte. Ich bin kein Rinderfachmann, aber haben nicht die Alpbetriebe "seit jeher" vor dem Winter ihr Jungvieh in die Mast verkauft?


Mirjam
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manurtb

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Re: Hat die Landwirtschaft eine Zukunft?
« Antwort #53 am: 23.12.05, 09:29 »
Du schreibst traditionelle Arbeitsteilung , wie lange gibts die denn........
Also bei meinen Großeltern wurden ab den 50ger Jahren die Ferkel dazugekauft und nicht selbst gezogen.

brit

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Re: Hat die Landwirtschaft eine Zukunft?
« Antwort #54 am: 23.12.05, 10:07 »
hallo,

 nicht jeder betrieb kann alles selber machen, und das wär auch gar nicht sinnvoll.
für die zukunft seh ich persönlich grad da die chance, sich auf das zu konzentrieren   was man gut kann (seis bezüglich den eignen fähigkeiten /interessen, oder bezüglich den möglichkeiten die der betrieb offenlässt)

in der schweiz war arbeitsteilung politisches program, hauptsächlich aufzucht der jungtiere im berggebiet, man hat da auch finanzielle anreize dazu gegeben mittels der zusatzkontigente, die beim kauf eines rindes aus dem berggebiet zugeteilt wurden. oder die bergbauern machen vertragsaufzucht. nur ist das momentan alles recht im wandel, und was bis jetzt gut lief , kann morgen schon vorbei sein. so läuft das jetzt halt, dem müssen wir uns stellen.
drum find ichs wichtig(bei unsrer kleinräumigen lw) sich die möglichkeiten offen zu halten.

aber die landwirtschaft als solches wird immer zukunft haben, denn wovon wollen die leute sonst leben, da nützt dann alles schickimicki nix.  aber wie der einzelne bauer überlebt, unter welchen bedingungen.. da kommen harte zeiten auf uns zu..

mirjam, was du angesprichst, mit alternativen ideen, da hats bestimmt noch möglichkeiten. jedoch ist das ganze auch wieder in sich beschränkt, es ist also bei weitem nicht die lösung für jeden betrieb. und unter umständen auch weit einfacher(weniger aufwand ), paar franken ( :) ) in nem nebenjob zu verdienen, als diese franken aus ner nische raus zu holen.

lg   brit
 

Offline albert

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Re: Hat die Landwirtschaft eine Zukunft?
« Antwort #55 am: 23.12.05, 10:33 »
hallo ,
@ Maria , letztes Jahr bekam ich dann von diesem besagten Magazin einen Anruf ,*g* erst hab ich gedacht er will ein Interview mit mir machen über " Museumslandwirtschaft " , nein , ich war ja furchtbar entäuscht ,
er wollte mir ein par Exemplare umsonst zukommen lassen ,damit ich mich informieren könnte , wie man meinen Betrieb auf vordermann bringen könnte , also zukkunftfähig gestalten , fit machen für den Weltmark , da ich das ganze schon hinter mir habe ,(ich war ja auch mal modern ein sogenannter Hochleistungsbetrieb , mit all den " finanziellen " Vorzügen) , konnte er mich nicht überzeugen........
@ Mirjam , ja klar diese Märkte sind traditionell , mit hundert Ferkel pro Anbieter.
aber gibt es in der Schweinehaltung nicht den Betr.bei dem werd.die Mutters.ged oder bes.dann in einen wo sie einfach geh.werd.bis kurz vor dem ferkeln, dann zum abferkeln in einen anderen ,dann die ferkel in einen vormastbetr.weiß nichtwie man das nennt,dann zum ausmästen.....
ich kann ja nicht alles wissen ,hab ja kein TOP-Magazin für moderne Landwirtschaft,
aber gibts das sein über 175 Jahren.....
LG albert

Offline Mirjam

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Re: Hat die Landwirtschaft eine Zukunft?
« Antwort #56 am: 23.12.05, 13:30 »
Hallo,

nur als Kurzinfo: Albert ich weiß was du meinst und wir haben aneinander vorbeigeredet.

Normal versteht man "offiziell" die Arbeitsteilung einfach wenn die Ferkel woanders in der Aufzucht bzw. Mast sind und das System ist gewachsen.

Dann gibt die arbeitsteilige Sauenhaltung bzw. Ferkelerzeugung -  das "D-W-A"-System hier vor allen die Viehzentrale Südwest GmbH  (D ecken, W arte (stall), A bferkeln),
wieviel Sauen sie in ihren DWA-Herden derzeit stehen haben weiß ich nicht, ihr "Jahresumschlag" beträgt, 1,681 Mio Schweine insgesamt. Bei deren Partien geht es nicht um 100 Ferkel.

viele Grüsse

Mirjam
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Mathilde

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Re: Hat die Landwirtschaft eine Zukunft?
« Antwort #57 am: 23.12.05, 17:36 »
Hallo,
klrar kann man nicht alles machen aber warum geht die Beratung immer nur dahin, nur noch dass zu tun was ich sehr gut kann?

Man macht doch auch kein Abi nur in einem Fach weil man das so gut kann !

Hilfestellung dort wo ich nicht so bin wie es sein soll, das erwarte ich von einer Beratung. Dass es seit neuestem Biobetriebe gibt die nur Ackerbau betreiben ist für mich pervers  >:( aber ist sicherlich einträglich weil man auch gut auf den Biozug aufspringen konnte.

Muss mir noch mehr überlegen habe aber grad keine Zeit.

LG Mathilde

Offline Biobauer

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Re: Hat die Landwirtschaft eine Zukunft?
« Antwort #58 am: 23.12.05, 18:51 »
Hallo,auch wenns nun nicht zu diesen thread gehört,mathilde,warum sollte bio ohne vieh pervers sein .ich betreib das schon seit jahren recht erfolgreich .
was ist den gross der unterschied.der viehhalter mäht seinen klee ,füttert ihn, irgendwann erscheint er wieder als dünger am feld.ich nehm die abkürzung und mulch ihn gleich nieder.bei getreide ist es ähnlich ,bloss ich verkauf halt getreide,der viehhalter verkauft  milch ,fleisch und eier.das märchen mit dem geschlossen kreislauf kannste wohl gleich mal vergessen ,oder schüttest du deine milch wieder auf den acker.und das mein getreide in der ökobilanz um längen besser ist als jede viehhaltung,darüber brauchen wir auch nicht reden.
du hast insofern recht ,das zb bei uns jetzt mode ist ,das die ganzen auslaufenden nebenerwerbsbetriebe umstellen auf öko und dann mal nen paar jahre diestelzucht betreiben ,bis dann die flächen so versaut sind das sie ihnen nicht mehr herr werden und dann verpachten.sowas hatte ich schon öfter.ausnahmen bestätigen die regel.
servus Herbert
Streite dich nie mit einem Idioten, er zieht dich auf sein Niveau herunter und schlägt dich mit Erfahrung. (Bob Smith, 1962

Mathilde

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Re: Hat die Landwirtschaft eine Zukunft?
« Antwort #59 am: 23.12.05, 20:17 »
das mein getreide in der ökobilanz um längen besser ist als jede viehhaltung,darüber brauchen wir auch nicht reden.


Damit willst Du wohl den Tieren Ihr Lebensrecht absprechen wegen der Ökobilanz ?
Nix für ungut Du bist für mich und ich betone für mich auch kein Bauer sondern ein knallharter Kaufmann

LG Mathilde