Bäuerinnentreff

Betriebsperspektiven - die Zukunft, wie soll es weitergehen => Betriebsperspektiven => Pacht und Hofübergabe => Thema gestartet von: Hitzewelle am 06.10.14, 21:07

Titel: Vertraglich festgelegte Pachthöhe - erhöht ihr selbständig?
Beitrag von: Hitzewelle am 06.10.14, 21:07
Hallo,
wir haben von einer sehr alten Frau seit ca. 10 Jahren eine Wiese gepachtet, gut 1 ha, damals wurde ein Pachtvertrag gemacht der jetzt ausläuft, es ist ein Vertragsnaturschutzprogramm auf der Fläche mit Schnittzeitpunkt usw. und vertraglich wurde ausgemacht, dass sie als Pacht dieses Geld aus dem Vertragsnaturschutz bekommt (es handelt sich dabei um gut 350 €/ha) und wir sozusagen die Wiese "umsonst" abmähen (haben aber natürlich die Einschränkungen in der Bewirtschaftung).
So jetzt wirft sie uns vor, dass wir all die Jahre keinen Cent mehr gezahlt hätten und dass das doch eine Frechheit wäre und wir doch eigentlich sowieso gar nichts gezahlt hätten (üblich ist bei uns eine Pachthöhe für normales Grünland von ca. 250 € - sie bekommt von uns mehr, als die Verpächter, von denen wir Ackerland gepachtet haben).
Außerdem gibt es noch einige Verpächter mit teilweise mündlichen Pachtverträgen, die aber wirklich jahrelang sehr wenig bekommen haben, die jetzt auch den ortsüblichen Pacht bekommen.

Jetzt meine Frage: Erhöht ihr selbständig eure Pachtzahlungen und passt sie an den ortsüblichen Pachtpreis an oder macht ihr das nur auf Nachfrage (den so habe ich es immer gehalten und dachte, das wäre ok so). Natürlich ist uns an einem guten Verhältnis mit unseren Verpächtern gelegen, und deshalb haben wir dieses Jahr die Pachtzahlungen aller Verpächter erhöht, die noch so niedrige Pacht zahlen, teilweise auf Nachfrage, teilweise von uns aus, aber das Verhalten von dieser Frau mag mir irgendwie nicht aus dem Kopf gehen und ich kann nicht verstehen, dass wir ihr Unrecht getan haben, indem wir 10 Jahre lang den gleichen vertraglich vereinbarten Pacht gezahlt haben. Wie würdet ihr das halten?
Titel: Re: Vertraglich festgelegte Pachthöhe - erhöht ihr selbständig?
Beitrag von: klara am 06.10.14, 21:29
Hallo Hitzewelle,
Vertrag ist Vertrag. Und wenn sie mehr will, dann hätte sie´s in Pachtvertrag mit rein nehmen müssen,dass es sich zu x Datum erhöht, oder sonst wie. Bei uns hat noch nie einer mehr gewollt, wie´s im Pachtvertrag vereinbart.  Hier sind Wiesenpreis bei 1 € /ar. Es gibt aber auch keine Viehwirtschaft mehr in unserem Gebiet.
LG Klara
Titel: Re: Vertraglich festgelegte Pachthöhe - erhöht ihr selbständig?
Beitrag von: Hamster am 06.10.14, 23:12
Hallo Hitzewelle,

wir haben eine kleinere Grünlandfläche VERpachtet.
Der Pächter hat nie! seit fast 30 Jahren erhöht.
Auch nicht, als Generationswechsel war.

Leider haben wir auch nicht nachgefragt.
Aber das ändert sich demnächst.

LG Hamster... die jetzt auch nicht sieht, warum ihr hättet mehr zahlen sollen.
Wobei 350€/ha schon reichlich sind...

Titel: Re: Vertraglich festgelegte Pachthöhe - erhöht ihr selbständig?
Beitrag von: Hitzewelle am 07.10.14, 06:18
Danke für eure Antworten.
Die jüngeren Verpächter scheinen das auch einzusehen, dass sie selbst tätig werden müssen/mussten, als sie mehr wollten, aber die Frau ist und war schon immer am mosern.
(Als hier Betriebsübergabe war, habe ich allerdings auch nicht erhöht, da hatte ich erst mal andere Sorgen bzw. andere Dinge zu tun)
Titel: Re: Vertraglich festgelegte Pachthöhe - erhöht ihr selbständig?
Beitrag von: goldbach am 07.10.14, 08:31
Vertrag ist Vertrag.
Hier in unserer Gegend (die Mastschweinegegend in BY) lief bei einem Freund von uns die Pacht aus.
Bislang bezahlte er € 550.-- / ha   -- der Verpächter ist sein Onkel und der sagte zu ihm, er müsse drauflegen!
Er konnte nicht mithalten: denn der neue Pächter bezahlt  € 1200.-- / ha !!!
Dem Verpächter gratuliere ich; denn für die nächsten 9 Jahre bekommt er die Kohle; egal, ob wie die Erlöse in der LW in diesen Jahren sind.
Titel: Re: Vertraglich festgelegte Pachthöhe - erhöht ihr selbständig?
Beitrag von: Irmgard3 am 07.10.14, 08:58
Für Grünland? Für Ackerland gibt's solche Preise schon, auch hier im Kreis Düren.
Titel: Re: Vertraglich festgelegte Pachthöhe - erhöht ihr selbständig?
Beitrag von: maggie am 07.10.14, 09:13
Vertrag ist Vertrag.
Hier in unserer Gegend (die Mastschweinegegend in BY) lief bei einem Freund von uns die Pacht aus.
Bislang bezahlte er € 550.-- / ha   -- der Verpächter ist sein Onkel und der sagte zu ihm, er müsse drauflegen!
Er konnte nicht mithalten: denn der neue Pächter bezahlt  € 1200.-- / ha !!!
Dem Verpächter gratuliere ich; denn für die nächsten 9 Jahre bekommt er die Kohle; egal, ob wie die Erlöse in der LW in diesen Jahren sind.


wow - soviel bezahlen ja nicht mal wir hier in der schweiz, in der ackerbaugegend - da sind sfr. 10.00/are - heisst 1000.00/ha eigentlich oberste grenze ( 1 euro - 1.20sfr. !!)
habe eben mal meinen umrechner konsultiert - 1000 sfr. - 830 euro !!!
Titel: Re: Vertraglich festgelegte Pachthöhe - erhöht ihr selbständig?
Beitrag von: maria02 am 07.10.14, 10:48
Die Pachtpreise sind sogar bei uns so verrückt angestiegen das die Verpächter die totalen Gewinner der Zahlungsansprüche und Ausgleichszahlungen  sind !
Das sollte ja eigentlich nicht der sinn des ganzen sein  >:(
Erinnert mich irgendwie an die Milchquote und den "Sofamelkern"......

Lieber Gruß
Maria
Titel: Re: Vertraglich festgelegte Pachthöhe - erhöht ihr selbständig?
Beitrag von: gina67 am 07.10.14, 11:35
Hallo
bei uns wird es wohl nicht mehr lange dauern dann wird die 1000,--€Marke fallen. Wir bezahlen im Moment noch 450,-- bis 700,--, aber wenn die Verträge in 4-6 Jahren ablaufen, werden wir wohl viel mehr zahlen müssen oder auf die Flächen verzichten.

LG Gina
Titel: Re: Vertraglich festgelegte Pachthöhe - erhöht ihr selbständig?
Beitrag von: samy am 07.10.14, 11:48
@Goldbach   Du solltest im nicht gratulieren den noch hat er das Geld nicht und bekommt es auch nicht wenn der neue Pächter sich übernommen hat.

Da werden wohl noch einige Verpächter in den nächsten Jahren das Staunen bekommen. Den meist sind die Pachtpreise betriebswirtschaftlich auf Dauer nicht darzustellen. Zumindest wenn ein Pächter das mit LW verdienen will und nicht mit Finanzgewinne oder anderem.

Wir bieten unseren Verpächtern regelmäßig Erhöhungen an.
Vergünstigungen beim Kauf von Futter und Stroh gibt es auch.
Außerdem bekommen die von uns jedes Jahr ein Weihnachtsgruß für etwa 15 € (kleine Geschenke erhalten die Freundschaft ;) den wir persönlich vorbei bringen. Da sind wir zwar zu viert mehrere Nachmittage beschäftigt weil die meisten auch einen Plausch halten wollen aber das hat so machen Konkurrenten schon ausgestochen. 8) ;D
Titel: Re: Vertraglich festgelegte Pachthöhe - erhöht ihr selbständig?
Beitrag von: martina am 07.10.14, 11:56
Ich hab letztes Jahr in einem Seminar gehört, dass ein bestehender Pachtvertrag durch eine unabgesprochene Pachterhöhung aufgelöst wird.

Wenn also jetzt der Pächter sagt, ich hatte jetzt gute Jahre und preiswertes Land, erhöhe ich doch netterweise mal die Pacht und überweist die geänderte Summe unaufgefordert, dann wird der bestehende Pachtvertrag als gekündigt angesehen und man sollte dann also tunlichst einen neuen abschließen.

Da haben einige in dem Seminar dumm aus der Wäsche geguckt.
Titel: Re: Vertraglich festgelegte Pachthöhe - erhöht ihr selbständig?
Beitrag von: Christel Nolte am 07.10.14, 12:00
..ist im Grunde plausibel, weil die Ansage des Verpächters so etwas wie eine Änderungskündigung darstellt....
aber gewusst haääte ich es auch nicht.



Titel: Re: Vertraglich festgelegte Pachthöhe - erhöht ihr selbständig?
Beitrag von: martina am 07.10.14, 12:04
Aber auch von der Pächterseite geht es nicht einseitig. Wir haben das vorletztes Jahr bei uralten mündlichen Pachtverträgen so gemacht, ich hab auch dumm aus der Wäsche geguckt, allerdings bezweifle ich, dass es einigen Verpächtern aufgefallen ist, dass sie mehr Geld bekommen haben. Bedankt hat sich keiner.

Für die großen Verpächter haben wir eh schriftliche Pachtverträge, die regelmäßig angepasst werden.

Titel: Re: Vertraglich festgelegte Pachthöhe - erhöht ihr selbständig?
Beitrag von: Lexie am 07.10.14, 12:19
bei den hohen Pachtpreisen die ihr da schreibt, frag ich mich schon, wo dann in den NLB-Vergleichen
Pachtpreise von 248,00 Euro/ha   herkommen.
Bei uns in der Region sind bei bestimmten Verpächtern/Pächter die Pachtpreise an die Milchpreise gekoppelt,
fällt der Milchpreis, fällt auch der Pachtpreis, da ist jeder damit einverstanden.
das finde ich persönl. auch nicht schlecht. Warum den Verpächtern immer mehr bezahlen, die lachen sich doch einen ab, und erzählen dann im
Frühschoppen, " die blöden Bauern zahlen ja, ich würde es an denen ihrer Stelle nicht tun," O-Ton, eines alten Verpächters, der auch bis vor kurzem
aktiver Landwirt war.
LG Lexie
Titel: Re: Vertraglich festgelegte Pachthöhe - erhöht ihr selbständig?
Beitrag von: Hamster am 07.10.14, 12:23
Wußtet Ihr auch,
dass Ihr, wenn! der Verpächter nur noch "Privatier" ist
und Ihr in seinem Wohnzimmer unangemeldet aufkreuzt,
um einen Pachtvertrag abzuschließen oder zu ändern oder..

Ihr! den Verpächter darauf hinweisen müßt, dass er ein Widerspruchsrecht hat ?  ::)

LG
GRüße...
Hamster
Titel: Re: Vertraglich festgelegte Pachthöhe - erhöht ihr selbständig?
Beitrag von: Enna am 07.10.14, 12:51
Die Zeit der alten "Thekenverträge" scheint abgelaufen zu sein.  ::)

Bei uns in der Gegend "spinnen" jetzt auch alle rum. Wir haben direkt keine Biogasanlagen in der Nähe, aber der Druck der Landwirte zu wachsen wirkt sich hier deutlich auf die Pachtpreise aus.
Mein SV hat einen Schlag mit 7 ha abgegeben, weil der Verpächter eine deutliche Erhöhung von über 100 % haben wollte, inklusive der Flächenprämie. Wir haben noch etwas verhandelt, aber der Betrieb ist einfach zu klein um bei den Pachtpreisen eine miese Ernte abzufangen. Was hilft es, wenn man Arbeit mit dem Schlag hat und kommt im normalen Jahr mit einer schönen schwarzen Null vom Acker?!
Wir haben noch ein Wenig verhandelt, konnten uns allerdings nicht einigen und so wurde der Pachtvertrag gekündigt. Da mein SV 60 ist und wir im Nebenerwerb wirtschaften wollen, war das für uns ok.

Die Preise bei uns liegen mittlerweile bei über 1000€/ha. Bei dem Schlag den wir aufgegeben haben munkelt man von 1200€/ha und neulich hörte man bei einem Acker in der Nähe von 1500€/ha. Das halte ich zwar für ein Gerücht, allerdings sollen es zu einem Bieterduell gekommen sein.

Wenn ich mir den Weizenpreis anschaue frage ich mich, welcher Betrieb das auf Dauer erwirtschaften will.

Grünland ist bei uns noch erschwinglich, da es hauptsächlich im Süden des Kreises Milchvieh und ein paar Hühnerställe, im Norden Schweine und Hühner mit wenigen Biogasanlagen gibt.

Ich frage mich nur, wo soll das hinführen? Kommt es zu einem richtig miesen Erntejahr liegen einige Familienbetriebe, die Mut zum Wachstum hatten schnell auf dem Kreuz, wenn in den letzten Jahren viel dazu gepachtet wurde.
Mich macht das sehr nachdenklich, auch wie wir die Zukunft des Hofes gestalten. Da verlockt es ja schon fast später zu verpachten: Füße hoch und sicheres Geld dafür.   :-X

Zum eigentlichen Thema, bei SV sind keine automatischen Erhöhungen in den Verträgen vorgesehen. Die Verträge sind allerdings auch nicht gerade neu und nur noch für kleine direkt anliegende Flächen an das eigene Land. Die sind für andere Landwirte unattraktiv.

Grübelige Grüße

Enna

Titel: Re: Vertraglich festgelegte Pachthöhe - erhöht ihr selbständig?
Beitrag von: AnniH am 07.10.14, 13:07
Wir haben einen jungen Kreisobmann vom BBV der öffentlich bei Veranstaltungen vom Erhalt der Familienbetriebe redet,
selber aber zu Höchstpreisen, wo keiner mehr mithalten möchte, außer einen Biogasler vom Nachbar Landkreis, alles pachtet, egal ob Grünland, das er nicht braucht, weil Schweinebetrieb oder Ackerland.
Sowas ärgert mich mehr.....
Titel: Re: Vertraglich festgelegte Pachthöhe - erhöht ihr selbständig?
Beitrag von: samy am 07.10.14, 13:40
Hamster  Pachtverträge mit Privatpersonen sind Haustürgeschäfte und deshalb eben der Hinweis auf Widerspruch.
              Die Justiz ist doch so blöde. >:(
Titel: Re: Vertraglich festgelegte Pachthöhe - erhöht ihr selbständig?
Beitrag von: Mathilde am 07.10.14, 15:17
Die Preise bei uns liegen mittlerweile bei über 1000€/ha. Bei dem Schlag den wir aufgegeben haben munkelt man von 1200€/ha und neulich hörte man bei einem Acker in der Nähe von 1500€/ha. Das halte ich zwar für ein Gerücht, allerdings sollen es zu einem Bieterduell gekommen sein.

Hallo,

da würde ich sofort aufhören und in Rente gehen. Da könnten wir locker von leben und müssten noch den Höchststeuersatz bezahlen  :o
Nicht zu fassen was das für Blüten treibt. Ich wundere mich da auch immer wie das manche Betriebe machen. Denke dass wir vielleicht auch ein paar Pachtflächen verlieren werden aber wir sind in der glücklichen Lage auch ohne diese Flächen gut wirtschaften zu können und die beste Bonität gehört zu Hof  :D

Um aber auf das Thema zu kommen bei uns geht das ja nach € / Bodenpunkt und da haben wir die letzten Jahre auch schon kräftig erhöht - immer so wie die anderen auch, nicht mehr und nicht weniger. Jetzt aber sind wir am Grenzpacht berechnen denn umsonst arbeiten das mach ich nicht es muss schon noch für BEIDE ein Gewinn sein.

LG Mathilde