Autor Thema: Familienaufstellung nach Hellinger  (Gelesen 29432 mal)

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Rike

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Re:Familienaufstellung nach Hellinger
« Antwort #15 am: 13.04.03, 20:13 »
Hallo Miteinander!

Es gibt viele Therapien und jede ist so gut oder schlecht wie der Therapeut, der sie durchführt.
Ich habe vor ca 1 1/2 Jahren auch eine Familienaufstellung nach Hellinger mitgemacht. Der Ablauf war ähnlich wie von Baumeule geschildert- es war schon erstaunlich zu welchen Ergebnissen zum Teil kam. Wir hatten einen sehr guten, einfühlsamen Therapeuten, der keine Schuldigen suchte, sondern jedem einzelnen Teilnehmer seinen Platz, seine Stellung innerhalb der Familie/ der Arbeitskollegen ect. vor Augen führte.
Mir hat die Aufstellung sehr geholfen meinen Platz im Familiengefüge zu akzeptieren und auch mich an dieser Stelle durchzusetzen.
Wichtig ist aber wohl auch, von einer Familienaufstellung nicht die Lösung aller Probleme zu erwarten- überhaupt die Erwartungen zu hoch anzusetzen! Das gilt aber meiner Meinung nach für jede Therapieform!

sidelight

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Re:Familienaufstellung nach Hellinger
« Antwort #16 am: 14.04.03, 22:44 »
Hallo,
ich habe mit Interesse die vielen Beiträge zu Hellingers Familienaufstellungen gelesen.
Als Psychologin kann ich denen, die deutliche Skepsis äußern, nicht widersprechen. Besonders bedrückend finde ich, dass der Begriff der Familienaufstellungen mit Hellinger ursprünglich in Verbindung gebracht wurden.
Was Hellinger zum Teil in profitablen Massenveranstaltungen so treibt, bringt diejenigen (vor allem systhemischen) Psychotherapeuten in Verruf, die mit soliden Familienaufstellungen arbeiten, um die oft komplexen und schwer beschreibaren Emotionen in Familienbeziehungen darzustellen.
Anhand einer einfachen Familienaufstellung, bei denen sich die Familienmitglieder ungeachtet ihrer individuellen Familiengeschichte und Beziehungskonflikte entsprechend ihrer absteigenden Hierarchie voreinander verneigen, versuchte Hellinger langjährige Konflikte zu "lösen". Nach dem Prinzip, dass jedes Familienmitglied ungeachtet seiner Handlungen entsprechend seiner biologisch bestimmten (Macht-)Stellung Achtung gezollt wird.  
Hellingers erste Publikationen haben eine Welle empörter Psychotherapeuten losgetreten, die sich von so einem Vorgehen distanzieren. Viele Psychologen - so auch ich - sehen insbesondere in Familiengeschichten, die sich durch deutliche Grenzverletzungen seitens der Eltern den Kindern gegenüber auszeichnen - eine große sekundär traumatisierende Gefahr und ist ethisch somit nicht vertretbar.
Ich kann nur raten, sich bei bestehenden Familienkonflikten nicht solchen Experimenten auszusetzen, sondern sich an Psychotherapeuten zu wenden, die sich vor allem mit Hilfe ihres Einfühlungsvermögens und neutralen Fachwissens auszeichnen. Innerhalb dieses Settings ist die Anwendung von Familienaufstellungen zur Verdeutlichung bestehender Beziehungskonflikte hilfreich, sofern der Therapeut aufkommende Emotionen ungeachtet der Position in der Familie wertschätzend und unparteiisch begegnet und auf eine Schiedsrichterrolle verzichtet, die einzelne Familienmitglieder ausgrenzt.

Sidelight

Offline mary

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Re:Familienaufstellung nach Hellinger
« Antwort #17 am: 15.04.03, 07:24 »
Familienausstelllung, diesen Begriff kenne ich von 2 Seiten,

einmal als Weiterbildung in einem Persönlichkeitsseminar  mit einem ausgebildeten Therapeuten
und einmal als Teilnehmerin in  10 Abende dauernden Familienaufstellungen nach Hellinger.

Eine Familienaufstellung nach hellinger würde ich mir niemals mehr antun, da spielen Dinge mit, die mir bis heute unerklärlich sind, da werden Emotionen hochgeschaukelt, die auch nach dem Kurs noch da sind und man ist dann damit total überfordert.

Ich denke heute noch mit Unbehagen und mulmigen Gefühl an manche dieser Aufstellungen, manches davon ist mir heute noch total rätselhaft.

Ich habe meine Lehre daraus gezogen, dass es Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die wir nicht verstehen oder begreifen und dass es manchmal besser ist, nicht alles zu wissen.

Das Herumgraben und Wühlen im Unbewussten ist kein Feld für Hobbypscholgen, dafür braucht es ausgebildete Fachleute.

Die Verletzungen der Seele sind schwieriger heilbar als ein Arm- oder Beinbruch, und dafür geht man auch zum Arzt.

nachdenkliche Grüsse
mary
« Letzte Änderung: 15.04.03, 14:00 von mary »

Offline Antonia

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Re:Familienaufstellung nach Hellinger
« Antwort #18 am: 15.04.03, 10:29 »
Leider habe ich das eben nicht hinbekommen in Sachen "zitieren", also Bezug bitte auf Kommentar von sidelight sehen bzw. lesen:

Als Psychologin kann ich denen, die deutliche Skepsis äußern, nicht widersprechen. Ich kann nur raten, sich bei bestehenden Familienkonflikten nicht solchen Experimenten auszusetzen, sondern sich an Psychotherapeuten zu wenden, die sich vor allem mit Hilfe ihres Einfühlungsvermögens und neutralen Fachwissens auszeichnen. Innerhalb dieses Settings ist die Anwendung von Familienaufstellungen zur Verdeutlichung bestehender Beziehungskonflikte hilfreich, sofern der Therapeut aufkommende Emotionen ungeachtet der Position in der Familie wertschätzend und unparteiisch begegnet und auf eine Schiedsrichterrolle verzichtet, die einzelne Familienmitglieder ausgrenzt.

Freue mich besonders von einer "Fachfrau" eine Meinung zu hören, schön wenn vielleicht öfter´s ein Kommentar von Dir erschiene, als Fachmann doch nochmal anders die Dinge betrachtet. Danke
« Letzte Änderung: 15.04.03, 10:32 von Antonia »
herzliche Grüße aus dem Süden
Antonia

Offline joseva

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Re:Familienaufstellung nach Hellinger
« Antwort #19 am: 07.05.03, 00:12 »
Hallo alle miteinander!

Hab dieses Forum mit Interesse verfolgt und möchte jetzt auch mal meine Erfahrung dazugeben.

Vielleicht wiederhole ich das ein oder andere, aber da einige schon sehr viel geschrieben haben, kann ich mir nicht alles merken.

Gehört hatte ich schon viel von der Familienaufstellung. In meinem Verein Adoptiv- und Pflegeeltern Treff (APFT) war 1997 eine Veranstaltung bei einer Diplom-Psychologin die an diesem Abend die Familienaufstellung vorgestellt und auch an einem Beispiel gezeigt hat.

Leider konnte ich aus persönlichen gründen nicht an diesem Vortrag teilnehmen.
Im Nachhinein kann ich nur sagen GOTT SEI DANK!!!

Ganz viele Familien sind nämlich dann zu dieser Therapeutin in Behandlung gegangen.


Noch kurz etwas zu meiner Damaligen Situation.
Im Herbst 1996 war ich 10 Wochen in einer Psychosomatischen Kur. Meine dortige Therapeutin war für mich genial. Zusammen fanden wir heraus, dass ich nach meinen Wurzeln suchen musste um zu ruhe zu kommen.
Da ich als Säugling adoptiert wurde, habe ich mich dann dem oben genannten Verein angeschlossen.
Der Verein besteht überwiegend aus Familien die Kinder adoptiert haben. Ich war das erste Mitglied als erwachsene Adoptierte.
Auch habe ich in der Zeit noch in Wohnortnähe eine Gesprächstherapie besucht.
Die Mitglieder des Vereins sowohl meine Therapeutin haben mich bei der Suche nach meinen leiblichen Eltern unterstützt.


Jetzt noch zu Hellinger. Hab wieder mal mehr von mir geschrieben als ich wollte.
Ich hab jedes Mal wenn jemand sich darüber unterhalten hat die Ohren gespitzt.
War lange Zeit enttäuscht dass ich nicht dabei gewesen bin.

Zu dieser Zeit wollte ich gerne einen Unterverein für Adoptiere gründen. Angeblich hatte die obige Therapeutin sehr viel Adoptierte Patienten.
Beim ersten Treffen in ihren Praxisräumen waren wir aber komischerweise nur 5 Personen von denen sich 4 auch noch kannten.
 Mir war diese Dame ein bisschen Suspekt. Beim zweiten treffen waren es dann auch nicht mehr. Die Diplom-Psychologin war bei unseren Gesprächen immer nur ganz am Anfang dabei, so die ersten 10 Minuten. Beim zweiten Treffen hat sie uns dann gefragt ob wir nicht mal an einem Seminar zu Familienaufstellung teilnehmen wollten und uns noch ein paar Flyer mitgegeben damit wir Werbung für sie machen.

Im Nachhinein kann ich behaupten, dass es dieser Dame im Grunde nur ums Geld ging.

Dies wurde mir so richtig klar als ich mit einer Mutter aus dem Verein sprach, die bei Ihr in Behandlung war. Sie erzählte mir das die Gespräche immer sehr ernst seien und die Therapeutin am meisten Sprach. Auf die Frage ob sie auch mal lachen oder über etwas alltägliches Sprechen, so wie das bei meiner Therapeutin und mir der Fall war, meinte sie nur um Gottes Willen.
Von unserem Verein haben doch einige sehr viel Geld bei dieser Frau gelassen.

So dass erst einmal zu meinen Negativen Erfahrungen.
Später kommt auch ein Positiver Bericht.
« Letzte Änderung: 07.05.03, 00:15 von joseva »
Ich komm wieder keine Frage


Alles Liebe von  Joseva

sidelight

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Hellinger ist gefährlich!
« Antwort #20 am: 09.06.03, 12:53 »
Liebes BT,
nach dem gestrigen Report im ARD über die schillernde Gestalt Hellinger muss ich erst mal meinen Ärger runterschreiben.
Zusammengefasst kann ich nur sagen: Oh Gott, der ist ja noch viel schlimmer geworden!!!!!
Neben Entsetzen über seine Ansichten aus einem Mix aus Familienpsychologie und gefährlichem "was-auch- immer" übermannt mich der Ärger, dass er durch seine Massenveranstaltungen und Aussagen ein Bild von Psychologen und Therapeuten schafft, das jeden normaldenkenden Menschen nur abschrecken kann.

Ich habe mehrere Jahre psychotherapeutische Aus- und Fortbildungen hinter mir, die mit Hellingers Worten "Therapeuten können niemals Schaden anrichten!" Lügen gestraft werden. Immer wieder wurde ich darauf hingewiesen, wie wichtig die Kenntnis eigener Schwächen und Reflexion eigener Verhaltensweisen ist, um nicht fahrlässig mit dem Klienten umzugehen. Insbesondere wurde vor omnipotenten Ansichten und entmündigenden Expertentum von Therapeuten gewarnt. In unfangreichen Probegesprächen wird psychotherapeutische Arbeit vermittelt und gelernt und erst nach Jahren wird man als Psychotherapeut zugelassen. Und da Therapeut auch immer Mensch ist, sind regelmäßige Supervisionen, in denen das eigene therapeutische Verhalten streng unter die Lupe genommen wird, für jeden soliden Therapeuten Pflicht.

Es macht mich maßlos wütend, wie Hellinger mit seinen Klienten verfährt, dabei "gütig" in die Kamera lächelnd seine eigene Scheinheiligkeit proklamiert.
Ich will gar nicht einzeln auf das haarsträubende Fehlverhalten dieses Pseudotherapeuten eingehen, aber einiges kann ich mir nicht verkneifen:

Richtige  Psychotherapeuten arbeiten ausschliesslich mit dem Klienten zusammen, begleiten ihn anstatt ihn in bestimmte Richtungen zu zerren, entmündigen ihn niemals in seinen eigenen Wahrnehmungen. Ein Therapeut weiss es niemals besser als der Klient!!!!! Therapeuten besitzen niemals einen Röntgenblick, der die sog. Wahrheit (so wie Hellinger diese nach wenigen Sekunden zu sehen meint) erkennen kann. "Wahrheiten", also neue Sichtperspektiven ergeben sich immer nach längerer Zusammenarbeit mit dem Klienten.

Hellinger hingegen antwortete auf die konfrontierende Frage, warum Klienten sich über sein Handeln im Nachhinein beschwerten oder sogar einen emotionalen Zusammenbruch erlitten (aus meiner Sicht: dank seiner Interventionen, waren sie danach erst recht therapiebedürftig): "Klienten kommen zum Therapeuten wie Kinder zu den Eltern. Wenn der Therapeut nicht das macht, was sie wollen, dann wollen sie sich rächen!" Weiter: "Ich spreche nur die Wahrheit aus, die ich sehe! Oft wollen Klienten dies nicht wahrhaben!"
Der Klient ist in einem absoluten Abhängigskeitsverhältnis zum mächtigen Guru Hellinger und seiner Anhänger. Es gibt keine Chance, den therapeutischen Prozess zu beeinflussen, denn Hellinger hat demnach immer recht, denn jede Reaktion des Klienten wird beliebig als entweder Antwort oder Abwehr mit der "Wahrheit" gewertet. Somit ist Hellinger seiner Theorie folgend niemals angreifbar, egal was er an Schaden anrichtet. Der Klient ist den wilden (übrigens nicht wissenschafltich belegten) Interpretationen ausgeliefert, kann nichts Korrigierendes entgegensetzen.

Liebe BTler, dies hat nichts, absolut nichts mit Psychotherapie zu tun. Dieser Mann manipuliert sektenähnlich und mit psychopathologisch anmutenden Größen- und Sendungswahn unter Zuhilfenahme einiger familientherapeutischer Techniken. Vielleicht denkt er beim gütig Dreinschauen aber auch nur an sein pralles Girokonto.

Sidelight  
« Letzte Änderung: 09.06.03, 13:00 von sidelight »

Offline Mirjam

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Re:Familienaufstellung nach Hellinger
« Antwort #21 am: 09.06.03, 14:07 »
Hallo Sidelight,

auch ich bin sehr froh über deine Beträge.

Das "Problem" an dieser Box ist die feste Kopplung zwischen Familienaufstellung und Hellinger; es gibt auch systemische Familienaufstellungen, die nicht nach der absoluten Wahrheit und dem Platz (der Frau unter dem Mann und so ein Müll) suchen, sondern versuchen alte Situationen aufzuarbeiten, wenn z.B. Familienmitglieder bei der Therapie nicht mitmachen wollen.

Für mich müßte beim Patienten schon eine sehr tiefe Persönlichkeitsstörung (Schizophrenie, manisch-depressiv o.ä.) vorliegen, bis sich der Therapeut "erdreisten" darf, den Patienten auf die "Normalspur" zurückzuhelfen (verzerrte Wahrnehmung Sidelight?), warum sollte ein Patient nicht selbst die Wahrheit spüren dürfen nur Hellinger???

DAS wäre nämlich für mich ein guter Therapeut: Der die Wahrnehmung des Patienten für die eigenen Gefühle/Bedürfnisse und seinen "7ten Sinn" fördert und ermuntert selbstBEWUSST und selbstBESTIMMT sein Leben weiterzugehen. Das kann ja wohl überhaupt nicht funktionieren, wenn man sich ständig in Frage stellt, a la, was Gott Hellinger wohl dazu sagen würde?
 Ich denke, dass es bereits eine übergeordnete Macht gibt, die uns mit einem "Klapps" an der richtigen Stelle schon dazu verhilft, auf den Weg zu kommen, manchmal benötigen wir  Freunde/psychol. Helfer um nach dem Stolpern wieder aufzustehen, aber bestimmt keinen Rattenfänger von Hamel mit Wahrheitsabhängigkeit!!!

Sein Leben leben kann man nur wenn man weiß wo man/frau herkommt (oder aus welche Familiensituationen), systemische Familienaufstellung kann da für den einen eine Hilfe sein, für mich wäre das nichts, denn wenn ich Baumeules Bericht lese - hätte ich echte Angst vor der Konfrontation mit den Gefühlen/Geschichten anderer, wenn ich doch selbst mit mir zu tun habe.

Viele Grüsse

Mirjam
« Letzte Änderung: 09.06.03, 14:10 von Mirjam »
Der Kopf ist rund - damit die Gedanken auch mal die Richtung ändern können!

sidelight

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Re:Familienaufstellung nach Hellinger
« Antwort #22 am: 09.06.03, 16:05 »
Liebe Mirjam,

ich bin genau deiner Ansicht und es tut schon gut zu lesen, was du schreibst :) ;) :D:

Zitat
DAS wäre nämlich für mich ein guter Therapeut: Der die Wahrnehmung des Patienten für die eigenen Gefühle/Bedürfnisse und seinen "7ten Sinn" fördert und ermuntert selbstBEWUSST und selbstBESTIMMT sein Leben weiterzugehen. Das kann ja wohl überhaupt nicht funktionieren, wenn man sich ständig in Frage stellt, a la, was Gott Hellinger wohl dazu sagen würde?


Genau das ist es, was ich meine. Besser kann man es nicht ausdrücken! Dort hingehen, wo der Klient steht und weiter begleiten. Nicht am vermeindlichen Ziel (wohl eher dem eigenen) stehen, die Arme gönnerhaft ausbreiten und sich dann irgendwann wundern, dass Klient nicht ankommt.

Wer will denn wissen, welches Ziel das richtige ist und wie jemand gehen muss, um es zu erreichen? ICH weiss es nicht, aber es ist spannend zu beobachten und schön mitzuerleben, wie der andere den seinen (wieder)findet, wenn man ihm die Führung selbst überläßt.

Sidelight

Offline Mirjam

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Re:Familienaufstellung nach Hellinger
« Antwort #23 am: 09.06.03, 18:15 »

Hallo Sidelight,

was mir bei Gruppen-Psychoarbeit ein bißchen Gedanken macht ist die Gruppendynamik bzw. wie ein bißchen geschickter Störenfried gezielt mitwirken kann.

Ich hab das schon erlebt im Unterricht wie schwer es da ist eine Gruppe Jungs im "Griff" zu behalten - diese dann auch noch zu steuern oder IN der Gruppe zu therapieren stelle ich mir ohne Einzelgespräch sehr schwer vor.

Jetzt bin ich ein wirklich mitteilsamer Mensch, aber in einer Gruppe meine Probleme auf den Tisch legen oder meine Vergangenheit bloßstellen (v.a. wenn man z.B. bei der Familienaufstellung) nicht so weiß, was da rauskommt, würde mich verunsichern, vielleicht würde ich mich verstellen bzw. hätte ich Sorge, dass doch ein wenig Interpretation darin liegt - die von den Teilnehmern abhängt.

Ich will die Therapieform nicht "runterlaufen" lassen, aber bevor man selbst daran teilnimmt, würde ich mit einer Psychotherapeutin reden/abklären, ob diese Art für mich geeignet ist und weiterbringen kann, denn derzeit ist ja im Gespräch, dass es auch "Repressoren" also Menschen gibt, die gut verdrängen können - und besser damit leben, als ständig im Vergangen zu suchen und gedanklich in diesen dunklen Punkten zu stehen.

Und - hier ist der Revoluzzer in mir - ich lasse mir nicht erklären wo mein Platz im Leben ist - ich kuck wie die Personenlandschaft um mich herum ist und schaffe ihn mir selbst.

Liebe Grüsse

Mirjam
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sidelight

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Re:Familienaufstellung nach Hellinger
« Antwort #24 am: 09.06.03, 21:15 »
Hallo Marie-Luise und Mirjam,

am liebsten würde ich Euch jetzt sofort zurückschreiben, weil es viel interessanter ist als der abzuarbeitende Stapel auf meinem Schreibtisch. Aber wenn ich nicht will, dass mich mein Chef morgen in der Luft zerreisst, muss ich heute noch was tun. Dabei wollte ich eigentlich schon vorgestern damit fertig sein  :-[

Sobald das geschafft ist, hänge ich mich aber wieder hinter dem Bildschirm.  ;)

Bis denn
Sidelight

Offline Mirjam

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Re:Familienaufstellung nach Hellinger
« Antwort #25 am: 09.06.03, 21:19 »

Hallo Maria-Luise,

ich denke schon, dass man/frau viele alte "Sachen" mit sich herumtragen kann und dass sich Seelen auch an Menschen oder Gegenstände "Häuser" kleben können - es ist schon nicht ohne Grund, warum man geschlossene Friedhöfe geschaffen hat und den Seelen in einer Zeremonie "Ruhe und Frieden" wünscht.

Wenn es Schutzengel gibt - warum sollte es nicht auch freie Seelen geben?
Und wenn die systemische Familienaufstellung so manche Familienmuster aufdeckt und die betroffene Person sich aus diesen ererbten Situationen befreien kann so ist das nur gut; es ist eben meiner Meinung ein zeitlich schneller Prozess, dem man gewachsen sein muß.

Eben darum bin ich ja vorsichtig - denn die "Geister" die man ruft oder "ausbuddelt" deren muß man "Herr" werden können und auch denen, die in dem wissentschaftlich-gefühlsmäßigen Zwiespalt stehen begreiflich machen können.

Es gibt viele "weise" Menschen - die mehr sehen, mehr fühlen und auch helfen können, aber bitte schön mit den Grundregeln der Psychologie und Selbstverantwortung und ohne Guru-Überheblichkeit.

Und ich denke auch, dass es mehr Dinge auf dieser Erde - wie Mary schon sagte - gibt, als wir wissen (möchten) und auch mehr als die christlichen Kirchen zugeben.

Viele Grüsse von der psychologie-Diletanntin

Mirjam  ;)

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sidelight

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Re:Familienaufstellung nach Hellinger
« Antwort #26 am: 10.06.03, 22:41 »
Hallo Mirjam,

deine Zeilen kann ich gut nachvollziehen und ehrlich gesagt gehts mir persönlich auch so, dass ich mich in Einzelgesprächen wohler fühle als in Gruppengesprächen. Obwohl mir die Gruppenarbeit mit Jugendlichen - wenn auch manchmal anstrengend - oft großen Spass gemacht hat. Obwohl die manchmal richtig knallig sein konnten. Kleines Zitat eines 14-jährigen Jugendlichen auf einen Kommentar von mir: "Ey, halt mal die Backen, du bist ja schon Kunde bei Grieneisen!" (Grieneisen ist in Berlin ein Bestattungsinstitut  :o)
Aber ich glaube, dass ist eine persönliche Vorliebe.
Es gibt viele, die auf Gruppentherapien schwören.

Wohl sind aber auch die persönlichen Ziele eines jeden entscheidend, welche Form man wählt. In der Klinik biete ich beides an. Gruppengespräche haben vor allem den Vorteil, dass soziale und kommunikative Fähigkeiten gefördert werden können, weil das eigene Verhalten auch immer zu einer Reaktion der anderen Teilnehmer führt. Vielen tuts auch gut, wenn sie Gleichgesinnte um sich haben und nicht nur immer die Worte des Therapeuten hören müssen. Zur Klärung persönlicher Probleme halte ich die Einzelgespräche allerdings für besser, weil der Raum geschützter vor möglichen Angriffen anderer ist und man mehr ungeteilte Aufmerksamkeit bekommt, die ja oft dringend nötig ist. Auch ist die Beziehung zwischen Klient und Therapeut eine intensivere.

Sidelight

sidelight

  • Gast
Re:Familienaufstellung nach Hellinger
« Antwort #27 am: 11.06.03, 00:10 »
Hallo Marie-Luise,

deine Überlegungen sind interessant. Ich würde lügen, wenn ich behaupte, dass es zwischen Himmel und Erde nicht mehr gäbe als Wissenschaft heute weiss. Ich hoffe auch, dass das so ist. Vieles kann Psychologie oder andere Wissenschaften nicht erklären, da bleibt mir oft nur Staunen und einfach Akzeptieren, dass es so ist wie es ist und mir bestimmt vieles verborgen bleibt.

Schlimm finde ich nur, wenn Glaube als Wissen verkauft wird, dabei das Vertrauen anderer einfach benutzt wird.
Hellinger z.B. tut das. Er stellt sich als Familientherapeut vor, nicht als Glaubenvertreter. In der Familientherapie gibt es aber kein Unterkapitel mit "Wissensfeldern", die sogar die Seelen Verstorbener einschließt. Würde er sagen, dass er an solchen "Wissensfeldern" glaubt, dann hätte ich kein Problem damit.  
Aber gerade in der Arbeit mit Menschen -oder besser im helfenden Kontakt mit Menschen generell - sollte man sehr unterscheiden zwischen Wissen, Glauben und Vermutungen.
Bei allen Vermutungen über die seelischen Möglichkeiten dieser Welt gibt es aber auch irdische Realitäten, die ich nicht außer Kraft setzen kann, weil sie meine Überzeugungen stören.

Meine Augen vor den Wundern dieser Welt nicht verschließen wollend lassen sich viele von Hellingers Fähigkeiten aus meiner Sicht durch simple Dinge erklären. Ehrlich gesagt, ist es keine Kunst, wenn man entsprechende Kenntnisse über Verhaltens- und Familienmuster hat, etwas begabt in der Wahrscheinlichkeitsrechnung ist, um halbwegs treffsicher zu derartigen Aussagen zu gelangen. Allein ein simples Familiengenogramm mit einigen Jahresdaten gibt valide Hinweise auf bestimmte Familienkonflikte. Hellinger fragt auch sehr geschickt, und macht dann etwas, was ihn für mich ernsthaft fragwürdig macht: Er stellt übersinnliche Hypothesen auf und schafft Neologismen wie "Wissensfelder".
Ähnlich wie z.B. Kriminalpsychologen bei ihrer Erstellung von Täterprofilen auf bekannte Statistiken und beobachtete Verhaltensmuster zurückgreifen, kommt meiner Meinung auch Hellinger zu seinen Erkenntnissen. Weiterhin benutzt er Techniken aus der Massenpsychologie und ist geschickt in der Suggestion.

LG
Sidelight

Offline Beate Mahr

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Re:Familienaufstellung nach Hellinger
« Antwort #28 am: 11.06.03, 09:34 »
Hallo

also ich hab zu dem Thema Familienaufstellung ein sehr
kritisches Verhältnis :(

Und wenn ich dann lese ...

Gefahren durch Psychotherapien

Psychotherapien sind nicht mehr wegzudenken aus der
Patientenversorgung. Ein Großteil der
Psychotherapeuten aber versteht sich als Vertreter
einer "sanften Therapieform": Entweder hilft die
Behandlung oder nicht. Daß sie eventuell schaden
könnte, wollen viele nicht wahr haben.

hier gehts weiter ...

http://www.aerztezeitung.de/docs/2003/06/11/107a1003.asp?cat=/medizin/psychische_erkrankungen

wird mir auch nicht wohler !!!

Liegt bestimmt auch daran, dass ich so ein bißchen  ** geschädigt ** bin ...
wie ich auf der Seite 1 beschrieben habe .

Liebe Grüße
Beate

Entscheidend ist nicht, ob man kritisiert wird;
entscheidend ist, ob die Kritiker die Mehrheit bilden.

© Ernst R. Hauschka

mantschi

  • Gast
Re:Familienaufstellung nach Hellinger
« Antwort #29 am: 16.10.03, 23:17 »
Ich war heute Abend mit zwei Arbeitskolleginnen in Regensburg zu einem Vortrag eines Kath. Pfarrers und Familientherapeuten über das "Enneagramm - die 9 Gesichter der Seele".

Beim Enneagramm gibt es 9 Typen, die sich jeweils in Kopf-, Herz- und Bauchtypen und sogenannte Mischtypen aufteilen. Ich fand diesen Vortrag sehr interessant und der Redner brachte auf die kurze Zeit einen Überblick über die verschiedenen Typen.

Ich schreibe hier in der Box Familienaufstellung,weil dieser Pfarrer auch als Familientherapeut arbeitet und mit der Methode Familienstellen arbeitet.

In seiner Pfarrei gibt es jeden Monat dazu Termine im Pfarrheim.

Wer mehr darüber lesen will, kann hier  darüber nachlesen.

Was mich an diesem Mann auch  fasziniert hat, dass er z. B im Unterricht der 9. Klasse mit den Schülern das Thema Kritik genau bearbeitet. Und das nicht theoretisch, sondern praktisch und konstruktiv.