Autor Thema: Kinder sicher und gesund auf dem Bauernhof  (Gelesen 5480 mal)

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Kinder sicher und gesund auf dem Bauernhof
« am: 20.09.05, 14:06 »
Kinder sicher und gesund auf dem Bauernhof

MÜNCHEN (lsv-fob). Im Rahmen der internationalen Aktion „Kinder sicher und gesund auf dem Bauernhof“ hat die Land- und forstwirtschaftliche Berufsgenossenschaft Franken und Oberbayern (LBG) heute die erste Plakette für Kindersicherheit an den landwirtschaftlichen Betrieb von Bernhard Drexl im oberbayerischen Schwifting verliehen. „Die Betriebe, die diese Plakette erhalten wollen, werden umfangreich überprüft und müssen den Themen Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz sehr aufgeschlossen gegenüber stehen“, erläuterte der LBG-Vorstandsvorsitzende, Reinhart Freiherr von Stockmar von Wangenheim anlässlich einer Betriebsbesichtigung mit Plakettenübergabe. Diese Plakette soll in gleicher Weise in Deutschland, Österreich und der Schweiz vergeben werden.

Seit rund zwei Jahren beschäftigt sich eine internationale Arbeitsgruppe von Präventionsfachleuten aus der landwirtschaftlichen Unfallversicherung in der Schweiz, Österreich und Deutschland mit dem Thema "Kinder sicher und gesund auf dem Bauernhof". Man hat erkannt, dass im Gegensatz zur industriellen Wirtschaft im bäuerlichen Umfeld die Lebenswelt und die Arbeitswelt am gleichen Ort angesiedelt sind und daher die Kinder ähnlichen Gefahren ausgesetzt sind, wie die Erwachsenen. Die bisherigen Sicherheitsregeln und Aufklärungsmethoden sind aber fast ausschließlich auf Erwachsene ausgerichtet und berücksichtigen die Kinder zu wenig.

Der Erwerb einer Kinder-Sicherheitsplakette liegt besonders für Höfe nahe, die Urlaub auf dem Bauernhof für Familien anbieten. „Der ausgezeichnete Hof von Familie Drexl genügt diesen Anforderungen in vorbildlicher Weise. So gibt es einen Spielplatz und Streichelzoo, der vorbildlich vom Arbeitsplatz Bauernhof getrennt ist. Sogar bei den Treppen wurde an die kleinen Gäste gedacht und zusätzlich ein Handlauf auf halber Höhe angebracht. Große Arbeitsmaschinen sind für die bessere Sicht nach hinten mit einem Kamerasystem ausgestattet. Geländer sind so gestaltet, dass die Kinder nicht zum Überklettern angeregt werden und viele Dinge mehr“, lobt Reinhold Watzele, Leiter des Dienstleistungszentrums Prävention der LBG.


H I N T E R G R U N D I N F O

Gerade ein Leben auf dem Bauernhof gibt Kindern viel Raum, um sich frei zu entfalten. Jeden Tag gibt es auf dem „Abenteuerspielplatz Bauernhof“ Neues zu entdecken. Damit den Kindern auf Ihren Streifzügen nichts passiert, müssen Erwachsene rechtzeitig dafür sorgen, mögliche Unfallquellen zu erkennen und diese beseitigen. Erwachsene können mit geringem Einsatz und einfachen Mitteln dazu beitragen, das kindliche Umfeld wesentlich sicherer zu gestalten. Das gilt in besonderem Maße, wenn sich Nachbarskinder oder Kinder von Urlaubern auf dem Bauernhof aufhalten. Stiegen oder Leitern verführen zum Klettern, Heuböden zum Herumtoben. Offene Stalltüren locken zum Spiel mit den Tieren. Es liegt an den Erwachsenen, Sicherheitsregeln zu beachten, damit kindliche Abenteuer nicht böse enden. Kinder erkennen Gefahren oft nicht.

Nur wer sich selbst entsprechend verhält, wird ihnen ein nachahmenswertes Vorbild geben. Wer jetzt mit einem offenen Blick über den Hof geht, um ihn für Kinder sicherer zu gestalten, der sollte sein Augenmerk zum Beispiel auf folgende Punkte legen:

  • Aufstiege / höher gelegene Arbeitsplätze. Verhindern Sie, dass Kinder in unbeobachteten Momenten auf Leitern klettern können. Einhängebretter leisten hier gute Dienste. Noch besser ist es natürlich, Leitern sofort nach der Benutzung wegzuräumen.
  • Gruben und Silobehälter müssen kindersicher umwehrt und mit einem entsprechenden Deckel versehen werden. Bodenöffnungen sind gegen Absturz zu sichern. Wer ein Schwimmbecken oder Teich hat, sollte ihn durch einen Zaun mit verschließbarer Tür sichern.
  • Pestizide, Lacke, Reinigungsmittel und andere Chemikalien und Giftstoffe verwahren Sie am besten in der Originalverpackung auf - möglichst in einem eigenen Giftschrank - für Kinder unerreichbar und abgeschlossen.
  • Maschinen und Anbaugeräte sind mit den vorgeschriebenen Schutzvorrichtungen auszustatten. Schlüssel an stehenden Maschinen immer abziehen. Auch dann, wenn der Arbeitsvorgang nur kurz unterbrochen wird. Bei laufenden Maschinen, sowie beim Fahren und Rangieren immer prüfen, ob sich keine Kinder in der Gefahrenzone befinden. Rückfahrkameras an Schleppergespannen bieten hier zusätzliche Sicherheit.
  • Achten Sie bei Holzstößen auf Umsturzgefahr. Reifen müssen in dafür vorgesehenen Halterungen ebenfalls vor Umstürzen gesichert werden.
  • Wenn es sich nicht vermeiden lässt, Kinder auf dem Schlepper mitzunehmen, bietet ein geeigneter  Kindersitz Sicherheit für Kinder.
  • Achten Sie besonders darauf, das Türen zum Rinderstall geschlossen sind und erklären Sie den Kindern die Umgangsweise mit den einzelnen Tieren. Legen Sie fest, welche Tiere gestreichelt werden dürfen.

... und natürlich besonders wichtig: Erklären Sie Kindern immer wieder liebevoll und geduldig, aber mit dem nötigen Nachdruck, richtige Verhaltensweisen und zeigen Sie ihnen, wo die Risiken verborgen liegen.

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Weniger Kinderunfälle durch mehr Sicherheit am Bauernhof
« Antwort #1 am: 22.10.07, 14:27 »
Weniger Kinderunfälle durch mehr Sicherheit am Bauernhof

Seit Jahren wirbt die LBG für mehr Kindersicherheit auf dem Bauernhof. Viele Beratungsgespräche wurden geführt mit dem Ziel, die Höfe noch sicherer zu machen. Einige besonders engagierte Unternehmen konnten mit der Plakette „Kinder sicher und gesund auf dem Bauernhof“ ausgezeichnet werden.

Dieses gemeinsame Bemühen der LBG und des bäuerlichen Berufsstandes um mehr Sicherheit für Kinder auf landwirtschaftlichen Anwesen trägt inzwischen Früchte. „Um stattliche 13 Prozent ist die Zahl der Kinderunfälle bundesweit gesunken“, freut sich Peter Seidl, Vorstandsvorsitzender der LBG Franken und Oberbayern und Mitglied im Bundesvorstand der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften. Trotzdem verunglücken jedes Jahr immer noch viele hundert Kinder auf landwirtschaftliche Anwesen. Jeder dieser Unglücksfälle ist einer zuviel und zeigt, in was für einem Spannungsfeld vor allem Anbieter von „Urlaub auf dem Bauernhof“ leben. Sie tragen ein besonders hohes Maß an Verantwortung für die Sicherheit von Kindern – eigenen und fremden.

Die Gedanken des Landwirts und seiner Familie bewegen sich zwischen den Polen: „Was ist möglich, um den Urlaubern einen spannenden und ereignisreichen Erlebnisaufenthalt zu bieten?“ und „Was ist notwendig, um einen geregelten Arbeitsablauf auf dem landwirtschaftlichen Anwesen und die notwendige Sicherheit auch für die Feriengäste zu gewährleisten“. Letzteres ist insbesondere auch deshalb wichtig, weil - anders als bei Arbeitsunfällen - die Berufsgenossenschaft beim Unfall eines Feriengastes nicht einspringt.

Hat sich der Unternehmer nicht anders abgesichert, haftet er unter Umständen selbst.

Niemand ist völlig vor Unfällen gefeit. Trotzdem kann vorgesorgt werden, so der gemeinsame Tenor von mit der Kindersicherheitsplakette ausgezeichneten landwirtschaftlichen Unternehmern. Am Wichtigsten ist das persönliche Gespräch mit den Feriengästen und das eigenen Vorbild.

„Wir gehen am ersten Tag mit allen anreisenden Familien über den Hof, erklären notwendige Verhaltensregeln und informieren über die möglichen Gefahren auf einem Bauernhof“, sagt zum Beispiel Marianne Krafft aus dem mittelfränkischen Hombeer. Genauso wichtig ist es aber auch, konkrete Sicherheitsvorkehrungen zu treffen, um Unfallquellen von vorneherein zu entschärfen:


  - Ausgezeichnete Höfe haben in der Regel eigens eingerichtete Spielbereiche, getrennt vom Arbeitsbereich der gefährlichen Großmaschinen. Denn
    in deren Umfeld, aber auch im Umgang mit Großvieh ereignen sich die häufigsten Kinderunfälle.[/li][/list]

  - Sinnvoll ist auch einen verbindlicher Plan, wann Kinder zusammen mit Erwachsenen die Stallungen betreten dürfen. Kein Kind darf alleine in den   
    Rinder- oder Pferdestall kommen. Ungefährliche Streicheltiergehege mit Häschen oder Meerschweinchen bieten eine gefahrlose Alternative.

  - Eine Vielzahl von Kleinigkeiten hilft: Angefangen von einem Treppenhandlauf für Kinder über Steckdosensicherungen und Treppenschutzgittern in
    den Ferienwohnungen bis hin zu gut erreichbaren Erste-Hilfe-Kästen... es kann auch im Haus viel getan werden zum Schutz der kleinen Gäste.
    Draußen helfen zum Beispiel Fangnetzen über Futtersilos die verhindern, dass Kinder abstürzen können, hochgehängte Leitern und versperrten   
    Zugängen zu Heuböden. All diese Maßnahmen bleiben von den kleinen Abenteurern zumeist unbemerkt, sie leisten im Hintergrund aber gute Arbeit
    für deren Sicherheit.

Mehr Sicherheit für zufriedene Urlaubsgäste

Wer Unfallquellen auf seinem Hof so gut wie möglich entschärft, wer seinen Gästen Verhaltensregeln erklärt, auf deren Einhaltung besteht und wer diese Regeln auch selber vorlebt, der hat schon viel dafür getan, Kinderunfällen auf seinem Hof vorzubeugen. Die Erfahrung zeigt, dass verantwortungsvolle Eltern ein solches Bemühen auch mit Folgebuchungen honorieren. „Noch jeder Feriengast ist vor der Plakette stehen geblieben und hat sich darüber informiert. Die Gäste fragen nach und sagen uns auch, dass ihnen Unfallverhütung wichtig ist. Wenn das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt, dann ist die Kindersicherheitsplakette so etwas wie das i-Tüpfelchen. Die Plakette passt gut in unser Gesamtkonzept“, so zum Beispiel die positive Erfahrung von Petra Drexl, Bäuerin aus dem oberbayerischen Schwifting.

Kostenlose Informationen

Im Rahmen einer internationalen Aktion erarbeitete eine Fachgruppe mit Spezialisten der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften umfangreiches Informationsmaterial für Landwirte, die für mehr Kindersicherheit auf ihrem Bauernhof sorgen möchten. Diese Unterlagen, zum Beispiel Merkblätter und Checklisten, können kostenlos aus dem Internet heruntergeladen werden unter

http://www.lsv.de/fob/04praevention/praev04/praev043/index.html

Offline mary

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Im Bayernteil unserer Tageszeitung standen heute gleich 2 tödliche Unfälle mit KIndern auf dem Hof.
Es ist furchtbar, aber wie könnte man mehr Unfälle verhindern?
Vieles passiert aus Leichtsinn, Kinder können die Gefahren noch nicht so einschätzen.
Scheinbar birgt besonders das Alter von 12 Jahren aufwärts hier besondere Gefahren.
Kann nur voller Mitgefühl an die betroffenen Familien denken.
Herzl. Grüsse
maria