Hallo Dody,
das Buch über Bauerntöchter kenne ich nicht, aber es gibt in unserem Raum auch viele Erzählungen und Autobiographien, das bekannteste und später verfilmte Buch "Herbstmilch" hat vielen auch nichtbäuerlichen Menschen Einblick in die bäuerliche Welt gegeben.
Ich habe letztes Jahr zu Weihnachten ein Buch bekommen, dass sich um Bauernkinder drehte-
es war ebenfalls sehr bedrückend. Von Jammern habe ich nichts geschrieben.
Es ist sicher in der Zeit begründet, dass sehr viele belastende und schwere Erlebnisse Menschen prägen, und das letzte und vorletzte Jahrhundert hatte ja genügend prägende Einflüsse.
Meine Großmütter starben vor meiner Geburt, meine Mutter musste mit 8 Jahren bereits die Mutter ersetzen, meine Schwiegermutter hat mir früher auch aus ihrem Leben erzählt, und eine Magd lebte bis zu ihrem Tod auf unserem Hof, die Kindheits- und Jugenderinnerungen zeigten auch wenig Raum, um sich zu freuen, da war auch schon so früh die Mutter gestorben, eine 2. Frau und dann wieder sehr viele KInder- Krieg, die Väter waren im Ersten Weltkrieg irgendwann als verwundete und gebrochene Männer wieder zurückgekehrt.
Und doch habe ich mich immer gefragt, es muss doch auch im Leben trotz aller schwerer Erlebnisse auch schöne Erfahrungen gegeben haben,
dass wir in einer Zeit des Überflusses aufwachsen durften- keinen Krieg bisher erleben mussten,
dafür bin ich dankbar.
Ich möchte meinen Kindern auch so eine Art Buch hinterlassen, es stehen nicht nur lustige Sachen drinnen, mein Buch ist ein Tagebuch, in dem jeden Tag eine Meldung aus der Zeitung drinnen steht,
ein bisschen was zum Tag, ein schöner Spruch und jeden Tag eine kleine nette, lustige oder nachdenkliche Begebenheit.
Ich hatte bisher Glück, all die Erfahrungen, die ich machen durfte oder musste- haben sich irgendwie immer dann doch zu einem für mich guten Weg entwickelt.Diese Botschaft möchte ich einfach an meine Kinder weitergeben. Auch wenn vieles nicht so ist, wie wir es gerne hätten,
das ist nicht zu ändern, aber einfach der Versuch, in seiner kleinen Welt trotz allem Bedrückenden, Negativen das Schöne zu sehen-
so ein Buch suche ich als Weihnachtsgeschenk.
Die negativen, traurigen und schweren Erfahrungen, die viele Bauerntöchter machen mussten will ich keinesfalls kleinreden oder wegwischen- ich bin voller Hochachtung für die Leistung meiner Vorgängerinnen, Frauen haben immer die grössere Last getragen, leider ist davon in der Geschichtsschreibung sehr wenig beschrieben.
Dass die Geschichte voller Kriege, Katastrophen und wirklich niederdrückenden Daten besteht-
ich empfinde es heute, im Jahr 2oo4 einfach als eine Tragödie, dass wir bisher noch nicht gelernt haben, unsere Meinungsverschiedenheiten ohne Kriege auszumachen.
Und doch würde ich, wenn ich könnte, gerne eine Geschichte der Menschheit schreiben, die von dem Erleben und Erinnern der Frauen in der Vergangenheit handelt-
statt der aufgeschriebenen Chronologie der Männer-
wenn man heute die Zeitung aufschlägt, die Nachrichten hört, nur negative Meldungen-
aber ich bin mir sicher, es gibt jeden Tag, hunderte Meldungen, die Gutes zu berichten hätten, aber das scheint die Medienmacher nicht zu interessieren.
Und auch in der Landwirtschaft gibt es jeden Tag trotz allem schlimmen- so viel schönes zu sehen.
Es gibt überhaupt wenig Bücher, die diese Botschaft rüberbringen-
Herzliche Grüsse von einer Bauerntochter
maria