Autor Thema: Texte, Sprüche, Gedichte zum Advent, zu Weihnachten  (Gelesen 521465 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Offline Iris

  • Vereinsmitglied
  • *
  • Beiträge: 390
  • Herzlich willkommem in Nordhessen
Re: Texte, Sprüche, Gedichte zum Advent, zu Weihnachten
« Antwort #195 am: 25.12.10, 21:48 »
Weihnachten- Zeit der Stille und Besinnung,
bis jemand auf die Idee mit den Geschenken kam......



Diesen Spruch bekam ich mit einem Weihnachtsgruß, ich finde ihn sehr gut!!!

Von Herzen wünsche ich euch ZEIT für Stille und Besinnung,
 
die Iris
Es grüßt euch die Iris

Wer will findet einen Weg, wer nicht will findet Gründe.

Offline Wiese

  • Vereinsmitglied
  • *
  • Beiträge: 4068
  • Geschlecht: Weiblich
Re: Weihnachtsgeschichten
« Antwort #196 am: 04.12.11, 19:29 »
Eine Geschichte zum Advent.

Die Angst der Kerze

Eines Tages kam ein Zündholz zur Kerze und sagte:" Ich habe den Auftrag, dich anzuzünden."

" O nein!" erschrak da die Kerze. " Nur das nicht. Wenn ich brenne, sind meine Tage gezählt! Niemand mehr wird meine Schönheit
bewundern!" Und sie begann zu weinen.

Das Zündholz fragte:" Aber willst du dein Leben lang kalt und hart bleiben, ohne je gelebt zu haben?"

" Aber brennen tut doch weh und zehrt an meinen Kräften", schluchzte die Kerze unsicher und voller Angst.

"Das ist schon wahr," entgegnete das Zündholz. "Aber das ist doch auch das Geheimnis unserr Berufung; Wir sind berufen, Licht zu
sein. Was ich tun kann, ist wenig. Zünde ich dich aber nicht an, so verpasse ich den Sinn meines Lebens. Ich bin dafür da, das Feuer zu entfachten. Du bist die Kerze. Du sollst für andere leuchten und Wärme schenken. Alles, was du an Schmerz und Leid und Kraft hingibst, wird verwandelt
in Licht. Du gehst nicht verloren, wenn du dich verzehrst. Andere werden dein Feuer weitertragen. Nur wenn du dich versagst, wirst du sterben."

Da spitzte die Kerze ihren Docht und sprach voller Erwartung: "Ich bitte dich, zünde mich an."


                                                                                        Verfasser unbekannt.
Wer sich heute freuen kann,soll nicht bis morgen warten.
                     " Pestalozzi "

Offline Wiese

  • Vereinsmitglied
  • *
  • Beiträge: 4068
  • Geschlecht: Weiblich
Re: Re: Weihnachtsgeschichten
« Antwort #197 am: 10.12.11, 14:51 »
Eine Geschichte die auch zum Wichteln passen könnte.


Die goldene Schachtel.

Es war Weihnachten und die kleine Tochter überreichte dem Vater eine golden verpackte Schachtel.

Sie hatte dafür das gesamte, wertvolle Geschenkpapier aufgebraucht und weil das Geld knapp war, war der Vater darüber verärgert.
Als er dann das Geschenk öffnete und sah, dass die Schachtel leer war, schimpfte er los:

" Weißt du denn nicht, junge Dame, dass wenn man jemand ein Geschenk gibt, auch etwas in der Verpackung sein soll?" fragte er.

Die Augen seiner Tochter füllten sich mit Tränen und sie sagte: "Aber Papa, die Schachtel ist nicht leer. Ich habe so viele Küsschen hineingetan,
bis sie ganz voll war."

Beschämt nahm der Vater seine Tochter in den Arm und bat sie um Verzeihung.


                                                                          (Ursprung von Margaret Fishback - Powers)
Wer sich heute freuen kann,soll nicht bis morgen warten.
                     " Pestalozzi "

Offline Wiese

  • Vereinsmitglied
  • *
  • Beiträge: 4068
  • Geschlecht: Weiblich
Re: Re: Weihnachtsgeschichten
« Antwort #198 am: 12.12.11, 08:21 »
.....ich suche auch noch eine weihnachtsgeschichte für den mittwoch
abend zum vorlesen. das angebot erschlägt mich irgendwie......

Hab hier eine etwas andere Weihnachtsgeschichte, die mit der Realität zu tun hat.

Weihnachten

Eine ältere Frau: Weihnachten ist für mich schon lange kein Fest mehr.
                       An diesen Tagen fühle ich mich besonders einsam und verlassen.
                       Kein Besuch, kein Gespräch - nichts.
                       Jeder feiert in seiner Familie. Da werden alte Leute einfach vergessen.
                       Ich bin immer froh, wenn Weihnachten vorbei ist,

Ein Jugendlicher: Weihnachten ist bei uns zu Hause nichts los.
                       Meine Eltern wollen so feiern wie früher, mit viel andächtiger Stimmung.
                       Ich bin aber kein Kind mehr.
                       Ich habe andere Vorstellungen von Weihnachten.
                       Die Tage werden wohl wieder ganz schön langweilig.
                       Viel Essen, viel Trinken, viel Fernsehen - Jahr für Jahr dasselbe.

Eine Hausfrau:    Wenn Weihnachten da ist, bin ich fix und fertig.
                       Das Haus von oben bis unten putzen, tagelang in der Stadt herumlauefen,
                       die vollen Einkaufstaschen schleppen, die Festtagsmenüs vorbereiten,
                       den Weihnachtsschmuck herrichten, an Tausende von Kleinigkeiten denken
                       und was es sonst noch alles gibt. An den Tagen selbst komme ich auch kaum zur Ruhe.
                       Wenn Weihnachten vorbei ist, werde ich erst einmal tief aufatmen.

Ein Arzt:           Weihnachten habe ich Bereitschaftsdienst.
                       Der ist an solchen Tagen anstrengend. Ständig rufen Leute an,
                       die sich den Magen verdorben haben: sie haben sich einfach überfressen oder
                       zuviel getrunken. Schlimm sind die dringende Notfälle: Selbstmordversuche auf verschiedene Weise.
                       Das geht einem ganz schön unter die Haut.
                       Von wegen " Weihnachtsfrieden".

Ein Kind:           Meine Wunschliste ist auch in diesem Jahr ganz schön lange geworden.
                      Hoffentlich denken meine Eltern an alles! Sonst ist Weihnachten doch mehr
                      für Erwachsene. Die unterhalten sich nur untereinander, wenn Besuch kommt.
                      Wir Kinder haben ja unsere Geschenke bekommen.
                      Damit müssen wir zufrieden sein. Dabei können wir zusammen spielen oder singen.
                      Meine Mutter meint aber, das können wir besser an anderen Tagen tun.
                      " Warum den nicht Weihnachten"?

Ein Geschäftsmann:
                     
                      Die Leute kaufen wie verrückt. Als wenn es nach Weihnachten nichts mehr gäbe.
                      Und immer anspruchsvoller werden sie!
                      Weihnachten fliege ich in den Süden, weit weg vom Glockengeläut und Weihnachtsgesang.
                      Die Lieder kann ich schon nicht mehr hören.
                      Haben Sie mal den ganzen Tag diese Musik um die Ohren!
                      Nein, Weihnachten ist für mich schon seit Jahren "gestorben".
                      Ein gutes Geschäft schon, aber sonst.....


Vielleicht findet sich irgendwer mit einer Person in dieser Geschichte indentisch.
Diese Geschichte sollte zum Nachdenken anregen.
Wer sich heute freuen kann,soll nicht bis morgen warten.
                     " Pestalozzi "

Offline Luetten

  • Vereinsmitglied
  • *
  • Beiträge: 1044
  • Geschlecht: Weiblich
Re: Re: Weihnachtsgeschichten
« Antwort #199 am: 13.12.11, 17:56 »
Vöglein was hältst du hier von:

Zwei Freunde wanderten durch die Wüste. Während der Wanderung kam es zu einem Streit und der eine schlug dem anderen im Affekt ins Gesicht.
Der Geschlagene war gekränkt. Ohne ein Wort zu sagen, kniete er nieder und schrieb folgende Worte in den Sand:
"Heute hat mich mein bester Freund ins Gesicht geschlagen."
Sie setzten ihre Wanderung fort und kamen bald darauf zu einer Oase. Dort beschlossen sie beide, ein Bad zu nehmen. Der Freund, der geschlagen worden war, blieb auf einmal im Schlamm stecken und drohte zu ertrinken. Aber sein Freund rettete ihn buchstäblich in letzter Minute.
Nachdem sich der Freund, der fast ertrunken war, wieder erholt hatte, nahm er einen Stein und ritzte folgende Worte hinein:
"Heute hat mein bester Freund mir das Leben gerettet."
Der Freund, der den anderen geschlagen und auch gerettet hatte, fragte erstaunt: "Als ich dich gekränkt hatte, hast du deinen Satz nur in den Sand geschrieben, aber nun ritzt du die Worte in einen Stein. Warum?"
Der andere Freund antwortete: "Wenn uns jemand gekränkt oder beleidigt hat, sollten wir es in den Sand Schreiben, damit der Wind des Verzeihens es wieder auslöschen kann. Aber wenn jemand etwas tut, was für uns gut ist, dann können wir das in einen Stein gravieren, damit kein Wind es jemals löschen kann."

LG Lütten
Man sollte nie mit vollem Mund über Bauern schimpfen!

Offline Wiese

  • Vereinsmitglied
  • *
  • Beiträge: 4068
  • Geschlecht: Weiblich
Re: Re: Weihnachtsgeschichten
« Antwort #200 am: 13.12.11, 21:17 »
Eine Wintergeschichte

Ea war einmal ein Mann. Er besaß ein Haus, einen Ochsen, eine Kuh, einen Esel und eine Schafherde.Der Junge, der die Schafe hütete, besaß einen kleinen Hund, einen Rock aus Wolle, einen Hirtenstab und eine Hirtenlampe.
Auf der Erde lag Schnee. Es war kalt und der Junge fror.. Auch der Rock aus Wolle schützte ihn nicht.
" Kann ich mich in deinem Haus wärmen?" bat der Junge den mann,
" Ich kann die Wärme nicht teilen. Das Holz ist teuer", sagte der Mann und ließ den Jungen in der Kälte stehen.
Da sah der Junge einen großen Stern am Himmel. " Was ist das für ein Stern"?, dachte er. Er nahm seinen Hirtenstab, seine Hirtenlampe und machte sich auf den Weg." Ohne den Jungen bleibe ich nicht hier", sagte der kleine Hund und folgte seinen Spuren. " Ohne den Hund bleiben wir nicht hier", sagten die Schafe und folgten seinen Spuren. " Ohne die Schafe, bleibe ich nicht hier!, sagte der Esel und folgte ihren Spuren. " Ohne den Esel bleibe ich nicht hier", sagte die Kuh und folgte seinen Spuren." Ohne die Kuh bleibe ich nicht hier", sagte der Ochse und folgte ihren Spuren.

" Es ist auf einmal so still", dachte der Mann, der hinter seinem Ofen saß. Er rief nach dem Jungen, aber er bekam keine Antwort. Er ging in den Stall, aber der Stall war leer. Er schaute in den Hof hinaus, aber die Schafe waren nicht da. "Der Junge ist geflohen und hat alle meine Tiere gestohlen2, schrie der Mann, als er im Schnee die vielen Spuren entdeckte. Doch kaum hatte der Mann die Verfolgung aufgenommen, fing es an zu schneien.
Es schneite dicke Flocken. Sie deckten die Spuren zu. Dann erhob sich ein Sturm, kroch dem Mann unter die Kleider und biss ihn in die Haut. Bald wusste er ncht mehr, wohin er sich wenden sollte. Der Mann versank immer tiefer im Schnee. " Ich kann nicht mehr!" stöhnte er und rief um Hilfe.
Da legte sich der Sturm.Es hörte auf zu schneien, und der Mann sah einen großen Stern am Himmel.
" Was ist das für ein Stern?" dachte er.Der Stern stand über einen Stall, mitten auf dem Feld. Durch ein kleines Fenster drang das Licht der Hirtenlampe. Der Mann ging daruf zu. Als er die Tür öffnete, fand er alle, die er gesucht hatte, die Schafe, den Esel,die Kuh,den Ochsen,den kleinen Hund und den Jungen.
Sie waren um eine Krippe versammelt. In der Krippe lag ein Kind. Es lächelte ihm entgegen, als ob es ihn erwartet hätte.
" Ich bin gerettet", sagte der Mann und kniete neben den Jungen vor der Krippe nieder.

Am anderen Morgen kehrten alle wieder nach Hause zurück: der Mann, der Junge,die Schafe, der Esel,die Kuh,der Ochse und auch der kleine Hund.
Auf der Erde lag Schnee. Es war kalt. " Komm ins Haus", sagte der Mann zu dem Jungen. " Ich habe Holz genug. Wir wollen die Wärme teilen."


Wer sich heute freuen kann,soll nicht bis morgen warten.
                     " Pestalozzi "

Offline LunaR

  • Vereinsmitglied
  • *
  • Beiträge: 6068
  • Geschlecht: Weiblich
  • Dat Eenen sien Uhl is det Annern sien Nachtigall
Re: Re: Weihnachtsgeschichten
« Antwort #201 am: 22.12.11, 22:11 »
Eben im www gefunden:


Die Apfelsine des Waisenknaben

Schon als kleiner Junge hatte ich meine Eltern verloren und kam mit neun Jahren in ein Waisenhaus in der Nähe von London. Es war mehr als ein Gefängnis. Wir mussten 14 Stunden am Tage arbeiten – im Garten, in der Küche, im Stall und auf dem Felde. Kein Tag brachte eine Abwechslung, und im ganzen Jahr gab es für uns nur einen einzigen Ruhetag: Das war der Weihnachtstag. Dann bekam jeder Junge eine Apfelsine zum Christfest. Das war alles. Keine Süßigkeiten. Kein Spielzeug. Aber auch diese eine Apfelsine bekam nur derjenige, der sich im Laufe des Jahres nichts hatte zuschulden kommen lassen und immer folgsam war.
Diese Apfelsine an Weihnachten verkörperte die Sehnsucht eines ganzen Jahres. So war wieder einmal das Christfest herangekommen. Aber es bedeutete für mein Knabenherz fast das Ende der Welt. Während die anderen Jungen am Waisenhausvater vorbeischritten und jeder seine Apfelsine nahm, musste ich in einer Zimmerecke stehen und zusehen.
Das war meine Strafe dafür, dass ich eines Tages im Sommer hatte aus dem Waisenhaus weglaufen wollen. Als die Geschenkverteilung vorüber war, durften die anderen Knaben im Hofe spielen. Ich aber musste in den Schlafraum gehen und dort den ganzen Tag im Bett liegenbleiben. Ich war tieftraurig und beschämt. Ich weinte und wollte nicht länger leben.


Nach einer Weile hörte ich Schritte im Zimmer. Eine Hand zog die Bettdecke weg, unter die ich mich verkrochen hatte, Ich blickte auf. Ein kleiner Junge namens William stand vor meinem Bett, hatte eine Apfelsine in der rechten Hand und hielt sie mir entgegen. Ich wusste nicht, wie mir geschah. Wo sollte eine überzählige Apfelsine hergekommen sein?
Ich sah abwechselnd auf William und auf die Frucht und fühlte dumpf in mir, dass es mit der Apfelsine eine besondere Bewandtnis haben müsse. Auf einmal kam mir zu Bewusstsein, dass die Apfelsine bereits geschält war, und als ich näher hinblickte wurde mir alles klar, und Tränen kamen in meine Augen, und als ich die Hand ausstreckte, um die Frucht entgegen zu nehmen, da wusste ich, dass ich fest zupacken musste damit sie nicht auseinanderfiel.
Was war geschehen? Zehn Knaben hatten sich im Hof zusammengetan und beschlossen, dass auch ich zu Weihnachten meine Apfelsine haben müsse. So hatte jeder die seine geschält und eine Scheibe abgetrennt, und die zehn abgetrennten Scheiben hatten sie sorgfältig zu einer neuen, schönen und runden Apfelsine zusammengesetzt.
Diese Apfelsine war das schönste Weihnachtsgeschenk in meinem Leben. Sie lehrte mich, wie trostvoll echte Kameradschaft sein kann.



Verfasser unbekannt   
                                                             
           


Es ist sehr beglückend, sich mit kompetenten Menschen auszutauschen.

Ein lieber Gruß Luna


Verschwendete Zeit ist Dasein.
Gebrauchte Zeit ist Leben.

Offline LunaR

  • Vereinsmitglied
  • *
  • Beiträge: 6068
  • Geschlecht: Weiblich
  • Dat Eenen sien Uhl is det Annern sien Nachtigall
Re: Re: Weihnachtsgeschichten
« Antwort #202 am: 27.12.11, 21:50 »
Heute habe ich noch einen verspäteten Weihnachtsgruß mit folgendem Gedicht bekommen:

Gerüchte vom Weihnachtsmann

Habt ihr gehört? Der Weihnachtsmann
hat sich 'nen Bruch gehoben.
Und wie man weiter hören kann,
wird wohl das Fest verschoben.

Da gibt es auch noch das Gerücht,
er hätt'  'ne Depression.
Er liegt im Bett, man glaubt es nicht,
und schickt wohl seinen Sohn.

Was ich da hör' vom Weihnachtsmann,
das hat mich sehr geschockt.
Wir haben seit ich denken kann
ihm zu viel eingebrockt.

Wir sollten doch beim Weihnachtsmann
nicht mehr so viel ordern.
Wir seh'n ja, was passieren kann,
wenn wir ihn überfordern.

Ich werde jetzt bescheiden sein
und immer daran denken;
das Wichtigste ist ganz allein,
dass wir uns Liebe schenken.

Ich wünsch' dir, lieber Weihnachtsmann,
von Herzen nur das Beste.
Werd' rasch  gesund im dunklen Tann,
und sei gegrüßt zum Feste!

Wolfgan Lörzer
Es ist sehr beglückend, sich mit kompetenten Menschen auszutauschen.

Ein lieber Gruß Luna


Verschwendete Zeit ist Dasein.
Gebrauchte Zeit ist Leben.

Offline Wiese

  • Vereinsmitglied
  • *
  • Beiträge: 4068
  • Geschlecht: Weiblich
Re: Re: Weihnachtsgeschichten
« Antwort #203 am: 12.12.12, 08:06 »
Hallo, schubse mal wieder das Thema an.

Der geschmähte Weihnachtsbaum


Es war einmal ein Weihnachtsbaum, der strahlte mit seinen silbernen Kugeln, goldenen Kerzenflämmchen und grünen Zweigen so glücklich -verträumt vor sich hin, dass die grelle Kristalllampe schräg über ihm neidisch wurde:
"Du bist ein ich bezogenes Stacheltier," blitzte sie den festlichen Tannenbaum bösartig an, "bildest dir wunder `was ein, weil du mich ausgestochen hast. Ha!
Warte nur ein paar Wochen, dann wirft man dich in den Sperrmüll. Ich aber bin wieder das große Licht, das den ganzen Raum erfüllt."
"Ich gönne es dir“: flüsterte der Weihnachtsbaum, "ich wusste gar nicht, dass du darunter leidest, geschont zu werden.
Wirklich, ich habe gedacht, es sei dir recht, dass ich deine Arbeit übernehme und du dich entspannen kannst."
"Heuchlerin," tönte der nur noch im Widerschein der Tannenbaumkerzen glitzernde Kristallleuchter "Bilde dir nur nicht ein, du könntest mich ganz verdrängen.
Ich hänge hier sicher verschraubt an der Decke. Du aber stehst ziemlich wackelig auf einem Bein und musst dem Kübel danken, dass er dich davor bewahrt, umzukippen."
"Jaja," sagte der Baum, "das ist ja gerade mein Kummer. Zum Glück aber wird dieses Bein von meinem ganzen Wurzelwerk gestützt.
Deshalb komme ich nach den Feiertagen auch nicht in den Sperrmüll, wie du zu hoffen scheinst, sondern in den Garten.
Dort werde ich mich mit der Erde verbinden und weiter wachsen."
`Du dagegen bleibst da oben hängen und bleibst, was du bist`, hätte er gerne hinzugefügt, doch dafür war er zu fein und zu rücksichtsvoll.
So kam es, dass der hehre Leuchter sich zu einem freundschaftlichen Entgegenkommen herabließ:
"Weißt du was," erklärte er gönnerhaft-feierlich, "wir sollten uns ergänzen, du funkeltst, blinkst und glimmst von unten und duftest Weihnachtsstimmung ins Zimmer.
Ich aber überstrahle dich von oben, wenn die Andacht vorbei ist und der Alltag weitergeht.
Und nach den Feiertagen kehrst du heim nach draußen, in die Obhut der Sonne, und ich übernehme wieder ganz die Betreuung der Menschen."
`Dann wirst du aber ohne Schmuck da stehn', fügte der Leuchter in heimlicher Vorfreude für sich hinzu. Um des Weihnachtsfriedens willen schwieg er jedoch.
Der Tannenbaum dachte: `Wie schön ist es doch, so schön zu sein.
Aber wenn ich erst wieder in Wind und Wetter um mich winken kann und die Sonne auf mich herab und durch mich hindurch scheint,
dann erst durchströmt mich das eigentliche Glück, lebendig zu sein zwischen Himmel und Erde.


Von Helmut Wördemann


Liebe Adventsgrüße Wiese
Wer sich heute freuen kann,soll nicht bis morgen warten.
                     " Pestalozzi "

Offline Wiese

  • Vereinsmitglied
  • *
  • Beiträge: 4068
  • Geschlecht: Weiblich
Re: Re: Weihnachtsgeschichten
« Antwort #204 am: 13.12.12, 07:48 »


 Das Christbäumchen


Die Bäume stritten einmal miteinander, wer von ihnen der vornehmste wäre. Da trat die Eiche vor und sagte: "Seht mich an! Ich bin hoch und dick und habe viele Äste, und meine Zweige sind reich an Blättern und Früchten." "Früchte hast Du wohl", sagte der Pfirsichbaum; "allein es sind nur Früchte für die Schweine; die Menschen mögen nichts davon wissen. Aber ich, ich liefere die rotbackigen Pfirsiche auf die Tafel des Königs". "Das hilft nicht viel", sagte der Apfelbaum, "von deinen Pfirsichen werden nur wenige Leute satt. Auch dauern sie nur wenige Wochen; dann werden sie faul, und niemand kann sie mehr brauchen. Da bin ich ein anderer Baum. Ich trage alle Jahre Körbe voll Äpfel, die brauchen sich nicht zu schämen, wenn sie auf eine vornehme Tafel gesetzt werden. Sie machen auch die Armen satt. Man kann sie den ganzen Winter im Keller aufbewahren oder im Ofen dörren oder Most daraus keltern. Ich bin der nützlichste Baum!" "Das bildest du dir nur ein" sagte die Fichte, "aber du irrst dich. Mit meinem Holz baut man die Häuser und heizt man die Öfen.
Mich schneidet man zu Brettern und macht Tische, Stühle, Schränke, ja sogar Schiffe daraus.
Dazu bin ich im Winter nicht so kahl wie ihr: Ich bin das ganze Jahr hindurch schön grün.
Auch habe ich noch einen Vorzug. Wenn es Weihnachten wird, dann kommt das Christkindchen, setzt mich in ein schönes Gärtchen und hängt goldene Nüsse und Äpfel an meine Zweige. Über mich freuen sich die Kinder am allermeisten.
Ist das nicht wahr?"
Dem konnten die anderen Bäume nicht widersprechen.


von Wilhelhm Curtmann
Wer sich heute freuen kann,soll nicht bis morgen warten.
                     " Pestalozzi "

Offline Wiese

  • Vereinsmitglied
  • *
  • Beiträge: 4068
  • Geschlecht: Weiblich
Re: Re: Weihnachtsgeschichten
« Antwort #205 am: 06.12.14, 19:16 »
Ich bin immer wieder auf der Suche nach neuen Weihnachts-Gedichten und Geschichten.

Bin fündig geworden von einem Gedicht:

Weihnacht? Weihnacht!


Weiße Weihnacht? Ach wie herrlich.
Glatte Straßen – zu gefährlich.

Sparziergang durch den Winterwald…
Ohren, Nase, Füße: kalt.

Geschenke kaufen für die Lieben?
Keine Wunschzettel geschrieben!

Kling, mein Glöckchen, klingeling?!
Die Kassen klingen fröhlich: bing…

Weihnachtslieder selber singen…
CD bringt rauschfrei sie zum Klingen.

Edeltanne reich geschmückt….
Für fünfzig Euro? Wohl verrückt!

Echte Kerzen, Tannenduft…
Brandgeruch liegt in der Luft.

Gänsebraten, Knödel, Soße…
Um die Hüfte spannt die Hose.

Frieden, Ruh`, Besinnlichkeit…
Hektik, Stress und meistens Streit.

Dies`Gedicht erscheint gemein?
Stimmt – es kann auch anders sein!

( Unbekannt )

Wer hat noch neue Gedichte und Geschichten?

LG. Wiese
Wer sich heute freuen kann,soll nicht bis morgen warten.
                     " Pestalozzi "

Offline Wiese

  • Vereinsmitglied
  • *
  • Beiträge: 4068
  • Geschlecht: Weiblich
Re: Re: Weihnachtsgeschichten
« Antwort #206 am: 06.12.14, 19:29 »
Und zum Nikolaustag:

Der Nikolaus


Ach lieber guter Nikolaus
So komm doch auch in unser Haus!
Am Fenster steh`n wir hier , wir Kleinen,
und warten schon auf dein Erscheinen.
Wir sehen auch die guten Sachen,
die allen Kindern Freude machen.Die Nüsse trägst du huckepack,
in deinem großen Ruckesack.
Die Rute stecke nur schnell ein,
denn wir woll`n immer artig sein!
Und schneller als man es gedacht,
hat Nikolaus sich fortgemacht.

( Gabriele Montaldi )
Wer sich heute freuen kann,soll nicht bis morgen warten.
                     " Pestalozzi "

Offline Wiese

  • Vereinsmitglied
  • *
  • Beiträge: 4068
  • Geschlecht: Weiblich
Re: Re: Weihnachtsgeschichten
« Antwort #207 am: 11.12.14, 08:12 »
Hab hier eine Geschichte gefunden, es ist schwer das richtige zu finden. Ich bin auch immer auf der Suche.

(Verfasser unbekannt) Memoiren eines Weihnachtsbaums
Menschen sind schon komische Wesen. Das liebe lange Jahr über vergiften sie uns mit ihren Abgasen, beschweren sich trotzdem über das Waldsterben und hinterlassen allen möglichen Müll in der Schonung. Aber dann, wenn es Winter wird, entdecken sie die große Liebe zu uns Bäumen. Nicht zu allen, denn die Kollegen von der laubtragenden Fraktion sehen dann recht schmucklos aus, sondern speziell zu uns Tannen. Ob Blau-, ob Edel-, Hauptsache Tanne muss es sein.

Geht es auf das Jahresende zu, fallen sie massenweise bei uns ein, graben uns aus oder hacken uns ab - aus lauter Liebe, versteht sich. Raus aus dem winterlichen Wald, rein in die warme Stube. Nein, ihr Tännchen, schüttelt nicht so ungläubig mit dem Kopf, das tun die wirklich. Wie? Ja stimmt schon, die Menschen haben keine Nadeln und leben auch nicht im Wald; sie haben nicht einmal ein Fell, außer auf dem Kopf, so dass sie jämmerlich frieren, wenn es kalt wird. Aber sag selbst: Kann ein vernünftiges Wesen daran glauben, dass es uns etwas gutes tut, wenn es uns ausgräbt oder gar abhackt und an einen warmen Ort trägt? Siehst du: kann es nicht. Aber damit beginnt die Sache ja erst.

Kaum war ich ausgegraben - zum Glück haben sie mich nicht abgehackt - wurde ich in eine der großen Qualmkisten verfrachtet, die die Luft verpesten. Nach einer endlos scheinenden Fahrt wurde ich abgeladen und durch einen Trichter gesteckt, der all meine Arme nach oben verbog, und landete schließlich in einem 'Netz', das sie so verbogen hielt. "Spart Platz beim Transport", sagte ein Mensch zum Anderen. Dann wurde ich wieder verladen, rum gefahren und landete auf einem sogenannten 'Markt'.

Da standen noch andere Opfer der Liebe neben mir und viele Menschen wimmelten herum und einer war dabei, der schrie immer "Schöne, schöne Weihnachtsbäume", aber ich war wenigstens meine Fesseln los. Doch nicht für lange. Jemand gab dem Schreihals einen bunt bedruckten Lappen und dafür wurde ich wieder durch den Trichter gestopft, gefesselt und von dem mit dem Lappen mitgenommen. So stand ich dann 3 Tage lang in einer Ecke.

Dann kam der mit dem Lappen wieder - und mit ihm kleinere Menschen, die um mich rum sprangen und "Oh, ein Weihnachtsbaum!" riefen und den mit dem Lappen 'Papa' nannten.
Papa kratzte sich am Kopf und überlegte, wie ich wohl 'einzustielen' sei. Das dauerte eine Weile und schließlich kam jemand, den die Kleineren 'Mama' nannten und meinte "Lass man dran den Ballen, Karl. Meiers tun ihrn auch im Gatten pflanzen." Der Ballen, das waren meine Wurzeln und so wäre ich um ein Haar doch noch abgehackt worden.

Dank Mama besann man sich darauf, mich in einen Topf zu setzen, ein wenig Erde drauf zu schütten und mich in die Stube zu tragen. Dort wurde ich endlich meine Fesseln los. "Prima!" mögt ihr sagen, aber es war gar nicht prima. Wenn ihr 3 Tage lang gefesselt in der Ecke gestanden habt, dann werden euch die Arme steif. Steife Arme aber gefielen den Menschen nicht und so versuchten sie, meine Arme durch Drücken wieder beweglich zu machen. Ist sehr unangenehm, wenn eingeschlafene Arme runtergedrückt werden.

Kaum war das überstanden, ging es mit 'der Richtung' los. Im Wald geht links die Sonne auf und rechts wieder unter und das ist so ein Tannenleben lang. In den Stuben der Menschen wird man gedreht und gewendet, bis man gar nicht mehr weiß, wo rechts und links ist. "Nein, da ist zu wenig Grün, halt, zu weit, zurück, ein wenig so rum, nein, doch wieder andersrum" geht es da. Und zwischendurch immer wieder "Meier's sieht aber schöner aus.", "Meiers haben den anders stehen" und "Meier's ist viel größer." Schließlich stand ich wohl richtig, wenn auch nicht mehr wissend, wo links und rechts ist.

"Martta, hol domma die Kugelns raus!" kommandierte der, der Papa hieß, und es begann der Akt des Schmückens. Das müsst ihr euch so vorstellen, dass alles mögliche Zeug an eure Arme geklemmt wird. Nein, Nein. Keine Vogelnester oder so etwas, sondern goldene, silberne, gläserne, tönerne und was weiß ich noch alles für runde Gegenstände. 'Kugelns' halt. Dann kommt noch Essen für Menschen dazu. Äpfel, Schokolade, Marzipan, Nikoläuse und wer weiß was alles. Ach ja, die silbernen und goldenen Fäden, Lametta genannt, habe ich noch vergessen.

 Einmal haben sie mich so vollgehängt damit, dass ich kaum noch was sehen konnte. Das schlimmste von allem aber sind die Lichter. Da gibt es elektrische, die sind unangenehm, weil alle Lichter mit einem Kabel verbunden sind. "Ne, Kalla, da iss doch allet auffem Haufen und hier hasse gar keim Licht." sagt dann Mama und Papa erwidert "Iss nich, Martta, reicht dem Kabel nich für.". Das lässt Mama natürlich nicht gelten und sagt: "Stell dich nich so an, wirs doch wohl noch nem läppischen Baum schmücken können." Das endet dann regelmässig so, dass die Arme mit den Lichtern durch das Kabel gefesselt werden.

Viel schlimmer als die elektrischen sind aber noch die richtigen Lichter. Das sind 'Kerzen' genannte Dinger, die richtig brennen. Angst vor Feuer haben die Menschen auch, jedenfalls gucken Papa und Mama immer recht misstrauisch, wenn die richtigen Lichter brennen. Aber ich weiß nicht, warum die Menschen meinen, wir Tannen hätten keine Angst vor Feuer. Und wenn einem so eine Feuerkerze auf den Zweigen steckt, dann steht man nicht nur 1000 Ängste aus, das ist auch verdammt unangenehm, denn die Kerzen kleckern einem die Arme mit heißem Wachs voll. Solange es unsereins auf die Arme kleckert, scheint das niemanden zu stören, aber wehe, es kleckert auf den Boden. Dann fängt ein fürchterliches Geschrei an, von wegen "der gute Teppich" und so. Aber ich bin schon viel zu weit.

Nachdem man dann mit dem ganzen Zeug vollgehängt worden ist und als "geschmückt" gilt, steht man erst einmal ein paar Stunden lang in der Ecke rum und hat ein wenig Zeit, sich von all den Schrecken zu erholen. Wenn Papa und Mama beginnen, Pakete und Päckchen unter einem zu verstauen, und ihre Augen glasig zu schimmern beginnen, wird es gefährlich. Dann naht die Zeit der Bescherung. Die 'richtigen' Kerzen werden angesteckt und meist auch noch so Dinger, die mit Feuer um sich werfen und 'Wunderkerzen' genannt werden und man ist halbtot vor Schreck.

Dann stürmt die ganze Kinderschar - diesmal sind auch die ganz kleinen dabei - auf einen zu und will an die Pakete, die Mama und Papa unter einen gelegt haben. Doch sie halten den Kinderorkan noch fern, der einen umzufegen droht, und beharren darauf, dass erst 'Gedichte' aufgesagt und 'gesungen' wird.

Gedichte, das ist so was: Da stellt sich dann der kleinste Mensch hin und stammelt "Drauss' vom Walde komm ich her, ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr. Allüberall auf den Tannenspitzen, sah ich goldene Lichtlein blitzen." Dabei war der gar nicht im Wald, sondern nebenan, bei Tante Hertha oder sonstwo, aber nicht im Wald. Und die einzigen 'Lichtlein', die ich jemals auf meinen Spitzen sitzen sah, sind die Kerzen verschiedener Art. Nicht, dass Mama und Papa aber nun herkommen und sagen "Nein, schau mal, so ist das nicht. Im Winter ruhen sich die Tannen aus und sie leuchten nicht, sondern stehen still an ihrem Platz, denken über den letzten Sommer nach und was im nächsten wohl kommen wird". Nein, Mama weint vor Freude und Rührung und auch Papa ist bewegt. Mamas "Hasse schön gesacht! Gezz wollnwa singen!" leitet zum nächsten Akt über.
 
Gesang, das ist nicht, was ihr von den Vögeln kennt. Es ist eher so eine Art Geschrei. Wie das der Hirsche, wenn sie sich im Herbst um ihre Frauen balgen. Nur noch fürchterlicher. Sie brüllen auch nicht "Ey, du Ohr, das ist mein Reh!" und "Verpiss dich, alter Angeber!", sondern "Stille Nacht.". Oder auch "Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum, wie grün sind deine Blätter.". Ich könnte vor Wut jedes Mal aus den Nadeln fahren.

Kaum ist das holzerschütternde Geschrei verklungen, sagt Tante Hertha "Habbt an schön Bäumken dies Jahr" und nach einem "Frohe Weihnacht" beginnt das Herauskramen der Pakete. Sie holen alles wieder weg, was sie gerade unter einen gelegt haben und packen aus, was voher eingepackt wurde. So Papa nicht vergessen hat, die Batterien für irgendwelches Kinderspielzeug zu besorgen, was dieses unbedingt zum Funktionieren braucht, sind alle erst einmal beschäftigt. Das Ende des Rituals erkennt man an dem Dialog mit Tante Hertha. Der ist jedes Jahr gleich.

"Hach, Härtta ! E'n Pullowa! Wär doch nicht nötich gewesen" sagt Papa. Worauf die Tante erwidert: "Probier ma an, kannze umtauschen, wenna nich passt. Habbich nochen Bong von". Und das geht dann mit Mamma und Hertha und Hertha und "Kinnas" - das sind Mama und Papa - auch noch mal so. Und alle haben noch "den Bong für zum umtauschen".
In den nächsten 2 Tagen kommen dann Verwandte. Wieder mit Paketen, aber die werden einem nicht mehr untergeschoben, sondern direkt verteilt. Und wieder haben alle "den Bong für zum umtauschen" noch.

Man steht dann noch so 2 Wochen in der Ecke rum, ohne dass sich jemand gross um einen schert. Ausser, der Schlachtruf "Lass uns nomma 'n Baum anstecken" ertönt. Schließlich sind die Menschen es leid, dass 'dieses Ding' noch länger 'die Stube vollnadelt'. Wenn man das Glück hatte, seine Wurzeln zu behalten, nehmen sie all das Zeug unter großem Hallo wieder herunter, was sie einem vorher aufgeladen haben und verfrachten einen in den Garten. Da darf man sich dann den Sommer über erholen.
Bis zum nächsten Mal, wenn die Menschen ihre 'Liebe' zu uns Tannen entdecken.
 


« Letzte Änderung: 12.12.14, 19:26 von Wiese »
Wer sich heute freuen kann,soll nicht bis morgen warten.
                     " Pestalozzi "

Mucki

  • Gast
Re: Re: Weihnachtsgeschichten
« Antwort #208 am: 11.12.14, 16:29 »
Janine feiert Weihnachten

Von Werner Wollenberger

Wann ist Weihnachten? Man sagt am 24. Dezember, am 25. vielleicht. Das habe ich auch immer geglaubt, bis jene Geschichte passierte, die ich jetzt erzählen möchte. Seither bin ich nicht mehr so sicher.
 Die Geschichte nahm ihren Anfang im Sommer des Jahres 1958 in einem kleinen Juradorf in der Schweiz. Das Juradorf war wirklich sehr klein - ein paar Häuser, ein Bäcker, zwei, drei Wirtschaften, eine kleine Schule, eine Kirche und ein paar Familien über die Hänge verstreut. Eine dieser Familien bestand aus einem jungen Ehepaar und einem achtjährigen Mädchen, nennen wir es Janine.
 Janine war ein fröhliches Mädchen, aber in diesem Sommer begann es zu kränkeln. Es wurde apathisch, es war immer müde, es nahm nicht mehr an den Spielen seiner Gefährtinnen teil; es begann Kopfweh zu haben, es wollte morgens nicht mehr aufstehen; es war krank. Zuerst schien die Sache nicht sehr besorgniserregend; aber, nachdem Janine immer mehr zu klagen begann, ging die Mutter zum Arzt des nächsten größeren Dorfes. Der Arzt untersuchte sie und kam der Krankheit nicht auf die Spur.
 So fuhr die Mutter denn eines Tages im September nach Basel und ließ Janine von einem berühmten Professor an der Universitätsklinik untersuchen. Der Bescheid, den Janines Mutter bekam, war erschreckend. Janine hatte Leukämie, eine Blutkrankheit, gegen die es auch heute noch kein Mittel gibt und die binnen kurzer Zeit zum sicheren Tode führt. Der Professor gab Janine höchstens noch zwei Monate zu leben. Die Mutter war verzweifelt. Sie beschwor den berühmten Arzt, sie bat ihn, sie fragte, was sie tun könne, und dem Arzt blieb nichts übrig, als ihr zu sagen, das einzige, was sie für Janine noch unternehmen könne, sei, ihr die letzten Wochen ihres Lebens so schön wie immer möglich zu machen. Janines Eltern waren nicht reich, aber es ging ihnen nicht schlecht, und sie beschlossen, für Janine zu tun, was immer nur zu tun sei: mit ihr zu reisen, ihr die Schweiz zu zeigen, die Welt zu zeigen; sie mit Geschenken zu überschütten.
 Aber Janine wollte von all dem nichts wissen. Sie wollte nicht reisen, sie wollte keine Geschenke haben. Sie hatte nur einen einzigen Wunsch, und das war: Weihnachten zu feiern. Sie wollte Weihnachten haben, und zwar wunderschöne Weihnachten, wie sie sich ausdrückte, Weihnachten mit allem, was Weihnachten zu Weihnachten macht. Das war der einzige Wunsch, der Janine nicht zu erfüllen war. Dezember rückte näher, der Vater wurde immer verzweifelter, und in seiner Verzweiflung vertraute er sich einem Freund, nämlich dem Lehrer des Dorfes an. Zusammen kamen die Männer auf eine Idee. Der Vater ging nach Hause, mit gespielter Begeisterung erzählte er Janine, daß Weihnachten ausnahmsweise in diesem Jahre früher stattfinden werde, und zwar bereits am 2. Dezember. Janine war ein gescheites Kind und glaubte die Geschichte zunächst nicht; das heißt, sie hätte sie gerne geglaubt, aber sie konnte das gar nicht fassen. Nun, der Vater sagte, mit Ostern sei es ja auch so – es fällt immer auf einen anderen Tag, und genauso sei es nun eben einmal mit Weihnachten. Die Idee schien dem Vater sehr gut; er hatte nur etwas dabei vergessen: Weihnachten ist ein Fest, das man nicht alleine feiern kann. Zu Weihnachten gehören die Weihnachtsvorbereitungen, das Packen der Paketchen, der Geschenke. Zu Weihnachten gehört als Vorbereitung, daß in den Geschäften die Geschenke ausgestellt sind, daß die Christbäume auf dem Dorfplatz aufgerichtet werden. Zu Weihnachten gehört die ganze Zeit vor Weihnachten, und zu Weihnachten gehört vor allem, daß alle es feiern.
 Der Nächste im Dorf, der ins Vertrauen gezogen wurde, war der Bäcker. Und der Bäcker beschloß, seine Lebkuchenherzen dieses Jahr schon früher zu backen. Er beschloß auch, sein berühmtes Schokoladenschiff, das er jedes Jahr ausstellte, dieses Jahr schon früher ins Fenster zu stellen und aus den Schloten des Schiffes die Watte dampfen zu lassen. Und nun begannen die anderen Geschäftsleute des Dorfes, die sich zunächst gesträubt hatten - denn Weihnachten ist für Geschäftsleute nicht nur ein Fest, sondern eben auch ein Geschäft -, die Leute, die sich zunächst gesträubt hatten, begannen auch, ihre Weihnachtsvorbereitungen zu treffen.
 Der Plan setzte sich immer fester in den Köpfen der Leute des kleinen Juradorfes. In der Schule wurde gebastelt; im Kindergarten wurde gebastelt; den Kindern wurde eingeschärft, daß Weihnachten dieses Jahr früher sei als in anderen Jahren, und es wurde überall gemalt, gebacken. Die Hausfrauen machten mit; die Väter gingen auf den Dachboden, holten die Lokomotiven und die Eisenbähnchen und begannen, sie neu zu bemalen oder auszubessern. Die Puppen wurden in die Puppenklinik gebracht. In dem kleinen Dorf setzten schon Mitte November ganz große Weihnachtsvorbereitungen ein. Der letzte Widerstand, der zu überwinden war, war der des Pfarrers: konnte er denn die ganze Weihnachtsliturgie vorwegnehmen? Er konnte es. Er setzte Weihnachten für den 2. Dezember fest.
 Der 2. Dezember kam, und es wurde ein wundervolles Weihnachten für Janine, ein Weihnachtsfest wie in anderen Jahren. Die Sternsinger kamen, verteilten ihre Lebkuchen, ihre Nüsse, ihre Birnen, und sogar aus dem Radio kam weihnachtliche Musik, kam "O du fröhliche", kamen die Schweizer Weihnachtslieder, und daran war nicht das Radio schuld, daran war ein kleiner Elektriker im Dorf schuld, der eine direkte Leitung in das Haus Janines gelegt hatte und vom Nebenhaus her Platten abspielte, deren Musik nun direkt aus dem Lautsprecher kam.
 Es war ein wundervolles Weihnachtsfest, und zwei Tage später starb Janine. Am 24. Dezember 1958 wurde in diesem kleinen Juradorf nicht mehr Weihnachten gefeiert.

Offline gatterl

  • Obb.
  • Vereinsmitglied
  • *
  • Beiträge: 5985
  • Geschlecht: Weiblich
  • Vom Stillstand ist nicht weit zum Stillgestanden
Re: Re: Weihnachtsgeschichten
« Antwort #209 am: 15.12.14, 17:39 »
Christkindchen
Wo die Zweige am dichtesten hangen, die Wege am tiefsten verschneit, da ist um die Dämmerzeit im Walde das Christkind gegangen.
Es musste sich wacker plagen, denn einen riesigen Sack hat's meilenweit huckepack auf den schmächtigen Schultern getragen.
Zwei spielende Häschen saßen geduckt am schneeigen Rain. Die traf solch blendender Schein, dass sie das Spielen vergaßen.
Doch das Eichhorn hob schnuppernd die Ohren und suchte die halbe Nacht, ob das Christkind von all seiner Pracht nicht ein einziges Nüsschen verloren.

Anna Ritter
aus "Gedichte" Verlag Liebeskind
Manche Menschen können nichts mehr wahrnehmen ausser ihrer eigenen Befindlichkeiten
Florian Schroeder