Bäuerinnentreff

Betriebsperspektiven - die Zukunft, wie soll es weitergehen => Betriebsperspektiven => Thema gestartet von: suederhof1 am 02.08.16, 12:16

Titel: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: suederhof1 am 02.08.16, 12:16
Überall hört man von Hofaufgabe, Verkauf der Tiere oder es gibt keinen Hofnachfolger um in den Betrieb grossartig zu investieren. :'(

Nun frag ich mich, was passiert dann ?
Womit verdiene die Landwirte und ihre Familien ihr Geld.
Viele sind ja nicht im Rentenalter. Was haben sie sich für Perspektiven erhofft oder welche haben sich ergeben ?
Allein vom Verpachten oder Verkaufspreis kann man ja nicht nur leben.

Und wie sieht es Zwischenmenschlich aus?
Sind alle Beteiligten mit der/den Entscheidung/en zufrieden ?



Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: Wiese am 02.08.16, 12:38
Wir sind auch am Überlegen die Hofaufgabe schneller zu vollziehen als ursprünglich geplant. Momentan ist nichts mehr zu verdienen, als nur umsonst zu arbeiten. Auflagen werden immer üppiger und oft nicht nachvollziehbar. Und kleinere Betrtiebe sind bei uns hier alle Auslaufmodelle.
 Da wir im Nebenerwerb sind haben wir noch ein zweites Standbein, mein Mann geht zur Arbeit und in einigen Jahren zur Rente. Bis dahin versuchen wir uns noch durch zu bringen und dann den Hof an Sohnemann zu übergeben.
Wird nicht leicht sein für ihn, nur mit der Außenwirtschaft neben seiner Arbeit alles zu bewältigen. Solange wir noch können, kann er mit unserer Hilfe rechnen. Und was er dann macht, ist seine Entscheidung.
Und wie es uns mit der Entscheidung letzt´s endlich geht, das müssen wir herrausfinden oder werden wir erleben.
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: suederhof1 am 02.08.16, 12:51
OK Nebenerwerb ist klar, hoff ich jedenfalls.

Aber die im Haupterwerb Landwirte sind, was machen die in der Zukunft?
Stempeln gehn (salopp gesagt) oder auf anderen Betrieben angestellt.?
Geht die Frau ganztags Arbeiten und Haushalt und Kinder bleiben beim Vater?

Es sind doch andere Voraussetzungen da, wie bei "normal" Berufstätigen.
Da soll doch gerne eine Arbeitsstelle schon mal in Aussicht ein.
So eine Entscheidung fällt man ja nicht so schnell und ist auch nicht ganz einfach.
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: Marina am 02.08.16, 14:17
Das ist etwas, was mich auch interessieren würde.
Wir haben Haupterwerb, sind 57 und 54 Jahre alt, also noch lange keine
Aussicht auf Rente. Der Hof wird einmal nicht weiter gehen, massig Eigentum
zum Verpachten haben wir auch nicht. Ein wirklich schwieriges Thema im Moment.

Gruß
Marina
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: Ingrid2 am 02.08.16, 14:36
Mein Mann und ich sind 53 und 55 Jahre alt. Unser Hof wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht weitergehen. Wir haben einen gut laufenden Betrieb mit Direktvermarktung usw., wir können nicht klagen. Wir verstehen aber auch, dass unsere Kinder nicht weitermachen wollen. Es wird in den letzten Jahren immer schwieriger, mit den Auflagen auf dem Laufenden zu bleiben. Immer mehr Vorschriften, immer mehr Dokumentationen, mit der Zeit bleibt die Lust an der Arbeit auf der Strecke. Es sind nicht die Kunden die die Arbeit so mühsam machen, sondern unsere Behörden. Und deshalb schauen wir, daß wir uns ein finanzielles Polster erarbeiten, damit wir in Rente gehen können. Was dann mit dem Betrieb tatsächlich wird, das kann ich heute noch nicht abschätzen. Wir wollen beide nicht weg vom Hof, es ist schwierig. Verkaufen oder verpachten geht also nicht, wir werden wohl "stillegen". Was dann mit den großen Gebäuden mal wird, das bereitet mir schon etwas Bauchweh.

Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: gammi am 02.08.16, 15:17
Bei größeren Betrieben/Gebäuden stellt sich dann ja meistens auch die Frage, wie sie sich später sinnvoll nutzen lassen.
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: Marina am 02.08.16, 15:30
Und bei vielen und alten Gebäuden, die teils auch noch unter Denkmalschutz stehen,
stellt sich zudem die Frage: wie und womit erhalte ich die Gebäude.
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: martina am 02.08.16, 15:50
Versicherungen müssen in jedem Fall weiterlaufen. Und Umnutzen alter Gebäude geht auch nicht so ohne Weiteres, dann meldet sich der Fiskus nach der Nutzungsänderung. Da können schon die berühmten untergestellten Wohnwagen teuer werden.


Wir haben uns von einem Teilbetrieb getrennt, bzw. den Betriebszweig "Milchvieh" aufgegeben. Das war aber abzusehen, dass dieser Zweig irgendwann mal auslaufen würde, weil wir eben auch Anbindehaltung hatten und nur kleine Quote, aber alten arbeitsreichen Stall. Ich war daher eher erleichtert, als mein Mann im Herbst von der Molkereiversammlung kam und sagte, "Schluß aus, es reicht!" Unsere Kühe und Rinder sind an einen Kollegen 2 Orte weitergegangen, der gerade ausgebaut und aufgestockt hat. Da könnten wir unsere Kühe sogar immer besuchen, wenn wir das möchten.
Die Milch war aber nie unser wichtigstes Standbein, die Kühe waren halt immer da und wurden mitbetreut. Im Dezember hat mein Mann das letzte Mal gemolken und seit dem genießt er, sich seine Tage arbeitsmäßig komplett anders einteilen zu können. Morgens einmal bis 7 Uhr liegen zu bleiben, wenn es abends spät geworden ist, tut ihm auch gut.

Nein, Milchgeld kommt nicht mehr, aber auch keine Kraftfutterrechnungen, kein Tierarzt, kein Schroter und all die anderen Ausgaben, die für die Kühe nötig waren.
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: Doris70 am 02.08.16, 16:06
Mich würd ja mal eine Karte interessieren, auf welcher (Stand 2010 oder so) die Landwirtschaftlichen Betriebe eingezeichnet sind und eine, mit Stand 2017, wie schauts da in Bayern aus??

Ich für meinen Teil würde den Stall gerne behalten und Hühner oä drin halten. Gatte schwebt aber ein Leben ohne "angehängt sein" vor.

Unsere Landwirte haben doch alle eine solide Ausbildung! Das Problem liegt m.E. nicht nur an fehlenden Jobs, sondern auch: immer eigener Herr gewesen und nun plötzlich einen Chef haben? Da seh ich viele Probleme!

Aufhören tun hier bei uns die, die in Rentenerwartung stehen oder die noch ein zweites Standbein haben. Aber Vollerwerbler, die noch weit von der Rente sind ...die mühen sich weiter ab.

Gruss

Doris
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: gammi am 02.08.16, 16:22
Die meisten haben aber "nur" eine landwirtschaftliche Ausbildung, d.h. sie bekommen auch "nur" einen (schlechter bezahlten) Hilfsarbeiterjob, da ohne entsprechende  Ausbildung.

Für Frauen ohne Berufserfahrung in anderen Bereichen gestaltet sich die Job-Suche auch recht schwierig.

Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: Annette am 02.08.16, 16:52
Das ist etwas, was mich auch interessieren würde.
Wir haben Haupterwerb, sind 57 und 54 Jahre alt, also noch lange keine
Aussicht auf Rente. Der Hof wird einmal nicht weiter gehen, massig Eigentum
zum Verpachten haben wir auch nicht. Ein wirklich schwieriges Thema im Moment.

Gruß
Marina

Könnten wir sein.

Dazu kommt meine pflegebedürftige SM, die mich daran "hindert", in Teilzeit zu arbeiten. Davon mal ganz abgesehen, das die Jobs, die man könnte und möchte auch nicht so auf der Straße liegen. Und genaugenommen ist man in der Arbeitswelt mit 54 auch schon alt, auch wenn ich rein theoretisch noch bis 67 arbeiten müsste. Göga ist 58, das gleiche in grün.

Wir sind von Vorranggebieten für Windkraft umzingelt bzw. liegen z. T. mit unseren Flächen darin und hoffen noch darauf, dass wir von dem Kuchen ein Stück abbekommen. Dann würden unsere Milchkühe auch wandern. Aber so recht daran glauben tun wir nicht. Also sehen wir zu, dass wir irgendwie die Runden kommen.

LG Annette
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: Mathilde am 02.08.16, 18:16
Hallo,

da gibt es ja auch ganz verschiedene Gründe.
Teilaufgabe, also aufgeben eines Betriebszweiges ist ja was ganz anderes wie eine komplette Auflösung des Betriebes.
Bei letzterem ist ja auch ganz viel Geld für das Finanzamt vorzuhalten da sind die Steuerberater dann ordentlich gefordert.
Man kann Höfe komplett verkaufen und dann etwas ganz anderes machen und auch wo anders wohnen.
Man kann aber auch nur verpachten was sich wiederum nicht rechnet wenn sich dabei die Darlehen nicht durch die Pacht tilgen denn ich geh doch nicht auch noch arbeiten für betriebliche Investitionen die dann ohne Zweck da stehen.
Wir könnten z.B. den kompletten Hof verkaufen und von dem was übrig bleibt in einen kleineren Hof für ein paar Pferde am Bodensee investieren - das ist dann aber nicht an Nachfolger gedacht.
Ich könnte hier so viele Überlegungen schreiben aber mir schwirrt da der Kopf. Erstens weil ich das nicht will den Hof aufgeben. Zweitens weil wir da auch keinerlei Veranlassung dazu haben ausser Krankheit und Alter.
Bei mir würde dabei sicherlich auch die Familie oder besser gesagt dann meine Ehe zerbrechen denn meinen Mann halte ich so wie er grad ist nicht den ganzen Tag in einer Wohnung aus.......... ::) da flücht ich lieber.
Wenn das der Fall wäre dann würde ich zu meiner Mutter in die Einliegerwohnung ziehen und einen privaten Dienst aufmachen für Ältere. Sehe das doch an meiner Mutter, noch mobil aber eben nicht mehr in der Lage den Garten zu machen oder das Haus in Ordnung zu halten. Für alles braucht Sie jemand und gegen Anmeldung und legale Beschäftigung da kriegst ganz wenig Leute..........die meisten wollen das so.
Bei einer Bank brauch ich mit Sicherheit nicht mehr anklopfen.  Höchstens zum melken kann man sich noch was suchen da werden gute Leute immer noch händeringend gesucht und auch gut ausgebildete Landwirte haben durchaus eine Chance.
ui heute bin ich wieder wirr im Kopf  :o

LG Mathilde
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: Mattea am 02.08.16, 20:09

Nachdem der Landwirt hier in Deutschland eh ganz unten angesiedelt ist, was Ansehen des Berufes betrifft, werden viele jüngere die Herkunft verschweigen und zusehen, dass sie andere Berufe finden.

Gruss

Doris


Das wird wohl noch schlimmer werden und das macht mir große Sorgen.

Der Landwirt nur noch als Subvenstionsempfänger, wo für nix arbeiten viel Geld bekommt,.... der Tierquäler und gieriger Massentierhalter, Giftspritzer,... Umweltzerstörer mit großen Auto und ständig neuen glänzend und immer größerwerdenen Traktoren,.... 

Der Landwirt ist soo gierig und versteht nicht das Landwirtschaft und landwirtschaftlichen Flächen auch der Allegemeinheit zur Verfügung zu stehen haben, schliesslich zahle man auch Steuern und wegen Subventionen, der Bürger hat eh ein Recht, auf Wiesen zu campen, grillen, Hund gassi führen, Streuobstwiesen zu plündern, Maiskolben raus zubrechen und was sonst noch gerade herum wächst usw....
oder haben sie mal ein Bündel Stroh,......ach was dafür wollen sie noch Geld.....

alles schon gehört und erlebt.
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: Doris70 am 02.08.16, 20:29
Landwirtschaftsmeister ist schon eine solide "Ausbildung" - nix mit Hilfsarbeiter!
Aber bei der ganzen Hofaufgabe ist ja auch noch zu bedenken:

ICH bin der, der einen Hof, der über Generationen für den Lebensunterhalt gesorgt hat, "an die Wand fahre". ICH bin der, welcher das Andenken der Ahnen nicht mehr aufrecht erhalten kann:
"was Du ererbt von Deinen Vätern, erwirb es um es zu besitzen" kommt nicht von ungefähr.

Dies ist ja noch ein Punkt, der an vielen nagt!

Gruss

Doris
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: Mattea am 02.08.16, 20:32
Was kommt nach der Aufgabe,...

ich hab mich das auch schon gefragt, ob es hier weiter geht, ich weiß es nicht.

Auf der anderen Seite, schon 35 Jahre gebuckelt und was bleibt ist nicht so rosig, schon traurig.

Dann noch in der Gesellschaft so verachtet, als wir einen Teilbereich im Betrieb aufgeben mussten, aufgrund eines Krankheitsfalles,...... mussten wir uns sagen lassen,... schliesst ihr wegen Reichtum, hab ihr es nicht mehr nötig,..... ich darf gar nicht daran denken, war eine furchtbare Zeit.
Manchmal wünschte ich mir ich hätte soviel auf der hohen Kante und könnte nur noch Selbstversorgung betreiben.  Geht leider nicht, der ganze Motor Betrieb kostet halt jeden Monat einiges. 
Nicht alles so rosig und einfach wie in den Landlustzeitungen (die wie Pilze aus dem Boden geschossen sind), das Landleben verkauft wird. Mit Strohhut, Milchkännchen und Weidenkorb mit Obst und Gemüse,...
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: Mattea am 02.08.16, 20:35
Landwirtschaftsmeister ist schon eine solide "Ausbildung" - nix mit Hilfsarbeiter!
Aber bei der ganzen Hofaufgabe ist ja auch noch zu bedenken:

ICH bin der, der einen Hof, der über Generationen für den Lebensunterhalt gesorgt hat, "an die Wand fahre". ICH bin der, welcher das Andenken der Ahnen nicht mehr aufrecht erhalten kann:
"was Du ererbt von Deinen Vätern, erwirb es um es zu besitzen" kommt nicht von ungefähr.

Dies ist ja noch ein Punkt, der an vielen nagt!

Gruss

Doris

Stimmt, das belastet enorm. Deswegen wuseln soviele weiter, bis sie sich selbst an die Wand gefahren haben.
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: Marina am 02.08.16, 20:39
Landwirtschaftsmeister ist schon eine solide "Ausbildung" - nix mit Hilfsarbeiter!
Aber bei der ganzen Hofaufgabe ist ja auch noch zu bedenken:

ICH bin der, der einen Hof, der über Generationen für den Lebensunterhalt gesorgt hat, "an die Wand fahre". ICH bin der, welcher das Andenken der Ahnen nicht mehr aufrecht erhalten kann:
"was Du ererbt von Deinen Vätern, erwirb es um es zu besitzen" kommt nicht von ungefähr.

Dies ist ja noch ein Punkt, der an vielen nagt!

Doris, du schreibst mir aus dem Herzen!
Ich hatte neulich ein Gespräch mit einem 58jährigen (jetzt ehemaligen) Landwirt, der das mit dem "an die Wand fahren" wörtlich so zu mir gesagt hat. Mit Tränen in den Augen.

Es stimmt auch, dass Landwirtschaftsmeister eine solide Ausbildung ist. Aber wer nimmt einen Landwirtschaftsmeister mit 57 Jahren oder älter und zahlt ihn auch noch entsprechend? Hier bei uns in der Gegend kenne ich niemanden.

Gruß
Marina
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: Tina am 02.08.16, 21:58
Zu er Ausbildung als Landwirt etc.:
Hier gibt es mittlerweile kaum Fachkräfte für die Betriebe, die jemanden einstellen wollen. Der Markt ist leer!!!

Ein Freund von uns hat vor 10 Jahren den Betrieb aufgegeben mit Anfang 50. Ein ige Monate war er beim Landhandel, das passte aber nicht, dann ist er mitarbeitender Verwalter in einem größeren Betrieb gut 20 km von zu Hause - und alle sind zufrieden.

Der Sohn hat sich Arbeit auf einem Sauenbetrieb gesucht und da da von den Kindern keiner weitermachen wollte, den Betrieb gepachtet.

Aber es liegt auch an den Menschen und wie sie zusammenpassen.
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: Heti am 03.08.16, 11:19
Landwirtschaftsmeister ist schon eine solide "Ausbildung" - nix mit Hilfsarbeiter!
Aber bei der ganzen Hofaufgabe ist ja auch noch zu bedenken:

ICH bin der, der einen Hof, der über Generationen für den Lebensunterhalt gesorgt hat, "an die Wand fahre". ICH bin der, welcher das Andenken der Ahnen nicht mehr aufrecht erhalten kann:
"was Du ererbt von Deinen Vätern, erwirb es um es zu besitzen" kommt nicht von ungefähr.

Dies ist ja noch ein Punkt, der an vielen nagt!

Gruss
Doris

ja, besonders, wenn noch Altenteiler leben, die die momentane Lage der Landwirtschaft nicht sehen wollen oder nicht glauben wollen. Die das alles nur mit einer schlechten Ernte vergleichen, "wird schon wieder..., hat´s immer mal gegeben ..."

"Und dann soll der Sohn noch für einen anderen Bauern arbeiten ? Unmöglich ! Haben wir doch nicht nötig !"

Alter Bauernstolz macht uns das Leben noch schwerer. Aber sollen wir das Problem eine Generation weiterschieben ? Unsere Kinder damit belasten ?
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: susabe68 am 19.08.16, 14:06
Hallo ihr Lieben,
auch wir stehen immer noch vor dem Problem, wie es weiter gehen soll. Ich selbst stamme ja nicht aus der Landwirtschaft und habe nur eingeheiratet,
aber mittlerweile bin ich doch mit dem Betrieb gewachsen und verwachsen. Je öfter ich darüber nachdenke die Milchkühe aufzugeben, desto mehr Gefallen finde ich an der Melkarbeit, sie hat im Moment fast etwas beruhigendes meditatives für mich. Vielleicht auch nur, weil ich dort meine "Ruhe" habe. Die Vorstellungen wie der Betrieb zu bewirtschaften ist, klaffen bei unserem Junior und meinem Mann sehr sehr weit auseinander. Junior will ja gerne Lohnunternehmer sein, aber eigentlich nur einteilen und nicht so viel selbst arbeiten und am Besten mit unseren Maschinen für lau und die Einnahmen gehen allein an ihn, wobei Maschinenpflege auch nicht sein Ding ist, genauso wenig wie gewissenhafte Arbeit. Die Flächen werden halt abgefahren, ob nun mit Miststreuer oder Scheibenegge, aber nur Gas, ob überall Mist liegt oder alles ordentlich geeggt ist spielt dabei keine Rolle.
Und wenn Kunden anrufen, gehen die natürlich immer vor. Mein Mann versucht immer einen guten Mittelweg zu finden, dass die Kunden zufrieden sind und er auch, aber beim Sohn habe ich den Verdacht, dass alles gut ist, was gegen Papa seine Vorschläge ist. Ich weiss nicht, ob wir ihm den Betrieb übergeben können, zumal er ja auch nicht lernen will, wie man die Flächen gut und richtig bewirtschaftet. Auf der anderen Seite habe ich Angst, dass er ohne unsere Hilfe seine Familie nicht ernähren kann. Ich habe aber eigentlich auch keine Lust meine Gesundheit oder die meines Mannes für die Faulheit, Naivität und wirklichkeitsfremden Vorstellungen unseres Sohnes zu opfern. Die Altenteiler sind ja auch noch da, obwohl Schwiegervater mit Tränen in den Augen mittlerweile sagt, es sei besser, wenn wir den Hof verkaufen, als dass unser Sohn ihn in den Ruin wirtschaftet. Ich habe aber auch keinerlei Vorstellung, was wir (47+50 Jahre) dann arbeiten könnten, um unser Auskommen zu haben. Wir haben die letzten 30 Jahre viel gearbeitet und den Betrieb vergrößert und nach vorne gebracht und die Früchte daraus können wir nicht ernten oder erntet das Finanzamt.
Was seht ihr für Möglichkeiten, den Sohn 24 Jahre) selbständig und realistisch werden zu lassen?
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: maggie am 19.08.16, 14:38
liebe susabe,
da gibt es nur eines

ihn dem Schicksal überlassen, nicht den betrieb sondern wie er es machen will -
ich denke ihr müsst einfach über seinen kopf hinweg entscheiden oder ihm den betrieb "anvertrauen" und abwarten was daraus wird, manchmal erwachen die jungen dann bevor es zu spät ist !!!
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: Tina am 19.08.16, 15:12
Mal eine ganz anderen Gedanken:
Habt ihr das mit dem Steuerberater abgeklärt, wenn Sohnemann mit euren Maschinen für andere auf Lohn fährt?????
Das kann unter Umständen bös ins Auge gehen.

Und ihr seit mit 47 + 50 Jahre zu jung, um den Betrieb zu übergeben, vor allem da noch Altenteiler sind.
Und ihr seit auch nicht für das Leben
Eures Sohnes verantwortlich. Solange der Karren immer noch aus dem Dreck gezogen wird, was soll ihm da groß passieren?

Es sind nur Fragen, die mir durch den Kopf gehen.
Schicke Dir ne Portion starke Nerven und manchmal ein Leck.....
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: Paula73 am 19.08.16, 21:10
Schickt ihn anderswo arbeiten, auch wenn ihr den Betrieb eventuel erst einmal verkleinern müsst. So lange ihr immer wieder für ihn die Kastanien aus dem Feuer holt, lernt er nie für sich selbst und sein Handeln die Verantwortung zu übernehmen.
Unter Umständen müsst ihr auch in Kauf nehmen das er nie in der Lage sein wird den Betrieb zu führen. In erster Linie ist es euer Betrieb.

Die Familie könnt ihr auch unabhängig vom Betrieb unterstützen und wenn ihr ST das Geld direkt gebt.
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: Annemie am 20.08.16, 11:33
Ich denke auch, das Sohnemann zum Arbeiten geschickt gehört, damit er lernt, die daß die Arbeit die er macht passen muß und ordentlich gemacht werden muß.
Zuhause nutzt man es doch wieder eher aus! Und es wird nur oft halbherzig gearbeitet.

Das er mit den Betriebseigenen Maschinen zum Lohn fährt und meint ihm steht das Geld zu ist auch nicht richtig. Die Maschinen gehören zum Betrieb.  Der Betrieb zahlt auch Steuer, Versicherung und Diesel dafür.

 Bei unsrem Junior haben wir es so gemacht,  wenn er über Lohn fortfährt, bekommt er einen Stundenlohn, jetzt aber auch nicht mehr da er zu Hause angestellt ist.

Und der Betrieb geht vor!


Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: Bärbel am 07.09.16, 07:51
Hallo

Das mit den "Geiern" ist überall das gleiche.

Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: frankenpower41 am 07.09.16, 09:26
Sohn war gestern Abend bei Maissortenversuch (mit anschließenden Spanferkelessen)
Der Geschäftsführer des Lagerhauses (mein Alter, lange Berufserfahrung) hat die Prognose aufgestellt, dass in ca. 15 Jahren vermutlich nur noch ca. 15 % der Betriebe existieren.  So ähnlich hat er es schon auf der VLF-Versammlung gesagt und da haben das im Nachgespräch die Politiker nicht gelten lassen wollen  ("wie kannst Du so was sagen")
Das hat er mir hinterher mal erzählt.  Sie haben zwar ein großes Gebiet, aber sie kennen auch die Familienverhältnisse ihrer Kundschaft. Da kann man sich schon einiges ausrechnen. Wenn heute ein Landwirt 50 ist und man weiß dass die Kinder alle gute Berufe außerhalb der Landwirtschaft haben, dann braucht man nur 1 und 1 zusammenzählen.
Ich war ja vor 30 jahren auch in dieser Branche tätig (von dort kenne ich ihn auch schon) und wenn ich heute die Dörfer in der Gegend so durchgehe dann haben seit damals schon viele aufgehört, auch solche Betriebe von denen man das damals überhaupt nicht gedacht hätte. Recht bereut hat es anscheinend noch keiner und was die Flächen betrifft, dann kann ich Doris nur bestätigen.

Nachdenklich
Marianne
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: martina am 07.09.16, 09:38

Es handelt sich nur noch um wenige Wochen, bis auch dieser Hof ohne Rinder ist!
Schlimm find ich, dass die "Geier" um einen kreisen, sobald nur der Hauch eines Aufgabe-Gerüchtes die Runde macht!
Gruss
Doris
Hallo Doris,

gebt Ihr denn die Landwirtschaft komplett auf oder "nur" den Betriebszweig Milchvieh?

Bei uns war es letzteres, aktuell warten 3 Bullen aufs Schlachten, die schon angemeldet sind und 2 tragende Rinder, die vor der Kalbung auf den neuen Betrieb umziehen werden. Dann sind wir viehlos.

Geier kreisen deswegen bei uns lange nicht, weil alle Leute, die uns kennen, auch wissen, dass es weitergeht und wir "nur" umstrukturieren.


Mich ärgert viel mehr, dass Ackerland von kapitalstarken Investoren aufgekauft wird, die ihr ausserlandwirtschaftlich verdientes Kapital einsetzen, so dass kleinere wirtschaftende Betriebe keine Chancen haben, dagegen anzubieten.
So einen Fall haben wir hier im weiteren Umfeld und das ist schon deprimierend, besonders, wenn man - wie wohl die meisten von uns - keinen solchen Investor in der Familie hat, der einen so unterstützen könnte.
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: frankenpower41 am 07.09.16, 09:56
Das liegt auch mit an den sehr niedrigen Zinsen  (bzw. man muss teilweise schon Strafe zahlen wenn man Geld auf der Bank hat). Wer Geld hat, will es sicher anlegen und das ist nunmal Grund und Boden.
Wir hatten hier auch so einen Fall.  Wälder, Ackerflächen hat ein, mittlerweilen verstorbenen, Industrieller aus Nürnberg gekauft. Will jetzt niemanden was unterstellen, aber da war manchmal nicht mal bekannt dass verkauft wird.
Ich schließe nicht aus, dass da manche geplaudert haben (und Belohnung bekamen).
Von seiner Nachbarin (wohnte hier im Kreis) weiß ich, dass er zu Verkäufern ging und sagte  "ich zahle 50 Cent mehr"

Das ist einfach eine Sauerei, gibt zwar Gesetz, aber sobald der sich ein paar Pferde hält gilt er als Landwirt.
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: mary am 07.09.16, 12:21
@Marianne,
habe mir neulich den Film 10 Mrd. angesehen, Landgrabbing in Afrika macht viele Bauern ackerlos- sieht so aus, als würde es wenn  auch in einer anderen Form zu uns kommen.
Auf der anderen Seite- bin neulich durch ein Dorf spazieren gegangen, der kleine Hühnerstall im Garten wird salonfähig, in fast jedem 2. Haus gabs so eine Kleintierhaltung, selbst ein paar Schweine im eingezäunten Auslauf samt der munter pickenden 'Bressehühnerschar- war zu sehen und beim Geflügelmarkt wird der Zulauf  von Anbietern und Käufern immer mehr.
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: Mucki am 07.09.16, 13:19
Wir planen unsere Hofaufgabe ja nun schon länger und vorausichtlich  wird es bis 2019/2020 dauern bis wir ganz aufgehört haben wir bauen nun langsam den Viehbestand ab ,da wir ja 2 Felder Verpachtet haben an hisiche Hofenbauern , wir wollen die Heimischen Bauern unterstützen .

Was nach der dem endgültigen aus kommt , der umzug in unser neues haus das wir in der Zwischenzeit Bauen wollen , der erste schrit ist schon getan wir heben getern den kaufvertrag unterschreiben für unsren Bauplatz.

Mein Mann macht eien Schulung zum Tagesvater und wir wollen in unsrem neuen haus weiter Tageskinder betreuen ,ich mach das ja jetzt schon , und mein Mann freut sich schon wen er dann mehr zeit hat für unsre tageskinder.
Sein Holtz will mein Mann weiter bearbeiten und für die Kinder und Enkel erhalten  ,Pflegen ,aufforsten.

Und wir werden dann zum ersten mal in unsrem Leben eien eigen Garten haben, dem wir uns auch schön gestalten wollen.

Und Ausflüge würden wir auch gerne machen zum Beispiel zu bekannte aus dem BT Land.

Klar ist des aufhören ned einfach,aber man muß auch die Vorteile und changsen sehn die sich daraus ergeben können.

Es giebt auch nach dem aufhören ein Leben.

Nun hoffe ich nur so Gott will da wir des alles erleben dürfen und das wir gesund´genug sind das alles noch umzusetzen.

lg Mucki
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: annelie am 07.09.16, 13:47
Mucki, das wünsche ich Euch von Herzen.

Das mit den Geiern kreisen, sehe ich nicht so eng und selbst als mein Vater verstarb und Kollegen bei uns nachgefragt haben, ob wir verpachten wollen, fand ich das nicht schlimm. Es hätte ja sein können und wenn wir verpachten hätten wollen, wären wir vielleicht froh gewesen. 4 Jahre später haben wir dann einen Teil verpachtet und wir haben wirklich tolle Pächter, mittlerweile seit 23 Jahren und die Pachteinnahmen sind auch nicht zu verachten....

Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: frankenpower41 am 07.09.16, 15:28
Annelie, dann ist bei Euch evtl noch eine andere Welt.
Uns hat kürzlich ein Verpächter erzählt, dass bei ihm jemand war und nach der Fläche nachgefragt hat die wir schon länger haben.  Derjenige  (der investiert sein anderswo verdientes Geld in die Landwirtschaft, Spezialbetrieb) weiss ganz genau dass wir momentan sicher nicht aufhören wollen.
Auch bei meinen Eltern kamen immer mal welche vorbei die unbedingt Fläche brauchten und fragten nach ob Vater nicht bald aufhört mit Ackerbau, manche ziemlich hartnäckig.
Wenn dann noch einer kommt der das Preisniveau hier kennt und dann Preise hinfährt die sich gewaschen haben (was er nicht betrieblich finanziert), dann kommt sehr schnell Unfrieden unter den noch wenigen Landwirten auf.

LG
Marianne
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: annelie am 07.09.16, 16:41
Unser Pachtvertrag ist ja vor einigen Jahren ausgelaufen, das wußten wohl einige und haben entweder bei Göga oder mir nachgefragt. Da ich aber immer betont habe, wie zufrieden ich mit unserem Pächter bin (und Göga hätte mir nie dreingeredet von wegen Wechsel oder so, höchsten instruiert was ich an Pacht verlangen soll  ;)), war das eigentlich kein Problem. Man muss wissen was man als Verpächter will. Will ich ein Maximum an Geld, wähle ich vielleicht einen anderen Pächter, aber entscheiden tu ich als Verpächter, wem ich es gebe.
Wir haben heuer auch etliche Pachtfläche verloren, aber ab nächstes Jahr bekommen wir wieder -  fast ganz ohne unser Zutun - (der bisherige Pächter möchte die Fläche nicht mehr, da sie immer kleiner wird, wegen Ausgleichsflächen und hat uns empfohlen) etwas Pachtfläche dazu. Ist zwar nur 1,3 ha, aber Kleinvieh macht auch Mist und ist vorallem direkt an einer unserer Flächen anliegend.
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: Mattea am 07.09.16, 19:15
Annelie, dann ist bei Euch evtl noch eine andere Welt.
Uns hat kürzlich ein Verpächter erzählt, dass bei ihm jemand war und nach der Fläche nachgefragt hat die wir schon länger haben.  Derjenige  (der investiert sein anderswo verdientes Geld in die Landwirtschaft, Spezialbetrieb) weiss ganz genau dass wir momentan sicher nicht aufhören wollen.
Auch bei meinen Eltern kamen immer mal welche vorbei die unbedingt Fläche brauchten und fragten nach ob Vater nicht bald aufhört mit Ackerbau, manche ziemlich hartnäckig.
Wenn dann noch einer kommt der das Preisniveau hier kennt und dann Preise hinfährt die sich gewaschen haben (was er nicht betrieblich finanziert), dann kommt sehr schnell Unfrieden unter den noch wenigen Landwirten auf.

LG
Marianne



Genau das ist das unangenehme, dass es Personen gibt,... die bei den Eigentümer/Verpächtern dreist nachfragen, ob wohl schon seit Jahren ein Pachtverhältnis besteht und auch keine Aufgabe in Sicht ist. 
Manche bieten einfach mehr, oder argumentieren,.. sie seien Haupterwerb und brauchten das Feld dringender,.... 
das ist schon belastend.

Wenn ein Betrieb wirklich aufhört,.. das spricht sich ja herum, finde ich es nicht verwerflich mal nach zufragen, aber anders nicht, wenn man mitten drinsteckt und noch gar nicht aufhören kann oder will oder nur umstrukturiert.  Auch als NE Betrieb nicht.  Ich finde es sowieso nicht ok,... wie oft NE Betriebe, da auch ausgebootet werden,..... wie ihr braucht das nicht, verdient doch euer Geld ausserlandwirtschaftlich usw.  Ob das Einkommen von aussen ausreicht, das weiß ja keiner und ich auch als NE Betrieb habe ich eine Berechtigung,... vielleicht wird es auch wieder ein Haupterwerbsbetrieb - wer weiß,.. doch auch dazu braucht eine Chance.
Die meisten HE-Betriebe,... da hat doch jeder noch etwas,... das nicht unbedingt etwas mit LW zu hat oder nur am Rande, doch nichts mit dem Betrieb... von PV, über Dienstleistungen wie ZR fahren oder Maus fahren,...   alles in Ordnung und sei auch gegönnt. wie gesagt, auch NE Betriebe, sollten nicht so an den Rand gedrückt werden und als Feind angesehen werden.

Schlimm finde ich wenn aufgrund Krankheitsfälle oder Todesfälle, sofort die Geier kreisen, anstatt mal abzuwarten und falsche Gerüchte verbreiten,.... die hören jetzt auf usw...  :'(


Nicht nur hier wurde der Betrieb umstrukturiert, aufgrund Schicksalsschlägen,... aber es ist kein Grund aufzuhören, wie gerne verbreitet wird, ohne dass man selbst etwas in der Richtung geäussert hat.

Aufhören steht als letztes in den Optionen, oft geht es anders weiter, geht aber weiter.  Ich denke diese Geier sind überall zu finden.
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: Marina am 07.09.16, 20:18
Schlimm finde ich wenn aufgrund Krankheitsfälle oder Todesfälle, sofort die Geier kreisen, anstatt mal abzuwarten und falsche Gerüchte verbreiten,.... die hören jetzt auf usw...  :'(

Genau dieses Szenario hat meine Cousine erlebt, als ihr Mann ganz plötzlich gestorben ist.
Er war noch nicht einmal beerdigt, als die ersten schon nach den Äckern gefragt haben (Hilfe haben
die übrigens nicht angeboten  :().

Gruß
Marina
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: Flottelotte am 12.09.16, 21:33
Dieses Thema beschäftigt mich auch gerade....  :-\ Komisch, wenn man selber voller Tatendrang wäre aber der zweiten Hälfte "der Saft" ausgeht. Der Leidensdruck ist bei ihm einfach derart groß, dass er nicht mehr will. Ich versteh ihn, bin aber auch traurig.... ???
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: Mucki am 13.09.16, 08:11
@Flottelotte,
das kostet bestimmt auch dich viel Kraft, aber wen er merkt du verstehts ihn hilft ihm das sicher auch .

Mein Mann hat auch keien rechte lust mehr ,aber er sagt 2-3 Jahre muß er noch durchhalten,es giebt tage da denke ich mir er wäre glücklicher wen er gleich ales hinschmeisen könnte, dann kommen aber auch wieder andere Tage wo ich merhe das es ihm doch noch gefällt .

lg Mucki
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: Flottelotte am 13.09.16, 20:44
Danke Mucki, ja ich weiß im Grunde auch dass es so besser ist... im ersten Moment wusste ich aber nicht, wie ich damit umgehen soll. Warum muss dein mann noch durchhalten? Weil ihr den “ausstieg“ schrittweise macht? Lg
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: Mucki am 13.09.16, 21:19
Ja wir steiegn schritweis aus und er hat noch etwas länger zur rente, unsre palnung ist das wir in drei jahren endgülltig aufhören.

Als mein Mann das este mal von sich gab das er keien kust mehr hat hab ich gemeint ich hab mich verhört, aber wir Planen nun schon ein Jahr den ausstig und die pläne werden immer konkreter ,und er beton immer das er sich risch freut, klar wird es auch ein trändendes Auge geben.

lg Mucki
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: Flottelotte am 16.09.16, 20:20
Hi Mucki!
Das find ich gut dass ihr das so plant, dann gibts danach wahrscheinlich keinen Frust, oder?
Ich bin gespannt wies weitergeht. Ob wir es nun sein lassen oder nicht... am nächsten Tag wars schon wieder ein bissl anderst... schaun wir mal..  ;) glg
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: maggie am 22.09.16, 20:13
.
Und ich hab keine Ausrede mehr für unliebsame Vereinsveranstaltungen, Familienfeiern usw...
Gruss

Doris

liebe Doris,
mein mann ging sehr "gerne" zu den Feuerwehrübungen, bei uns ist Feuerwehrpflicht !! -
die frau des damaligen Kommandanten erinnert uns noch heute öfter daran, dass wir immer ein kalberkuh hatten wenn hans Übung gehabt hätte, (es stimmte normalerweise einigermassen, entweder hatte die kuh am vortag oder vormittag gekalbt oder man sah dass es bald soweit war - evt. auch erst am nächsten tag, aber das hätten die nicht mal gesehen !!)
er war ca. 20 jahre in der selben staffel, immer dasselbe, da meinte er, das geht auch wenn ich nur 1 - 2 Übungen im jahr habe statt 5 ...
und im notfall lief immer alles perfekt !

übrigens - als wir mit melken aufhörten ging es nicht lange und meine abende waren wieder ausgebucht (auch ohne stall  :o )
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: Wiese am 22.09.16, 20:23
@ Doris
Den neuen Tagesablauf findest du bestimmt schnell.
Hast du keine Lieblingsbeschäftigung die dir gefallen könnte und du vorher nie dazu Zeit hattest.
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: ulliS am 23.09.16, 07:48
Liebe Doris,

Du wirst Dich sehr schnell daran gewöhnen.

Zu mir hat damals jemand gesagt: Er kennt keinen der mit der Milch aufgehört hat, dass er wieder damit anfangen möchte!
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: Mucki am 23.09.16, 08:00
Als wir mit dem Hopfen aufgehört haben, sind wir auch davon ausgegangen das uns nun 3 Wochen überbleiben(ohne arbeit) aber schon im ersten jahr ohne Hopfen haben wir davon nichts gemerkt  ;).
Es kommen andere Sachen, neues was man für sich endekt.
Doris, nutz die freie zeit bewust für dich .

lg Mucki
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: Starbuck am 23.09.16, 11:40
Liebe Doris,

Du wirst Dich sehr schnell daran gewöhnen.

Zu mir hat damals jemand gesagt: Er kennt keinen der mit der Milch aufgehört hat, dass er wieder damit anfangen möchte!
Es muss ja nicht jeder jeden kennen.

Aber auch in Deutschland wird es die "bunteren Berufs/Betriebsbiografien" geben, wie wir sie eigentlich nur aus den USA kennen, d.h. wenn ich heute melke, dann muß ich nicht für immer melken, und wenn ich vor 5 Jahren aufgehört habe, dann kann ich auch wieder anfangen. Wir begleiten derzeit einen Betrieb, der seit 2 Monaten melkt, nachdem der Hof 25 Jahre keine Milchkühe gesehen hatte. Hintergrund ist die bessere Wertschöpfung mit Biomilch gegenüber Mutterkuhhaltung und der Ausbau der Direktvermarktung. Sicherlich ein "spezieller Fall", weil er die jetzige Nachfrage nach Bio-Milch bedienen kann und keine Umstellungsfrist hat, aber sowas wird häufiger vorkommen.
Ich bin froh über die Optionen, die ich noch habe, also Land und Stall sind noch da und verfügbar, der Rest "wird sich zeigen"!  8) 8)

LG, Heiko
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: gammi am 23.09.16, 12:06
Außerdem hatte ich das Gefühl, dass es bei Doris darum ging, dass sie nun keine Ausrede mehr für unliebsame Aufgaben hat.
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: Rohana am 23.09.16, 13:10
Wenn du keine "Ausreden" hast musst du eben lernen dich abzugrenzen, wo es nötig ist. Schaffst du bestimmt :)
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: mary am 23.09.16, 13:21
Hallo Doris,
wie möchtest du es denn gerne haben? Sicher hast du jetzt mehr Zeit, aber mehr als 24 Stunden werden es jetzt auch nicht werden. Der Tag ohne Milchkühe hat ein anderes Zeitraster. Und wenn du nicht aufpasst, dann verfügen andere über deine Zeit, schneller als du nur denken kannst. ;)
Am Anfang war es für mich sehr gewöhnungsbedürftig, nicht mehr zur Stallzeit heimfahren zu müssen, einen Ausflug machen zu können, ohne den Stress, passend nach Hause zu kommen. Kein in der Nacht mehr aufstehen und wegen Abkalbung oder kranken Kälbern ständig zu laufen.
 Aber  eben leider auch nicht mehr diesen Augenblick erleben, wenn so ein kleines Kalb auf die Welt kommt- dieses Zusammenspiel von Kuh und Kalb, das einem so ein ganz besonderes Gefühl im Herzen schenkt.
Aber auch das Gefühl, welche Mühe und welchen Einsatz die Tiere gebraucht haben, die Erkenntnis, was da alles schief läuft in der Landwirtschaft und vor allem auch, wie lange man so manchen Mist geglaubt hat. Und vor allem, erst wenn man ein wenig ausserhalb steht, dann sieht man vieles aus einer anderen Sichtweise.
Wenn ich im Geschäft sehe, wie die Milch und ihre Produkte verramscht werden, da könnte ich heute noch in die Luft gehen, wo überall Palmöl statt Butter oder Sahne steckt.
Das Gewöhnungsbedürftigste war für mich beim Einkaufen an die Milch zu denken,
hole sie entweder auf dem Markt oder von einer Milchtankstelle- saubere  Milchflaschen habe ich immer im Auto dabei. Unsere Katzen wollte ich auf H-Milch umstellen, sie weigern sich. Aber Katzenmilch werden sie bestimmt keine bekommen. Finde ich auch schräg, dass die Milch für die Katze teurer ist als hochwertige Milch für den Menschen.
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: Ossi22 am 26.08.17, 08:53
Ich habe letzten 2 Jahre viel aufgegeben . Meine Ehe ( und da dies ein öffentlicher Bereich ist , schreibe ich da nicht weiter zu )
und meine Landwirtschaft . Ich habe von 150 Prozent auf nahezu Null runtergefahren .
Meine Flächen sind im Paket an einen örtlichen Milchviehhalter verpachtet , ein Hektar verkauft , weil es gerade passte .
Maschinen , Tiere so gut wie alles weg .
Finanziell ist die Abwicklung ne harte Nummer , denn man arbeitet als Landwirt mit Krediten . Nun muss die Finanzierung anders aufgestellt werden oder alles zu Geld machen , was geht . Ziemliche Gradwanderung ,wennman den Hof als Einheit so gut es geht erhalten will .

Ich hatte zu der Zeit Frust und habe gesagt , nie wieder was mit Tieren .
Ich bin bei einem größeren Lohnunternehmer ( Dettmer ) angefangen in der Disposition   , vorher hatte ich mich für einiges beworben  . Bandbreite war weit . Favorit war eigentlich die Pflege und Führung eines kleineren Museumshofes . Beworben aber auch bei der Feuerwehr , Golfplatzpflege , Stadt usw ) .
Beim LU war ich dann ein gutes halbes Jahr . Büroarbeit , aber sehr schwer . Verhandeln mit dem Kunden und der Chef kommt und ändert gerade iweder .Zudem war das Anlernen in der Hauptstelle in 60 km Entfernung , ich kannte Land und Leute nicht .
Ich habe gewechselt zu Bekannten von mir , die Firma kennen auch einige von euch ( Achtung Werbung : Melktechnik Discount . Findet Google sofort ).
Zuerst mehr im Versand , da ich aber ldw Produkte ganz gut kenne , mehr PC und Telefon Verkauf und Abwicklung Reklamationen ) .
Ein eigentlich sicherer Jon , morgens 8 Uhr anfangen , 8 h Job erledigen , Geld und Urlaub ok . Hätte ich bis zur Rente machen können , aber ........
Ich bin immer unzufriedener geworden ( zwar auch bedingt durch meinen Vorgesetzten etwas ) . Aber ich sitze in einem winzigen Büro am Fenster und sehe , wie draußen meine ehemaligen Berufskollegen mit dne Treckern rauf und runter fahren . Ein tolles Leben . Wenn man Geld und Risiko nicht sieht .
In der ganzen Zeit  , wo ich so im Arbeitsverhältnis stand . hat der Pächter meiner Flächen immer gesagt , das wird dir nicht schmecken , du hast anders gelernt , bist für was anderes geschaffen - komm zu mir .
Nun wechsle ich zu ihm Anfang des nächsten Monats , großer Überbegriff als Herdenmanager . Holstein Züchter kennen den Namen #Bunge#. Ist auch bei mir vor der Haustür und die Arbeitsorganisation für mich wird gut geregelt sein .

Auch ich bin derjenige , der ein mehr als 800 jährige landwirtschaftliches Hofleben an die Wand fährt . Ich glaube auch das Reaktivieren des "Hofes" wird nicht wieder funktionieren .
Mein Sohn hat letztes Jahr die ldw Ausbildung erfolgreich beendet , war nicht glücklich über den Ablauf , aber versteht es . Er holt das Abi nach , wenn er es schafft .
Meine Eltern nagen da sehr dran , sind nun aber wieder recht stabil . Das Private ist mehr das Problem .
Ich nage an der Aufgabe  schon dran , besonders aktuell bei den steigenden Milchpreisen . Hätte man durchhalten sollen , weiterkämpfen usw ?
Eins ist sicher , selbständiger Landwirt ist ein ganz anderes paar Schuh als wie angestellt zu sein . Vielleicht auch noch ganz branchenfremd , da muss man schon sehr stark sein .
Ich bin jedenfalls froh , nicht mehr mit Kunden am Telefon kämpfen zu müssen , mich für meine Entscheidungen bei Kd beim Chef rechtfertigen zu müssen und auch wieder etwas für mich arbeiten zu können und weniger in einem Team . Das scheint mir nicht zu liegen  . Im kleinen Stil muss ich es zukünftig wieder , aber das ist überschaubar .
Der Wechsel zur Arbeitsstelle zu meinem Pächter der Flächen hat auch noch den Grund , das ggfls meine Gebäude irgendwann genutzt ( und dann auch bezahlt ) werden .
Denn hier auf dem platten Land sind die Chancen , diese erfolgreich zu vergeben , nicht einfach .
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: martina am 26.08.17, 09:18
Ossi, DANKE für diesen ehrlichen Bericht.

Die Entscheidung zur Aufgabe ist nicht einfach. Und der Wechsel von der kompletten Selbstständigkeit in ein Arbeitsverhältnis mit doch fremdem Arbeitsfeld und Aufgaben sicher auch nicht.

Ich wünsche Dir, dass es Dir nun in Zukunft wieder besser geht. Du arbeitest als das, was Du gelernt hast.


Wir haben die Tiere auch weggegeben, als es mit dem Milchpreis absolut nicht mehr ging und statt dessen eine Acker-GbR gegründet. Da lagen aber andere Vorraussetzungen vor und die Milch war nie unser wichtigstes Standbein. Die Kühe waren eben da, aber in einer kleinen Einheit, die schlichtweg viel zu viel Arbeit machte und wir haben sie immer als auslaufend gesehen.
Meiner SM ist das extrem schwer gefallen zu akzeptieren und sie lamentiert heute noch oft darüber herum, dass wir alles falsch machen, wenn es ihr nicht gut geht.
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: frankenpower41 am 26.08.17, 10:38
Danke Ossi für diesen sehr ehrlichen Bericht.
Ich grüble ja von Haus aus sehr viel und mache mir Gedanken wie es hier mal weiter gehen wird.
Junior ist da ähnlich, aber noch viel euphorischer als mein Mann und ich und sieht manches anders, was auch richtig ist. Mit den Jahren (und wenn man nicht mehr so kann) ändert sich auch die eigene Sichtweise wie ich immer öfters merke. Andererseits steckt man oft in seinem eingefahrenen Trott und hinterfragt vieles nicht. Für Dich hast Du jetzt sicher das Richtige gefunden. Grad wenn man nie Arbeitnehmer war ist es nicht einfach und an ganzen Tag ins Büro setzen und seine Entscheidungen begründen müssen ist auch gewöhnungsbedürftig.
Grad im Moment ist durch den Ausstieg aus der Landwirtschaft eines Schulfreundes von Sohn das Thema wieder vorhanden.
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: Tina am 26.08.17, 10:52
Danke für deinen Bericht, es ist bestimmt nicht einfach, darüber zu schreiben. Hut ab.

Bei Bekannten von uns ist es vor Jahren ähnlich gewesen, hat mit dem Betrieb aufgehört und dann bei einem Landhändler angefangen, gefiel ihm überhaupt nicht. Nach ein paar Monaten wurde ihm eine Verwalterstelle ca. 30 Min. von zu Hause entfernt angeboten und er hat zugegriffen und ist zufrieden.
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: annelie am 26.08.17, 11:42
Hallo Ossi,
schön wieder von Dir zu lesen.
Danke für Deinen Bericht. Unser Sohn hat heuer seinen Landwirtschaftsmeister gemacht und wird nächsten Donnerstag seinen letzten Arbeitstag bei uns haben. Ab Freitag beginnt er eine Ausbildung im Bürobereich. Göga hat noch 8 Jahre zum Renteneintrittsalter, die Kühe machen wir so lange wir wollen und es gesundheitlich passt, momentan haben wir 11 freie Kuhplätze, also melken wir schon weniger,  dann werden -so es gesundheitlich geht- nur noch die Flächen bearbeitet und wahrscheinlich Pachtflächen zurückgeben. Später werden die Eigentumflächen verpachtet. Aber der Mensch denkt und Gott lenkt, mal sehen was auf uns zu kommt. Natürlich steht es einem von unseren 2 Kindern frei doch noch Ackerbauer oder -bäurin zu werden, dann aber wohl im Nebenerwerb, aber erwarten tun wir das nicht und wahrscheinlich ist es auch nicht. Es ist auch schön, wenn man Pachtzahlungen erhält.  ;)

Ich gehe nicht davon aus, dass wir den Hof an die Wand fahren, dazu gehört mehr und es hört sich nicht so an, als hättest Du Euren Hof an die Wand gefahren. An die Wand fahren bedeutet alles an Fläche verkaufen müssen oder Zwangsversteigerung.
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: Mucki am 26.08.17, 15:44
Ja es ist nicht leicht aber mein Mann hat für sich entschieden auch schneller aufzuhören als geplant, und er sagt danach fängt das Leben an
LG Mucki
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: Marina am 26.08.17, 16:14
... und er sagt danach fängt das Leben an
LG Mucki

"Lebt" dein Mann jetzt noch nicht  ??? Dann fristet er aber ein armseeliges Dasein  :-\  :-X

Ossi, schön wieder von dir zu lesen. Und danke für deinen Bericht.
Es ist interessant, wie du schilderst, dir ein neues Leben einzurichten. Das hört sich nicht einfach an.
Alles Gute für deinen Weg.

Gruß
Marina
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: Mattea am 26.08.17, 18:17
Hallo Ossi22,

vielen Danke für deinen offenen Bericht.

Als ich die Zeilen gelesen hatte,.. war ich zunächst betroffen,.... mir tut jeder Betrieb irgendwie leid, der aufhört oder aufhören muss.  ich hab ales deine Beiträge gelesen und war überzeugt, dass du ein überzeugter Vollblutbauer und Milchviehhalter bist.   Und auch da dein Sohn ja eine landwirtschaftliche Ausbildung machte, in einem Post hattest du mal geschrieben, wie sehr du dich darüber gefreut hast dass dein Sohn diesen Beruf gewählt hat und weitermachen möchte.

Ich selbst musste meine Kühe und Tiere auch aufgeben,.. schon ein paar Jahre her,... es tut immer noch weh. Den Ackerbau hab ich noch,... oft wurde mir angeraten die Flächen zu verpachten,.. dann hätte ich es doch leichter.   Kann sein.  Doch innerlich würde es mich zerreissen,.... würde mich schämen, den Hof aufgegeben zu haben,.. was Generationen aufgebaut haben.   

Ich könnte es mir schwer vorstellen, wenn andere dann auf meinen Flächen herum fahren würden und diese beackern. Der leere Stall ich schon quallvoll.  Die Person zu sein,.. die eine lange Hofgeschichte beendet. Das Buch schliesst, für immer.    Man fühlt sich schuldig. 

Es ist schwer zu sagen was ist richtig oder falsch. Als Selbstständiger Landwirt tut man sich schwer in ein Angestellenverhältnis über zugehen.


Ob das Leben erst nach der Hofaufgabe anfängt, so wie Mucki schreibt,...mag vielleicht für sie und ihren Mann stimmen. Obwohl ich mir schwer vorstellen kann, das er jetzt kein Leben hat, er hatte sich ja mal irgendwann entschieden den Hof zu machen, weiter zuführen,.... er hätte schon damals eine andere Entscheidung treffen können,... hat er aber nicht.  Ich bin mir auch sicher, dass Muckis Mann auch gerne Landwirt ist und war,...  sonst hätte er doch schon vieelll früher alles hingeworfen. 


Das es nicht leicht ist, heute als Landwirt mit eigenem Hof zu bestehen,... weiß ich nur zu gut,.... und auch noch schwerer werden wird.  Doch ganz so schlecht möchte ich das Bauer sein, mit eigenem Hof nicht sehen. 

Allen eine gute Zeit und viel Glück für jede Entscheidung, dass diese die Richtige gewesen sein mag. 

Titel: Re: Was ko nömmt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: Mucki am 26.08.17, 19:15
Hallo Marina, nein Mein Mann hat bisher lieb leben , er wurde zum Landwirt erzogen, hatte als Jugendlicher so gut wie keine Freizeit, nach unserer Ehe standen wir unter dauerbeobachtung jede freie Sünde ,jeden Urlaub wurde ihm vorgeworfen, er hat nie genug gearbeitet, nein des war kein Leben wie er (wir) es wollen , nach der Hof Aufgabe werden wir uns nach 30 Jahren endlich befreien, tun was wir wollen habe blöde Sprüche zu hören.
LG Mucki
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: Margret am 26.08.17, 19:51
Ich wünsche mir sehr,  dass nach der Hofaufgabe, die  bei uns aber schon noch dauert, weniger Druck ist in unserem Leben.
Bei uns ist es so,  dass wir sehr diszipliniert sein müssen, um unserer Pensum zu stemmen  und arg in Sorge und Anspannung sind wenn einer von uns mal krank ist. 
Darauf freue ich mich ehrlich,  wenn im Falle einer Erkrankung nicht mehr die Vertretungssorge ist.

Margret
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: Wiese am 26.08.17, 19:59
Wir sind auch Auslaufbetrieb, zumindestens mit den Kühen, Tiere.
Die ständigen Auflagen lassen einem keine Wahl und groß investieren
damit die Jungen weitermachen, ist auch keine Lösung. Und im Nebenerwerb
reicht die Doppelbelastung und mitnehmen kann man sich auch nichts.
Und wer krank ist, weiß wie wichtig die Gesundheit für jeden ist der einen Betrieb führt.
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: Marina am 26.08.17, 20:34
@ Margret: genau so hätte ich es auch formuliert. Nicht: danach beginnt mein Leben!

Ich kenne einige Leute, die haben ihr Leben lang auf die Rente hin gelebt - und sind kurz nach
Renteneintritt plötzlich gestorben.
Mucki, in einem Dorf (und in der Familie) steht man vermutlich immer unter Beobachtung. Egal, ob du einen Hof bewirtschaftest oder ob du aufhörst.

Wir sind auch ein auslaufender Betrieb und freuen uns mal auf beschaulichere Zeiten. Aber "leben" tun wir
deshalb heute auch schon.

Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: Paule am 27.08.17, 21:54
Das es Annelie nun auch erwischt mit der Hofaufgabe, ist für mich nun aber ganz überrascht gekommen. Allerdings  hat man, wenn die Kühe weg sind, soviel Zeit.......... Ihr habt doch viel Ackerland. Das könnte doch gut weiterbewirtschaftet werden. Wir haben die Erlöse vom Kuhverkauf in neue Dächer investiert. Fallen somit keine Steuern an. Wir kaufen nun Kälber und mästen Bullen. Die Kuhkälber gehen in den Export(Auch nach Bayern) Der Unterhalt der Gebäude (Auch Versicherungen) kostet ja auch Geld. Im Winter  kommen noch Rinder von einem anderen Betrieb. So ist der Stall dann fast voll und ich hab keine Langeweile. Ja und sollte das Geld mal knapp werden, hab ich garkeine Hemmung mal ein Feld zu verkaufen. Ich bin ja nicht verpflichtet meine Kinder ein großes Vermögen zu hinterlassen.Die verkaufen das dann sowieso...........   
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: hosta am 28.08.17, 06:44
Paule,
Lies noch mal annelies Bericht, bevor hier was falsches aufkommt. Für mich ging es ums aufhören zur Rente.
Beim erreichen der Rente möchte ich nicht voll weiter ackern.
Und wenn mann vorher gesundheitlich schon mal zurückfährt, dann ist das so.
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: Ossi22 am 11.02.18, 08:41
Ich mache mal ein Update meinerseits , mein Gewissen verlangt es , euch das mitzuteilen . Und ich bin ja immer gerne hier  :D

Ich wechsel wieder zum Melktechnik Verkauf zurück , verlasse den landwirtschaftlichen Betrieb .
Es hat aus meiner Sicht nicht gepasst , die vorhergehende Vorstellung des dortigen Arbeitsplatzes vor Arbeitsantritt passte nicht mit der Realität , die ich dann vorfand . Hatte viel mit den Arbeitszeiten zu tun , mit Überstunden , mit dem Teilbereich "Melken" ( welches in meinem eigenem Betrieb seinerzeit eine angenehme tolle Arbeit war  ) , mit Chef auch .......

Der Melktechnik Discount ist geregelt , halb 5 Feierabend und Wochenenden frei , gleiches Geld etwa , mehr Urlaub .

Warum sollte ich mich noch knechten  ?

Beim Lesen werden einige von euch denken , Ossi schwimmt ganz schön hin und her ...........
Das denke ich mir selber .
Was ich auch mit dem Schreiben dieses Beitrages sagen will , das sich ein langjähriger landwirtschaftlicher selbstständiger Betriebsleiter vielleicht sehr schwer tun kann , sich woanders einzufügen . Ich dachte immer , ich kann das wohl gut hinbekommen . Dachte bin recht flexibel im Kopf . Aber es scheint schwerer zu sein , als ich es sage .
Ich werde allerdings neue Aufgaben dort bekommen und ich habe mir auch etwas eingefordert ( ich habe für die Firma den Gefahrgutschein gemacht und möchte auch mal mit Lieferwagen Ware ausliefern - nicht nur am Firma Standort arbeiten ).

Ich finde mich auch sehr in Matteas Bericht wieder .
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: pauline971 am 11.02.18, 14:36
Zitat von: ossi
Beim Lesen werden einige von euch denken , Ossi schwimmt ganz schön hin und her .....

Lieber hin und her schwimmen als auf der Stelle zu trampeln. Das ist doch egal; Hauptsache Du findest Deinen Platz in der Arbeitswelt und es macht Dir Spaß.
Titel: Re: Was kommt nach der Hofaufgabe
Beitrag von: Wiese am 20.09.18, 20:33
Für mich ging es ums aufhören zur Rente.
Beim erreichen der Rente möchte ich nicht voll weiter ackern.
Und wenn mann vorher gesundheitlich schon mal zurückfährt, dann ist das so.
Wie hosta schreib so machen wir es auch.
So wir haben mit der Milchlieferung aufgehört, unsere Wanne konnte das erste gemelk nicht mehr kühlen.
Gab Beanstandungen seitens der Molkerrei.
Haben uns ein paar Kuhkälber gekauft und von der restlichen Milch mach ich Butter und Frischkäse.
Solange bis die Milch immer weniger wird und einige Kühe gehen müssen.
Und irgendwann füttern wir nur noch Mastfärsen, bis zur Rente oder auch länger. Das hängt von der Gesundheit ab.
Mal sehen wie es uns dabei geht.