Thema: Was nimmt man auf seine letzte Reise mit?

[mary]

In einer Missionszeitung stand letztens ein Beitrag,
welche 4 wichtigen Dinge ein Mensch in einen Koffer packen würde, der ihn auf seiner letzten Reise begleiten sollte.
Momentan klingt das ganze etwas makaber, ein Bestattungsunternehmer hat 1oo Koffer an Menschen verschiedenen Alters, Herkunft und Geschlechtes verteilt und bat sie, ob sie sich Gedanken machen würde, welche 4 Dinge sie auf ihre letzte Reise mitnehmen würden- dafür sollte der Koffer letztlich stehen.
Junge Menschen haben sich darüber genauso Gedanken gemacht wie Ältere.
Und seit 14 Tagen mache ich mir Gedanken, was würde ich in meinen Koffer geben, der mich auf meiner letzten Reise begleiten sollte.
maria

[Gislinde]

Will erst mal kurz antworten, für meine letzte Reise habe ich mir noch nicht viel Gedanken gemacht.
Ich weiß aber, daß viele ältere Menschen einen konkreten Wunsch haben.
Aber ich möchte die Wünsche von meiner SM  und Tante erzählen. Die Tante hat beim Einzug ins Altersheim von uns verlangt, ihr gutes schwarzes Keid in den Schrank zu hängen und dafür zu sorgen, daß sie es im Sarg anhat. Diesen Wunsch konnten wir ihr erfüllen, meine Schwägerin und ich durften sie im Altersheim noch im Zimmer ankleiden. Ich hatte mir vorher schon Erfahrungen bei meiner verstorbenen Mutter gesammelt, als eine Hospizhelferin unsere Familie in den letzten Lebenstagen begleitet hat.

Meine Schwiegermutter hat als erstes gewünscht, als ich sie zur Pflege in unser Haus holte, sie will nicht alleine beim Sterben sein. Dann hatte sie in ihrem Wäschbestand eine Spitzendecke, die sie in ihrem Sarg wollte. Es war das Tuch, mit dem ihre eigene Mutter nach dem Sterben zugedeckt war, weil früher die Menschen zuhause bis zur Beerdigung aufgebahrt waren und ("schön gerichtet")
Beide Bitten waren mir möglich zu erfüllen, da meine SM zuhause friedlich eingeschlafen ist.

Meine letzte Reise werden wohl von Wünschen ums Wohlergehen von Kindern und Familie begleitet sein?

[martina]

Und seit 14 Tagen mache ich mir Gedanken, was würde ich in meinen Koffer geben, der mich auf meiner letzten Reise begleiten sollte.
maria

Ja und? Was würdest Du denn nun einpacken?

[Raymon]

Da man in so einen Koffer ja schlecht die Nähe geliebter Menschen einpacken kann würde ich wohl mit einem leeren Koffer auf die Letzte Reise gehen...

[wombel]

Nichts würde ich mitnehmen

Wozu auch.

 

[amazone]

vorweg, denn wir sind ja hier im smalltalk und nicht inner *was-weiß-ich-für-eine-ernste-box*daher von mir:
 

als erstes gegen den durst ein:  , dann eine  gegen den hunger, achja,    gegen die langeweile und als letztes von den 4 dingen:  , damit ich immer gut dufte 
liebe mary, nimm es mir nicht übel, aber das konnte ich mir nicht verkneifen.
ich hab den kopf so voller sorgen, da kann ich mir nicht auch noch ernsthaft gedanken über meine letzte reise machen.
ich hoffe, das die reise noch sehr lange auf sich warten lässt....

[Gitta]

meine Mum hat ihr letzte Reise nun angetreten.

seit ca 6 wochen ist sie im seniorenheim und wird in der Pflegestufe 3 gepflegt.
sie ist geistig fit aber körperlich ein Wrack.

sie wollte keine einzige habseligkeit mitnehmen.

sie will keine einsamkeit,   keine " ich-hab-keine-zeit" Sätze hören und sie will zur sterbestunde nicht allein sein.


das nimmt man mit auf seine letzte reise.

Liebe, Zeit und Gesellschaft, Versöhnung und Dankbarkeit, Ruhe und Frieden,


gitta
(der die tränen nur so fließen)

[passivM]

Abschied tut weh. Vor allem, wenn das Sterben so lange dauert. Das ist eine Qual. Ich habe eine Freundin, deren Schwester liegt nach einer Lungenembolie auch so da. Sie weint auch viel. - Weine nur, liebe Gitta. ...und besuche deine Mum so oft es geht. Hinterher wirst du für jede Minute des Abschiednehmens dankbar sein. ..und dann wirst du dich auch an den schönen Erinnerungen an deine Mutter erfreuen können.
herzliche Grüße
Anna

[mary]

Hallo Amazone,
kann mir schon vorstellen, dass soviele Dinge wichtig sind und für solche Gedanken keine Zeit bleibt. Ich habe diese Frage in den Smalltalk gestellt,
weil ich diese Frage gar nicht so unwichtig sehe, denn wenn ich mir nur vor Augen halte, viele Menschen in der letzten Zeit diese Reise antreten mussten, teils mit dem Wissen, dass sie sich auf diese Reise begeben müssen, teilweise selbst sich auf diese Reise begeben haben und teilweise mitten aus einem jungen Leben herausgerissen wurden- und diese Reise antreten mussten.
In der Umfrage waren auch 16 jährige Schüler dabei, die sich ihre Gedanken gemacht haben.
Selbst neulich in einem Workshop über Zeitmanagement war der Ansatz- sein Leben vom Ende her zu planen und sogar im BUS-Seminar wird einem die Endlichkeit des Daseins bewusst gemacht.
Man schreibt dort seine eigenen Grabreden. Zu damaliger Zeit war ich auch etwas geschockt, über diesen in meinen Augen damals makaberen Vorschlag.
Es ist sicher eine Gedankenspielerei, denn letztlich kommt und geht der Mensch nackt.
Aber seit ich ich mit dem Koffer beschäftige kann ich plötzlich soviele Dinge wegwerfen, die ich zuvor immer meinte noch unbedingt brauchen zu müssen.
Ich habe für mich noch nichts gefunden, dass ich symbolisch in den Koffer packen könnte,
aber ich war sehr erstaunt, als unsere Tochter ganz klar sofort mit einer Hand voll Erde, Blumensamen, ein rotes Herzkissen und einen Engel reingepackt hätte und auch sofort wusste für was sie diese Symbole sähe.
Habe mit Freundinnen und meinen Geschwistern drüber gesprochen,
jeder wollte Bedenkzeit, um sich darüber einmal Gedanken zu machen.
Herzliche Grüsse
maria

[Susanna]

Letzte Reise, meinst du den Tod?

Mein Sohn sagte mir mal, wenn ich sterben sollte, gib mir bloß mein Handy mit rein, damit ich anrufen kann, wenn ich nochmal wach werde.
Das ist makaber, aber wahr.

[Mirjam]

Hallo,

ich finde die Frage verwirrend. Wenn man das mitnimmt  was man mitnehmen kann:

Erfahrung, gutes Gewissen.... dann ist doch das wichtig, was man zurückläßt. Oder?

Darum gehts doch auch im Prinizip in der Grabesrede-Übung: Was man sich wünscht, was von einem zurückbleibt oder andersherum: Was man sich wünscht, nicht versäumt zu haben zu hinterlassen.

Gruß Mirjam

[martina]

Erfahrung würde ich zurücklassen wollen - damit meine Lieben irgendwann mal davon profitieren können, wenn sie wollen und reif genug dafür sind?

Alles andere kann man gar nicht mitnehmen. Ganz im Gegenteil, meine Sammlerstücke, Lieblingsmöbel, Bücher... sie sollen doch bleiben, um benutzt zu werden. Und jedesmal, wenn sie benutzt werden, dann erinnern sich die Leute *hoffentlich* an mich.

So, wie ich mich an meine Oma erinnere, die so gern und gut gekocht hat, wenn ich ihre Schüsseln benutze oder in ihren Rezepten was suche.

[editsche]

stimmt Martina!!

So sehe ich das auch. Man geht definitiv nackt. Wenn man bedenkt, was nützen einem da noch die irdischen Güter.
Komischer Weise, je älter ich werde erinnere ich mich immer mehr an die Weisheiten, bzw. Sprüche, die mein Vater immer zu jeder Zeit gebraucht hat. Auch ich ertappe mich dabei, wenn mir einer dieser Sprüche einfällt, daß mir mein Vater ganz nahe ist.
Sicher ist es eine komische Frage, was nehme ich mit auf meine letzte Reise. Auch sich jetzt schon darüber Gedanken zumachen ist auch einfach für manche sicherlich zufrüh.
In meinen Koffer kämen, dann nur die guten Wünsche und vor allem die Bitte um Gottes Segen für  meine Kinder und mich, sowie meinem  Lebenspartner.
Eventuel noch ein oder zwei Lieder die auf der Beerdigung gesungen werden sollen.

Gruß Editsche

[renate]

Ich hab jetzt lange überlegt, ob ich meine Meinung zu diesem Thema kundtun soll. Ich machs!

Und Mary ich frage ganz besonders Dich:

Ist das Thema Sterben wirklich ein Thema für Small Talk? In einem Forum?
Weiß ich wer am anderen PC sitzt und das ließt?
Weiß ich, in welcher Verfassung dieser Mensch gerade in dem Moment ist?
Kann er oder sie  grad in dem Moment damit umgehen? Ist jemand da, um diesen jemand aufzufangen?

Zum Ausschalten ist es zu spät, wenn ich erst mal gelesen habe - die Gedanken und Gefühle lassen sich nicht so einfach ausschalten.

[Helhof]

Das Thema Sterben ist sicherlich ein Thema für ein Forum, allerdings würde ich es nicht in "Small Talk" einstellen, dazu wäre es mir zu wichtig.
Letztendlich mitnehmen kann man gar nichts, ich würde auch lieber "zurücklassen".
Als ich vor einiger Zeit auf der Beerdigung einer jungen Mutter war (sie hatte Krebs), hatte ich wirklich das Gefühl, sie hat es verstanden, den Hinterbliebenen ihre Liebe, Zuwendung, ... dazulassen.