Autor Thema: Auf der Alp ... ist vieles anders?  (Gelesen 21224 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Offline MirjamTopic starter

  • Vereinsmitglied
  • *
  • Beiträge: 5320
  • Geschlecht: Weiblich
  • Change happens!
Re: Auf der Alp ... ist vieles anders?
« Antwort #30 am: 17.08.05, 13:53 »
Hallo Esther & Brit

eine Frage, wir haben hier schon vor längerem lange Boxen zum Thema Hofnachfolger, Hoferbe, Hofübernehmer angefangen.

Situation Deutschland-Ist (im Groben): Ein Drittel hat, ein Drittel unsicher, ein Drittel hat KEINE Hofübernehmer aus unterschiedlichsten Gründen; auch habe ich Bekannte, die als Kinder zum Arbeiten bei der Oma "abgegeben" wurden und von diesen habe ich zum ersten mal den Satz gehört (da schon erwachsene Menschen): Was schlimmeres als in der Landwirtschaft aufzuwachsen kann einem doch nicht passieren, oder? Ich war ziemlich geschockt, ich hab als Kind auch viel geholfen, kenne das Klein-Büschels-Stapeln usw. noch und habe denke ich eine priveligierte Kindheit gehabt (wir hatten aber auch jedes Viechzeugs).

Wie sieht es bei euch beim Thema Hofnachfolge aus - die Zukunft der Höfe hängt ja nicht nur am EU- oder Regionalmarkt, sondern ob die Kinder dieses Lebensfeld auch ausfüllen ~ möchten ~.

Gelingt es diesen Idealismus an die nächste Generation weiterzugeben?


viele Grüsse

Mirjam
Der Kopf ist rund - damit die Gedanken auch mal die Richtung ändern können!

brit

  • Gast
Re: Auf der Alp ... ist vieles anders?
« Antwort #31 am: 17.08.05, 16:20 »
hallo erja, mirjam und alle,

ihr wart ja fleissig :)!
 möcht ja noch gern was schreiben wegen der mitarbeit als kind. und wegen gefährlichkeit, kühe etc. hab nur grad überhaupt keine zeit.. :P

soviel vorweg, das mit dem babyschutz halt ich aber für ziemlichen blödsinn, 
also zumindest mit meinen erfahrungen deckt sich das nicht.
das kühe im freilauf halt *wilder* sind (in dem sinn, dass sie mehr so sind wie sie wären wenn sie wild wären)  ist ja einleuchtend , und eigentlich auch nicht schlecht, nur natürlich gefährlicher.

und mirjam, diese frage beschäftigt mich auch, weil unsere situation eher was dazwischen ist, und wir denn kindern dadurch nicht so viel tradition oder sonst festes mitgeben können ... ist vielleicht nicht schlechter, aber manchmal schon schwieriger..

bis später ;)  liebe grüsse   brit 
  
 

Offline Erja

  • Vereinsmitglied
  • *
  • Beiträge: 117
  • Geschlecht: Weiblich
  • Bt macht Spaß!
Re: Auf der Alp ... ist vieles anders?
« Antwort #32 am: 17.08.05, 18:18 »
Hallo Herby,

vielen Dank für die links - jetzt konnt ich sie sehen ;-)

Ich will jetzt gar nicht über Babyschutz und dergleichen diskutieren - da hab ich ehrlich keine Ahnung von und vermute nach den gelesenen Beiträgen auch, dass das halt ein Thema ist, das man so oder so sehen kann...

Aber die *Sozialisation*, das würd mich schon intressieren...
Wie würdest Du das genau definieren? Wie erkenne ich, ob eine Sozialisation gelungen ist? Oder wie erreiche ich das?
Wir geben uns schon große Mühe, unsere Tiere liebevoll zu behandeln, nicht zu verschrecken usw. Reicht das??? Oder müßte ich für ne gelungene Sozialisation *mehr tun* - und was???
Denn zum Beispiel eines der brävsten Rinder wollte dieses Jahr einfach nicht in der Weide bleiben - ist jetzt wieder daheim - und ich frag mich, was dem net gepaßt hat....

Liebe Grüße

Offline esther4

  • Vereinsmitglied
  • *
  • Beiträge: 131
  • Geschlecht: Weiblich
Re: Auf der Alp ... ist vieles anders?
« Antwort #33 am: 17.08.05, 19:09 »
sali mitenand
ich habe soooo viele antworten im kopf das ich fast nicht weiss wie anfangen.
ich denke mjriam mit der hofübernahme gehe ich in die vorgesehene box... wie ich von heidi s. inzwischen weiss haben wir hier saubere grenzen ;)

herby , das ist so eine sache mit dem schreiben und dann verstehen... ich kann denn tonfall ja nicht hören von daher sind missverständnisse vorprogramiert... :) ich wollte euch auch nicht zu nahe treten auch sonst niemanden... es ist einfach so, das ich denke jede und jeder gibt sein bestes, was dann wirklich das beste ist wird sich weisen... man kann eine meinung einem anderen nicht aufzwingen und diskussionen sind ja ein meinungsaustausch. deine letze mail kam voll gut rüber und ich habe schon ein paar mal betont gesagt dass ich dich verstehe und auch verstehe was du mir oder uns mitteilen willst... ich will dir aber auch sagen, dass das eine zeiterscheinung ist. ich will dir klarmachen das auch hier nicht alles gold ist was glänzt und das man eigentlich jede und jeden leben lassen sollte nach seiner fasson. es kommen immmmmmmmer äussere umstände dazu. ich bin noch nicht soo lange hier, habe aber schon viel gelesen und auch schon viel gehört, mir gefällt dieser meinungsaustausch, ich weiss , das ich priviligierter bin als viele deutsche bauern und das obwohl wir ein hundertstel dessen besitzen. aber genau das ist es ja dann auch, das ich anders mit den sachen oder den tieren oder den schwiegereltern umgehen kann ;) unsere politik ist anders als eure und herby sie ist auch nicht mehr das was sie war :-X ich will wissen wie ihr alle lebt.... was für probleme ihr habt....und was man dagegen tut... ich will auf überhaupt gar keinen fall besser oder als besserwisser dastehen, bin ich nämlich nicht :-* wir haben alpen , wir haben wunderschöne gegenden und wir haben noch weiden,wir leben ganz anders und doch soooo gleich..

aboriginies indianer und viele eingeborene haben ihre reservate bekommen... vieleicht ist es etwas einfacher mich zu verstehen, wenn ich euch sage , das in den schweizer bergen die reservate im entstehen und in untersuchungen sind...
wir werden als hinterwäldler abgestempelt weil wir noch mit der natur leben und arbeiten und gleichzeitig will man uns schützen und am leben erhalten... gleichzeitig wird es einem immer und immer wieder vorgehalten...

wir werden überleben, davon bin ich fest überzeugt...aber wie?

viele grüsse esther

brit

  • Gast
Re: Auf der Alp ... ist vieles anders?
« Antwort #34 am: 17.08.05, 22:56 »
kinder, arbeit, hof..
also ich erleb das jetzt so, dass alles was mit den tieren zu tun hat, bei den kindern auf grösseres interesse stösst, als andere arbeiten..das war schon in meiner kindheit so, und drum bin ich auch immer lieber auf die alp, als etwa zuhause zu heuen..

übrigens, gefährlich war das eigentlich nie, aber oft recht streng, das schon. die tiere waren aber auch durch die haltung ziemlich *menschgewohnt*, und  sie waren mind. 10 cm kleiner (nicht unwesentlich für kinder).

zum  babyschutz : unsere kinder sind mit zwei /drei auch unter den kühen durchgekrochen, trotzdem gibts immer mal ne kuh, die nicht so ideal auf kinder reagiert. entweder ne *lappikuh*, die einfach spielen möcht, die aber durch ihre beharrlichkeit für kinder bedrohlich wirkt..und es gibt auch kühe die kinder in ner stresssituation wirklich angreifen. darum kleinere kinder gehören nicht unbeaufsichtigt um kühe !!.
in unsrer alpzeit als familie wurde  dreimal ein kind von ner kuh zu boden gestossen, zum glück war jeweils jemand zugegen und konnte eingreifen.
  in den engen alpställen ist auch oft ne gefahr, wenn ne kuh   ausschlägt,
oder noch schlimmer ein stier,  aber das wird den kindern dann halt schon von klein auf beigebracht!! stahlkappenschuhe- (gute idee :) ).denn  das gabs oft, ne kuh auf dem fuss..auuu!!!!.. und *wie bring ich die da wieder weg*!!..,  oder eingeklemmt, *entweder ich oder die wand* ,.....dennoch trotzdem stolz wenn mans geschafft hat.  :P

ich möcht das aber keineswegs beschönigen manchmal ist man als kind schon auch recht an die grenzen gekommen.zum beispiel wenn man tiere nicht gefunden hat, oder bei schlechtem wetter, draussen ausharren, und nix mehr richtig trockenes zum anziehen haben .. oder wenn man den kopf der tiere nicht genügend runterdrücken konnte, um sie anzubinden, .und wenn die kühe närrisch taten beim
rauslassen, da musste man sich schon vor den hörnern in acht nehmen!!
aer een , passiert ist eigentlich nie was erntes :)

eigentlich bin ich froh, das ich meine kinder nicht so fordern/ (überfordern) muss!!
trotzdem möcht ich, dass sie den umgang mit den tieren und so das wichtigste lernen.  mirjam meine sagen momentan auch, nur nie bauern !!( da wir im  dorf wohnen vergleichens halt mit den andern) ( auf die   alp sagens würdens sofort wieder kommen..*virus aktiv* ;D ), es istjedoch noch nicht wirklich aktuell bei uns. ;)

auch hier sind je länger je mehr hofnachfolgen in frage gestellt, wenn nicht in dieser generation , so in der nächsten. aber ich denk da mal ziemlich positiv, gibt auch platz für quereinsteiger, und wer weiss , vielleicht gibts mal ne gegenbewegung, und  bauern  wird wieder schick ;)


liebe grüsse   brit



Käseherby

  • Gast
Re: Auf der Alp ... ist vieles anders?
« Antwort #35 am: 18.08.05, 00:43 »
hi ihr
hi esther

ich hatte heute eine diskusion über unwetter in den bergen und darüber dass es für einen der es nie erlebt hat keine art der erklärung gibt die er verstehen kann.
hätte ich es versucht zu erklären hätte sie mich als spinner angesehen, auch filme die darüber im fernsehen laufen werden als übertrieben oder falsch beleuchtet empfunden.
auch der versuch einer person die das nur einmal erlebt hat mir zu erzählen was es ist habe ich nicht verstanden obwohl ich dutzende solcher unwetter live erlebt habe. ich weiss wie es ist aber trotzdem konnte ich mit begriffen wie: man sieht nichts aber kann in das nichts hineinsehen; nur soweit was anfangen dass ich weiss was sie meint, aber nur weil ich es nur zu gut kenne.

ich hab hier 6 stunden über die schweizer art käse herzustellen geredet und bin mit dem gedanken gegangen dass er mich obwohl er käser ist nicht verstanden hat weil es einfach soweit von seiner käserei weg ist wie der mond von der erde. nachdem er für viel geld schweizer käse hier besorgt hat kam er dann auf uns zu und meinte selber dass er es jetzt erst begriffen hat. also erst als er den käse in der hand hatte wurden die worte sinnvoll.

im verlauf der zeit bin ich ungeduldig geworden und glaube schon wenn ich es schreibe nicht wirklich dass es ankommt. ich bin als ich hier anfing eine hof zu suchen drei wochen durch bayern von hof zu hof gereist weil ich ursprünglich keine tiere importieren wollte weil es hier ja auch braunvieh gibt. die erste woche habe ich gebraucht um ansatzweise zu verstehen was sie mir versuchen zu sagen, die nächsten zwei wochen habe ich damit verbracht die "neue" sprache im gespräch umzusetzen. bis heute verstehe ich nicht alles ausser der alte bayern den ich traf, wir haben von anfang an die gleiche sprache gesprochen.

ich schreibe ja noch nicht so lange in diesem forum und musste feststellen dass es noch viel schwerer ist sich hier verständlich zu machen als im direkten gespräch. meine kontakte mit landwirten hier zeigen mir immer deutlicher dass die unterschiede so gross sind das nur ein nachmittag reden einfach nicht reicht um sich zu verstehen. das beste beispiel ist der begriff kräuterwiese. ich schreib kräuterwiese und die antworten sind wir haben halt keine alpenkräuter. alpenkräuter hab ich aber nicht geschreiben, noch nicht mal gedacht. und schon bin ich am verteidigen von ortsüblichen kräutern. egal was ich dann schreibe, da kann ich auch bei nabu nachsehen was denn in der betreffenden region heimisch ist, am schluss ist dann noch die salzluft schuld dass die kräuter die nabu dort zwar findet bei den bauern nicht sind.
hier laufe ich mit dem bauer zur weide und er erzählt mir es gebe hier keine kräuter, dann bleib ich stehen und zeig sie ihm wildwachsend im strassengraben, im internet ist das ein bisschen schwer. natürlich kann ich die lieste von nabu hier reinsetzen oder den link für kräuterwiesen saatgut für äcker über 60 punkten, aber dann komm ich ja noch überheblicher rüber. also versuche ich zu erklären anstatt das forum mit noch mehr links vollzuballern.
also hier ist es so dass ein acker mit 68 punkten vier wochen nach der ernte flächendeckend mit echter und faslcher kamille voll ist. jeder ackerstreifen ist voller kamille, hirtentäschchen sind eine plage, spitz- und breitwegerich, schafgarbe, verschiedene klee, ackerstiefmütterchen, ehrenpreis (mehrere arten) löwenzahn, frauenmantel, gänsefingerkraut, giersch, gundaman, hohlzahn, hornkraut, labkraut (mehrere arten) knoblachraute,  lungenkraut, maedesüss und viele mehr, alles kräuter und alle wachsen auf 250 müM problemlos und sogar in holland unter dem meeresspiegel an der küste. ein grosser teil wächst sogar vor allem auf überdüngten böden.

übrigens eine kräuter und leguminosen reiche wiese mit 50% gräser hat bei einer ersten nutzung um den 10.5 hier auf der ebene 6,5 NEL MJ, auf einer alp von 2000 müM liegt die erste nutzung dieser gleichen wiese ca. am 5. - 10.juli und  kann wenn das wetter mitspielt einmal nachgeweidet werden. im tal sind die folgenden nutzungen im abstand von ca. 5 - 6 wochen. alleine diese zahlen machen deutlich wie unterschiedlich die welten hier und dort sind. wenn einer mal seine flächen umrechnen will: bei 600 müM ist es etwa der 20.mai und jede hundert meter darüber sind es 3-5 tage später. oder anders gesagt, wenn hier die ersten kühe auf der weide stehen fahren die touristen auf den weiden der st. moritzer bauer ski und machen langlauf und wenn hier die letzten noch auf der weide stehen sind sie in st. moritz wieder am langlauf machen. und st. moritzer sind noch lange keine älpler.  ;D

ich gebe zu dass ich in vielen situationen sehr unwirsch reagiere und werde mich in zukunft zurückhalten überhaupt was zu schreiben.

liebe grüsse

herby




Offline albert

  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 178
Re: Auf der Alp ... ist vieles anders?
« Antwort #36 am: 18.08.05, 08:41 »
hallo Herby ,
ich dénke schon ,dass ich dich verstanden habe,
wir verstehen von Käse nicht besonders viel,weil der Schwarzwald halt keine Käsetration hat ,,
was wir aber auf gar keinen Fall wollen ,den schweizer Käse imitieren ,also nachmachen , es wird immer eine Imitation bleiben, wir machen Käse vom Schwarzwald , mit der Milch von Kühen die hier zuhause sind ,mit Futter das hier wächst,es ist auch eine Spezialität , denk ich.
Er muß nur die Natürlichkeit haben,ich schreib das mal jetzt so.
Wir werden noch sehr viel Lernen von einnander und das ist doch gut so.
LG albert

Mathilde

  • Gast
Re: Auf der Alp ... ist vieles anders?
« Antwort #37 am: 18.08.05, 14:38 »
hallo herby,

und was macht man dann mit 20er - 50er Böden  ::) Wir reden aber nicht von überdüngen u.s.w. sondern von normaler extensiver Bewirtschaftung. (oh je ich wart schon drauf bis man mirs wieder in der Tastatur umdreht)

lg mathilde

Käseherby

  • Gast
Re: Auf der Alp ... ist vieles anders?
« Antwort #38 am: 18.08.05, 15:22 »
hi mathilde

hallo herby,

und was macht man dann mit 20er - 50er Böden  ::) Wir reden aber nicht von überdüngen u.s.w. sondern von normaler extensiver Bewirtschaftung. (oh je ich wart schon drauf bis man mirs wieder in der Tastatur umdreht)

lg mathilde

viel geld sparen denn dort kann ich die normale handelsübliche kräuterwiesenmischung verwenden die jeder saatguthersteller als massenware verkauft. oder frag deinen förster wenn ihr einen guten habt ob er dir ein paar säcke der wildäsungsmischung für waldlichtungen abgibt.

herby
« Letzte Änderung: 18.08.05, 15:29 von Käseherby »

SHierling

  • Gast
Re: Auf der Alp ... ist vieles anders?
« Antwort #39 am: 18.08.05, 18:38 »
Hoppla zwischendurch -

das ist dann aber eher rausgeschmissenes Geld als "Sparsamkeit" - die Standard-Mischungen brauchen alle viel zu viel Wasser für *vermuteichjetztmal* Mathildes Vorstellungen von 30er Böden, das wächst meiner Meinung nach einmal (bestenfalls) und dann nie wieder. Es gibt aber spezielle Mischungen für Trockenrasen, die sind auch auf solchen Böden wie "Brandenburger Streusand" beständig, wenn sie nicht öfter als einmal im Jahr genutzt oder gemäht werden, und dann am besten von Schafen, denn für Rinder sind die dann nur selten trittfest genug. Stellen sich nach 5-8 Jahren auch von selber ein wenn man vorher Grünland hatte, wenns vorher Acker war leider nicht, da sind zu viel Mähdrusch-Un(Bei)Kräuter dabei in dieser Gegend - z.B. Berufskraut, das wird dann schnell Bestandsbildend und dadrunter kommt nix mehr hoch.

Die haben in der DDR nicht umsonst Zig-Hektarweise nichts als Schafschwingel vermehrt auf solchen Böden, und die sind schon zu Zeiten Friedrich des Großen nicht besser gewesen ;) , auf die Bewirtschaftung kann man auch nicht immer alles schieben.

Grüße
Brigitta
PS:off Topic @Mathilde: wenn Dich das indiwiedüll und betriebsbezogen interessiert kann ich Dir nach der Ernte ja Ex-LAG mal vorbeischicken, der ist Anbauberater für Gras (&Rapse..) und kennt Böden und Gegend ganz gut, er macht das nu 20 Jahre...
« Letzte Änderung: 18.08.05, 18:42 von SHierling »

Offline MirjamTopic starter

  • Vereinsmitglied
  • *
  • Beiträge: 5320
  • Geschlecht: Weiblich
  • Change happens!
Re: Auf der Alp ... ist vieles anders?
« Antwort #40 am: 18.08.05, 18:56 »
Hallo,

also ich bin ja nicht der Pflanzenfreak, aber eines habe ich gelernt, das ist die "ökologische Nische" eines jeden Lebewesens/Pflanze, d.h. diese Pflanze hat sich auf eine bestimmten Lebensraum (Licht-, Nährstoff-, Wasser-, Bodenverhältnisse) angepaßt und hat dort ihren stärksten Wuchs (wobei es wohl auch Lebewesen gibt, die ubiquitär =  weit verteilt vorkommen und so ziemlich überall überleben und anderes überleben).

Kann ich nun wirklich davon ausgehen, dass ich mit einer einmaligen Saat (wie bekomm ich die Gräser auf der vorhergehende Weide "weg" ? Umbruch? Roundup ultra?) ich eine typische Pflanzengesellschaft aus dem Wald/Lichtung (ph-Wert Boden, Humus, Schatten?) ~ dauerhaft ~ auf einer anderen Fläche ansiedeln kann?

Ich hab da noch so die mannigfaltigen Versuche von Gärtnern in Erinnerung, Leberblümchen aus dem Wald im eigenen Garten anzusiedeln  :-\ (ja ich weiß ist sowieso geschützt).

viele Grüsse

Mirjam


Der Kopf ist rund - damit die Gedanken auch mal die Richtung ändern können!

Offline esther4

  • Vereinsmitglied
  • *
  • Beiträge: 131
  • Geschlecht: Weiblich
Re: Auf der Alp ... ist vieles anders?
« Antwort #41 am: 18.08.05, 19:10 »
sali zäme.... :)
ich komme von der alp ;) ;D
wir haben unsere zimmerstreu ( moorwiesen werden in die alphütten geschafft, nattürlich alles von hand)
Diese benutzen wir dann nächsten sommer um den kühen ihre liegen einzurichten (  :-[ mein deutsch oweh)
unsere kleine sollte ein wenig helfen ;D :D aber.... es hatte ja frösche und salamander und blindschleichen... soviel zur kinderarbeit... zwang hat kein zweck aber miteinbeziehen tun wir sie dann doch. musste uns immer wieder  das trinken nachtragen ;D

übrigens zwecks der kräutervielfalt..... ich habe die ganzen füsse voll stacheln... schei....disteln...

sonst liebe ich es zu streunen, die füsse sind immer ein wenig nass, bei der grössten hitze hat man so angehme temperaturen  ;) die kulisse pänomenal.. aber halt ein bitz streng... jetzt bin ich müde aber glücklich, wiedfer etwas getan für heuer grüess esther

ps: mathilda deine tastatur liegt goldrichtig ;)

SHierling

  • Gast
Re: Auf der Alp ... ist vieles anders?
« Antwort #42 am: 18.08.05, 19:19 »
Hallo,
@Mirjam: die Standard-Mischungen der Saatgutverkäufer sind so zusammengesetzt, daß quasi "für jeden etwas" dabei ist, also für jeden Boden und jede Lage. Im ersten Jahr hast Du eine Supermischung, und dann setzen sich nach und nach die Gräser und Kräuter durch, die an Deinem Standort Vorteile haben bzw zu Hause sind, der rest kommt nicht wieder. Deswegen ist es auch immer die teurere Lösung, eine Standard-Mischung zu benutzen anstatt eine an Boden und Wasserhaushalt angepaßte, egal ob Kräuter oder Gräser, Weide, Wiese, wasauchimmer, nach geplanter Nutzung und Standort zusammengesetzt.
Bei vorhandenem Grünland kann man mit dem Dochtstreicher arbeiten um unerwünschte Pflanzen auszumerzen, ansonsten ja, Round-Up und Neuanlage, z.B. als Untersaat im Mais, den weggehäckselt hat das Gras dann schon einen Vorsprung, oder komplett neu. Aber das kann man eigentlich überhaupt nicht "pauschal" sagen, genau wie Du schon schreibst, das hängt immer von den örtlichen Gegebenheiten ab.
Grüße
Brigitta

Lotti

  • Gast
Re: Auf der Alp ... ist vieles anders?
« Antwort #43 am: 18.08.05, 19:52 »
Hi Mirjam!

Es gibt für jeden Boden, also feuchte Böden, trockene etc. eine passende Standard - Mischung. Du musst dir halt die suchen, die für deinen Boden die Richtige ist.

In einem Garten sagt man, man braucht 5 Jahre bis der Garten mal so ist wie man ihn möchte. Eine Kräuterwiese braucht genauso lange. Man wird nicht umhin kommen den Kräuteranteil in den Mischungen nachzusähen (wohl bemerkt für den jeweils für dich passenden Boden, Mischböden brauchen unterschiedliche Mischungen, klar).

Viele Pflanzen sind Zeigerpflanzen. Sie wachsen nur auf bestimmten Böden und verbreiten sich da mitunter so stark, dass sie andere Pflanzen verdrängen (man denke nur an die Brennessel). Aber wenn man der Erde eine Zeit lang hilft sich zu regenerieren, kann man die Brennessel zum Beispiel eindämmen indem man weniger Düngt und Pflanzen raussucht, die sich auch stark verbreiten und die gleichen Bodenansprüche haben. Aber bis diese Pflanzen mal Fuss gefasst haben, wird man um eine Nachsaat nicht drumrum kommen. (Wie gesagt, 5 Jahre)

Natürlich kannst du Edelweiss, Bärlauch oder Bärlapp auf deiner Wiese säen bis du arm bist, die wachsen nunmal nicht auf der Wiese und im Flachland. Du musst also etwas über die Feuchtigkeit, ob kalkreich oder nicht, ob lehmig oder nicht, viel  Mutterboden oder eher sandig etc. wissen und danach die Standard-Mischung für solche Böden raussuchen. Eine Mischung für alle Böden funktioniert nicht, aber es gibt Fertigmischungen für verschiedene Ansprüche. Aber um eine Nachsaat kommst du auch mit einer perfekten Mischung nicht drumrum.

Liebe Grüsse

Lotti

Lotti

  • Gast
Re: Auf der Alp ... ist vieles anders?
« Antwort #44 am: 18.08.05, 20:57 »
Was mich interessieren würde-
im Jahr 2005 kämpfen wir noch immer gegen Unkraut-
irgendeinen Sinn oder Nutzen müssen diese Pflanzen haben,
ich kann mir nicht mehr vorstellen, dass der Herrgott diese (Un)kräuter ganz vergebens wachsen lässt-
leider bin ich noch nicht dahintergekommen, wo ihr Sinn steckt.

Hallo Maria!

Was meinst du mit Unkraut?
Brennessel zum Beispiel ist essbar. Sie entwässert, ist Nistplatz für einige Vogelsorten, Futterpflanze für sehr viele Schmetterlinge, aus ihr kann man Jauchen machen, Brühen, sind getrocknet für Kühe ein wertvolles Futter etc.

Melde ist genauso essbar und war früher ein gängiges Wildgemüse.

Gänseblümchen sind gut für die Haut, werden auch von Tieren gefressen und liefern wichtige Nährstoffe.

Manche "Un"kräuter sind einfach "nur" wichtig um den Boden für andere Pflanzen vorzubereiten, Böschungen zu befestigen etc. andere Kräuter werden von Insekten gebraucht und die Insekten wiederum bestäuben ja auch unsere Nutzpflanzen.

Viele giftige Pflanzen sind ansich auch Heilpflanzen und werden auch gefressen - aber eben nur im Krankheitsfall. Mir fällt jetzt so spontan nichts ein was unwichitg wäre und keinen Nutzen hätte. Wenn du mir sagst über welche Kräuter du was wissen möchtest, kann ich dir eventuell Infos geben wofür sie gut sind. Allerdings brauche ich dafür etwas Zeit, ich bin am WE weg und komm erst irgendwann nächste Woche wieder. Aber da das etwas sehr weit vom Thema weg ist, können wir das gern auch per Inbox machen :)

Liebe Grüsse

Lotti