Autor Thema: Chef, Partner, weibliche und männliche Sichtweise?  (Gelesen 7649 mal)

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Offline maryTopic starter

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So und jetzt noch ein provokantes Thema,
unsere Tochter hat mich vor ein paar Tagen draufgebracht,
sie ist ausgebildete Landwirtin und bekommt oftmals das Gefühl, dass sie nicht so ganz erst genommen wird,
dass die Gleichwertigkeit im Beruf und Tätigkeitsfeld Landwirtschaft noch zu wünschen übrig lässt.
Bringt sie in Diskussionen ihre weibliche Sichtweise ein, dann heißt es sofort, Gefühle könne man sich in der Landwirtschaft nicht leisten, das kann nur knallhart kalkuliert werden.
Bei uns läuft jetzt schon eine Weile ein Versuch, auch die weiblichen Anteile stärker zu gewichten, war natürlich leichter mit Juniorchefin,
aber es war nicht ganz einfach, auch meinen Mann davon zu überzeugen.
Wie einigt Ihr Euch, wenn Dinge aus verschiedenen Perspektiven betrachtet- ganz andere Ergebnisse zulassen können.
maria

« Letzte Änderung: 30.01.05, 13:26 von Mirjam »

Offline strop

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Re: Chef, Partner, weibliche und männliche Sichtweise?
« Antwort #1 am: 28.01.05, 16:14 »
Hallo, mary!
Bei uns war es grundsätzlich so, dass mein Mann betriebliche Entscheidungen a l l e i n traf, nicht alle Entscheidungen waren richtig bzw. mußten bedingt durch äußere Einflüsse geändert werden. Habe immer meine Sichtweise und meine Vorschläge auch mit eingebracht, hätte in vielen Dingen mehr ( weibliche ? )  Zurückhaltung geübt, Männer gehen m. Erachtens gern "in die Vollen", damit meine ich, sie sind risikobereiter oder so. Ich selbst setze nicht gern sehr viel bzw. alles auf eine Karte. Beispiel:
Als wir vor ca. 15 Jahren mit dem Weihnachtsbaumanbau begannen, war die preisliche Situation eine ganz andere als sie heute ist. Ich wollte damals n i c h t großflächig anbauen und sie durch eine Organisation vermarkten, von der ich nichts, oder zumindest nichts gutes gehört hatte. Nun, die Tannen wurden Jahr um Jahr gepflanzt, ca. 40 ha insgesamt. Es kam Preisverfall durch Überangebot. Ab-Hof-Verkauf und Verkaufsstände konnten einiges auffangen, dennoch blieb Geld hängen, an Kunden, die nicht zahlten, in den Konkurs gingen, oder eben nur wenig zahlten. Anderes Beispiel: Die Entscheidung, vor ca. 20 Jahren die Ställe umzubauen für Legehennen in Bodenhaltung war richtig, es war damals der richtige Schritt. J e t z t  bin ich (leider) durch den Tod meines Mannes in der Situation, alle betrieblichen Entscheidungen a l l e i n treffen zu müssen, und ich hole gern männlichen Rat ein, wenn es um Veränderungen geht.
Ob es an dem gewissen MEHR an Weitblick liegt - ich kann es nicht sagen. Als Verhandlungspartner bin ich mittlerweile wohl anerkannt, Emotionen bringe ich tunlichst n i c h t auf den Verhandlungstisch, ich bemühe mich irgendwie, dann "geschlechtslos" zu sein.
LG, strop
P.S.Würde mich auch sehr interessieren, wie es in anderen Familien gehalten wird, wenn betriebl. Veränderungen anstehen.
« Letzte Änderung: 30.01.05, 13:27 von Mirjam »

Offline maryTopic starter

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Re: Chef, Partner, weibliche und männliche Sichtweise?
« Antwort #2 am: 28.01.05, 19:01 »
Hallo strop,
meine Hochachtung, den Betrieb alleine ohne Partner zu führen, das verlangt einiges ab.
Aber man wird im Leben nicht immer gefragt, sondern muss mit den Umständen klarkommen.
Was mir aufgefallen ist,
auf dem Hof wird immer von Partnerschaft gesprochen, aber bis es bei uns eine wirkliche gleichberechtigte Partnerschaft geworden ist, das hat sehr lange gedauert.
Es geht nicht darum, dass man die Buchführung macht, oder für den gesamten Geld- und Zahlungsbereich verantwortlich ist, es geht nicht darum, dass frau nicht fragen muss, welche Bullen auf die Kühe eingesetzt werden,
sondern Partnerschaft hat für mich etwas mit auf gleicher Augenhöhe zu sein - zu tun,
und wenn ein Mann eine landw. Ausbildung, x Praxisjahre und eine Meisterprüfung hat-
als Frau mit einem anderen erlernten Beruf- soll man das Wissen und Können haben, um mitzudiskutieren, mitzuentscheiden und auch mitzuverantworten haben,
da ist nach meinen Erfahrungen eine gewaltige Schieflage drinnen.
Und die wird sich weiter verändern, die heutigen Investitionsvolumen werden immer grösser,
irgendwie hängt Frau da mitdrinnen, ob finanziell, menschlich, oder wie auch immer.
Wenn beide im Betrieb schaffen und davon leben, dann ist es nicht immer ganz einfach,
es geht um wirtschaftliches Auskommen und den anderen auch Fehler zugestehen,
aber auch darum, zu erkennen, dass man nicht immer schweigen kann.
Früher habe ich oft Frauen beneidet, die betrieblich nicht so gefordert waren,
die Sorge um den Betrieb ist manchmal wie eine schwere Last auf dem Rücken,
aber ich erlebe es bei meinen Freundinnen, Nichtbäuerinnen, sondern Unternehmersfrauen,
die stehen genauso ihre Frau und tragen auch einen grossen Anteil der Last.
Aber da erlebe ich es genauso, dass sehr viel Verantwortung und Arbeit auf ihren Schultern lastet,
aber eine wirkliche Ausbildung, um das ganze auch immer bis ins Detail verstehen zu können,
gibst auch hier nicht.
Frauen scheinen halt einfach die Gaben zu haben, um sich reinzuknieen und die Last zu schultern.
Weiterhin viel Kraft und Mut für deinen wahrscheinlich nicht immer leichten Weg,
liebe Grüsse
maria
« Letzte Änderung: 30.01.05, 13:27 von Mirjam »

Offline Mirjam

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Hallo Maria,


ich glaub, manchmal sind wir Männern mächtig "unbequem" und "anstrengend" weil wir auch ein Einlassen auf "unsere Denkweise" fordern oder eben anders kommunizieren oder anders arbeiten und auch anders zum Ziel kommen. Perspektivenwechsel sind anstrengend  ::) und Frauen könnten sich ja sowieso besser anpassen.. ???.

Aus dem aktuellen Focus-Magazin:
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Der Präsident der Havard-Universität, Lawrence Summers argumentiert, dass Frauen aufgrund ihrer Veranlagung nicht für die Forschung geeignet sind.

Dem widerspricht Fr. Christiane Nüsslein-Volhard entschieden. Diese Argumentation habe sie schon während ihrer Ausbildung von ihrem eigenen Chef gehört.

Die deutsche Biologin und Genetikerin Fr. Nüsslein-Volhard ist heute Direktorin des Max-Planck-Institutes in Tübigen und erhielt 1995 den Nobelpreis für Medizin.
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Maria, vielleicht wären die Unternehmerinnen-Fachgespräche der AHA und des BV in Bonn zum Austausch und Motivation etwas für deine Tochter?


viele Grüsse

Mirjam
« Letzte Änderung: 29.01.05, 21:02 von Mirjam »
Der Kopf ist rund - damit die Gedanken auch mal die Richtung ändern können!

Offline Mirjam

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Re: Chef, Partner, weibliche und männliche Sichtweise?
« Antwort #4 am: 30.01.05, 13:26 »
Hallo Maria,

über einen Umweg bin ich bei etwas gelandet, dass deinem Empfinden sehr nahekommen und deinen Aktivitäten nützen könnte:

Die "Gender-Perspektive"

http://www.gender-mainstreaming.net

"Gender Mainstreaming

bedeutet, bei allen gesellschaftlichen Vorhaben die unterschiedlichen Lebenssituationen und Interessen von Frauen und Männern von vornherein und regelmäßig zu berücksichtigen, da es keine geschlechtsneutrale Wirklichkeit gibt."
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Vorteile und Effekte - Warum Gleichstellung?

Die Gleichbehandlung der Geschlechter und das Recht auf gleiche Teilhabe in allen gesellschaftlichen Bereichen sind grundlegende Menschenrechte.

Die Gleichstellung von Frauen und Männern vergrößert die Gerechtigkeit in einer Gesellschaft, die zu annähernd gleichen Teilen aus Frauen und Männern besteht.

Die gleiche Teilnahme und Teilhabe von Frauen und Männern in allen Bereichen der Gesellschaft bedeutet die volle Verwirklichung von Demokratie.

-> Die gleiche Einbeziehung von Frauen und Männern in die Politik führt zu einer anderen, ausgewogeneren Politik und gesellschaftlichen Entwicklung.

-> Arbeit, Kreativität und Entscheidungsmacht auch von Frauen sind für die Wettbewerbsfähigkeit von Wirtschaft und Gesellschaft unverzichtbar.

-> Gleichstellung bedeutet in vielfacher Hinsicht für Frauen und Männer eine höhere Lebensqualität und mehr Entscheidungsfreiheit für die eigene Lebensgestaltung und zeigt für nachfolgende Generationen neue Lebensperspektiven auf. (das ist gerade in der LW wichtig!)


Warum Gender Mainstreaming?


Durch die Ausrichtung an den Lebensrealitäten beider Geschlechter wird die Wirksamkeit von politischen und verwaltungstechnischen Maßnahmen erhöht.

Der Abbau von Diskriminierung vermeidet Kosten, weil weniger nachträgliche Korrekturmaßnahmen nötig sind.

Die Innovationspotentiale beider Geschlechter werden angesprochen und aktiviert.

Dadurch steht eine größere Gruppe von qualifiziertem Personal zur Verfügung.

Die Qualität von Dienstleistungen wird durch geschlechterspezifische Pass- und Zielgenauigkeit erhöht.

Das Image von Politik und Verwaltung wird verbessert.

Die Beschäftigten sind zufriedener und stärker motiviert.

--> Starre und unproduktive Arbeitsstrukturen und -kulturen können durch Aufhebung von Geschlechtermonokulturen und durch die gleichmäßige Repräsentanz von Frauen und Männern schneller und besser überwunden werden. (also liegt der BV mit seinen Unternehmerinnenfachgesprächen im Gender-Trend  ;) ).


 
« Letzte Änderung: 30.01.05, 13:27 von Mirjam »
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Offline maryTopic starter

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Re: Chef, Partner, weibliche und männliche Sichtweise?
« Antwort #5 am: 31.01.05, 09:22 »
Hallo Mirjam,
ob wir unbequem sind, ich weiß es nicht, aber von der Gleichberechtigung, von der ich so gut wie nichts halte- haben wir die männlichen Sichtweisen, Werte und Problemlösungsstrategien übernommen, haben unsere weibliche Sichtweise hintangestellt und als Erfolg ist die Welt männlicher geworden.
Denn dass Männer sich auch um weibliche Werte, Sichtweisen und Problemlösungsstrategien angenommen hätten, ich habe noch nichts bemerkt.
Wir sind noch nicht recht viel weiter als auf dem Assistentinnenstatus-
wirkliche Teilhabe an Entscheidungen- egal ob im politischen, wirtschaftlichen Umfeld,
werden aus der männlichen Sichtweise gefällt-
das weibliche Erleben und deren Sichtweise bleibt aussen vor.
Und in der Landwritschaft ist das nicht besser oder schlechter als woanders.
Aber mir fällt auf, dass die Frauen das Schmiermittel im sozialen Klima sind, dass Frauen einfach mit ihren Empfindungen oftmals einfach näher am Leben sind-
sie sind der menschliche und soziale Kitt, der viele Beziehungen am Leben erhält,
egal ob in der Familie, im Freundeskreis, in der Nachbarschaft, in der Gemeinde, in der Strasse.
Und wenn ich jetzt sehe, wie sich eine soziale Eiszeit über Deutschland legt-
dann frage ich mich, wer wird diese Kälte einmal abpuffern?
Von den Männern sehe ich keine Wärme kommen-
woher dann???????
Auffallend ist, dass in letzter Zeit in vielen Fachzeitschriften, selbst im landw. Wochenblatt ausgerechnet diese Themen angesprochen werden-
wie Frauen den Spagat schaffen sollen,
für andere Wärme, Fürsorge zu leisten und nicht irgendwann mit leerem Tank auf der Strasse liegen zu bleiben.
Woher Männer ihren Sprit beziehen, ich weiß es nicht,
aber sehr viele Frauen fahren mit dem Reservetank-
und auch hier wird es wichtig, weibliche Sichtweisen einzubringen.
Aber als weibliche Partnerin, als weibliche Chefin.
Damit ich nicht falsch verstanden werde, ich habe absolut nichts gegen Männer,
aber ich weigere mich, die Welt weiterhin aus der männl. Brille zu sehen-
auch als Bäuerin hoffe ich, dass ein Stück Weiblichkeit in die Landwirtschaft kommt.
Herzliche Grüsse
maria

Offline Mirjam

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Re: Chef, Partner, weibliche und männliche Sichtweise?
« Antwort #6 am: 31.01.05, 10:29 »
Hallo Mirjam,
ob wir unbequem sind, ich weiß es nicht, aber von der Gleichberechtigung, von der ich so gut wie nichts halte- haben wir die männlichen Sichtweisen, Werte und Problemlösungsstrategien übernommen, haben unsere weibliche Sichtweise hintangestellt und als Erfolg ist die Welt männlicher geworden.

Hallo Maria,

für mich heißt Gleichberechtigung nicht! Anpassung an männliche Strukturen um gleichgestellt zu werden, sondern dass ich mit meinen weiblichen Attributen, Ansichten, Forderungen usw. als -> gleichwertig anerkannt ohne dass ich mich "anpassen"  muss.

Und - da sind wir uns denke ich einig - da hat gerade die Landwirtschaft noch jede Menge "Gender-Perspektive" notwendig und nachzuholen:

Das Wahrnehmen und Intergrieren von den Bedürfnissen, Ideen, Forderungen, Ansichten von Frauen und ich denke, dass die LW davon jede menge profitieren - könnte und einige, v.a. soziale Probleme usw. viel geringer wären.

viele Grüsse

Mirjam
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Clara

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Re: Chef, Partner, weibliche und männliche Sichtweise?
« Antwort #7 am: 31.01.05, 12:20 »
hallo,

ich bin kein fan von solchen diskussionen mann oder frau, wer ist der bessere?

ich halte es für besser, wenn man sich austauscht. ich kann mich auch als frau gut bei fachlichen themen behaupten, nämlich dann, wenn mein gegenüber merkt, das ich kenntnis hab über das was auf der tagesordnung steht. was ich weiss oder nicht weiss, hat null mit meinem geschlecht zu tun, sondern mit der ausbildung oder mit dem willen,
mich mit neuen themen auseinanderzusetzen.
anfangs hatten meine männlichen kollegen auch so ihre problem mit meiner einer, aber inzwischen kommen sie von selbst und fragen mich um rat.
manchmal entwaffnet ein lächeln ungemein,ein ander mal muss man halt mal seinen unmut ganz klar und deutlich äußern. aber das lernt man mit der zeit, wann was das beste ist.

eines möchte ich in diesem zusammenhang noch in die diskussion einbringen. viele frauen regen sich auf *zu recht*, wie sie manchmal von den herrlichkeiten behandelt werden, aber wenn ich zum beispiel wirtschaftliche oder politische talkshows sehe und höre,
frauen über frauen reden... dann bleibt mir manchmal die spucke wech... da wird nämlich teilweise nicht die eigentliche thematik diskutiert, sondern das outfit oder das make up...
fragt das einer bei einem mann, warum sein
scheitel
ausgerechnet heut nicht exakt gezogen ist????

in diesem sinne einen schönen tag wünscht eine nachdenkliche

clar

Alice

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Re: Chef, Partner, weibliche und männliche Sichtweise?
« Antwort #8 am: 01.02.05, 14:21 »
Hallo,

da habt ihr ein brisantes Thema aufgegriffen, aber ein sehr interessantes. Gerade für mich als Anfängerin, die da in das ganze Landleben und die Landwirtschaft reinstolpert.

Wie geht ihr ganz konkret damit um, wenn auch mal wieder die Luft wegbleibt, weil der Bauer alleine entscheidet oder bei Entscheidungen (egal ob große oder kleineren) schnell die Diskussion/ die Erklärung Euch Frauen gegenüber sehr kurz hält, um dann entweder alleine zu entscheiden oder so was zu sagen wie "das kannst Du nicht/ da kennst Du Dich nicht aus - ich mach' das schon". Bei solchen Meinungsverschiedenheiten kann frau doch nicht ruhig bleiben, oder doch??? - Es ist doch auch bei vielen Btlerinen so, dass sie was ganz anderes gelernt haben und nicht x Jahr Erfahrung haben mit der Arbeit auf'm Hof und den vielen Entscheidungen... Haltet ihr Euch einfach raus und lasst Euren Mann entscheiden oder sagt ihr was und Euer Mann entscheidet alleine????

Es können doch nicht alle Bäuerinen und alle die es werden wollen Landwirtin lernen, weil Kinder da sind, der Hof eben die Arbeitskraft braucht etc... Lasst ihr Euch regelmäßig die Butter vom Brot nehmen, weil ihr auch nach jahrelanger Arbeit noch "neu" seid??? - Es ist doch eine Tatsache, dass man als "Stift" oder eben als Jungbäuerin tausend Fehler macht und noch verdammt viel lernen muss, um seinen "Mann" stehen zu können...

Macht Euch das nix aus, dass ihr Frauen außerhalb der Küche (etwas übertrieben!) nicht viel zu sagen habt, weil ihr "neu" seid????

Wie geht ihr mit den Emotionen um, wenn z.B. beim Melken was schief geht und der Bauer (mit Erfahrung) reglmäßig grinst und meckert, und leider oftmals recht hat indem er sagt, "mach' doch so und net so!!". Ich meine, wenn sich der Mann auf dem Hof dauernd als "Chef" aufspielt und die Ehefrau nur noch Azubi oder Mitarbeiter ist, der schwätzt, zu langsam arbeitet, dauernd Fehler macht...

Mit dem "Chef" geht ihr doch abends zusammen Vespern und ins Bett.

Habt ihr oft Krach wegen der unterschiedlichen Sichtweisen der Dinge, egal, ob Traktorkauf, oder Bau neuer Gebäude oder auch Kauf/ Verkauf von Tieren...

Frauen sind meist vorsichtiger, aber ist das immer schlimm? Gut, es gibt auch Frauen, die sind bei allen Entscheidungen viel zu vorsichtig und zu ängstlich und kommen nie zu etwas, aber im allgemeinen sind Frauen zurückhaltender. Am meisten fällt es beim Tempo beim Autofahren auf - junge Kerle rasen und tasten sich von oben an die maximal mögliche Geschwindigkeit heran und Frauen eher von unten.

Viele Grüße,

Alice

Ich war vor ein paar Tagen (als Frau) zum ersten Mal bei einem Vortrag vom Landwirtschaftsamt - die anwesenden Bauern haben durch mich durchgeschaut - auch die in meinem Alter! Soll frau sich da noch schief anschauen lasse, weil sie eine moderne Bäuerin ist und sich informiert????

Oder geht ihr Frauen da einfach nicht hin und informiert Euch "heimlich" im BT oder in Zeitungen, TV????


Offline Doro

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Re: Chef, Partner, weibliche und männliche Sichtweise?
« Antwort #9 am: 01.02.05, 14:50 »
Hallo Alice,

da geh ich schon hin, auch wenn ich des öfteren da als Frau alleine bin! Ich gehe auch oft zusammen mit meinen Mann zu solchen Versammlungen, wie auch heute abend. Da werden höchstens 3 Frauen da sein (schätz ich mal)!
Ich hab damit kein Problem, aber wenn die Männer eines haben ??? sollen sie es sagen!
Es grüßt Doro

,,Leben ist nicht genug", sagte der Schmetterling. ,,Sonnenschein, Freiheit und eine kleine Blume muss man haben".

Offline Doro

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Re: Chef, Partner, weibliche und männliche Sichtweise?
« Antwort #10 am: 02.02.05, 15:48 »
Hallo Alice,

ich war wieder einmal allein als Frau dort!
Es grüßt Doro

,,Leben ist nicht genug", sagte der Schmetterling. ,,Sonnenschein, Freiheit und eine kleine Blume muss man haben".

Offline maryTopic starter

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Re: Chef, Partner, weibliche und männliche Sichtweise?
« Antwort #11 am: 02.02.05, 16:05 »
Hallo Doro,
hat Dich sicher keiner der Herren gefressen ;D
Mich wundert es, dass sich bei wichtigen Themen, die Frauen genauso betreffen, so wenige informieren.
herzl. Grüsse
maria


Clara

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Re: Chef, Partner, weibliche und männliche Sichtweise?
« Antwort #12 am: 03.02.05, 02:07 »
hallo @ all und besonders alice,

lass dich bloss nicht von den männern abschrecken... da hilft echt nur regelmässiges auftauchen, ab und an  mal was fragen wenn man mal was nicht weiss und dann gewöhnen sie sich schon an dich. wenn jemand eine dummen spruch macht, dann sprich ihn direkt an und stelle ihm persönlich deine frage. das hilft meist recht gut.

tja, ich habe das glück, dass ich nicht mit einem meiner berufskollegen das bett teilen "muss", das erleichtert die diskussion ungemein.

ich denke, es ist wichtig, dass man trotz allem klar und deutlich sagt, was einen bewegt zum der einen oder anderen entscheidung. vielleicht ist ja mein gegenüber auch ganz froh über das eine oder andere argument von mir? es ist ja nicht alles gleich "verkehrt"
nur weil frauen die themen aus anderen blickwinkeln betrachten oder sich überhaupt eigene gedanken machen. schliesslich sitzen ja langfristig alle in einem boot... egal wie die sache aus geht.


liebe grüße clara

Offline maryTopic starter

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Re: Chef, Partner, weibliche und männliche Sichtweise?
« Antwort #13 am: 03.02.05, 05:59 »
Hallo Alice,
es dauert eine Weile, bis frau sattelfest wird, ich kann Dich nur ermutigen, Dir Wissen und Informationen zu holen, wo es nur geht.
Das Problem auf einem Hof ist, dass ein Mann eine sehr lange Zeit der Ausbildung hinter sich hat,
eine Frau dieses Wissen in kürzester Zeit haben sollte, um sich auch selbstbewusst in Entscheidungen einzumischen.
Denn irgendwie sitzt frau im selben Boot.
Die verschiedenen Rollen- Frau,Mutter, Bäuerin, Azubi, Mitarbeiterin  -------Mann, Vater, Bauer, Chef,
Vorgesetzter sind meist eine Bereicherung, aber manchmal eine Last.
Ich kann Dir nur den Rat geben, such Dir gleichgesinnte Frauen und macht Euch auf die Socken.
Auch wenn heute noch gleichaltrige Bauern in einer Veranstaltung durch Dich hindurchsehen,
nimms gelassen, in dem Augenblick, in dem Du Dich sicher fühlst - wirst Du nicht mehr übersehen.
Dieses Thema scheint nur für einen Randgruppenbereich interessant zu sein,
aber aus gelebter Lebenserfahrung fühle ich, dass es doch ein wichtiges Thema ist.
Es hat auch bei uns lange gedauert, bis ich selbst aus den Asistentinnenstatus herausgewachsen bin und wirklich gleichberechtig mitentscheide. Mein Mann hat mich von anfang an bei allen Entscheidungen miteingebunden, aber wenn das Wissen und der Hintergrund fehlt, dann sind auch aus dem Bauch heraus getroffene Entscheidungen schwer zu begründen-
heute kann ich zwar feststellen, dass die Entscheidungen richtig waren-
inzwischen ist das Wissen und der Bauch mitentscheidend.
Die besten Entscheidungen sind in unserem Betrieb die, die von beiden aus ganz unterschiedlichen Sichtweisen durchdiskutiert und dadurch gefällt werden.
Aber es gibt auch bei uns noch vieles, was erst reifen muss, ich mag es nicht, wenn ich bei Entscheidungen nicht die Zeit habe, um in aller Ruhe zu einem Entschluss zu kommen-
und meine Familie ebenfalls.
Was mir auch hilft, inzwischen haben wir einige private Berater, die oftmals meine auch heute noch aus dem Bauch getroffenen Entscheidungen sehr gut mit Zahlen belegen können-
Zahlen sind sehr gute Argumente.
Und bei der Arbeitserledigung- wenn mir mein Mann bei einer Arbeit hilft, dann lasse ich ihn so arbeiten, wie er meint, dass es richtig ist- ich nehme mir allerdings auch das gleiche Recht heraus.
So gesehen hatte ich eigentlich riesiges Glück, dass ich eine bessere Hälfte erwischt habe,
die mich hat wachsen lassen.
Aber als frau muss man sich das Wachsen auch zutrauen.
Viel Glück und Standvermögen
maria

manurtb

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Re: Chef, Partner, weibliche und männliche Sichtweise?
« Antwort #14 am: 03.02.05, 10:58 »
Dieses Thema scheint nur für einen Randgruppenbereich interessant zu sein,
aber aus gelebter Lebenserfahrung fühle ich, dass es doch ein wichtiges Thema ist.
Hallo Maria,
das glaube ich nicht, dass das nur für einen Randgruppenbereich interessant ist.
Denn das Vorgehen, sich bei Männern durchzusetzen, ist in allen Bereichen gleich.
Männer nehmen nur ernst, wenn man etwas darstellt, wenn man seine Interessen vertritt, ohne sofort nach der Frage wieder verschämt drei Schritte zurückzutreten.
Ich kann dann durchaus noch meine weiblichen 'Tugenden' miteinbringen, das ist dann ganz in Ordnung (ich muss mich z.B. nicht immer als den Allwissenden darstellen, was viele Männer gerne machen), aber ich muss ein Auftreten haben, dass man mich wahrnimmt.