Liebes BT,
nach dem gestrigen Report im ARD über die schillernde Gestalt Hellinger muss ich erst mal meinen Ärger runterschreiben.
Zusammengefasst kann ich nur sagen: Oh Gott, der ist ja noch viel schlimmer geworden!!!!!
Neben Entsetzen über seine Ansichten aus einem Mix aus Familienpsychologie und gefährlichem "was-auch- immer" übermannt mich der Ärger, dass er durch seine Massenveranstaltungen und Aussagen ein Bild von Psychologen und Therapeuten schafft, das jeden normaldenkenden Menschen nur abschrecken kann.
Ich habe mehrere Jahre psychotherapeutische Aus- und Fortbildungen hinter mir, die mit Hellingers Worten "Therapeuten können niemals Schaden anrichten!" Lügen gestraft werden. Immer wieder wurde ich darauf hingewiesen, wie wichtig die Kenntnis eigener Schwächen und Reflexion eigener Verhaltensweisen ist, um nicht fahrlässig mit dem Klienten umzugehen. Insbesondere wurde vor omnipotenten Ansichten und entmündigenden Expertentum von Therapeuten gewarnt. In unfangreichen Probegesprächen wird psychotherapeutische Arbeit vermittelt und gelernt und erst nach Jahren wird man als Psychotherapeut zugelassen. Und da Therapeut auch immer Mensch ist, sind regelmäßige Supervisionen, in denen das eigene therapeutische Verhalten streng unter die Lupe genommen wird, für jeden soliden Therapeuten Pflicht.
Es macht mich maßlos wütend, wie Hellinger mit seinen Klienten verfährt, dabei "gütig" in die Kamera lächelnd seine eigene Scheinheiligkeit proklamiert.
Ich will gar nicht einzeln auf das haarsträubende Fehlverhalten dieses Pseudotherapeuten eingehen, aber einiges kann ich mir nicht verkneifen:
Richtige Psychotherapeuten arbeiten ausschliesslich mit dem Klienten zusammen, begleiten ihn anstatt ihn in bestimmte Richtungen zu zerren, entmündigen ihn niemals in seinen eigenen Wahrnehmungen. Ein Therapeut weiss es niemals besser als der Klient!!!!! Therapeuten besitzen niemals einen Röntgenblick, der die sog. Wahrheit (so wie Hellinger diese nach wenigen Sekunden zu sehen meint) erkennen kann. "Wahrheiten", also neue Sichtperspektiven ergeben sich immer nach längerer Zusammenarbeit mit dem Klienten.
Hellinger hingegen antwortete auf die konfrontierende Frage, warum Klienten sich über sein Handeln im Nachhinein beschwerten oder sogar einen emotionalen Zusammenbruch erlitten (aus meiner Sicht: dank seiner Interventionen, waren sie danach erst recht therapiebedürftig): "Klienten kommen zum Therapeuten wie Kinder zu den Eltern. Wenn der Therapeut nicht das macht, was sie wollen, dann wollen sie sich rächen!" Weiter: "Ich spreche nur die Wahrheit aus, die ich sehe! Oft wollen Klienten dies nicht wahrhaben!"
Der Klient ist in einem absoluten Abhängigskeitsverhältnis zum mächtigen Guru Hellinger und seiner Anhänger. Es gibt keine Chance, den therapeutischen Prozess zu beeinflussen, denn Hellinger hat demnach immer recht, denn jede Reaktion des Klienten wird beliebig als entweder Antwort oder Abwehr mit der "Wahrheit" gewertet. Somit ist Hellinger seiner Theorie folgend niemals angreifbar, egal was er an Schaden anrichtet. Der Klient ist den wilden (übrigens nicht wissenschafltich belegten) Interpretationen ausgeliefert, kann nichts Korrigierendes entgegensetzen.
Liebe BTler, dies hat nichts, absolut nichts mit Psychotherapie zu tun. Dieser Mann manipuliert sektenähnlich und mit psychopathologisch anmutenden Größen- und Sendungswahn unter Zuhilfenahme einiger familientherapeutischer Techniken. Vielleicht denkt er beim gütig Dreinschauen aber auch nur an sein pralles Girokonto.
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