Ich denke, es kann keiner nachvollziehen, der noch nicht auf der Beerdigung seiner engsten Angehörigen war:
meine Mutter verstarb, da war ich grade mal 16 J. - Mutti war evangelisch inmitten der Katholen! "Wir" hatten damals noch ein Wirtshaus und der Leichenschmaus war ortsüblich, aber bei den Evangelischen wurde (damals) anstatt zum Mittagessen zu Kaffee + Kuchen / Alternativ Brotzeit eingeladen. War in unserem eigenem Wirtshaus - wir verstanden als Jugendliche vieles nicht, aber wir fanden es dennoch gut.
Die vielen Verwandten v.a. von unserem Vater. Mutter war ja nicht aus BY - sondern von JWO (=Janz weit oben)
Als Vater 6 Jahre später verstarb, war klar, es gibt eine sogen. "Gremess" Unübersichtlich viele Verwandte (er hatte 92 Cousinen und Cousins) - aber nicht alle folgten der Einladung. Es war wirklich gut, dass wir das so abgehalten haben.
Wir 5 Kinder waren alle schon erwachsen (19 bis 26 J) , viele fragten sich, wie es so weitergeht (mit uns und mit dem Hof).
Es wurden so viele Erinnerungen ausgetauscht über alles mögliche.
Als mein Mann beerdigt wurde, war klar, dass es eine "Gremess" gibt. Die Kinder fanden es nicht so gut, aber ich.
Sollte ich denn alleine nach der Beerdigung nach Hause fahren? Alle angereisten Freunde einfach so wieder in alle Himmelsrichtungen zurückfahren?
Nein, Nein, Nein.
Man/frau ist nach der Beerdigung genug allein!
Außerdem ist es doch tatsächlich so, dass sich kaum einer unterm Jahr Zeit nimmt, den anderen "einfach so" zu besuchen.
Aber am Beerdigungstag nimmt man/frau sich Zeit! Wann sonst kommt die Verwandtschaft in dieser Größe noch zusammen??
So ist zumindest meine Erfahrung!
Die Schwägerin meines Mannes ist nie zu einem anschl. Treffen hingegangen; als ihr Vater verstarb, hat sie mein Mann (= ihr Schwager+ Schwiegersohn des Verstorbenen ) gebeten einen Leichenschmaus/Gremess abzuhalten.
Später hat sie dann zu ihm/zu uns gesagt, wenn sie das gewusst hätte, wie gut das tut, dann.... wäre sie zu allen anderen hingegangen!
Eingeladen werden bei uns die Verwandtschaft (bleibt einem überlassen, ob man sich dazugehörig fühlt!); die Vereine, die bei der Beerdigung dabei waren; evtl. Musikanten vom Krieger-und Soldatenverein;
Pfarrer, Mesner, Ministranten, Kreuzerlträger, Sargträger (bei uns sind das Männer aus dem Dorf), Kreuzträger, Lichtträger; Freunde.
Es ist doch völlig egal, ob man an diesem Tag zusammen lacht oder zusammen weint! Es tut gut, dass andere da sind.
Die anschließenden Tage / Wochen ist man/frau eh genug alleine und weint sich die Augen aus dem Kopf!