Hallo AnnaAnna,
ich kann mich noch sehr gut an das Jahr 2007 erinnern, den Bauern wurde die glatte Goldgräberstimmung vermittelt, sogar unser Landwirtschaftsminister ist mit den Betriebwirtschaftlern und Technikern der Uni Weihenstephan durch die Lande gezogen und brechendvolle Sääle mit aufmerksamen Zuhörern zeigten, dass die Botschaft angekommen war.
Mein Holzauge und Gehör hat schon viele solcher Botschaften gehört, immer wieder - aber so massiv wie 2007 eigentlich noch nie.
Und die Bauern haben reagiert, bei der Milch wie beim Getreide,
alle von der Landwirtschaft lebenden haben das Messer gewetzt und sich gleich mal ein grösseres Stück vom Kuchen der Landwirtschaft genehmigt, den Bauern ist eines geblieben, der höhere finanzielle Aufwand und die Arbeit.
So schnell wie sich in der Landwirtschaft der Wind dreht, da kann eigentlich keiner mehr darauf reagieren, aber die Leute mit den guten Ratschlägen klopfen sich nicht schuldbewusst an ihre Brust, nein sie fahren jetzt wieder durch die Lande und geben wieder kluge Ratschläge.
Es ist immer von den Bauern die Rede, die jetzt in massiven Schwierigkeiten stecken, dass da auf den Höfen auch Bäuerinnen mitbetroffen sind, ist wenig zu hören.
Hab mir gestern das Buch von Sabine Kugler- gebt den Frauen das Geld - wieder mal durchgelesen-
kein feministisches Antimännerbuch- sondern ihre Erfahrungen über den Umgang von Frauen mit Geld in anderen Kulturen.
Ein Berater hat zu mir einmal gesagt, in den Betrieben, wo die Frau nicht nur die Buchführung macht, sondern auch das Geld verwaltet- und hier sehr bestimmt mitredet- sind die Probleme geringer, weil Frauen mit Geld anders umgehen.
Vielleicht wird es Zeit, dass die Frauen hier ein wenig mehr in Entscheidungen eingebunden werden, dass sie sich selbstbewusster zu Wort melden. Denn wenn die Geldsorgen und Probleme überhand nehmen, dann müssen sie auch damit leben und vor allem, Männer sind dann mit dem Tragen dieser lasten alleine auch nicht zu beneiden.
Vielleicht ist diese Ungleichgewichtigkeit in der Landwirtschaft-
die Männer haben die lange und tolle Ausbildung, die ganze Landwirtschaft ist eben eine Männerdomäne und die Frauen helfen zu, arbeiten mit, das entscheidende Problem.
Es fehlt hier einiges im Urwald der Landwirtschaft.
Was nützt es, wenn die Frau die Buchführung und das Büro macht, aber es fehlen ihr die betriebswirtschaftlichen Kennnisse?
Egal, auch wenn es heisst, davon verstehst du nichts, nicht klein beigeben, sondern auf der Komandobrücke bleiben.
Ich bin der Meinung, dass der grosse Streifen Niemandsland im Bereich der Bäuerin- einés der grossen Mitprobleme ist.
Mir ist zum Glück vor 1o Jahren ein Vortrag in die Ohren und ins Gehirn gedrungen, wo ein Steinmehlberater Dinge über Landwirtschaft referierte, die ich so noch nie gehört hatte.
Kurze und schnelle Lösungen scheint es mir für "die Landwirtschaft" nicht zu geben, aber das grausame Wort-
dass eine Krise auch eine Chance sein kann-
halte ich heute als eine sehr wichtige Erfahrung.
Mein Rat- den ich selbst ausprobiert habe-
sich auch den Kapitänsanzug anziehen, auf die Komandobrücke mit Ehemann stellen und auf gleicher Augenhöhe zu diskutieren beginnen.
Und dann sich gewaltig auf den Hosenboden setzen- und den weiblichen Anteil auf dem Hof bewusst einsetzen und leben.
Nicht darauf zu vertrauen, dass die Männer es besser wissen und können, sie werden auch im System Landwirtschaft ganz schön ausgenützt.
Und nicht nur die Buchführung machen, sondern der Onkel Dagobert auf den Betrieb werden.
Heute heißt es neudeutsch- Controlling.
Denn wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, ist es um einiges schwieriger, es wieder heraus zu holen.
Die ganze momentane Misere bestätigt mich darin, dass es sich auf alle Fälle gelohnt hat, sich ganz massiv auf den Hosenboden zu setzen und eine gleichberechtigte Partnerschaft in betriebswirtschaftlicher Hinsicht zu machen. Für meinen Mann war das sicher auch nicht immer ganz einfach, aber ich habe absolut keine Lust nur dafür zu arbeiten, dass der Kuchen nur gross genug wird, dass alle ihre Stücke abschneiden und uns die Arbeit und das finanzielle Risiko bleibt.
Es war nicht einfach, aber es hat sich gelohnt.
Es wird Zeit, dass wir Frauen uns in die Gelddinge viel mehr einmischen, denn so gut scheint es mit der Geldsicherheit der Männer leider nicht zu sein, denn sonst hätten in der männerdominierten Wirtschaft nicht gleich die globale Wirtschaft so eine massive Schlagseite bekommen können.
Jetzt dürfen auch wir Frauen da mit schuften, dass die Wirtschaft nicht absäuft.
Ich bin keine Feministin, aber ich mag nicht mehr zuschauen, dass wir nur immer die Erbsen aus der Asche pulen sollen.
Nur mal über Betriebszweigschliessungen zu denken- greift meiner Meinung zu kurz.
Der Fehler liegt im System.
herzl. Grüsse
maria