Autor Thema: Kann man heute noch Landwirt werden=?  (Gelesen 46459 mal)

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Offline züsi

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Re: Kann man heute noch Landwirt werden=?
« Antwort #30 am: 05.06.06, 10:12 »
hallo johnny,

nur eine frage hätt ich : ab wievielen tieren empfindest du es als massentierhaltung? ich habe da schon ganz verschiedene ideen gehört, es würde mich echt interessieren.

 *Die Ställe für Großtierbestände sind nach neuen Erkenntnissen in der Tierhaltung konzeptiert, und verursachen bei den Tieren weniger Stress, und somit Ausfälle, Krankheiten etc. wie alte kleine wenig tiergerechte Ställe*
mannomann, da kann ich dir nur recht geben, in den alten kleinen anbindeställen war das stallklima manchmal kaum zum atmen!

gruss susanne

Offline Autokamm

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Re: Kann man heute noch Landwirt werden=?
« Antwort #31 am: 05.06.06, 10:14 »
Zitat
Alleine schon, weil es mich nervt wie man heute mit dem Geldwert von Lebensmitteln umgeht!

Zitat
Zudem möchte ich der Bevölkerung zeigen, dass die Milch etc. nicht aus dem Kühlregal kommt!

Zitat
um Familien mit Kindern denen es nicht so gut geht ein wenig Abwechslung zu bieten!

Lieber Johnny,
habe heute das ganze Thema von Anfang an noch einmal nachgelesen. Es ist ja schon total viel richtiges gesagt und geraten worden. Trotzdem melde ich mich auch mal zu Wort und sage mal überspitzt zu deinem vorletzten Beitrag:
Du hast ja viel vor:
* Du willst gesunde Lebensmittel erzeugen - entweder Fleisch ohne "Massentierhaltung" oder vielleicht Gemüse?. Auf jeden Fall aber hochpreisig vermarkten.
* Du willst mit deinen Lebensmitteln für einen Gesinnungswandel der Stadtbevölkerung sorgen.
* Du willst Kühe melken.
* Du willst pädagogische Angebote anbieten, damit die Leute lernen können, dass die Milch nicht aus dem Kühlregal kommt.
* Du willst Pferde halten.
* Du willst therapeutische Angebote machen für Kinder, die Abwechslung brauchen und denen es nicht so gut geht.

Na dann mal viel Spaß!

Viele Grüße aus dem Bergischen


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Offline Mannomann

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Re: Kann man heute noch Landwirt werden=?
« Antwort #32 am: 05.06.06, 11:05 »
Hallo Jonny,

ich bin kein Landwirt, studiere aber gerade Landwirtschaft, und wir haben zu Hause ne Landwirtschaft mit 30000 Masthähnchenplätzen. Im Gegensatz zu dir müssen wir aber unseren Lebensunterhalt mit unseren Tieren und Feldern nachhaltig verdienen. Es ist ja recht schön wenn man bei der Arbeit zufrieden ist, es gern tut, aber kaufen kann ich mir dafür rein gar nichts, und nur von Brot und Wasser kann man auf Dauer auch nicht leben. Im Geschäft hat mich bisher niemand danach gefragt, die wollen alle nur bares. Würden wir nur an Profit denken, hätten meine Eltern den Hof schon längst verkaufen müssen. Hätten wir unseren Hof Ende der 80er Jahre zu Zeiten als es der Lw noch gut ging verkauft, hätten wir ne nette Summe zusammen bekommen. Wir würden es aber nie und nimmer übers Herz bringen, schließlich haben wir den Hof nur von unseren Kindern, Kindeskindern, usw. nur geliehen. So eine miese Verzinsung des eingesetzen Geldes würde in der freien Wirtschaft kaum einer akzeptieren.  Während meiner bisherigen Ausbildung war ich in den Sommer/ Semesterferien auf alle möglichen Betrieben quer über die Republik verteilt, teils mit intensiver und teils mit extensiver Tierhaltung und denk mal das ich bei dem Thema halbwegs mitreden kann.

Wie definierst du eigentlich Massentierhaltung? Es gibt auch Biobetriebe mit 800 Schweinen auf einem Fleck. Betreiben die deswegen Massentierhaltung? Ich glaube nicht.
Es kommt auch nicht drauf an ob 20 oder 2000 Schweine in einem Stall gehalten werden und es deswegen den Tieren gut geht oder nicht, sondern auf die Haltungsbedingungen und das Management. Ob sich Tiere wohl fühlen hängt eindeutig nicht mit der Bestandsgröße zusammen. Nur die erfolgreichen Betriebe können Eigenkapital für neue Investitionen bilden, welches auch in neue große Ställe investiert wird . Also haben es die „Massentierhalter“ ja nicht ganz falsch gemacht. Moderne Ställe können aufgrund der verbauten Materialen auch viel leichter gereinigt und desinfiziert werden.  Woher kamen denn früher die Leistungssteigerungen als der neue große Stall bezogen wurde?

Die Tiere geben im übrigen freiwillig soviel Leistung. Einen Menschen kann ich zwingen. Dem sage ich entweder du bringst Leistung oder du bekommst kein Geld etc. Einem Tier das so was von wurscht. Ich kann unsere Hähnchen anschreien, schlagen etc. wenn es keine optimalen Bedingungen vor findet bringt es einfach keine Leistung. Unsere Hähnchen bringen die Leistung übrigens auch ohne tonnenweise Medikamente. Aufgrund unserer Größe rentieren sich anständige Klima und Fütterungscomputer. Zusammen mit einem erfahrenen Auge und einer guten Betreuung bemerken wir meist etwaige Probleme bevor die Verluste beginnen und können so noch wirkungsvoll gegensteuern. Wir verkaufen im Sommer auch öfter Küken an Privatleute zur eigenen Aufzucht. Ach ein Wunder die Tiere wachsen dort genauso gut weiter wenn sie ein anständiges Futter bekommen, und die Luft passt. Wir mästen die Hähnchen in in 34 Tagen auf 2000g, Bekannte von uns haben das gleiche Gewicht in extensiver Haltung  (40 Tiere in der Maschinenhalle) in 36 Tagen erreicht. Dafür hatten deren Tiere auch nen Umstellungsstress wegen der Umstallung. Das ganze geschah absolut freiwillig und ohne zwang.  Die Tiere haben sich auch früher schon auf engstem Raum aufhalten müssen. Geh doch mal ins Bauernhofmuseum und schau dir dort die Tierhaltung von früher an. Da gabs keine vollklimatisierten Ställe mit Lüftungscomputer und immer frischem Futter.

Schönen Tag noch
Mannomann
Nord- Oberbayern

Offline Mannomann

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Re: Kann man heute noch Landwirt werden=?
« Antwort #33 am: 05.06.06, 11:18 »
Ach übrigens wenn du jetzt denkst wir produzieren nur billigen Ramsch, dann muss ich dich nochmal enttäuschen. Wir haben nen Vertrag mit Wiesenhof. Und deren Ware gehört sicher zur guten Qualität die man im Supermarkt finden kann. 
Nord- Oberbayern

Johnny

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Re: Kann man heute noch Landwirt werden=?
« Antwort #34 am: 05.06.06, 12:45 »
Vielen Dank Sonja!

Martina, jo okay...nur vielleicht darf ich mich nicht so viel auf die Sendungen im TV konzentrieren. Dort wird immer wieder in Dokumentationsfilmen sehr viel schlechtes über die Massentierhaltung berichtet!

Hm...Mirijam vielen Dank für deinen Gedankenanstoß! ;)

Züs, Massentierhaltung hat in erster Linie für mich nicht nur mit der Masse etwas zu tun! Es ist klar, dass Landwirte heute mehr Tiere benötigen, da sie leider immer weniger verdienen!
Ich finde es nur eine Zumutung, wenn ein Tier nie eine Weide sieht - oder den ganzen Tag angekettet sein muss im Stall (= soll ja glaube ich zum Glück von der EU abgeschafft werden)! Auch brauchen Tiere Pflege...manche Tiere liegen den ganzen Tag in ihrem Mist rum! ;/
Auch gerde so Legebatterien, sind untierisch! Auf kleinstem Raum leben diese Tiere - ohne viel Bewegung! Zudem wird das künstliche Tageslicht hier eingesetzt oft um mehr Leistung von den Tieren zu bekommen! Pfui! ;/
Dass ist keine Landwirtschaft mehr, sondern viel mehr INDUSTRIEPRODUKTION! Nein, Danke!!!

Vielen Dank Autokamm, werd ich haben! ;)
Nein, so etwas schafft niemand! Dazu bräuchte man dann einen großen Hof mit vielen fleißigen Händen! Aber es sind zumindest einige gute Ideen dabei - so finde ich! Man braucht gute Ideen um heute in der Landwirtschaft bestehen zu können. Wie viele man umsetzen kann, wird man sehen.

Achso Mannomann, alles klar! Sorry, wenn ich etwas zu aggressiv war in meiner Wortwahl!
Danke für die ausführlichen Worte von dir! Ich werde darüber mir ein paar Gedanken machen!

Gruß,

Johannes

Offline Mirjam

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Re: Kann man heute noch Landwirt werden=?
« Antwort #35 am: 06.06.06, 11:21 »
Hallo,

wenn du dir ein paar Gedanken machen möchtest - dann nimm in jedem Fall den Agrarbericht zur Hand.

Dort findest du neben den Fakten eben auch die Einkommensergebnisse ("Profit" - davon ist dann noch die Arbeitwskraft/-kräfte extra zu entlohnen) und auch die Tierzahlen von Deutschland - wenn man alle diese auf die Weide lassen möchte, dann muss man auch mal kucken, um wieviel es sich handelt  ;).

viele Grüsse

Mirjam
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Offline Gelika

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Re: Kann man heute noch Landwirt werden=?
« Antwort #36 am: 06.06.06, 17:14 »
Ganz genau,

Clara, du sprichst mir aus dem Herzen !!

Unser Sohn, ein toller, fröhlicher und kluger Junge, hat sich ganz bewußt für die Landwirtschaft entschieden.
Und glaubt mir, auch er hat die Problematik nicht außen vor gelassen.
Landwirt ist ein wunderbarer Beruf, wer fleißig und ehrgeizig ist hat da auch noch dauerhafte Chancen.
Doch in erster Linie muß man es wirklich mögen, und sich sicher sein - das spürt man übrigens auch - sonst läßt man es besser !

Sorry, aber das ist meine Sicht der Dinge.

Schönen Abend noch, Gelika
Manchmal, bei Gelegenheit,
hier und da und dann und wann
denke ich an eine Zeit,
die ich nicht vergessen kann.

Offline mary

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Re: Kann man heute noch Landwirt werden=?
« Antwort #37 am: 06.06.06, 20:06 »
Hallo Jonny,
du hast ja bald deine Ausbildungszeit im jetzigen Beruf hinter dich gebracht.
Was mich interessieren würde,
es muss ja einen tieferen Grund geben, dass du dich für Landwirtschaft interessierst.
Wofür schlägt dein Herz
für den Ackerbau,
für Tiere
oder für die Technik?
Wissen und Können kannst du dir in Schule und Ausbildung erlernen und erwerben,
aber Landwirt heißt auch einen verstärkten Umgang mit lebendigen Wesen.
Und da braucht es einen Draht und viel Gefühl dazu.
Oder eben die Liebe zur Technik, auch da ist ausser Wissen und Können das Gefühl sehr wichtig.
Und wenn du fest davon überzeugt bist, diesen Beruf lernen zu wollen,
lass dir deine Träume nicht ausreden.
Träume und Visonen sind wichtig, weil sie wie ein Kompass sind.
Also jetzt mal viel Glück für die vor dir stehenden Prüfungen und dann viel Glück und Erfolg bei deiner Suche nach einer passenden Ausbildungsstelle und Schule.
Herzliche Grüsse
maria

Offline Mannomann

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Re: Kann man heute noch Landwirt werden=?
« Antwort #38 am: 06.06.06, 23:21 »
Hallo Jonny,

hast du dir schon mal Gedanken gemacht was es für Konsequenzen hätte, wenn jedes Tier Weidezugang hätte? Wahrscheinlich nicht, denn der Flächenverbrauch wäre enorm. Hier mal ein paar Zahlenspiele:
In Deutschland haben wir 2004 44,2 Mio Legehennen zur Eiproduktion gehabt. Der Selbstversorgungsgrad lag dabei bei rund 70,7%. D.h. für unseren kompletten Eibedarf benötigen wir rund 63 Mio Legehennen. Bei der Freilandhaltung stehen jedem Huhn 4m² zu. So würden allein für die Legehenne 252 Mio m²  Fläche gebraucht. Das wären 2,52 Mio Quadratmeter bzw. 25200ha bzw. 252km². Das ist die Größe eines mittleren Landkreises.
Jetzt hab ich aber nur die Legehennen zur Eierproduktion abgehandelt. Hinzu kommt noch die Fläche fürs Mastgeflügel incl. deren Elterntierherden, die Schweinehaltung und die Rinderhaltung. Das wäre insgesamt gesehen ne ziemliche Flächenverschwendung.
Auf den durchschnittlichen Standorten in Deutschland (mit Ausnahme der Sandböden)ist die Freilandhaltung von Tiere aus tiergesundheitlichen Gründen bzw. aus Bodenschutzgründen kaum möglich. Da wäre der Schaden an der Umwelt größer als der Nutzen.
Künstliches Licht ist übrigens nur ein nachempfinden von früheren Lebensräumen. Das Huhn stammt ursprünglich aus dem Orient und wurde vor rund 7000 Jahren domestiziert. Dort lebte es unter Sträuchern geschützt im Schatten. Drum ist Kunstlicht nichts anderes als ein Nachempfinden des Schattens, da ein Stall baulich kaum so gestaltet werden könnte, das die Lichtstärke dem Licht unterm Strauch ähnlich wäre.

Ich bin von der Käfighaltung auch nicht überzeugt. Verbieten bringt aber auch nicht viel, da wir sonst das Zeug aus dem Ausland importieren müssen. Prinzipiell dürfen wir deren Import nicht verbieten, da wir sonst ein Wettbewerbs- verfahren von der EU angehängt bekommen. In Osteuropa sind nach dem Verbot der Käfighaltung 1999 riesige Legebatterie- anlagen entstanden, die nur für den Export von Käfigeiern nach Deutschland gebaut wurden. Neben den Batterien entstanden auch gleich Eipulverwerke, damit das Eikonzentrat bequem per Silozug in deutsche Nahrungsmittelwerke transportiert werden kann. Drum hoffe ich mal das die ausgestallten Käfige (Kleingruppen) in Deutschland erlaubt werden, sonst wandert ein halber Betriebszweig aus.
 
Ich empfehle dir mal dich vor Ort bei den Landwirten zu informieren, und die ganzen reißerischen Fernsehsendungen wegzulassen. Denn wie sagte mal ein Redakteur einer großen angesehenen Tageszeitung: „Auch wenns traurig ist nur eine schlechte Nachricht ist für uns eine gute Nachricht.“

VlG Mannomann
Nord- Oberbayern

Johnny

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Re: Kann man heute noch Landwirt werden=?
« Antwort #39 am: 06.06.06, 23:24 »
Alle drei Bereich finde ich sehr interessant! :)

Gruß,

Johannes

PS: Die Zeiten sind vorbei indem andere für mich entschieden haben. Ich werde die Idee Landwirt zu werden von niemaden ausreden lassen. ;)
« Letzte Änderung: 08.06.06, 06:39 von Johnny »

Offline Autokamm

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Re: Kann man heute noch Landwirt werden=?
« Antwort #40 am: 06.06.06, 23:51 »
@mannomann

Unsere Bullen sind mir auch im Stall viel lieber als draußen !!!   ;D
Viele Grüße aus dem Bergischen


Jede Gattin klug und weise kocht des Mannes Lieblingsspeise!

Offline Melitta

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Re: Kann man heute noch Landwirt werden=?
« Antwort #41 am: 13.07.06, 22:35 »
hallo johnny...


zu der massentierhaltung kann ich auch noch beitragen... wer meinen beitrag in der frustbox gelesen hat versteht worum es geht...


hier im ort wurden unterschriften gesammelt... "schluss mit einer MASTANLGE im dorf.."... zur info... dort stehen ca. 30 bocklämmer, die von der herde getrennt wurden, um die mutterschafe nicht zu decken... alles relativ kann ich dazu nur sagen  ;-)

jeder betrieb ist anders, jeder eigen... zum glück...

im übrigen kann ich mich meinen vorschreiberinnen nur anschließen... ausprobieren, selber machen... dann kommt die erkenntnis ganz von alleine...


viele grüße

melitta

Johnny

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Re: Kann man heute noch Landwirt werden=?
« Antwort #42 am: 14.07.06, 00:27 »
Okay Melitta! :)

Liebe Grüße,

Johannes

Dirk

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Re: Kann man heute noch Landwirt werden=?
« Antwort #43 am: 05.08.06, 11:13 »
Hey Johannes,

wir sind uns in unseren beruflichen Wünschen und Perspektiven nicht ganz unähnlich. ICh wollte schon Bauer werden seit ich 2 Jahre alt bin. Meine Freizeit bis zum Abi habe ich nahezu vollständig auf einem ldw. Betrieb in der Nachbarschaft verbracht (was mir in der Schuke einen ziemlichen Sonderstatus einbrachte. Und LW war nicht sehr beliebt bei meinen MItschülern, die standen mehr auf Saufen, Rauchen und Discobesuche, was nicht so wirklich mein Ding war damals).
Nach dem Abi hab ich dann aber aus "Vernunft"- und anderen Gründen ne kaufmännische Lehre gemacht und nebenbei BWL studiert. (Das war so eine kombinierte Ausbildung an einer Akademie der IHK) Nach dem Examen war ich 2 JAhre lang Lohnabrechner in der Ausbildungsfirma, angeblich mit Option der Abteilungsleitung und Förderung als Führungskräftenachwuchs etc. Anscheinend hab ich mich aber wohl zu dusselig angestellt und war auch überhaupt nicht motiviert zu dieser Arbeit (Lohnabrechnung ist ein sehr undankbarer Job), jedenfalls war nix mit Förderung etc. Nur stures Zahlengeklimper in den PC und Diskussionen mit den Arbeitern über Stunden und Minuten, die sie bezahlt haben wollten, ich Ihnen aber nicht bezahlen durfte, über Berechtigung und Nichtberechtigung von Lohnpfändungen usw. Kurz, es hing mir zum Hals raus und ich hatte ständig Magenschmerzen.
Einige Bewerbungen hab ich losgeschickt um was andres Kaufmännisches zu finden, konnte aber nie von Herzen sagen: "Ja, diese Stelle will ich wirklich!" Jedesmal saßen mir Krawattenträger gegenüber, die hochgestochen redeten. Das konnte ich nicht und wollte ich nicht. Nach längerem Überlegen habe ich dann beschlossen, das zu machen, was ich schon immer wollte: LAndwirtschaft. Einen Praktikumsplatz hatte ich nach einem Gespräch mit dem Ausbildungsberater der Kammer schnell gefunden. Dort war ich ein halbes JAhr (Betrieb mit 90 Pensionspferden und 1000 Mastschweinen im schlecht gepflegten Dunkelstall) und habe später immer wieder dort arbeiten können. Kein besonders guter Betrieb, was die Schweine anging, für Pferde tat mein Chef aber alles und ich durfte, wie gesagt immer wieder kommen und Geld verdienen.
Nach dem halben JAhr hab ich in OS angefangen zu studieren, hab in den Semesterferien nochmal insgesamt 6 Monate Praktikum auf nem Bio-Milchviehbetrieb gemacht und als Diplomsemester auf dem Öko-Versuchsbetrieb der FH gearbeitet und meinen Diplomversuch betreut.
Jetzt bin ich Berater für Öko-Saatgut seit Januar 2005 und eigentlich schon 2 Monate nachdem ich dort angefangen habe, wieder extrem unzufrieden. Neben meinem unerträglichen Chef nerven mich die 60 km Autobahn, die ich jeden Tag hin- und wieder zurückfahren muß (geht nicht anders) und die ganze restliche Fahrerei, die so ein Beraterjob mit sich bringt. Bin überwiegend in Norddeutschland unterwegs. Na ja und so hab ich mich wieder auf die oft sehr unbefriedigende Suche nach einer neuen Stelle gemacht und jetzt hoffentlich das Richtige gefunden.
Wenn alles klappt und wir uns einig werden, werde ich ab Herbst als Angestellter einer Gbr im Weserbergland anfangen (90 ha, ein paar Mastschweine, viel Kartoffeln, Möhren und Zwiebeln, Bio-Betrieb). Wenn ich den Job hinbekomme, werd ich dann in 2008 in die GbR einsteigen. Einer der Gesellschafter geht raus, weil er eigentlich Landschaftsarchitekt ist und wieder in seinem alten Beruf arbeiten möchte.

Bis hierhin bin ich nun gekommen und habe öfters Zweifel daran, ob es gut ist, was ich vorhabe. Aber andererseits bin ich im Moment nicht glücklich in meinem Job und will immer schon praktische LW betreiben. Jetzt hab ich die Chance und werde sie nutzen. Wenn es nicht klappen sollte, wird das sehr bitter werden, aber ich habe es auf jeden Fall ausprobiert.
Die Zeit der Praktika war beruflich gesehen die beste, die ich bisher hatte, trotz viel Arbeit (und öfters Arbeit, die man eben gerne Praktikanten machen läßt). Ich hoffe, daran kann ich demnächst wieder anknüpfen.

Mein Rat: Mach es einfach! Such dir einen Praktikumsplatz oder ne Lehrstelle und schau, ob Dir LW wirklich Spaß macht. Alles weitere kommt später. Wichtig ist, daß du in viele unterschiedliche Bereiche reingucken kannst (Milchvieh, Schweinemast, Sauenhaltung, Biobetriebe, konventionelle Betriebe etc.), dann findet sich schon das Richtige.

Ich wünsch dir alles Gute!

Gruß aus Niedersachsen

Dirk

Johnny

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Re: Kann man heute noch Landwirt werden=?
« Antwort #44 am: 06.08.06, 09:34 »
Vielen Dank Dirk für deine ausführlichen Zeilen!

Wünsche dir auch alles Gute!

Liebe Grüße,

Johannes