Kannst Du mal konkret sagen warum Du kein Fleisch ißt?
Ach so, ja klar!
Wenn ich an anderer Stelle es so formuliere, dass ich aus moralischen und ethischen Gründen kein Fleisch esse, dann bedeutet das, dass ich durch meinen "Verzicht" auf Fleisch nicht für den Tod von Tieren verantwortlich sein will.
Oder anders - noch konkreter - ausgedrückt:
Damals, als ich mich dafür entschied, kein Fleisch mehr zu essen, saß ich mit meinem damaligen Mann am Tisch und der sagte plötzlich ohne jegliche Vorwarnung folgenden Satz:
"Menschenskinder, wir bezeichnen uns als Tierfreunde, haben viele Tiere und tun viel für die Tiere, weil wir sie lieben, aber was haben wir hier auf dem Teller liegen? Wir essen tote Tiere! Das hat mit Tierliebe nix zu tun!"
Da hat es bei uns beiden einen Schalter umgelegt. Von jetzt auf gleich haben wir kein Fleisch (und kein Fisch und kein Geflügel) mehr angerührt.
Das ist jetzt fast 20 Jahre her.
Mir ist der "Verzicht" gar nicht schwer gefallen. Ich denke, das ist eine Sache, die damals bei mir durch den Kopf und durch das Herz gegangen ist. Mein damaliger Mann hat ganz unbewusst und unbeabsichtigt die richtigen Worte gefunden. Ein Moment, um den ich noch heute froh bin.
Ein positiver Nebeneffekt sind für mich die gesundheitlichen Auswirkungen meines Fleischverzichts, aber das wäre nicht wirklich ausschlaggebend gewesen, dafür bin ich viel zu inkonsequent und viel zu sehr Genussmensch.
In diesem und in anderen Threads ist auch das Thema Milch und Eier angesprochen worden.
Die Problematik, die dahintersteckt ist mir durchaus bewusst und ich finde es gut, dass das hier diskutiert wird.
Hier ist es nicht so einfach für mich zu verzichten.
Ich habe mal eine Zeit lang versucht, vegan zu leben. - Hier bin ich kläglich gescheitert. Damals hab ich noch Milchschokolade gegessen und manchmal ist mir schlichtweg nach einem Joghurt oder einem schönen Käse. Mir das einzugestehen war nicht leicht für mich, aber jetzt stehe ich dazu. Ich versuche nach wie vor, meinen Milchkonsum einzuschränken und mache mir viele Gedanken über das, was ich esse, aber wenn ich Lust auf o. g. Lebensmittel habe, esse ich die. Das hindert mich natürlich nicht daran, Molkereiprodukte dort zu ersetzen, wo es Alternativen gibt. Sojamilch übers Müsli schmeckt mir gut. Aber einen Kakao mag ich mir nicht mit Sojamilch zubereiten, das scheckt mir nicht.
Weil ich weiß, dass das alles Entscheidungen sind, die jeder selbst treffen muss, habe ich auch keine Probleme mit Fleischessern. Wer mich fragt, bekommt gerne Antwort, aber dass ich von mir aus missioniere oder blöde Sprüche über das Essen des anderen mache - die Zeiten sind lange vorbei und das war auch nicht der richtige Weg.
Was ich jedoch gar nicht mag und auch nicht zulasse sind Diskussionen auf der Basis, dass ich mir von Fleischessern sagen lassen muss, dass ich ein schlechterer Mensch sei, weil ich mit meinem Milchkonsum dafür verantwortlich bin, dass männliche Rinder geschlachtet werden. Was bei diesen vermeintlichen Diskussionen wirklich dahintersteckt, rieche ich meist schnell. So suche ich mir meine Diskussionspartner gerne auch "handverlesen" aus, weil es nichts bringt, mit jemandem zu diskutieren, der sich von meiner Lebensweise angegriffen fühlt. Und glaubt mir, als Vegetarier muss man sich einen Haufen SchXXXe anhören! (Über dem ich aber mittlerweile drüberstehe.)
Das war jetzt etwas ausführlich, aber ich glaube, gammi, Deine Frage ist damit einigermaßen beantwortet.
Ich habe keine Probleme damit, meine persönlichen Gründe für den Verzicht auf Fleisch zu schildern.
Ich sehe darin auch immer die Chance, von anderen Anregungen zu bekommen, es einfach noch besser hinzubekommen.
Und ich denke, das ist heute einfacher als damals, als ich damit angefangen habe. Da war es in vielen Restaurants schwierig, etwas Vernünftiges zu Essen zu bekommen.
Heute freut sich jeder kreative Küchenchef über einen Vegetarier, dem er mal so richtig zeigen kann, was er drauf hat und was er außer dem Üblichen zaubern kann.
Liebe Grüße
Antina