Es gibt ja schon eine Box, wo ein reger Erfahrungsaustausch rund um die Schonzeit nach der Entbindung stattfindet. Mir brennt derzeit ein anderer Lebensabschnitt unter den Nägeln: der Mutterschutz.
Gesetzlich wurde es so geregelt, dass eine werdende Mutter 6 Wochen vor dem errechneten Entbindungstermin in Mutterschutz geht. Soll sagen: der Arbeitgeber muss die Frau dann ziehen und ruhen lassen und das Gehalt kommt dann vorwiegend von der Krankenkasse, evtl. mit einem Arbeitgeberanteil. Dazu kommt eine weitere Zeit nach der Entbindung sowie diverse besondere Regelungen zum Schutz der Mutter (wie Kündigungsschutz, keine Nachtschichtarbeiten etc.).
Eine gute Freundin sagte mir, ich solle den Mutterschutz in vollen Zügen genießen. Sie wollte beim ersten Kind gerne weiter halbtags in der Firma arbeiten, weil es ihr so gut ging, aber der Arbeitgeber verweigerte ihr diesen Wunsch - sie solle sich bittschön wirklich erholen und auf die Geburt freuen. Im Nachhinein ist sie sehr froh darüber, denn diese Zeit hat ihr sehr viel nötige Kraftreserven gegeben, die sie in den ersten Wochen mit Neugeborenem gut brauchen konnte.
Für ein reines Arbeitsverhältnis finde ich das nicht schwer mit dem Mutterschutz
Wohnt man aber am elterlichen Hof sieht die Sache schon anders aus. Nachdem mein Freund mir am Sonntag mal die Ruhe ausdrücklich verordnet hat (ich solle endlich mal meinen Mutterschutz genießen statt zu arbeiten) - habe ich lange mit meinem schlechten Gewissen gekämpft, da das typische "Bauernhofphänomen" auf mich einprasselte:
- Sonntag, schönstes Wetter und die Trecker laufen
- Mutter werkelt wie eine wilde um mich herum im Garten (Garten=Hobby obwohl es so dargestellt wird, als sei es die notwendigste Tätigkeit an diesem Tag)
- Oma schlawenzelt um mich rum und hält Vorträge, dass sie ja noch zwei Stunden vor Entbindung gemolken hat, dann käme man auch hinterher schneller wieder an die Arbeit
- Geschwister haben sich wohlweißlich verkrochen, rufen aus ihrer Stadtwohnung an und berichten, dass sie schon den ganzen Tag faul auf dem Balkon liegen - das soll ich mir auch mal gönnen
Mein Hund lag treu neben mir in der Sonne - ich nahm mir ein Beispiel an ihm, klappte innerlich die "Ohren runter" und versteckte mich hinter meiner Zeitung. Und ich genoss es sehr! Hatte das Gefühl, dass es dem Baby und mir sehr gut tat, einfach mal die Seele baumeln zu lassen.
Aber warum ist das schlechte Gewissen so derart groß dabei? Warum können so "Bauernhofbewohner" die sich dazu noch Familie nennen einfach nicht an ein modernes Leben gewöhnen, in dem der Sonntag auch mal zum Ruhen ist und der Mutterschutz eine gesetzliche Regelung damit Frau mal nen Gang runterschaltet? Wieso versuchen alle auf das schlechte Gewissen abzuzielen?
Wie war oder ist es denn für euch? Ist der Mutterschutz eine letzte Ruhepause zum Durchatmen und Kräfte tanken geworden? Oder wurde es auch so als "neumodischer Kram" abgetan, der ja nur was "für Faule" ist? Und wie habt ihr euch damit arrangiert?