Autor Thema: Bauerntöchter erzählen  (Gelesen 10544 mal)

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Offline reserlTopic starter

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Bauerntöchter erzählen
« am: 28.08.04, 22:34 »

Ganz zufällig bin ich heut beim Zappen auf die Reportage
"Bauerntöchter erzählen - Lebenswege auf dem Land" auf Phoenix gestossen.

Dody ist mir gleich ins Auge gesprungen.  ;) *wink*
Der Film hat mir gut gefallen. :)

Lebenswege auf dem Lande
Aufgewachsen sind sie alle in den 60er Jahren, in der Zeit des großen Strukturwandels der Landwirtschaft, viele in der Einsamkeit eines Aussiedlerhofes. Geprägt sind die Bauerntöchter durchweg von ihrer ländlichen Herkunft. Die Sehnsucht nach einem "Feierabend" und nach "Bücherlesen" ohne schlechtes Gewissen bestimmte die Kindheit genauso wie der Stolz, mit vier schon Traktor fahren zu dürfen und vom Vater als Hoferben bestimmt zu sein. Unterschiedliche Schicksals- und Ausbildungswege ließen bei allen aber den Bezug zur Landwirtschaft nicht abreißen. Der Einzug in den Betrieb der Schwiegereltern oder die Entscheidung um Hofübernahme und Spezialisierung waren bei einigen Bauerntöchtern schwierige Wendepunkte im Leben. Bei allen aber blieb als prägende Erfahrung: der Bezug zur Natur und die Fähigkeit, aus jeder Situation das Beste zu machen.Dokumentation von Susanne Bausch



Der Film wird am Sonntag, 05.09.2004 um 0.45 wiederholt.


Das Thema ist interessant. 8)
Wer von euch ist auch auf einem Bauernhof aufgewachsen?

Wie hat euch das geprägt?

Habt ihr als Kind die Landwirtschaft eher als Last oder Lust empfunden?

lieben Gruß
Reserl



Manchmal ist es ein großes Glück,
nicht zu bekommen, was man haben will.

biba

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Re:Bauerntöchter erzählen
« Antwort #1 am: 29.08.04, 14:25 »
Hallo Reserl und Luna!

Da will ich mal... obwohl ich mir nicht so sicher bin, ob ich es eventuell spätestens heute abend wieder lösche. :-\

So greife ich mal tief in mein Nähkästchen und erzähle die Geschichte meiner Mutter Jahrgang 1911. Ich selbst gehöre ja auch schon zu den Oldies Jhrg. 43.

Der Grunstein für den weiteren Lebensweg meiner Mutter wurde an dem Tag gelegt, als ihr Vater, -mein Grossvater- im ersten Weltkrieg in Frankreich gefallen ist. Er hatte den ach so heroischen "Heldentod fürs Vaterland" erlitten!
Sie bekam als einzigstes Kind einen Vormund und zwar gleich zwei davon, die nun über ihren künftigen Lebensweg zu wachen hatten. Sicher im guten Glauben das Beste für sie zu wollen und natürlich ihr Erbe, den Hof für sie zu erhalten. Nur sie wollte um nichts in der Welt  Bäuerin werden, ihr Wunschtraum war Medizin zu studieren. Kurz gesagt, sie musste ihr Erbe antreten, was sie ihr Leben lang als "Klotz am Bein" bezeichnet hat.  
1940 heiratete sie dann meinen Vater, der wurde anschließend sofort 'eingezogen'! Da musste sie nun sehen, wie sie fertig wurde, keine adiquaten Arbeitskräfte, weil der Sv. -lebte ja nicht auf dem Hof- sich öffentlich gegen das Hitlerregime ausgesprochen hatte. So etwas musste ja bestraft werden, indem man ihn fast in ein Konzentationslager gesteckt hätte, aber auf alle Fälle wurde mein Vater nicht reklamiert, wie man das nannte, er wurde eher an vorderste Front gestellt und hatte nach einer Verwundung auch mal Heimaturlaub (na, sonst wäre ich nicht zugegen ;)) danach weiter für's Vaterland in Russland kämpfen. In den letzten Monaten des Krieges kam er dann in russische Gefangenschaft und in all den Jahren hat meine Mutter überhaupt kein einziges Lebenszeichen  von meinem Vater erhalten können. Oft die Hoffnung aufgegeben, ihn überhaupt wiederzusehen.
Wie gesagt, mit Arbeitskräften, die zugeteilt wurden und nicht eingesetzt werden konnten, wie Leute aus dem Zirkus u.s.w.
Eines Tages, Ende 49 summte die Dreschmaschine in der Scheune, alle waren schwer beschäftigt, meine Mutter und meine Tante waren mit Kühemelken beschäftigt und plötzlich ein Geschrei auf der Diele und die zwei Frauen hingen an einem furchterregd aussehenden Mann und weinten. Da stand er nun mit herunterhängenden Armen, mit total ausdruckslosem Blick in einem alten Greisengesicht (er war 39 J.)
Ich wurde hochgehoben: "Das ist dein Vater!" Das sollte mein Vater sein? Ich hatte erst einmal nur Angst vor dieser Schreckensgestallt! Und das blieb eine ganze Weile und auch sein Gesichtsausdruck. Er sprach fast ein halbes Jahr kaum, hat viel zu viel in seinen ausgemergelten Körper an Nahrung hineingestopft. Aber erkläre mal einem bis zum Skelett abgemagertem Menschen, das er Schonkost gebraucht. So ganz langsam nahm er am Leben etwas mehr Anteil und interessierte sich auch wieder für das Leben auf dem Hof. Aber über seine Erlebnisse in der Gefangenschaft, hat er nie gesprochen! Und als die Ärtze meinten, er habe es nun wohl geschafft, ereilte ihn nach 2,5 Jahren den typischen "Heimkehrertod" Herzschlag, wie man es damals nannte.
Meine Mutter kam mit diesem Schicksalschlag überhaupt nicht zurecht. Gesundheitlich angeschlagen von den harten Kriegsjahren allein auf dem Hof, klappte sie nun total zusammen. Der Hof wurde verpachtet, an einen von Verwandten schön gelobten Banausen von Pächter, die überall dafür bekannt waren. Nur wir kannten sie nicht. Es folgten einige Jahre mit Schrecken und Ängsten vor diesen Leuten unter einem Dach.
Meine Mutter hat sieben Jahre später noch einmal geheiratet und wir haben den Hof verlassen. Ich bekam einen lieben (Stief)Vater wieder, auf dessen Hof wir heute leben.

Offline Tina

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Re:Bauerntöchter erzählen
« Antwort #2 am: 29.08.04, 21:04 »
Hallo,
ich möchte euch mal meinen Lebensweg erzählen:
Ich bin 58 als Tochter einer Bauersfamilie geboren und verbrachte die ersten Jahre meines Lebens auf unserm Hof. Ich fand es toll, mit Kühen und Katzen unzugehen *sindheutenochmeinelieblingstiere* . Als ich 8 Jahre alt war, haben meine eltern sich scheiden lassen und meine Mutter ist mit meinen Geschwistern in den Schwarzwald gezogen. Mich hat ja keiner gefragt!
Dort habe ich mich nie richtig wohlgefühlt, meine Mutter hatte eine Pension. Mit 16 habe ich eine ländl. hauswirtschaftliche Ausbildung begonnen, wieder im Norden, und habe die mit der HBL abgeschlossen. Habe dann 2 Jahre gearbeitet und dann einen Landwirt aus Niedersachsen, ganz in der Nähe meines Heimatortes geheiratet. wir haben Kühe und Katzen*gg*.
Was ich aber sagen will, ich habe es meinem Vater nie verziehen, das er daran die Hauptschuld trug, das wir unsern Hof nicht weiterbewirtschaften konnten, es hat ihn pleite gewirtschaftet. Der Hof gehörte meiner Mutter und wahrscheinlich wär ich diejenige gewesen, die weitergemacht hätte.
Es ist mir damals sehr schwer gefallen, den hof zu verlassen und ich bin im Schwarzwald auch nie richtig heimisch geworden.
LG
Tina
« Letzte Änderung: 12.09.04, 13:21 von Tina »
LG
Tina

Offline Antonia

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Re:Bauerntöchter erzählen
« Antwort #3 am: 31.08.04, 11:03 »
Wer es nicht schafft den Film in der Wiederholung zu sehen dem empfehle ich das Buch

"Immer regnet es zur falschen Zeit"

ISBN 3-7846-3221-8 Landwirtschaftsverlag

8) dieser Hinweis ist zwar auch eine Wiederholung, aber auch Wiederholungen sind angebracht wenn Sie nicht zu häufig sind, der zeitliche Abstand stimmt!  ;)

herzliche Grüße aus dem Süden
Antonia

Offline freilandrose

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Re:Bauerntöchter erzählen
« Antwort #4 am: 11.09.04, 19:04 »
Ja, dann hol ich auch mal aus. Ich bin Jahrgang 55 und auch eine Bauerntochter.
Meine Eltern betrieben zunächst eine kleine Landwirtschaft in unserer Stadt. Irgendwann, ich war glaub 6, bauten sie einen Aussiedlerhof in 3km Entfernung. Aufgewachsen bin ich ganz behütet neben meinem 6-Jahre älteren Bruder.Natürlich musste ich helfen. Mussten doch alle. Samstags und SOnntags musste ich kochen und hinterher die Küche wieder sauber machen. Unter der Woche musste ich abends die Kühe misten. Mein Vater hatte ca. 20 Kühe und musste diese mit einer normalen Melkmaschine mit Absauganlage melken. Schlepperfahren durfte ich schon sehr früh. Sagen wir mal mit 10. Auf den Wiesen und Äckern war ich dazuda zum *Narefahre*, wenn Stroh oder Heu auf den Wagen aufgeladen wurden. Sonst musste ich mit dem grossen Rechen den Rest zusammenrechen oder Heinzen hinterhertragen beim Heu machen. Das war eine Tätigkeit, die ich abgrundtief hasste. Mein Vater hatte auch einen roten Mähdrescher *Massey Harris* mit Absackstand. Da musste ich drauf und die schweren Säcke weglupfen. Das ging ganz schön ins Kreuz als 12-14 Jährige. Meine Mutter hatte auch Hühner. Da mein Vater in den 70er Jahren noch kein Auto besass und wir aber ausserhalb wohnten, hüllte meine Mutter jedes Ei in Zeitungspapier, legte diese in 2 grosse Taschen. Ich musste dann mit dem Omnibus in die Stadt und die Eier verkaufen. Zu diesem Zeitpunkt hatte meine Mutter schon ihre Kundschaft. Die kannten mich schon und ab und zu gabs dann auch mal eine Tafel Schokolade ;).
Als ich dann 15 war, musste ich in die Lehre. Ich lernte Industriekauffrau in einer Strickwarenfabrik. Half dann nur noch an den WE zuhause mit. Ich muss noch erwähnen, dass meine Eltern noch eine Magd hatten. MIt 18 habe ich geheiratet und wir wohnten noch 1 Jahr lang bei meinen Eltern auf dem Hof, bis wir unseren eigenen Hof beziehen konnten, der damals noch im Rohbau stand. Gegenüber von meinem elterlichen Hof. Mein Bruder hat den elterlichen Hof übernommen und daraus einen grossen Pferdehof gemacht.Als ich dann Kinder hatte, machte ich noch die Hauswirtschaftliche Lehre und die Meisterprüfung nach. Ausgebildet habe ich aber nie.
Liebe Grüsse
Freilandrose

Offline Bärbel

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Re:Bauerntöchter erzählen
« Antwort #5 am: 11.09.04, 21:20 »
Also ,ich bin Jahrgang 63 und bin die Älteste von zwei Mädchen. Meine Eltern hatten einen Vollerwerbsbetrieb mit allem Getier das ein Hof so hat.1976 haben sie dann auf Schweinezucht und Schweinemast umgestellt.
Wir mussten als Kinder auch immer mit in den Stall .Da ich immer am meisten Interesse für das Vieh und am Schlepper fahren hatte bin ich auch immer schon mit aufs Feld und hab dort fast alles gemacht.
Ich hab dann Ländliche Hauswirtschaft gelernt .   Ich hätte auch noch Landwirt gelernt ,aber dann ist meine Oma plötzlich gestorben und meine Arbeitskraft wurde auf dem Hof gebraucht.
Mit 18 hab ich dann geheiratet . Mein Mann kam auch aus einer kleinen Landwirtschaft und hat mir zu liebe noch Landwirt gelernt. Aus gesundheitlichen und familieren Gründen(oft Streit mit meinen Eltern) ist er nach 10 Jahren wieder in seinen alten Beruf zurück gegangen. Die Meisterprüfung hab ich dann auch noch gemacht und auch ein paar Jahre ausgebildet .
Da mein Sohn kein Interesse an der Landwirtschaft hat ,haben meine Eltern den Betrieb jetzt verpachtet und ich mach nur noch ein paar Mutterschafe und einen Hofladen.
Da unser Hof ausserhalb liegt könnte ich es mir nicht vorstellen von hier weg zu ziehen.
Ich hab es nie als "furchtbar " empfunden  eine Bauerntochter zu sein ,auch wenn ich als Kind weniger Freizeit hatte als meine Alterskameraden.

Liebe Grüße

Bärbel
Liebe Grüße aus Südhessen

Bärbel

Reiß den Faden der Freundschaft
nicht allzu rasch entzwei
wird er auch neu geknüpft
ein Knoten bleibt dabei

Offline gundi

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Re:Bauerntöchter erzählen
« Antwort #6 am: 12.09.04, 16:45 »
Gerade habe ich auch das Buch--immer regnet es zur falschen Zeit--fertig gelesen.
Möchte euch auch gerne von mir erzählen.
Ich bin 1953 als älteste von 7 Kindern geboren.Wir wuchsen auf einem Bergbauernhof auf.Trotzdem,das es ein eher karges Leben war hatten wir eine schöne Kindheit.Mich traf die meiste Arbeit im Haushalt und "Kinder-hüten",denn meine Mutter war ja viel auf dem Feld und im Stall beschäftigt.Ich ging gerne zur Schule,obwohl mein Schulweg 4km lang war.Damals gab es noch keinen Schulbus.Im Winter kam es des öfteren vor das wir vor lauter viel Schnee nicht zur Schule kamen,was uns aber nicht störte :D
Nach 8 Schuljahren mußte ich dann "arbeiten"gehen um mir selber etwas zu verdienen.Eine Lehre oder andere Ausbildung war zur damaligen Zeit für ein Mädchen nicht üblich,denn die heiratet einmal und ist dann sowieso versorgt-so die allgemeine Meinung-. :o
Ich arbeitete in einem Gasthof im Ort und lernte dort sehr viel,eigentlich alles was man im Haushalt anwenden kann.Mein Standpunkt war immer,ich werde nie eine Bäuerin,denn ich möchte nicht so viel arbeiten müssen wie meine Mutter.Daraufhin sagte diese immer--wo du hinspuckst mußt du auflecken--.Ja, und was war dann-mit 20 Jahren habe ich einen zukünftigen Hofübernehmer geheiratet.In eine Familie,die wieder ganz andere Lebensansichten hat,als ich es gewohnt bin,und wo ich mich auch nach 30 Jahren noch manchmal nicht wohl fühle.Aber trotzdem bin ich gerne Bäuerin und liebe die Arbeit mit und in der Natur und mit den Tieren.
Dieses habe ich auch meinen 3 Kindern immer versucht zu vermitteln und ich glaube es ist mir auch gelungen.
Ein großer Halt in meinem Leben sind auch meine 5 Brüder und die Schwester,wir haben ein sehr gutes Verhältnis zueinander.
Das war ein kurzer Ausschnitt aus meinem Leben.
Ich wünsche noch einen schönen restlichen Sonntag
gundi ;)
Es ist kein Herr so hoch im Land, der nicht lebt vom Bauernstand!

clem

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Re:Bauerntöchter erzählen
« Antwort #7 am: 29.10.04, 21:57 »
Wer es nicht schafft den Film in der Wiederholung zu sehen dem empfehle ich das Buch

"Immer regnet es zur falschen Zeit"

ISBN 3-7846-3221-8 Landwirtschaftsverlag

 8) dieser Hinweis ist zwar auch eine Wiederholung, aber auch Wiederholungen sind angebracht wenn Sie nicht zu häufig sind, der zeitliche Abstand stimmt!  ;)



Hallo,

zu dem Buch gibt es jetzt einen Folgeband " Gespielt wird nach Feierabend".Ist ebenfalls im Landwirtschaftsverlag Münster-Hiltrup erschienen. Zur Zeit werden diese Lebenserinnerungen im Landwirtschaftlichen Wochenblatt für Westfalen -Lippe in der Rubrik  Fortsetzungsroman veröffentlicht.
Im Gegensatz zu dem ersten Buch , in dem Frauen aus dem süddeutschen Raum erzählten, bezzieht sich dieses Buch mehr auf den norddeutschen Raum ( so stand es jedenfalls in der Ankündigung).



clem

Offline Margret

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Re: Bauerntöchter erzählen
« Antwort #8 am: 12.11.04, 22:49 »
Hallo Clem,

danke für den Hinweis.

Ich habe das Buch bestellt

Ulrike Siege l(Herausg.)  "Gespielt wurde nach Feierabend"
ISBN 3-7843-3300-1   für  12,95 Euro  im Landwirtschaftsverlag.

Es ist absolut gleich  (gut)  aufgemacht  wie der erste Band,   nur sind es tatsächlich  diesmal lauter Bauerntöchter  aus dem (relativen)  Norden.   Wieder sehr interessant !!!

Margret

Offline silviamaria

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Re: Bauerntöchter erzählen
« Antwort #9 am: 15.11.04, 21:52 »
hallo,
hab mir das buch auch gleich bestellt und fast in einem rutsch durchgelesen. hat mir auch sehr gut gefallen.
grüße  silviamaria

clem

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Re: Bauerntöchter erzählen
« Antwort #10 am: 16.11.04, 22:41 »
Hallo,

damit ich länger etwas von dem Buch habe, werde ich es mir erst einmal nicht kaufen,, sondern Woche für Woche auf unser landwirtschaftliches Wochenblatt warten und die Lebensgeschichten dort lesen.
Aber interessant sind sie wirklich......


clem

Offline Marina

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Re: Bauerntöchter erzählen
« Antwort #11 am: 17.11.04, 19:13 »
Hallo,

ich muss mich mal zu dem Buch "Es regnet immer zur falschen Zeit" äußern, auch wenn ich mich vielleicht gewaltig bei einigen in die Nessel setze:

Ich bin als erste von zwei Töchtern einer Arbeiterfamilie (Vater war Fliesenleger, Mutter arbeitete Akkord in einer Fabrik) aufgewachsen. Meine Eltern bauten aus eigener Kraft mit wenig Eigenkapital ein Haus und hatten finanziell sehr daran zu knabbern.
Meine Kindheit verlief deshalb auch nicht immer rosig. Meine Schwester und ich mussten viel im Haushalt und Garten helfen, da die Eltern ganztags beruftstätig waren,  in Urlaub sind wir mit meinen Eltern nur einmal gefahren (da war ich bereits 14), ins Freibad konnten wir im Sommer beileibe nicht jeden Tag. Das konnten sich meine Eltern einfach nicht leisten. Trotzdem war meine Kindheit nicht schlimmer oder besser als anderer Leute Kinder, die ich kenne.

Im Buch wird es von fast jeder Schreiberin so hingestellt, als ob die Kindheit der Bauernkinder nur von Arbeit und Mühsal geprägt war. Mich ärgert das sehr. Ich kenne viele Bauernkinder aus meiner Jugend, die eine schöne Kindheit hatten, trotz Pflichten (die wir auch hatten, siehe oben).

Ich hoffe, dass meine Kinder, die ja auch Bauerntöchter sind, später einmal nicht so jammern!

Marina

Offline mary

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Re: Bauerntöchter erzählen
« Antwort #12 am: 17.11.04, 20:06 »
Kann mir jemand von Euch weiterhelfen?
Es gibt viele Bücher, die die Erfahrungen von Bäuerinnen beschreiben, meist sehr nachdenkliche und manchmal bittere Erfahrungen.
Gibt es kein Buch, dass auch die schönen Seiten des Bäuerinnenseins oder Leben auf dem Land aufzeigt- ich bräuchte ein Geschenk und da wäre ein etwas lustiges oder ironisches Buch über das Landleben gerade das Richtige.
Ich denke so an etwas ähnliches wie z. B. die Erfahrungen einer Pfarrersfrau von Amei-Angilka Müller, Pfarrers Kinder Müllers Vieh- Memoiren einer unvollkommenen Pfarrfrau.
Aus dem ländlichen Bereich ist meist alles so duster geschrieben.
Herzliche Grüsse
maria

Offline Margret

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Re: Bauerntöchter erzählen
« Antwort #13 am: 17.11.04, 20:43 »
Liebe Maria,

das wäre m.E.  das schon öfters erwähnte    "Nach mir kräht kein Hahn"  von Anna-Maria Rupp.

Kennst du das ?   Das erzählt von einer modernen Bäuerin und ihren Alltags-Seufzern  usw.  mit Kindern,  Betrieb,  Mann ,  usw.

Es gibt da eine Box  über Bücher über Bäuerinnen,  da kommt einiges drin darüber.

Margret

Dorothee

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Re: Bauerntöchter erzählen
« Antwort #14 am: 17.11.04, 21:58 »
Hallo Marina,
inzwischen ist es unnötig ein Geheimnis draus machen zu wollen, das ich in dem Buch mitgeschrieben habe -  es ist bekannt -  weshalb ich mich jetzt auch zu deinem Ärgernis äussern möchte.

Von hunderten... was sag ich....von tausenden Bauerntöchter haben 26 Einblicke in ihre Kindheit und Jugendzeit gewährt. Wie du richtig erkannt hast, haben einige davon sie eben nicht so beglückend wie andere von ihnen erlebt. Ich denke, genauso kannst du es auf alle Bauerntöchter, respektive Arbeitertöchter übertragen.

Was du als Jammern bezeichnest, ist schlicht und einfach die Wahrheit. Es handelt sich um autobiografische Erzählungen, also wirklich selbsterlebt und wahrgenommen.....das ist ein sehr großer Unterschied zu Geschichten die jemand über Bekannte oder Nachbarn oder über Zugetragenes schreibt.
Ich habe gelernt, dass man sehr aufpassen muss als Aussenstehender über die Gefühle und Empfindungen anderer zu urteilen. Wie heißt es so schön....der Schein trügt oft.

Würde mich sehr freuen, wenn deine Kinder in vielen Jahren - so wie ich übrigens - sagen können, sie haben eine glückliche Kindheit gehabt.