Hallo Maja,
nein du stichst nicht in ein Wespennest, sondern willst den Blick einfach weiten.
Ich kenne eine Altenpflegerin, es ist menschenverachtend, was da abläuft, für die, die auf Pflege angewiesen sind und für die, die pflegen. Und dafür müssen satte Summen pro Monat bezahlt werden.
Das ist die eine Seite,
aber was ist, wenn die Familie nicht pflegen will oder kann? Wenn das Tor zur Aussenwelt, das Autofahren auf dem Land nicht mehr geht?
Wer fährt dann zum Arzt, kauft ein, wo gibts dann noch Kontakte zu anderen Menschen?
Ich war im in meinen Augen der besten Altersheime auf Besuch- ich fand die Frau, die ich besuchte, als sehr weise.
Sie hat das Haus gebaut, ist ihr sicher nicht leicht gefallen, der Mann ist gestorben, die Kinder sind weit weg und kümmern sich wenig um die Mutter, den "Kasten" wollen sie eh nicht, also hat sie sich selbst um einen guten Heimplatz geschaut, nicht weit weg von ihrem sozialen Lebensumfeld, sie wird noch oft besucht, kann im Heim wieder menschliche Kontakte pflegen, sogar sich noch nützlich machen, was ihr wichtig ist.
In ihrem Haus war keine Zentralheizung, sie hat gemerkt, dass sie es nicht mehr schafft, Holz aufzurichten, es ins Haus zu bringen- sicher hätte sie noch eine Heizung einbauen können, aber sie hat selbst gemerkt, dass ihre Kräfte nachliessen.
Und was wäre in ein paar Jahren?
Sie meinte, dass die Kinder dann eben weniger erben oder vielleicht auch nichts mehr übrig bleibt, aber sie hat ihr ganzes Leben eisern gespart, gearbeitet, sich nicht viel gegönnt, nur immer geschaut, dass die Kinder es mal leichter haben als sie. Sie hat gemerkt, dass aber sie im Leben ihrer Kinder nicht mehr stattfindet und das hat ihr sehr weh getan. Ihr ist schon klar, dass dieses Heim ein Stück Luxus ist, die Lebensqualität dort für sie einfach passt. Dort wird sogar noch selbst gekocht, ist heute eine Ausnahme.
Die Frage, wie will ich selbst einmal im Alter leben, die ist mir mit diesen Besuchen in 2 verschiedenen Altersheimen vor Augen gestanden.
Möglichst lange und selbstbestimmt zu leben ist mir wichtig, aber was ist, wenn es nicht mehr geht und eben kein familiäres Umfeld da ist?
Ob dieses Land einmal mit den vielen älter werdenden Menschen "menschenwürdig" umgeht- hmm, ich habe da so meine Zweifel, die Renten- und Sparpolitik lässt ohne grosses Wissen die Vermutung zu, dass die Altersarmut ein grosses Problem sein wird.
Es wird einmal sehr viele Häuser geben, die verkauft werden, weil eben die Rente und das Geld nicht mehr reicht, in ländlichen Gegenden wird das ein Problem, weil alle in die Städte wollen.
Auf den Bauernhöfen lebten und leben noch mehrere Generationen in räumlicher Nähe, in der nichtbäuerlichen Bevölkerung ist das noch weniger der Fall-
wer einmal die Pflege übernehmen wird, ist das eine, ob es auch in Zukunft aus anderen Ländern Pflegekräfte geben wird, die das machen, das wird die Zeit zeigen.
Es gab mal einen Film im Fernsehen, die alten Männer gehen nach Thailand, dort werden sie von jüngeren Frauen gepflegt, weil sie damit auch ein Auskommen haben, für die alten Frauen war Afrika angedacht, weil dort vielleicht auch mit wenig Geld noch ein wenig Lebensraum möglich wäre.
Eines fällt auf, vor dem Alter und seinen Herausforderungen macht eine ganze Gesellschaft die Augen zu, es scheint so zu kommen, dass es eine Zweiklassenalterung gibt, die, die genug Geld haben und die anderen.
Und was mir auch auffällt, es macht einen Unterschied, ob man für die Familienangehörigen einen Heimplatz sucht oder ob man sich für sich selbst seine Gedanken um das Leben im Alter macht.
Mit 50 sieht man sicher manches anders als mit 80, einen alten Baum heisst es, soll man nicht mehr verpflanzen, aber was ist, wenn der Baum dort, wo er steht, im Weg ist?
Ich habe mich schon oft gefragt, wie gehen andere Kulturen auf dieser Welt mit dem Alter um, es ist doch nicht so, dass das erst heute auf uns zukommt, zu allen Zeiten, seit es uns als Menschen gibt- gab es Säuglinge, Kinder, Jugendliche, Erwachsene und eben auch Greise, alle sind nicht in den durchgerechneten Lebensalterstatistiken passgenau gestorben.
Bei uns konnten am Hof noch meine Schwiegereltern und eine langjährige "Magd" ihren Lebensabend verbringen und auch bis zum Tod dort leben-
ich mache mir da keine Illusionen.