Autor Thema: Friedwald  (Gelesen 28291 mal)

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Offline LunaRTopic starter

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Re: Friedwald
« Antwort #30 am: 02.05.11, 23:17 »
Der letzte Weg und die letzte Ruhestätte stellt sich jeder anders vor und jedem graust dabei vielleicht auch vor einer bestimmten Vorstellung. Da gilt es Rücksicht zu nehmen.

Für mich ist der Friedwald eine wunderbare Vorstellung für meine letzte Ruhestätte. Ich bin dem Wald sehr verbunden, er ist für mich ein Ort der Stille, des inneren Friedens, der Unendlichkeit, alte Bäume ein Symbol für die Ewigkeit. Die Natur für immer währende Erneuerung und Vergänglichkeit. Ich  verbinde damit den Spruch "... und meine Seele spannte weit die Flügel aus, als flöge sie nach Hause."  Ein Ort, wie der Himmel an dem der Atem Gottes spürbar ist. Eine schöne Vorstellung, meine Seele streift frei und unabhängig durch die Natur, durch einen urwüchsigen alten Wald.

Das Gegenstück ist unser Gemeindefriedhof, wobei er eher mit Unfrieden verbunden ist. Keiner aus meiner Familie möchte dort begraben sein. Extremer Druck mit der Grabpflege. Möglichst soll es aussehen wie auf der Bundesgartenschau. Die Gräber haben keine Einfassung, sodass in jedem Jahr neu abgesteckt werden muss, wie weit das Blumenbeet gehen darf und dass der Rasen nicht aufs Grab wuchert. Es sind genaue Maße vorgegeben, wie weit gepflanzt werden darf. Klappt natürlich oft nicht, da die Sträucher ja größer  werden und den Bereich überwachsen. Meiner Schwester ist es passiert, als sie das Grab unserer Eltern bepflanzt hat, dass unser Kirchenvorstand mit dem Zollstock kam, noch bevor alle Sommerblumen gepflanzt waren und nachgemessen hat. Sie musste sofort einige Pflanzen ausgraben, weil sie ein klein wenig das vorgegebene Maß überschritten hatten. Als mein Vater verstarb, wurde mein Sohn bereits einige Wochen nach der Beerdigung gefragt, wann wir die Kränze wegmachen, das Grab solle gerade gemacht werden. Es war im Herbst. Dort wäre zu der Zeit nichts mehr passiert. Die Kränze müssen alle mit nach Hause genommen werden und selbst entsorgt werden, ebenso alte Blumensträuße, Kraut, welkes Stauden, einfach alles ... Es gibt keinen Abfallbehälter aber dauernde Kontrolle. Geredet wird immer nur über die Kosten, nicht über die Gefühle und Trauer der Hinterbliebenen.

Luna
Es ist sehr beglückend, sich mit kompetenten Menschen auszutauschen.

Ein lieber Gruß Luna


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Offline Maja

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Re: Friedwald
« Antwort #31 am: 03.05.11, 09:05 »
Meine Damen bitte nicht schon wieder alle aufregen. Der Friedwald mag für manche der Platz ihrer letzten Ruhe sein. Das ist jedem unbelassen.
Ich habe nur vom Begräbnis meiner Schwägerin erzählt und meine Empfindungen beschrieben.

Die Aussegnungsfeier war an der Leichenhalle und das Requiem wurde in der Kirche gefeiert, aber draussen im Wald war es nichts mehr anderes als das Verscharren.

Ich liebe den Wald sehr und fühle mich dort sehr wohl und sehr beruhigt in stürmischen Zeiten.
Das hat gar nichts damit zu tun. Aber so verscharrt möchte ich nicht werden,so menschenunwürdig.
Evtl. war das auch nur weil die Nachlassverwalterin sich alles Geld sparen wollte was nur ging .

Offline coni

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Re: Friedwald
« Antwort #32 am: 04.05.11, 22:21 »
ein bekannter von uns wurde in einem friedwald in der nähe beigesezt im kleinem familien rahmen so wie er es wollte
aber der pfarrer ist mitgegefahren es war also wie eine normal beerdigung nur mit einem anderen umfeld ,es ist zu allen jahreszeiten irgend wie schön dort
coni

Offline pfisti

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Re: Friedwald
« Antwort #33 am: 05.05.11, 09:51 »
Ein Nachbar ist auch im Friedwald beerdigt worden - er und die Kinder wollten es so - aber seine Frau ist jetzt immer auf das "Wohlwollen" ihrer Kinder angewiesen um ihn zu "besuchen". Es ist jetzt ca. 2 Jahre her und sie war 3 mal dort und sie sagt das fehlt ihr halt, dass sie einfach mal auf den Friedhof kann und bei "ihm" sitzen kann - klar denkt sie auch zuhause an ihn aber sie würde eben gerne einfach so, wenn sie das Bedürfnis hat, zu "ihm" gehn.
Sie fährt zwar noch selber Auto, aber der Friedwald ist ca. 20km entfernt und sie müsste dann noch ca. 1,5 km durch den Wald gehen bis sie an seinem Baum ist und das ist ihr alleine zu "unheimlich".

LG Brigitte

Offline Anett

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Re: Friedwald
« Antwort #34 am: 12.08.14, 20:15 »
Im Januar muste ich auch eine Entscheidung treffen ,mein Gedanke war auch für einen Friedwald ,habe mich dann anders entschieden ,bei uns gibt es auf dem Friedhof eine grüne Wiese und es kommt dann eine Platte mit den Initialen an die Stelle -für mich kann ich nur sagen das es eine richtige Entscheidung war ,bin doch sehr viel da ( ist ja im Dorf) und ich hätte nicht gedacht das ich es doch so brauch für mich immer wieder hin zu gehen ,auch wenn man alles im Herzen trägt ,Friedwald ist oft weiter weg ,ich hoffe das so manches freier wird ,es gibt schon andere Sachen

Offline Antonia

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Re: Friedwald
« Antwort #35 am: 22.03.15, 10:58 »
Nun ich habe mich hier vor Jahren schon mal in Sachen Bestattungsvorsorge geäussert, dass ein Fried-/Ruhewald wohl nicht das "Dümmste" ist sich für die letzte "Bleibe" auszuwählen. Es werden immer mehr und hier am Bodensee müßt ihr mal ein Blick auf
www.waldruh.de
geben. Sehr schön gelegen....
herzliche Grüße aus dem Süden
Antonia

Offline zensi

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Re: Friedwald
« Antwort #36 am: 22.03.15, 22:01 »
Das gibts auch in Franken .

http://www.frankenhoehe-ruheforst.de/

Gruß Zensi
Schönen Gruß    Zensi

Offline Marina

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Re: Friedwald
« Antwort #37 am: 07.03.23, 19:25 »
Wir haben heute die Urne meines Schwagers in einem Ruheforst beigesetzt.

Ich kannte bisher keinen Friedwald. Mein Schwager wollte aus verschiedenen Gründen dort seine
letzte Ruhestätte haben.
Meine Schwester und ich fuhren nach seinem Ableben dorthin und schauten uns das Ganze einmal an.
Auch meine Schwester kannte den Ruheforst bis dahin nicht. Wir waren aber beide gleich angetan.
Meine Schwester überlegte auch, ob sie ihren Mann nicht doch auf dem hiesigen Friedhof beisetzen lassen soll. Der Ruheforst ich eine halbe Stunde Autofahrt von ihrem Wohnort entfernt. Aber nachdem sich kein
wirklich schöner Platz auf dem Friedhof gefunden hat, war die Entscheidung gefallen.

Heute war nun die Beisetzung und es war wirklich sehr würdig. Der Wald wirkt sehr gepflegt, mit etwas Übung ist der Baum auch gut zu finden.

Bei der Gestaltung der Beisetzung hat man weitgehenst freie Hand. Wir hatten das Glück, dass unsere Vikarin mit ging. Musikkollegen meines Schwagers umrahmten die Beisetzung würdig und so wie es meinem Schwager gefallen hätte. Der mitgebrachte Urnenkranz darf ein paar Tage liegen bleiben. Später sieht man von der Grabstelle nichts mehr. Das weiß man im Voraus und es ist für meine Schwester in Ordnung.

Falls es jemanden interessiert: www.ruheforst-landhege.de

Offline Margret

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Re: Friedwald
« Antwort #38 am: 08.03.23, 07:47 »
Marina, das glaube ich, dass es euch gut gefiel dort im Ruheforst.

Verwandte von uns haben sich das als Familie so ausgesucht, dass die Urnen von sechs (oder sieben ?) Leuten an vorgeplanten Stellen unter einem gemeinsam gekauften Baum im Ruheforst beigesetzt werden. Da sind nun schon die der beiden Elternpaare drin.
Wir waren einmal dort schon spazieren an ihrem Baum und waren im Herbst bei der letzten Urnentrauerfeier und Beisetzung dabei und fanden es, wie Marina schrieb, sehr würdig. Es war ein schöner Herbsttag, wobei es im Wald ja immer passt. 
Dort kann man auch entweder einen Pfarrer mitbringen oder es gibt Leichenredner des Friedwald-Unternehmens, die aber keine ganz kirchliche Handlung (keine Segnung/Sakramente) vornehmen dürfen.
Sie besprechen aber mit den Angehöriogen die Rede und Musik usw. am Feierplatz (die Bänke waren im Freien und mit Sitzpolstern frisch ausgelegt) wie sonst der Pfarrer die Beerdigung bespricht. Die Rede war sehr persönlich und es wurde auf Wunsch auch das Vaterunser gebetet.
Ja, alles war sehr feierlich und schön.  Hätte es in dem Moment aber kräftig geregnet, wäre es schon etwas grenzwertig gewesen.

Schwierig finde ich nur, dass der Friedwald fast immer weit weg ist vom Wohnort. Sollte der hinterbleibene Partner das Bedürfnis haben, oft dort zu sein, so wird das, besonders mit den Jahren, schwierig.
Aber vielleicht möchte man das ja gar nicht.

Margret
« Letzte Änderung: 08.03.23, 08:46 von Margret »