Autor Thema: Kann man heute noch Landwirt werden=?  (Gelesen 46456 mal)

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Offline Jacqueline

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Re: Kann man heute noch Landwirt werden=?
« Antwort #75 am: 07.07.07, 20:16 »
Landwirtschaft hier im Voralpenland läßt sich nicht vergleichen mit anderswo! Hier gibts nun mal keine 100Kuhbetriebe oder 100Ha Betriebe!

Bei uns auch nicht. Wir sind auch ein Berglandwirtschaftsbetrieb. ;)
Unser Pachtland befindet sich ab 800 bis 1600 Meter Höhe.
Flaches Land gibt es bei uns, ausser im schweizerischen Rhonetal nicht.
« Letzte Änderung: 07.07.07, 20:18 von Jacqueline »
Jacqueline "Wenn wir uns von unseren Träumen leiten lassen,
wird der Erfolg all unsere Erwartungen übertreffen..."
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Offline Vöglein

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Re: Kann man heute noch Landwirt werden=?
« Antwort #76 am: 07.07.07, 21:48 »
Landwirtschaft hier im Voralpenland läßt sich nicht vergleichen mit anderswo!

Hallo Doro und ihr Alpenlandbäuerinnen  ;D

Dann steht es bei euren Kindern von Anfang an fest, das sie ein zweites Standbein,
oder eine Zweitlehre benötigen, und die Landwirtschaft nicht Existenzgrundlage für
ihre Familien sein kann ?

Die Ausbildung in Österreich, so wie ihr das beschrieben habt, geht wohl in diese Richtung

Liebe Grüße Andrea Maria

...man muss das Glück unterwegs suchen, nicht am Ziel, da ist die Reise
zu Ende !

Offline Doro

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Re: Kann man heute noch Landwirt werden=?
« Antwort #77 am: 08.07.07, 08:05 »
Hallo Andrea,

ja das ist definitiv so! Gibt schon auch Vollerwerb hier, das sind aber die wenigsten.
Mit irgendwas verdient fast jeder dazu wie Geli schon geschrieben hat.
Es grüßt Doro

,,Leben ist nicht genug", sagte der Schmetterling. ,,Sonnenschein, Freiheit und eine kleine Blume muss man haben".

Offline mary

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Re: Kann man heute noch Landwirt werden=?
« Antwort #78 am: 08.07.07, 09:32 »
Hallo Andrea,
Geschwister sind auch Landwirte, Nachwuchs Nr. 5  lernt gerade und es steht noch einiges in den Startlöchern. Mir gefällt die Ausbildung meines Neffen sehr gut,
er hat nach einer konventionellen Berufsausbildung in der Landwirtschaft die Fachschule für ökol. Landwirtschaft besucht- und kann jetzt beide Seiten sehen.
wohin und wie er sich dann entscheidet- das ist dann seine eigene  Entwicklung.
Es ist auch für einen jungen Vollerwebsbauern kein Nachteil, wenn er selbst einmal Brot aus dem Getreide gebacken hat, das er anbaut, wenn er Käse gemacht hat aus der Milch, die er jeden Tag erzeugt, wenn er einmal hautnah erleben kann, wie Würste und Schinken aus dem Schwein, das er füttert- gemacht werden kann.
Das grösste Problem in der Landwirtschaft sehe ich darin, dass immer grössere Betriebsgrössen trotz aller technischen Möglichkeiten den darin selbständigen Unternehmer immer mehr fordern- und der Ausgleich sich wirklich gegönnt werden muss.
Die Ausbildung in Österreich ist ganz anders geregelt, dort ist der Hauptschwerpunkt in einer schulischen und angegliederten praktischen Ausbildung- mit den verschiedenen Schwerpunkten.
Die jungen Leute gehen nach der 8. Klasse in die Vollzeitschule. Wir haben Klessheim im letzten Jahr besichtigt- da könnte man direkt neidisch werden- und die Lust Landwirtschaft zu lernen- in dieser Schule wird so voll geweckt.
Was liegt eurem Sohn mehr, der technische Bereich oder der Umgang mit Tieren?
Herzliche Grüsse
maria

Offline gundi

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Re: Kann man heute noch Landwirt werden=?
« Antwort #79 am: 08.07.07, 12:20 »
Hallo!

Unsere Söhne haben beide die 3-jährige Landwirtschaftschule besucht, und mit dem "Facharbeiter"abgeschlossen. In der Schule gab es Vormittag Theorie und am Nachmittag stand Praxis am Stundenplan. Da gab es Arbeit in der Holz - und Mettallverarbeitung, ein anderes Mal mußten sie im schuleigenen Wald arbeiten oder auch auf der dazugehörenden Alm. Nebenbei wurde Käse erzeugt, Obst zu Schnaps gebrannt oder Fleisch verarbeitet. Und diese Produkte werden dann zweimal im Monat verkauft.So haben die Schüler schon eine breit gefächerte Ausbildung, viele davon gehen nach der Schule noch in eine Lehre, wo ihnen bei manchen Berufen 1 - 1 1/2 Jahre Lehrzeit angerechnet wird. Und die Betriebe in der Gegend nehmen gerne solche Schüler als Lehrlinge auf.
Es gibt hier auch noch kaum einen Hofnachfolger der nicht einen Beruf erlernt und aber trotzdem dann wieder gerne auf den Hof zurückkehrt. Denn wie auch wie bei euch werden hier viele Betriebe im Nebenerwerb geführt.
So jetzt gehts zum Heueinfahren

schönen Sonntag noch
gundi
Es ist kein Herr so hoch im Land, der nicht lebt vom Bauernstand!

Offline mary

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Re: Kann man heute noch Landwirt werden=?
« Antwort #80 am: 08.07.07, 13:33 »
Hallo Gundi,
diese Herstellung von Lebensmitteln und sie dann auch an Kund/innen zu verkaufen-
das fehlt leider in unserer Ausbildung.
Das würde keinem jungen Bauern schaden- einmal die Welt auch aus der Seite der Kunden zu betrachten.
Wieviele Schulstandorte gibts eigentlich in Österreich?
Ich kenne Klessheim, Schlägl, Gumpenstein- gibts eigentlich für den Energiebauern auch eine Schule?
Hab letzte Woche regionale Energieversorgung in Österreich gesehen, puh, da haben wir noch einiges vor uns.
Herzliche Grüsse
maria

Offline Romy

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Re: Kann man heute noch Landwirt werden=?
« Antwort #81 am: 09.07.07, 11:03 »
Ach wär das schön nur von der Landwirtschaft leben. Aber das ist hier bei uns nicht möglich. So ist der Winter für uns gleich streng wie der Sommer. Einzig der April ist meistens etwas ruhiger. Absolute Spitzenmonate sind für mich Februar, März, Juni, Juli, August, Oktober, November, Dezember.

@Mirjam, von der Flächen her ist eine reine Landwirtschaft bei uns gar nicht möglich. Ich kenne jetzt wirklich niemand der nur von der Landwirtschaft lebt bei uns, aber das war schon immer so.

@Geli, wir reden hier von der Landwirtschaft. Klar haben wir auch viele Jugendliche die keine Lehrstelle gefunden haben. Aber nicht in der Landwirtschaft. Im Kanton Graubünden kommt es schon vor, dass alle Lehrstellen besetzt sind, aber dann geht man halt ins Thurgau oder sonstwo. Dass die Landwirtschaftslehre boomt kommt von den Landwirtschaftsschulen. Dort haben sie immer mehr Schüler. Und das ist ja der Massstab.

@Mary, das habe ich schon selber mit erstaunen erlebt, dass eine Bäuerin mir tatsächlich sagte: Lorenz muss den Betrieb übernehmen, was soll er sonst machen, für eine andere Lehre ist er einfach zu dumm.
Wer hier eine Zweitausbildung macht, tut dies aus einem guten Grund: Um in der Landwirtschaft zu überleben.

Landwirtschaft ist nicht eine Lehre wie jede andere. Da gehört halt nachwievor Herzblut dazu. Soviel, dass man es halt in Kauf nimmt, noch etwas anderes nebenher zu arbeiten.
en hübsche tag
Romy

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Offline geli.G

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Re: Kann man heute noch Landwirt werden=?
« Antwort #82 am: 09.07.07, 22:26 »
@Geli, wir reden hier von der Landwirtschaft. Klar haben wir auch viele Jugendliche die keine Lehrstelle gefunden haben. Aber nicht in der Landwirtschaft. Im Kanton Graubünden kommt es schon vor, dass alle Lehrstellen besetzt sind, aber dann geht man halt ins Thurgau oder sonstwo. Dass die Landwirtschaftslehre boomt kommt von den Landwirtschaftsschulen. Dort haben sie immer mehr Schüler. Und das ist ja der Massstab.

Hallo Romy,

bei uns haben in den letzen Jahren nur mehr sehr wenige eine landwirtschaftliche Ausbildung gemacht. Es gab genug Lehrstellen und erst was anderes lernen und dann noch LW ging auch. Jetzt sind Lehrstellen eher Mangelware und so wird halt gleich nach der Schule LW gelernt.
Man kann dem Leben nicht mehr Tage geben, aber dem Tag mehr Leben.
Viele Grüße von Geli

Offline ulliS

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Re: Kann man heute noch Landwirt werden=?
« Antwort #83 am: 10.07.07, 08:40 »
Hallo,
wir sind ein Nebenerwerbsbetrieb und unsere 3 Kinder haben einen Beruf erlernt.
Heute steht in der Zeitung über eine Abschlussfeier mit Landwirtschaftsminister Miller über den ersten Jahrgang der neu installierten Almakademie für Land- und Almwirtschaft Südostbayern.
Die Ausbildung ist speziell für Nebenerwerbslandwirte abgestimmt und umfasst 250 Unterrichtsstunden mit Abschlussprüfung.
Wir sind am Überlegen, ob unser Jüngster es mit seiner Arbeit vereinbaren kann und 2008 am neuen Kurs teilnimmt!
Liebe Grüße von Ulli

Offline Romy

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Re: Kann man heute noch Landwirt werden=?
« Antwort #84 am: 11.07.07, 15:31 »
Hallo Geli
Das ist schade, dass es bei euch so wenige Ausbildungsstellen hat. Wir haben auch öfters Anfragen von Jugendlichen aus Deutschland
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Romy

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Offline geli.G

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Re: Kann man heute noch Landwirt werden=?
« Antwort #85 am: 11.07.07, 22:00 »
Hallo Geli
Das ist schade, dass es bei euch so wenige Ausbildungsstellen hat. Wir haben auch öfters Anfragen von Jugendlichen aus Deutschland

Hallo Romy,

bei uns gibt es schon noch Ausbildungsstellen, aber halt nicht mehr so viele wie vor 20 Jahren. Damals hat man eine Lehrstelle gefunden egal ob mit Abschluss oder ohne, egal welche Noten.

Im letzen Gemeindeblatt waren 12 Jugendliche aus der Gemeinde drin, alle zwischen 15 und 21 Jahre alt. 2/3 sind Russlanddeutsche, alle suchen eine Lehrstelle. Das ist gaaaanz schwer, wenn man nicht mal einen Hauptschulabschluss hat, evtl. nicht gut Deutsch spricht und natürlich auch keine Beziehungen hat. Der Sohn meiner Freundin geht in die 8. Klasse und hat jetzt schon einen Zusage von der Zimmerei in seinem Ort. Die kennen die Eltern und wissen, dass die sehr fleissig sind. Das ist sicher ein großer Vorteil.

Zum Thema zurück. Wenn Lehrstellen auf der Straße liegen, macht man halt oft zuerst eine außerlandwirtschaftlche Ausbildung. Im Moment ist es halt nicht so und da bietet es sich halt an "Bauer" zu lernen.
Man kann dem Leben nicht mehr Tage geben, aber dem Tag mehr Leben.
Viele Grüße von Geli

Offline Romy

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Re: Kann man heute noch Landwirt werden=?
« Antwort #86 am: 12.07.07, 09:55 »
Hallo Geli
Du meinst, dass man Landwirt lernt, weil man sonst nichts anderes bekommt :-\ Ich kann mir vorstellen, dass das nicht gerade die besten Lehrlinge abgibt. Bei uns gibt es auch in der Baubranche noch sehr viele Lehrstellen die frei sind. Aber das riecht halt auch nach harter Arbeit.
Bin ich froh haben alle meine Kids schon eine Lehrstelle oder sind schon im Berufsleben
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Romy

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Offline geli.G

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Re: Kann man heute noch Landwirt werden=?
« Antwort #87 am: 12.07.07, 10:57 »
Hallo Geli
Du meinst, dass man Landwirt lernt, weil man sonst nichts anderes bekommt :-\ Ich kann mir vorstellen, dass das nicht gerade die besten Lehrlinge abgibt.

Schade, dass meine Beiträge in dieser Box falsch rüberkommen  :'(   Diese jungen Leute würden, wenn genug Lehrstellen da wären evtl. zuerst was anderes lernen.

Ulli schreibt:
Hallo,
wir sind ein Nebenerwerbsbetrieb und unsere 3 Kinder haben einen Beruf erlernt.
Heute steht in der Zeitung über eine Abschlussfeier mit Landwirtschaftsminister Miller über den ersten Jahrgang der neu installierten Almakademie für Land- und Almwirtschaft Südostbayern.
Die Ausbildung ist speziell für Nebenerwerbslandwirte abgestimmt und umfasst 250 Unterrichtsstunden mit Abschlussprüfung.
Wir sind am Überlegen, ob unser Jüngster es mit seiner Arbeit vereinbaren kann und 2008 am neuen Kurs teilnimmt!

Bei Lehrstellenmangel, lernen sie halt dann gleich Landwirt und wenn die Lage auf dem Ausbildungsmarkt anders ist anschließend was anderes. Hier gibt es beides. Im Moment wird halt wieder vermehrt zuerst Landwirt gelernt.

In anderen Teilen Deutschlands würde man wohl mit 30 Kühen (oder weniger) eh nicht Landwirt lernen....uns wurde ja schon vor langer Zeit keine Zukunft gegeben. ;)
Man kann dem Leben nicht mehr Tage geben, aber dem Tag mehr Leben.
Viele Grüße von Geli