Hallo Raute,
warum schämen, ein Teil dieser Gesellschaft zu sein?
Ein Stück weit hat Alois recht, dass Überschüsse den Preis und den Wert mindern.
Braucht man heuer ja nur mit der Obsternte sehen, überall hängen die Bäume voller Obst, stehen an den Strassenrändern Kisten wo Obst umsonst herausgenommen werden kann, stehen Schilder von Obst gratis.
Der grosse Treck zum billigen Obst ist mir jetzt noch nicht untergekommen.
Wertvoll scheinen immer die Dinge zu sein, die gerade Mode sind oder die knapp sind.
Dank unseres imensen Fleisses ist das Lebensmittel zum Nahrungsmittel geworden.
Ob das, was uns im Fernsehen über das Verhalten der Menschen vorgestellt wird, dann auch wirklich stimmt- das wissen nur die, die diese Filme gemacht haben.
Irgendwie ist Landwirtschaft ein schwieriges Geschäft, die einen treiben uns zum Produzieren, die anderen verteufeln uns dafür.
Ich muss da oft an die Geschichte mit dem Mann und dem Esel denken, der als Fazit rausfindet, dass man es allen nie recht machen kann.
Meine Haushaltsbuchführung und meine Hobbyselbermacherei haben mir auf alle Fälle bewiesen, dass ich als Verbraucherin auch mit einem nicht übermässig üppigem Buget "wertvoll" leben kann. Somit ist das Argument entkräftet, dass Geld den Einkauf entscheidet.
Nur macht mein Hobby auch Arbeit und kostet Zeit, die uns als so wertvoll vorgemacht wird, die wir entweder mit Arbeit oder mit Einkaufen verplanen sollen.
Wie es gelingen kann, Lebensmittel wieder als wertvoll zu erfahren- das ist eine Frage, die mich auch oft beschäftigt.
Heute riecht das ganze Haus nach Knoblauch, Zwiebeln und Paprika, alles im eigenen Garten gewachsen und gestern abend in Gläser gefüllt.
Nach dem System der geförderten Abhängigkeit würde ich keinen Gemüsegarten haben und alles kaufen.
Heute werd ich die Nudelmaschine anwerfen, fannis Nudelrezept machen, den Rest von der gestrigen Parikasosse dazu, einen Salat vom Garten holen, wenn das Wetter passt, draussen Mittag den Tisch decken und diese eigene Wertschöpfung von Herzen geniessen.
Das ist meine Form von "wertvoller Veredlung der Zeit".
Wenn ein Drittel der Lebensmittel weggeworfen werden, empfinde ich als Schande, aber erst seit ich vieles selbst mache, bin ich wie ein Haftelmacher dahinter, dass nichts verdirbt, weil ich um die Arbeit und den Einsatz bei den Lebensmitteln weiss.
Wer sein Gemüse im eigenen Garten zieht, der schmeisst es auch nicht weg, was nicht mehr gegessen wird, kommt auf den Kompost.
Kompost ist dann wieder Nahrung für die Pflanzen.
Wer in diesem Kreislaufdenken drin ist, denkt anders, wer alles fertig kauft, hat nicht die Beziehung und Bindung zu den Lebensmitteln.
So gesehen, ein kleines Gartenbeetchen würde hier wohl vieles zum Positiven verändern.
herzl. Grüsse
maria