Autor Thema: In Würde altern... aber wo? Zuhause? Heim?  (Gelesen 46673 mal)

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Offline evi

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Re: In Würde altern... aber wo? Zuhause? Heim?
« Antwort #90 am: 26.11.17, 13:06 »
irgendwie schauts aus,dass es fast unmöglich ist ,betagte elternteile zuhause zu pflegen.ich würde gern mal das gegenteil hören,dass es nicht unmöglich ist.ich hab den vater jetzt 2 jahre hier auf dem hof,93 pflegest 4 ,ich habe hergeheiratet,also der sv meines mannes.
ich möchte nicht sagen,dass es einfach ist
aber es gibt die möglichkeit der verhinderungspflege,die insgesamt 6 stunden pro woche ins haus kommt und da nehme ich mir was vor,berggehen oder irgendwas schönes
ich möchte nicht sagen dass ich --auf dem zahnfleisch daherkomme- so möchte ich nicht meine tagesgestaltung umschreiben
es ist halt das alter,früher gabs die verhinderungspflege auch nicht,da gings nonstop,es könnte ja auch ein kind von uns sein nach verkehrsunfall
ich denk dran was ich die woche in meinen freien stunden mache................irgendwie gehts schon

Offline Monika54

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Re: In Würde altern... aber wo? Zuhause? Heim?
« Antwort #91 am: 26.11.17, 14:08 »
Bei uns gab und gibt es z. B. die Caritas. Zu meiner dementen Mutter kam die Schwester 1 mal in der Woche zum Baden, das ging viel besser
als mit mir. Es hat mich gereut das ich die Schwester nicht eher geholt habe.
Seit ein paar Jahren können die Pflegebedürftigen 1 Tag in der Woche zur Pflege in die nächste Kreisstadt fahren.
Wer es selbst noch nicht pflegen musste, für den schaut es einfach aus.

Offline gammi

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Re: In Würde altern... aber wo? Zuhause? Heim?
« Antwort #92 am: 26.11.17, 16:02 »
Ob es daheim geht oder nicht, hängt ja auch von sehr vielem ab. Von den jeweiligen Leuten, von der Verwandtschaft, von den örtlichen Gegenheiten.

Vor 5 Jahren habe ich meine Schwiegermutter auch mit aller Gewalt daheim lassen wollen. Und war sauer auf meine Schwägerin, weil sie in meinen Augen so "leichtfertig" ihre Mutter einfach ins Heim geben wollte. Inzwischen habe ich da aber meine Meinung auch total geändert und es tut mir leid, dass ich damals so unfreundlich zu ihr war. Ich kann ihre Gründe inzwischen sehr gut nachvollziehen.

Ich finde es auch toll, wenn es jemand daheim machen kann und will. Aber ich verurteile auch niemanden, der das Heim als Alternative nutzt.
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Offline Corina

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Re: In Würde altern... aber wo? Zuhause? Heim?
« Antwort #93 am: 26.11.17, 19:20 »
Wir haben unsere Oma damals aus dem Heim wieder nach Hause geholt - weil sie nur vor sich hinvegetiert ist und mit Medikamenten vollgepumpt war. Eigentlich wollten wir ihr ein "Sterben daheim" ermöglichen, aber sie ist wieder aufgeblüht und hatte noch ein paar schöne Jahre. Wir haben uns die Pflege aufgeteilt - es war nicht immer einfach, aber von ihr kam soviel zurück. Ich erinnere mich noch immer gerne an diese Jahre und bin froh das wir das so gemacht haben.
Wichtig ist, das es für die Pflegenden "Auszeiten" gibt - das braucht man um die Kraft dafür zu haben.
Eine Nachbarin von uns kam gegen ihren Willen ins Heim, hat dort alles verweigert und mit niemandem gesprochen. Die hat sich total aufgegeben und ist auch ganz schnell verstorben. Das war echt traurig.
Ich wünsche allen Pflegenden ganz viel Kraft und die Anerkennung der Umgebung, die leider oft nicht sieht was wirklich alles zu leisten ist.
lg

Offline MajaTopic starter

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Re: In Würde altern... aber wo? Zuhause? Heim?
« Antwort #94 am: 12.12.17, 19:13 »
 gestern war ich das erste mal meine Freundin im Heim besuchen ..
Sie hat ein kleines Appartement mit Wohnraum, Schlafecke,Bad und Balkon( 1,2qm).
Der Blick aus dem Fenster geht auf eine stark befahrene Strasse und eine hohe Begrenzungsmauer.
Sehr trist und scheußlich und gar kein Vergleich mit dem Ausblick zu Hause.
Sie hat sich sehr gefreut mich , meinen Mann und unsere Tochter zu sehen.
Das Heim sieht gepflegt aus, alles sehr geschmackvoll dekoriert.Die Menschen sehr freundlich.
Es ist warm, sie geht zum Frühstück und Mittagessen in den Speisesaal und Abendessen wird aufs Zimmer gebracht.
Sie braucht nicht waschen und putzen, das wird vom Heim aus gemacht.
Das ist auch ganz gut, denn sie hat Grosse Probleme mit ihren Schultern und Armen  .
 Eigentlich ist alles gut, wenn man nicht das Gefühl hätte, aufs Abstellgleis geschoben zu sein.
Auf meine Frage ob sie da bleiben will, sagte sie : ich komm net mehr Heim.
und willst du das wirklich? war meine nächste Frage
na die werden mir das schon sagen, war die Antwort.
ja da steht Dein grosses Haus jetzt leer, was wird damit?
Das ist mir wurscht! war dann die Antwort.
Auf alle Fälle ist sie nicht mehr wie sie mal war, die Demenz merkt man, obwohl es noch nicht sehr schlimm ist.
Ich kann nichts ändern, es ist wie es ist.
Es tut mir weh, aber ich muss es akzeptieren, denn die kinder haben die Pflicht.

Offline Teekanne

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Re: In Würde altern... aber wo? Zuhause? Heim?
« Antwort #95 am: 13.12.17, 13:03 »
@hosta

Es ist bereits der 2. Pflegedienst, wobei der 1. echt unterirdisch war und eigentlich komplett gegen alle Gesetze verstoßen hat.

Jetzt bin ich mit der Betreuerin zufrieden und hoffe, dass auch die nächste jetzt passt. Dadurch habe ich  (noch) keinen Grund zu kündigen.

Wenn ich mich so umhöre, ist es fast überall so.

Es ist schwierig, wenn man nicht direkt mit den Personen zusammenlebt, mitzupflegen. Ich wäre vermutlich genauso, dass ich nicht wichtige Termine verschiebe, um die Mutter zu waschen. Die möchte jedoch genau um diese Zeit usw. usf.

@Maja:

Evtl. ist den Kindern die Demenz schon länger aufgefallen und sie wollten der Mutter helfen, bevor etwas passiert? Meine Schwägerin wollte und konnte jahrelang die Demenz ihrer Mutter nicht sehen, weil sie sie damals noch relativ oft besucht hat. Das nahm teilweise gefährliche Dimensionen an (Schmerzmittel wurden mehrfach verschluckt, Herdplatten brannten stundenlang, Papierstabel wurde neben offener Ofentür abgelegt etc.). Bis ich mich gegen sie durchgesetzt hatte, dauerte es Jahre....

Offline MajaTopic starter

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Re: In Würde altern... aber wo? Zuhause? Heim?
« Antwort #96 am: 13.12.17, 13:18 »
Teekanne
den Kindern war gar nichts aufgefallen, weilsiejanicht so oft bei ihr waren.
das ist mir und den nachbarinnen aufgefallen und den Menschen mit denen sie unterwegs war.
Da mein Freundin ein aneurysma im Kopf hat, dachten wir dass es sich vergrössert hätte und evtl auf Gehirnzellen drückt.
Ich habe den Ausschlag erst gegeben dass die Kinder sich mal kümmern sollen. Deshalb drückt mich wohl das Ganze auch so.

Offline frankenpower41

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Re: In Würde altern... aber wo? Zuhause? Heim?
« Antwort #97 am: 13.12.17, 14:31 »
Maja, das kann ich verstehen. Du denkst jetzt bestimmt, wenn Du nichts gesagt hättest, dann könnte sie noch in ihrer Umgebung sein.
Ich finde es, auch wenn es für sie sicherer ist im Heim zu sein, trotzdem nicht richtig.
Da wäre Pflegekraft oder ein Heim in der näheren Umgebung auch Lösungsmöglichkeit gewesen.
Und dann noch so schnell, wie Du die Frau schilderst ist sie ja nicht geistig weggetreten , für mich ist das eine Art von Entmündigung.

Offline MajaTopic starter

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Re: In Würde altern... aber wo? Zuhause? Heim?
« Antwort #98 am: 13.12.17, 22:40 »
habe jetzt ein wenig weiter geforscht und mir die federführende Tochter zum Gespräch gebeten.
jetzt hat sich einiges geklärt.
meine Freundin hat noch keine Pflegestufe,  daher hätte es auch geldlich nicht gereicht wenn sie  eine Betreuungsperson zu sich ins Haus geholt hätte.
Ach ich hab mir jetzt mal alles von der Seele gesprochen und der Tochter einiges über ihre Mutter erzählen können, was ihr entgangen ist und jetzt ist aufgeräumt .
Ich gebe mir jetzt an nichts mehr Schuld und habe keine Verantwortung. was ich noch habe ist meine Freundschaft und die lieben Gefühle für meine Freundin und die werde ich weiter pflegen.

Offline MajaTopic starter

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Re: In Würde altern... aber wo? Zuhause? Heim?
« Antwort #99 am: 13.12.17, 22:49 »
im Gespräch haben wir beide erkannt dass meine Freundin schon ein besonderes Verhaltensmuster hätte.
Sie hat z b gesagt wenn gegessen  werden sollte "Nein ich kann jetzt nichts essen, ich bin noch so satt vom Mittagessen." dabei hätte sie da gar nicht gegessen. wer das nicht wusste hat ihr geglaubt.
jetzt ist das wenigstens regelmässig und wird überwacht

Offline annelie

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Re: In Würde altern... aber wo? Zuhause? Heim?
« Antwort #100 am: 14.12.17, 06:10 »
Maja, schön, dass Du das Gespräch hattest und einiges gekklärt werden konnte.
Vergangenheit ist Geschichte,
Zukunft ist ein Geheimnis
und jeder Augenblick ist ein Geschenk.

Liebe Grüße
Annelie

Offline MajaTopic starter

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Re: In Würde altern... aber wo? Zuhause? Heim?
« Antwort #101 am: 16.12.17, 12:21 »
ja annelie das hilft mir jetzt mit der ganzen Situation besser umgehen zu können.
Mein Groll auf die Kinder meiner Freundin ist weg.
Reden hilft

Offline Steinbock

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Re: In Würde altern... aber wo? Zuhause? Heim?
« Antwort #102 am: 17.12.17, 12:14 »
Respekt Maja!!!

zollt Dir Elisabeth
Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne... (H.Hesse)

Offline Margret

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Re: In Würde altern... aber wo? Zuhause? Heim?
« Antwort #103 am: 05.10.18, 21:38 »
Ich hänge meinen Bericht mal hier an, er passt thematisch und ich denke, es muss nicht extra ein neues Thema aufgemacht werden.
Falls das jemand doch möchte, dann gerne.

Durch unsere persönliche Situation (wir sind nicht uneingeschränkt glücklich über die Art, wie unsere Eltern das Thema für sich lösten)  und weil ich neugierig bin ;D,  interessiere ich mich einfach für alternative Wohnformen im Alter. Was nicht heißt,  dass wir z.B. in eine Alters-WG ziehen wollen.
Aber vermutlich werden wir es eines Tages nicht mehr schaffen, die riesige Hofstelle zu unterhalten und es wird keiner da sein,  der das für uns macht. Also werden wir voraussichtlich aktiv eine Entscheidung treffen , wo und wie es wohnungsmäßig für uns weitergeht. Das wird spannend und voller Gefühle werden !   Außerdem ist es praktischer, nicht mehr im Außenbereich zu wohnen wenn man z.B. nicht mehr Auto fährt.

Es war ein Vortragsabend mit Dr. Henning Scherf aus Bremen (er war Reg. Bürgermeister von Bremen) ausgeschrieben und dafür nahm ich mir die Zeit.
Er gilt als Pionier in der Entstehungsgeschichte sog. Alters-WGs.  Er war noch keine 50 als er mit seiner Frau nach längeren Planungen zusammen mit 8 anderen Freunden im selben Alter (und ähnlich "gestrickt") in ein größeres altes Haus zog,  das nach aufwändigen Renovierungs- und Umbauarbeiten 7 Wohnungen bot.  Dort wohnt der Stamm der Bewohner nun seit bald 30 Jahren  miteinander- Herr Scherf wird 80 dieser Tage !
Es ging ihnen um eine Art Ersatzfamilie,  da bei den meisten die Situation war,  dass die Kinder erwachsen geworden waren und "das Weite gesucht haben".    So ist relativ viel Gemeinsamkeit vorgesehen.    Die Mahlzeiten werden recht oft miteinander eingenommen als WG und  v.a auch wenn irgendwelche Gäste da sind.
Deshalb war eine Grundvoraussetzung,  dass in jeder Wohnung ein so großer Essplatz sein muss,  dass mindestens die 10 Bewohner Platz finden.  In jeder Wohnung muss auch jederzeit Platz sein für einen oder mehrere Gäste.  Bekommt jemand Gäste, werden diese auf alle verteilt.  Deshalb sind auch alle dabei wenn mit den Gästen gegessen oder sich unterhalten wird.

Herr Scherf machte eindringlich klar,  dass die demographische Entwicklung bedeute,  dass es immer mehr Leute gibt, die immer älter werden, außerdem immer mehr Singles,  dagegen fehlen (wenn die sog. Babyboomer in Rente kommen) Arbeitskräfte, gerade im Pflegebereich. Deshalb sei es so wichtig,  dass es neben professioneller Hilfe unbedingt möglichst viel Begleitung und Unterstützung im Privaten gebe. Nur parallel  als Pflege-Mix  sei Pflege in den nächsten Jahrzehnten machbar.  Schon jetzt würden ja Heime ganz oder stockwerksweise geschlossen wegen fehlendem Personal.

So hat die WG auch bereits zwei sterbende Mitbewohner über längere Zeit begleitet,  die sehr viel Nähe wollten,  so dass in Schichten immer jemand aus der WG und den dazugehörigen Familien bei den Patienten war.
Das wird sicher spannend, wie dieses Thema künftig klappt,  da nun eine ganze Reihe der Bewohner über 80 ist.

Dies ist nur ein ganz grober Abriss des Gesagten.
Er hat wohl auch Bücher zum Thema geschrieben,  die möchte ich mir mal aus der Bücherei leihen.

Vor und nach dem Abend war ich keineswegs der Meinung,  dass genau so eine WG "mein Ding" wäre.  Sie ist auch nur für recht solvente Leute machbar.  Und man sollte sich sehr gut kennen und vertrauen und ähnlich ticken, um die einzugehen. Aber er brachte viel Wissen zum Thema und langjährige Erfahrung  sehr freundlich rüber.  Das war ein sehr interessanter Abend und brachte schon einige Gedanken ins Rollen und mehrere gute Gespräche.

Lösung haben wir noch keine für uns  aber man darf und muss ja rechtzeitig beginnen, sich offen mit dem Thema zu beschäftigen.

Margret

« Letzte Änderung: 05.10.18, 21:42 von Margret »

Offline gammi

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Re: In Würde altern... aber wo? Zuhause? Heim?
« Antwort #104 am: 05.10.18, 22:17 »
Ganz schlecht ist ja die Idee nicht. Hat ja auch sehr große Ähnlichkeit mit betreutem Wohnen. Oft ist es ja  praktisch, wenn im Notfall jemand Hilfe holen kann.
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