Hallo Herbert,
dass auch auf einem Hof niemand unersetzlich ist, das ist uns heuer in sehr drastischer Weise zu Bewusstsein geführt worden.
Von einer Minute auf die andere ist das Leben vorbei - und Familie muss schauen, wie sie damit zurecht kommt.
Du hast eine sehr tüchtige Frau, die ist jetzt sicher aber auch ganz schön gefordert.
Weitergehen muss es immer und Mensch hält einiges aus, aber ich bin heilfroh,
dass mein Mann wieder im Betrieb mitarbeiten kann.
Eine Weile kann man auch Dreifachbelastung tragen, aber es geht nicht spurlos vorbei.
Zu den Investitionen habe ich auch meine ganz eigene Meinung-
ich bin bei uns der Betriebsdagobert, da sehe ich vieles anders.
Wir sind bei der Maschinenausstattung sehr sparsam, würden aber nie den Ackerbau überbetrieblich machen lassen, bzw. nur von solchen Leuten, wo wir genau wüssten, wie die mit unserem Acker umgehen.
Da sind wir ein wenig lästig- und mich entsetzt oft wie wenig Gefühl manche Herren auf den Traktoren oben haben. Güllefass und einige andere Geräte haben wir mit einem Nachbarn gemeinsam, andere Geräte können wir ausleihen, zahlen dann nach Stunden oder Hektar.
Mir fallen die Unterschiede auf,
wir haben einen lockeren Zusammenschluss oder Arbeitskreis von Bäuerinnen im Betrieb,
wir kommen aus 5 verschiedenen Landkreisen und auch aus dem benachbarten Österreich.
Alles hat bei uns Kühe und in den meisten Fällen steht ein Hofnachfolger/in in den Startlöchern,
die Jugend ist in der Ausbildung bzw. fertig, sind aktiv, tüchtig, aber überall haben die Jungen keine Lust mehr noch weiter zu wachsen, wir Frauen ebenfalls nicht mehr. Bei ein paar sind die Kinder noch kleiner, Altenteiler nicht mehr im Betrieb tätig. Hofnachfolge ist bei fast keinem Betrieb ein Problem, aber unsere Jugend will ausser Arbeit noch was anderes- und sie fangen sich zu fragen an, wer das einmal schultern soll.
Jede von uns Frauen hat ihr Schärflein geleistet und ist im Betrieb ziemlich eingespannt und engagiert.
Zeitmanagement und Planung sind für uns keine Fremdwörter, es ist so interessant, auch den Werdegang eines Zeitexperten zu beobachten, was vor ein paar Jahren der neueste Schrei war, ist heute schon längst wieder anders.
Und bei vielen Veröffentlichungen in Fachzeitschriften kann ich mich manchmal schon erheitern,
aber es muss jede Woche oder Monat voll werden.
Einen jungen kritischen Revoluzzer zu Hause zu haben ist nicht immer ganz einfach,
aber es hat gewaltige Vorteile.
Ich finde den Beitrag nicht mehr, in einer österr. Fachzeitschrift war ein Beitrag eines österr. Beraters über das Wachstum und die Zukunft-
puh, da sind mir die Ohren geschlackert, wie schonungslos hier geschrieben worden ist.
Da waren knallharte Zahlen, wie hoch die Belastung der Bäuerinnen und Bauern ist,
wie sich grosse finanzielle Belastungen psychisch auswirken und so weiter.
War ganz anders, als wir es in den üblichen 'Fachzeitschriften lesen.
Diesen Berater möchte ich zu diesem Thema gerne noch einmal hören.
@schoko, hat eurer Junior seinen Plan schon realisiert?
Mit den Offenlegen der Betriebszahlen bin ich nicht deiner Meinung, niemand aus dem Gewerbe, Handwerk würde in einer gemeinsamen Schulklasse seine Zahlen offen legen.
Das hat nichts mit schamhaftem Verschweigen zu tun, sondern die Betriebszahlen gehen keinen was an.
Ich war selbst einige Jahre in einem Milchvieharbeitskreis- ich kenne diese Auswertungen und Offenlegungen, deswegen wird ein Betrieb nicht besser oder schlechter.
Da gibts ganz andere Schrauben, an denen man drehen kann.
Selbst die besten Zahlen alleine reichen nicht für eine Landwirtschaft mit Zukunft.
Denn sonst würden aus den grösseren Betrieben nicht die Töchter in Scharen sich mit Grausen von der Landwirtschaft abwenden. Ist zwar nicht überall so, aber eher die Regel als die Ausnahme.
Die meisten Bäuerinnen kommen aus kleineren Betrieben oder nicht aus der Landwirtschaft.
Herzliche Grüsse
maria