Denk mal, wenn es nur Nachteile hätte, würde den Beruf ja nun wirklich keiner mehr machen.....oder? Smiley
Hallo Gaia,
ich kenne so einige, die genau diese Probleme alle oder fast alle haben: Arbeit von früh bis spät, kaum oder gar kein Urlaub, das ist ganz normal - vor allem auf den Viehbetrieben. Ich sage immer: unsere erste 35-Stunden-Woche ist Mittwoch abend um, dann beginnt die zweite.
Und viele von uns hier sind ja auf Höfen verheiratet, will sagen: Das ist dann kein Beruf, sondern die Existenz der Familie - und damit schon nicht mehr so lustig. Da geht dann nicht: Ich fühle mich versklavt, deshalb arbeite ich ohne Gehalt nur noch von Mo-Mi oder so.
Und das mit den Schwiegereltern ist hier im Forum, wenn ich mich richtig orientiert habe, ein durchgängiges Thema und in manchen Betrieben halt auch noch die Existenz an sich, die oft auch durch weichende Erben gefährdet ist, v.a wenn die Betriebe nicht in der Höferolle eingetragen sind (Diese ist aber für die Ehefrauen extrem ungünstig usw.)
Natürlich stehen dem auch ganz viele tolle Seiten dieses "Berufs" entgegen, um die die Bäuerinnen natürlich auch oft beneidet werden, das ist klar und wird ja auch hier nicht unter den Tisch gekehrt. Viele wollen trotz der oft enormen Belastungen auf keinen Fall tauschen und beklagen sich auch nicht, aber man muss realistischerweise sagen, dass die o.g. Probleme natürlich auftreten können und das nicht zu knapp.
Ich weiss ja nicht, wie weit deine Entscheidung für die Landwirtschaft schon getroffen ist und wie ernst es dir ist ( und auch nicht, ob das finanziell bei dir denkbar ist). Aber sonst würde ich dir das raten, was ich den Bewerbern für eine Lehrstelle auch immer wieder rate: Biete dich mal für 1 oder 2 wochen auf einem interessanten Betrieb ohne weitere Angestellte für ein Praktikum an und lebe so wie der Bauer oder die Bäuerin. Will heißen: 2 Wochen dieselbe Arbeit /Stundenzahl, genauso lang auf den Beinen, bei demselben Wetter( auch oft eine Riesenanstrengung), dieselben Pausen, immer mitgehen, wenn der Bauer sich wieder aufmacht. Also im Sommer bis nachts um .... oder nachts für die Geburten aufstehen, halt wirklich mal in die Realität des Hofes hereinschnuppern.
Wenn du dann noch bei guter Laune diesen Wunsch nach Landwirtschaft hast, dann ab zum nächsten Landjugendtreffen und Kontakte knüpfen.
Allles Liebe