Ich bin gläubige Christin.
Ich bin aus der evangelisch lutherischen Kirche ausgetreten!
Meine Kirchengeschichte:
ich bin auf einem Hof direkt an "unserer" Kirche aufgewachsen.
Mein Vater war bis zu seinem zu frühen Tod 24 Jahre im Kirchenvorstand.
Ich wurde christlich erzogen, aber nicht so streng.
Der Pastor wurde ebenso wie seine Frau mit Titel angeredet, also Herr Pastor XXX und Frau Pastor XXX.
Seit ich laufen konnte bin ich zum Kindergottesdienst gegangen.
Manchmal saß ich dort auch ganz alleine und der Pastor hat trotzdem mit mir den Kindergottesdienst gefeiert.
Ab meinem 7. Lebensjahr habe ich Orgelunterricht bekommen um den Traum von meinem Vater erfüllen zu können:
seine Tochter als Kirchenorganistin. Ebenso habe ich Flötenunterricht bekommen.
Viele Jahre habe ich an Heilig Abend einen Hirten gespielt, später dann mit der kirchl. Flötengruppe die Gottesdienste mitgestaltet.
An jedem Kirchenfest, und die fanden damals reichlich statt, haben meine Familie und ich tatkräftig mitgeholfen.
Im Alter von 16 Jahren habe ich den evangelischen Jugendgruppenleiterschein gemacht um später eine Jugendgruppe übernehmen zu können.
Und und und... meine Kindheit, meine Jugend war von Kirchenarbeit geprägt.
Mit 20 Jahren bin ich in eine andere Gemeinde im gleichen Kirchkreis gezogen.
In dieser Gemeinde gab es nur eine kleine Kapelle und der Pastor wohnte in einem anderen Ort.
Es war eine andere Kirchenarbeit, aber es gab eine.
Als mein Sohn geboren wurde habe ich mit anderen Müttern eine kirchl. Krabbelgruppe initiiert, die noch heute aktiv ist.
Bei den kirchl. Gemeindefesten habe ich mitgewirkt, das Osterfrühstück unterstützt und ich war zufrieden mit „meiner“ Kirchengemeinde.
Ich krönte meine Kirchengemeinde mit der Tätigkeit als Pfarramtssekretärin.
Ich liebte diesen Job. Der Pastor, der Patron, der Kirchenvorstand und ich :
ein tolles Team, eine wunderschöne Arbeit.
Dann haben sich meine Lebensumstände geändert und ich bin weit weggezogen.
In ein anderes Bundesland, mit einer anderen Vorgeschichte, mit einer anderen Kirchenarbeit.
Als ich mich eingelebt hatte, wollte ich mich in die Kirchengemeinde einbringen.
Nur gab es da nichts.
Keine Kinder-, keine Jugend-, keine Seniorentreffen.
Keine Musikgruppe, kein Gemeindefrühstück.
Gut dachte ich, dann versuchst halt mal was in Gang zu bringen.
Es scheiterte an der Pastorin. Die hat mich total ausgebremst.
Sie sagte zu allem was ich vorschlug: hatten wir schon, kommt keiner oder wer soll das finanzieren?
Wer denn die Bibeltexte lesen sollte, doch wohl nicht SIE. Denn sie hätte schon genug zu tun.
In der Zwsichenzeit hatte ich weitere 3 Damen um mich, die ebenfalls für die Kinder und Jugendlichen etwas auf die Beine stellen wollten.
Also habe ich mich an den Kirchenkreis gewannt.
Ich bin dermaßen auf Granit gestoßen, dass ich resigniert das Handtuch geschmissen habe.
Dann kam ein Blick auf die Kirchensteuer die ich zahle und gleichzeitig die Frage: wo ist hier die Kirche?
Wo kann ich
meinen Anspruch an Kirche ausleben? Wo wird hier die Glaubensgemeinschaft gelebt?
Nur alle 4-8 Wochen im Gottesdienst
Ich war unzufrieden und ich fühlte mich nicht mehr aufgehoben.
Also bin ich mit allen Konsequenzen ausgetreten.Ich liebte die Gottesdienste zum Erntedank, ich mochte den Weihnachtszauber, ich genoss die Ruhe am Silvesterabend,
ich vermisse die Familiengottesdienste, ich vermisse das kirchliche Leben in der Gemeinde.
Einen Gottesdienst „ohne Anlass“ habe ich seit meinem Austritt vor knapp 10 Jahren nie wieder besucht.
Seit meinem Austritt war ich nur zu Taufen, Konfirmation, Hochzeit und Beerdigungen in der Kirche.
Mein Gewissen hat mich zu diesen Anlässen jedes Mal SCHEINE in die Kollekte werfen lassen.
Ein Austritt mit allen konsequenzen. Dafür braucht es kein Lob oder Anerkennung.
Ich bete, ich glaube OHNE Kirche.
Ich bin und bleibe eine gläubige Christin, aber eben ohne die weltliche Kirche.
Ich weiß, dass meine Beerdigung sehr wahrscheinlich ohne evangelischen Kirchenbeistand sein wird.
Das hat mich lange Zeit nachdenklich gemacht, ob es mir ausreicht von einem Laienprediger die letzten Worte zu empfangen.
Ja es reicht mir, denn ich bin mir sicher, dass mein Gott da keinen Unterschied machen wird
und die „Angst“, die die weltliche(n) Kirche(n) verbreiten, unbegründet ist.
Ich glaube an Gott und nicht an die weltliche Kirche.Ich kann heute noch nicht sagen, ob es mich mal wieder in eine Gemeinde verschlägt in der die Kirche LEBT.
So wie ich so etwas vorfinde, werde ich wieder in die Kirche eintreten und mich und meinen Glauben in die Gemeinschaft einbringen.
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Zur Taufe von Kindern, deren Eltern nicht in der Kirche sind.
So einen Fall gab es während meiner Zeit als Pfarramtssekretärin. Der Pastor der Gemeinde konnte damals die Taufe
aus persönlichen Gründen oder persönlicher Überzeugung ablehnen, jedoch kann das die Kirche selbst nicht verweigern.
So jedenfalls damals. Das kann heute schon anders sein.