Autor Thema: Hat die Landwirtschaft eine Zukunft?  (Gelesen 20321 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Schoko

  • Gast
Re: Hat die Landwirtschaft eine Zukunft?
« Antwort #75 am: 20.08.06, 12:55 »
Hallo Gelika,
auch wir haben uns für einen neuen Betriebszweig entschieden, der meinem Sohn mehr zusagt als meinem Mann. D.h. aber, dass mein Mann zurücksteckte und sich nach den Ideen den Hofnachfolgers richtete. Unser Sohn muß die Arbeit mögen, nicht mein Mann. Natürlich machen wir trotzdem mit. Unser Sohn ist 22.
Schoko

Offline mary

  • in memoriam
  • Bewohner
  • *
  • Beiträge: 9692
  • Geschlecht: Weiblich
  • Baeuerin - Beruf mit Herz
Re: Hat die Landwirtschaft eine Zukunft?
« Antwort #76 am: 20.08.06, 20:24 »
Hallo Herbert,
dass auch auf einem Hof niemand unersetzlich ist, das ist uns heuer in sehr drastischer Weise zu Bewusstsein geführt worden.
Von einer Minute auf die andere ist das Leben vorbei - und Familie muss schauen, wie sie damit zurecht kommt.
Du hast eine sehr tüchtige Frau, die ist jetzt sicher aber auch ganz schön gefordert.
Weitergehen muss es immer und Mensch hält einiges aus, aber ich bin heilfroh,
dass mein Mann wieder im Betrieb mitarbeiten kann.
Eine Weile kann man auch Dreifachbelastung tragen, aber es geht nicht spurlos vorbei.
Zu den Investitionen habe ich auch meine ganz eigene Meinung-
ich bin bei uns der Betriebsdagobert, da sehe ich vieles anders.
Wir sind bei der Maschinenausstattung sehr sparsam, würden aber nie den Ackerbau überbetrieblich machen lassen, bzw. nur von solchen Leuten, wo wir genau wüssten, wie die mit unserem Acker umgehen.
Da sind wir ein wenig lästig- und mich entsetzt oft wie wenig Gefühl manche Herren auf den Traktoren oben haben. Güllefass und einige andere Geräte haben wir mit einem Nachbarn gemeinsam, andere Geräte können wir ausleihen, zahlen dann nach Stunden oder Hektar.
Mir fallen die Unterschiede auf,
wir haben einen lockeren Zusammenschluss oder Arbeitskreis von Bäuerinnen im Betrieb,
wir kommen aus 5 verschiedenen Landkreisen und auch aus dem benachbarten Österreich.
Alles hat bei uns Kühe und in den meisten Fällen steht ein Hofnachfolger/in in den Startlöchern,
die Jugend ist in der Ausbildung bzw. fertig, sind aktiv, tüchtig, aber überall haben die Jungen keine Lust mehr noch weiter zu wachsen, wir Frauen ebenfalls nicht mehr. Bei ein paar sind die Kinder noch kleiner, Altenteiler nicht mehr im Betrieb tätig. Hofnachfolge ist bei fast keinem Betrieb ein Problem, aber unsere Jugend will ausser Arbeit noch was anderes- und sie fangen sich zu fragen an, wer das einmal schultern soll.
Jede von uns Frauen hat ihr Schärflein geleistet und ist im Betrieb ziemlich eingespannt und engagiert.
Zeitmanagement und Planung sind für uns keine Fremdwörter, es ist so interessant, auch den Werdegang eines Zeitexperten zu beobachten, was vor ein paar Jahren der neueste Schrei war, ist heute schon längst wieder anders.
Und bei vielen Veröffentlichungen in Fachzeitschriften kann ich mich manchmal schon erheitern,
aber es muss jede Woche oder Monat voll werden.
Einen jungen kritischen Revoluzzer zu Hause zu haben ist nicht immer ganz einfach,
aber es hat gewaltige Vorteile.
Ich finde den Beitrag nicht mehr, in einer österr. Fachzeitschrift war ein Beitrag eines österr. Beraters über das Wachstum und die Zukunft-
puh, da sind mir die Ohren geschlackert, wie schonungslos hier geschrieben worden ist.
Da waren knallharte Zahlen, wie hoch die Belastung der Bäuerinnen und Bauern ist,
wie sich grosse finanzielle Belastungen psychisch auswirken und so weiter.
War ganz anders, als wir es in den üblichen 'Fachzeitschriften lesen.
Diesen Berater möchte ich zu diesem Thema gerne noch einmal hören.

@schoko, hat eurer Junior seinen Plan schon realisiert?
Mit den Offenlegen der Betriebszahlen bin ich nicht deiner Meinung, niemand aus dem Gewerbe, Handwerk würde in einer gemeinsamen Schulklasse seine Zahlen offen legen.
Das hat nichts mit schamhaftem Verschweigen zu tun, sondern die Betriebszahlen gehen keinen was an.
Ich war selbst einige Jahre in einem Milchvieharbeitskreis- ich kenne diese Auswertungen und Offenlegungen, deswegen wird ein Betrieb nicht besser oder schlechter.
Da gibts ganz andere Schrauben, an denen man drehen kann.
Selbst die besten Zahlen alleine reichen nicht für eine Landwirtschaft mit Zukunft.
Denn sonst würden aus den grösseren Betrieben nicht die Töchter in Scharen sich mit Grausen von der Landwirtschaft abwenden. Ist zwar nicht überall so, aber eher die Regel als die Ausnahme.
Die meisten Bäuerinnen kommen aus kleineren Betrieben oder nicht aus der Landwirtschaft.
Herzliche Grüsse
maria





Schoko

  • Gast
Re: Hat die Landwirtschaft eine Zukunft?
« Antwort #77 am: 20.08.06, 23:26 »
Maria,
wir bauen gerade. Meine Töchter haben einen Landwirt als Freund, obwohl sie in anderen Berufen sind. Weil wir ihnen Freude vorleben und  nicht nur das negative sehen.Wir versinken auch nicht in der Arbeit und verzetteln uns. Deine Töchter werden sicher keinen Landwirt wollen  :) Du verallgemeinerst deine Meinung.
Sei mir nicht böse, ;)  nur weil ich deine pessimistische Weltanschauung in allen Dingen nicht teile.
Viele Grüße
Schoko

Offline mary

  • in memoriam
  • Bewohner
  • *
  • Beiträge: 9692
  • Geschlecht: Weiblich
  • Baeuerin - Beruf mit Herz
Re: Hat die Landwirtschaft eine Zukunft?
« Antwort #78 am: 21.08.06, 05:20 »
Hallo Schoko,
da muss ich dich leider enttäuschen, bei uns wollen die Töchter Bäuerinnen werden.
Nur weil man Gegebenheiten nicht so nehmen will und manches anders macht-
ist dass noch lange nicht pessimistisch.
Da auch bei den anderen Wachstumsbetrieben überall landwirtschaftlicher Nachwuchs heranwächst, dieser aber auch vom Wachsen die Nase voll hat, scheinen wir nicht die einzigen zu sein.
Ich habe nicht verallgemeinert, sondern ich bekomme ja auch von unseren Kindern mit, wer noch in die Landwirtschaft einsteigen will.
Bei den meisten Bauerntöchtern ist keine Lust dafür vorhanden.
Du verallgemeinerst genauso, denn ich würde jeder Frau raten, wenn sie Lust hat, Bäuerin zu werden, aber es gibt auch Zeiten, wo die Batterie mal leer ist.
Da muss man durch.
Jede Münze hat 2 Seiten und so ist es in der Landwirtschaft auch.
Es ist auch ein grosser Unterschied, an welcher Stelle man steht,
ob man gerade grösser investiert, plant, oder eine Investition abgeschlossen hat.
Ich sehe eine sehr gute Zukunft für die Landwirtschaft, aber sie schaut für mich sicher ganz anders aus, als deine Sicht.
Und deswegen würde mich immer noch die Frage interessieren,
wie in Betrieben mit 60, 80 und mehr Kühen, die in unserem Gebiet als Familienbetriebe geführt werden, es einigermaßen gut hingebracht werden kann, wenn der Bauer länger ausfällt.
Der Betrieb läuft überall weiter, aber bei den meisten kommt die Frau einmal an ihre Grenzen.
Denn nur vom positiven Denken alleine läuft der Betrieb leider auch nicht.
Herzliche Grüsse
maria

Offline Mirjam

  • Vereinsmitglied
  • *
  • Beiträge: 5320
  • Geschlecht: Weiblich
  • Change happens!
Re: Hat die Landwirtschaft eine Zukunft?
« Antwort #79 am: 21.08.06, 08:59 »
Hallo

ich habe eine Frage: Kürzlich saß man in landw. Kreis zusammen und diskutierte über die Zukunft/schancen von Betrieben und wohin der Weg wohl führt.

Ein Senior, den ich hoch schätze, der seit Jahrzehnten weit herumgekommen ist auch im europäischen Ausland stellte bzgl. der Familienfrage die Theorie auf, dass es zu einer "Loslösung der Familie vom Betrieb" kommen wird.

Wie es tw. auf großen Höfen schon früher/vor dem Krieg der Fall war, dass die Frau am Hof sich auf Haushalt/Büro beschränkte und nicht tatkräftig am Hof mithelfen muss. Im Prinzip wie bei meiner Großmutter die auf einen Hof eingeheiratet hat, selbst nicht aus der LW stammt - und so der Mann (mit Fremd-AK und anderen Lösungen) die Hauptbetriebsarbeit macht. Ähnlich erlebe ich es von verschiedener Seite auch bereits auf Betrieben - in denen die Frau (wieder/weiter) ihrer ausserlandwirtschaftlichen Berufstätigkeit nachgeht (vielleicht auch, weil sie am Hof selbst mit ihrer Arbeit weder genügend Anerkennung noch Entlohnung findet).

Warum diese Trennung, Loslösung? Weil man bzgl. Betriebsentwicklung vielleicht gar nicht mehr damit rechnen oder darauf warten kann, dass mann oder frau einen Partner findet und/oder einen Partner der auch mitarbeitet. Aber auch, dass wenn der eigene Hofnachfolger fehlt, man eben evtl. im Verwandtenkreis schaut - oder den Hof verkauft wie in Dänemark

Was haltet ihr von dieser Behauptung?

Gruß Mirjam

« Letzte Änderung: 21.08.06, 09:02 von Mirjam »
Der Kopf ist rund - damit die Gedanken auch mal die Richtung ändern können!

Schoko

  • Gast
Re: Hat die Landwirtschaft eine Zukunft?
« Antwort #80 am: 21.08.06, 20:49 »
Hallo Maria,
die Bauerntöchter aus größeren Betrieben wenden sich mit Grausen aus der Landwirtschaft ab, wie du schreibst.  ;D
Jetzt übertreibst aber ein bißchen. ;)
Meistens kommt man in kleineren Betrieben auf dem Zahnfleisch daher. Oft noch Nebenerwerb und bei der Frau bleibt alles hängen. Gute Betriebsabschlüsse sind für mich sehr wichtig. Ich will nicht von der Substanz leben. Was hast du gegen Auswertungen? In der Schule wurden ja bei den abgegebenen Auswertungen keine Namen genannt, trotzdem müssen die Fakten auf den Tisch. Von Luft und Liebe kann ich nicht leben. Durch die Auswertung sehen wir ja, an welchen Schrauben wir drehen müssen.
Wenn der Bauer ausfällt, hab ich dir oben schon geschrieben ist es immer schlimm. Was bleibt einem übrig, man muss durch, was sonst?
Welche Sicht von der Landwirtschaft habe ich, wenn du meinst dass deine anders ausschaut? ;) :)

@ Mirjam   
In unserem Bekanntenkreis kenne ich einige, bei denen die Frau einer außerlandwirtschaftlichen Tätigkeit nachgeht. Das wird auch in nächster Zeit sich mehr und mehr ergeben aus den von dir beschriebenen Gründen.
Viele Grüße Schoko

Offline Biobauer

  • Bewohner
  • *
  • Beiträge: 827
  • Geschlecht: Männlich
Re: Hat die Landwirtschaft eine Zukunft?
« Antwort #81 am: 22.08.06, 11:11 »
Hallo,bei uns war heuer im winter mal im gespräch ,ob gattin nicht eine arbeit ausserlandwirtschaftlich annimmt,weil sie einfach viel luft hatte und wieder was machen wollte.arbeit hätte sie auch ohne probleme gefunden,sie ist gelernte metzgereifachverkäuferin,die werden bei uns gesucht .
da nun ein betriebszweig dazugekommen ist mit den schweinen,und sie den sowohl zwangsläufig als auch aus neigung übernommen hat ,ist das thema mit arbeit für uns erledigt.wobei mir da swesentlich lieber so ist,wenn man eine arbeit ausserhalb annimmt ist man halt auch an sehr feste zeiten gebunden und kann nicht spontan mal was unternehmen .
servus Herbert
Streite dich nie mit einem Idioten, er zieht dich auf sein Niveau herunter und schlägt dich mit Erfahrung. (Bob Smith, 1962

Offline Biobauer

  • Bewohner
  • *
  • Beiträge: 827
  • Geschlecht: Männlich
Re: Hat die Landwirtschaft eine Zukunft?
« Antwort #82 am: 22.08.06, 19:36 »
Hallo,sagt mal ,könnt ihr noch an schrauben drehen ,ich kann das nicht mehr.schon seit jahren nicht .wüsste nicht wo ich noch was machen könnte.weil dann würde entweder lebensqualität oder betrieb drunter leiden .
wenn ich immer les von so einsparpontenzialen ,dann heisst da sfür mich ,der hat die letzten jahre einfach zuviel verbraucht dann.
servus Herbert
Streite dich nie mit einem Idioten, er zieht dich auf sein Niveau herunter und schlägt dich mit Erfahrung. (Bob Smith, 1962

Offline mary

  • in memoriam
  • Bewohner
  • *
  • Beiträge: 9692
  • Geschlecht: Weiblich
  • Baeuerin - Beruf mit Herz
Re: Hat die Landwirtschaft eine Zukunft?
« Antwort #83 am: 22.08.06, 20:35 »
Hallo Fanny,
wer war der Schweizer Referent? Kannst du über diese Veranstaltung ein bisschen was berichten.
Die Zukunft, die uns in den Fachkäseblättern von irgendwelchen Professoren der verschiedensten Fachrichtungen vorgemacht wird-
sehe ich auch als keine Zukunft an-
es ist einfach am PC auszurechnen, wie man die Preise von Milch  noch weiter nach unten gestalten könnte - mit einem guten Professorengehalt ausgestattet.
Ich vergönne diesen Herrschaften ihr Gehalt, aber vom wirklichen Leben draussen in der Pampa scheint nicht allzuviel an diese Stellen rüberzukommen.

@Herbert, Einsparpotentiale???
Bei uns hat sich in den letzten Jahren schon einiges finden lassen,
aber die ständig steigenden Energiepreise fressen davon schon wieder einiges auf.
Was mir neulich bei dir zu denken gab, war deine Bodenuntersuchung, somit ist mit gesunder Bodenfruchtbarkeit hier sehr viel zu verbessern- da sind wir erst am Anfang.
Lebensqualität- diesen Wert hätten wir gerne auch noch in der Zukunft.
herzl. Grüsse
maria