Autor Thema: Kirchliche Trauung bald ohne vorherigen Standesamtstermin möglich?  (Gelesen 11290 mal)

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Offline martinaTopic starter

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Ich weiß nicht genau, ob hier oder unter Politik, aber ich denke, hier paßt es ganz gut.

Das Heiratsrecht wird - zum Leidwesen von Standesbeamten und der großen Kirchen - reformiert.

Ab 2009 soll es für ev. und kath. Pfarrer möglich sein, Paare zu trauen, die nicht standesamtlich verheiratet sind. Das hat es seit 1875 nicht mehr gegeben und Pfarrer, die Paare dennoch trauten, machten sich sogar strafbar.

Ein Ehesegen ohne rechtliche Vor- und Nachteile.


Zitat
Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit ist das Recht der Eheschließung grundlegend verändert worden: Künftig darf sich ein Paar auch dann kirchlich trauen lassen, wenn es zuvor nicht standesamtlich geheiratet hat. Kirchliche Hochzeit und staatliche Trauung stehen damit völlig unabhängig nebeneinander. Die Neuregelung tritt am 1. Januar 2009 in Kraft. Sie ergibt sich aus dem gänzlich neu gestalteten Personenstandsgesetz....
Quelle


Die EKD hält allerdings schon dagegen EKD: Neuordnung der Eheschließung ändert für Kirche nicht.

Ok, manchen heiratswilligen Paaren, die z.b. sonst eine Witwenrente verlieren würden, würde mit der Neuregelung - die es in Österreich schon länger geben soll - ein Ehesegen ermöglicht, ganz ohne Nachteile, aber auch ohne sämtliche Vorteile die eine rechtliche Ehe mit sich bringt.

Aber: Wenn ich meinen Partner so sehr liebe, dass ich ihn heiraten möchte, will ich dann nicht auch die gesamten Rechte und Pflichten haben?

Sollte ich nicht gerade mit dem Eheversprechen vor Gott (stellvertretend durch die Kirchen) noch viel sensibler umgehen, als mit dem standesamtlichen?

Verkommt die Kirche als Institution, wenn sie sich auf die Neuregelung einläßt, nicht noch mehr zur reinen Eventagentur, als sie - gerade bei den "ach so romantischen Traumhochzeiten in weiß" nicht sowieso schon ist?

Für mich wäre der Weg, erst Kirche, dann Standesamt, nicht der richtige gewesen. Auch wenn mir die kirchliche Trauung doch viel mehr bedeutet, so ist der Umweg über das Standesamt doch nur eine Etappe zum Ziel gewesen.


Susanne70

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Also, ich als nicht sehr gläubiger Mensch würde sowieso nur standesamtlich heiraten wollen... eine kirchliche Trauung wäre für mich persönlich heuchlerisch, da ich nicht voll dahinter stehe. Genauso halte ich es mit Gottesdiensten zu besonderen Anlässen, wie Weihnachten oder Ostern. Die Kirchen sind an solchen Tagen bei uns brechend voll und den Rest vom Jahr will keiner was von der Kirche wissen!
Warum musste man denn seither eigentlich zuvor standesamtlich heiraten? Versteh ich irgendwie nicht so ganz.
Ich bin der Meinung, dass jeder gläubige christliche Mensch in der Kirche heiraten kann und jeder, der keinen so großen Glauben hat, eben standesamtlich! Also entweder - oder...


Offline Beate Mahr

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Hallo

ähm ... die Sache hat einen gewaltigen Haken  >:(

Hochzeit ohne Standesamt

Die staatliche "bürgerliche Ehe" und die Ehe nach Kirchenrecht stehen nun völlig
unverbunden nebeneinander. Der Regensburger Familienrechts-Professor Dieter Schwab
weist auf die Folgen hin: "Ein Paar, das sich kirchlich, aber nicht standesamtlich trauen
lässt, befindet sich in einer Ehe, die jedoch vom staatlichen Recht als nichteheliche
Gemeinschaft angesehen wird
- mit allen Konsequenzen."


Das heißt: Kein Unterhalt, kein Erbrecht, kein Steuerfreibetrag, keine Schutzvorschriften
für den Schwächeren beim Scheitern der Ehe, auch kein Zugewinnausgleich.
Ansonsten auch kein Zeugnisverweigerungsrecht vor Gericht,
keine Rechte bei der Totensorge oder bei der Organtransplantation.


Man sollte sich dessen bewußt sein

Gruß
Beate

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© Ernst R. Hauschka

Offline martinaTopic starter

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Hallo Beate,

das weiß ich doch ;)

Schließlich hab ich den gleichen Artikel verlinkt wie Du  8)


Ich mein ja nur, wenn es mir wirklich so ernst ist, meinen Partner auch kirchlich heiraten zu wollen, dann ist für mich der Gang zum Standesamt selbstverständlich und nicht nur eine überflüssige Formsache.

@ Susanne: Wenn jemand nicht kirchlich heiraten möchte, dann braucht er es ja auch nicht. Ich finde es da vollkommen ehrlich zu sagen, wenn man nichts mir Kirche am Hut hat, dass man dann auch nicht zur Hochzeit hingeht, weils so schön ist.

Eine weiße Traumhochzeit kann ich auch im schönen Standesamt haben.

Susanne70

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Naja, ich meinte ja, dass man entweder standesamtlich ODER kirchlich heiratet...
Dass aber eine Nur-Kirchliche Hochzeit solche Konsequenzen hat: Na Bravo!  :(

Offline fanni

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Ich kann mit dieser Regelung gar nix anfangen??

Wer wollte sowas?


Kenne ein Paar dass sich aus besagten Witwenrentenerhaltungsgründen in Österreich hat segenen lassen, aber die waren da schon über 70 ;).

Muß mal schauen was meine Katholenkirche dazu sagt ;).

« Letzte Änderung: 04.07.08, 12:16 von fanni »
Herzliche Grüße von Fanni

Offline martinaTopic starter

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Hallo Fanni,

Deine Katholenkirche ist - selbstredend - noch weniger begeistert, als meine Evangelenkirche  ;D


Aber anscheinend, so hab ich das gelesen, wollte man kath. und ev. landeskirchlich organisierten Pfarrer jetzt gleichstellen mit den sog. "freien Theologen", die nämlich durften bislang solche freien Trauungen ohne anschließende Rechte und Pflichten durchführen, ohne selber dafür bestraft zu werden.

Wie gesagt, so hab ich das gelesen. Freie Theologen sind ja selber nirgendwo von einer höheren Instanz anerkannt, bzw. als Pfarrer ordiniert worden, sondern haben nur irgendwann man ein paar Semester Theologie studiert.

Offline Melkerin

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Zuerst mal hört sich das alles ganz logisch an: Trennung von Kirche und Staat.
Aber wie sieht das in der Praxis aus: Kann ich mit einem Partner standesamtlich verheiratet sein und gleichzeitig mit einem anderen kirchlich ??
Herzlich Grüße von Melki!

Susanne70

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Tja, Susanne, auf so eine Reaktion habe ich gewartet.

Laß mir doch meine Träume ........  ;D ;D ;D ;D
Herzlich Grüße von Melki!

Offline fanni

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Zuerst mal hört sich das alles ganz logisch an: Trennung von Kirche und Staat.
Aber wie sieht das in der Praxis aus: Kann ich mit einem Partner standesamtlich verheiratet sein und gleichzeitig mit einem anderen kirchlich ??

von mir auch   ;D ;D...........Wahnsinn, genau, auf sowas muß man erstmal kommen , das sind ja ungeahnte Möglichkeiten im Busch  8) ;)


das sagt der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz:

Quelle: Bamberg (kath.net/bbk/4.7.08

Erzbischof Schick: „Kirchliche ‚Hochzeit ohne Standesamt’ macht die Partner zivilrechtlich nicht zu Eheleuten!“


Keine substanziellen Änderungen für die kirchliche Eheschließung sieht Erzbischof Ludwig Schick im Wegfall des staatlichen Verbots einer „kirchlichen Hochzeit ohne Standesamt“. Trotz zweier Änderungen im Personenstandsgesetz, die ab 1. Januar 2009 gelten, könne nach wie vor keine kirchliche Trauung ohne vorherige standesamtliche Eheschließung vorgenommen werden, erklärt Schick in einem Brief an die Priester und Diakone im Erzbistum Bamberg.

Der Erzbischof betont, dass „es auch in Zukunft keine kirchliche Eheschließung ohne vorherige staatliche Trauung geben kann“, zumindest solange nicht die kirchlichen und staatlichen Verantwortlichen eine andere Vereinbarung treffen. Obwohl sich die Kirche wünsche, dass es wie in anderen Staaten nur die kirchliche Trauung gebe, die auch für den Staat Geltung habe, seien die Vereinbarungen zwischen Staat und Kirche, dass der kirchlichen Trauung eine zivile Eheschließung vorausgehen müsse, in Kraft. Für Katholiken werde die Ehe aber in der kirchlichen Trauung, nicht auf dem Standesamt geschlossen. Vor dem Standesamt werden nur die zivilrechtlichen Folgen in Kraft gesetzt. „Die rein kirchliche Trauung hat in Deutschland keinerlei Folgen im zivilen Bereich, z. B. für die Namensgebung, Fürsorgepflicht, Vertretungsrechte, Erbschaftsansprüche der Ehepartner und ihrer Kinder.“





nun ich denke dass sie keine große Rolle spielen wird diese neue Regelung , denn zumindest bei den Katholen wird seit Jahren ein sehr sehr starker Rückgang der kirchlichen Trauungen bedauert/bejammert/festgestellt, obwohl die Leute durchaus noch heiraten und sogar die Kinder, die oft schon da sind taufen lassen.

Wir haben da auch schon öfters diskutiert drüber, warum jetzt dieses Ehe-Sakrament für viele keine Rolle mehr spielt sind aber noch auf keinenn Nenner gekommen, denn Glaube oder Kirche bedeuted ihnen ja was, sonst würden sie die Kinder ja auch nicht taufen lassen. Und sie gehen auch mit ihnen in die Kirche und feiern Kommunion und Firmung mit, engagieren sich in ihren Pfarreien, aber kirchlich heiraten........nein :-\

Also für mich ist die Ehe ein Sakrament und ohne "Folgen" eben durch die ganzen zivilrechtlichen Sachen ist für mich die Ernsthaftigkeit dieses Entschlusses nicht gegeben, wenn es "nur" bei der kirchlichen Trauung bleibt


« Letzte Änderung: 04.07.08, 14:36 von fanni »
Herzliche Grüße von Fanni

Offline Beate Mahr

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Kann ich mit einem Partner standesamtlich verheiratet sein
und gleichzeitig mit einem anderen kirchlich ??


Hallo

also nach meinem Rechtsempfinden  theoretisch schon ...  

Weil man ja nur standesamtlich verheiratet vor dem Gesetz als Ehepaar gilt
die kirchliche Trauung nicht rechtskräftig ist - vor dem Gesetz.

Wobei ... von der Seite hab ich das noch nicht betrachtet 

Für uns war das Standesamt wirklich eine Pflichtübung ...
die kirchliche Trauung war dann die Kür unserer Hochzeit.

Besonders weil wir um die kirchliche Trauung so lange kämpfen mußten
weil ich katholisch bin und noch dazu geschieden, mein Süßer ist evangelisch.
wir haben immer gesagt, ohne kirchlichen Segen sind wir * nicht richtig * verheiratet.

Bin mal gespannt wie sich die Kirchen dazu äußern ...

Liebe Grüße
Beate
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© Ernst R. Hauschka

Offline martinaTopic starter

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Kann ich mit einem Partner standesamtlich verheiratet sein und gleichzeitig mit einem anderen kirchlich ??

Rein theoretisch läuft doch das jetzt schon?

Wenn Du in erster Ehe auch kath. kirchlich geheiratet hast, Dich dann scheiden läßt und zivil noch einmal einen anderen heiratest.

Da die kath. Kirche die Scheidung nicht anerkennt, gilst Du doch für die noch als verheiratet, oder?


Offline fanni

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Martina geht aber bei uns umgekehrt auch............

Zuerst standesamtlich heiraten, dann sich scheiden lassen nach kurzer Ehe

du bist kirchlich gesehen immer noch unverheiratet und so darfst du dann auch mal kirchlich heiraten (Verona und Franjo!) ;D ;D
Herzliche Grüße von Fanni

Offline maggie

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vielleicht meldet sich mal eine österreicherin zu wort - dort ist das schon lange möglich - oder war jedenfalls mal..

mit hat eine bekannte erzählt - vor ca.25 jahren - ihre schwester hätte sich nur kirchl. trauen lassen, um in der kirche verheiratet zu sein - und zivil allein erziehende mutter um vom staat unterstützt zu werden...
einige jahre später hatte sie dann aber die kirchl. trauung bereut - da die erste beziehung zu ende war und sie mit ihrer "grossen" liebe nur noch standesamtlich verheiratet sein konnte...
liebi grüess   und
bis bald   -  ihr werdet mich  so schnäll nöd wieder los

margrith  us der schwiiz