Thema: Winzer???

[Margret]

Hallo,

da habe ich Positiveres zu berichten:
ich freue mich sehr,  dass mir ein entfernter Bekannter,  der schon länger arbeitslos ist,  dieses Jahr hilft.
Bin so froh,  dass ich den Mut hatte,  ihn zu fragen,  ob er uns helfen  und sich etwas verdienen möchte.
Er kommt aus der Computer-Branche  und ich bin sehr zufrieden mit seinem Blick  für die Pflanzen  (haben auch schon Äpfel ausgedünnt),  obwohl er sowas noch nie gemacht hat.  Es ist ein angenehmes Schaffen miteinander.
Da wir ja nicht soo viele Weinberge haben  und ich oft  mittags Termine mit den Kindern oder im sonstigen Betrieb habe,  gehen wir morgens,  sobald ich die Kinder in der Schule habe  und bleiben bis  ca.  13.00 Uhr.
Dann reichts...

Nur sind die Tage schon recht  lang  zur Zeit,  wenn erst Stall,  dann Kinder,  dann Wengert,  dann Essenmachen,  dann irgendwas,  dann Stall      dran  ist. Die Hitze schlaucht zusätzlich.

Ich erhoffe mir,  dass nach diesem Durchgang ,  der wohl noch ca. 1  -  1 1/2 Wochen so geht,   etwas Pause vom Weinberg für mich kommt !

Wenn es weiterhin nicht regnet,  dann können wir diese Pause  irgendwann  bald mal mit Tröpfchenbewässerung-Verlegen  ausfüllen...grummel...seufz... 

Margret

[klara]

Hallo Su und Margret,
Es ist doch eine wesentliche Erleichterung, wenn man nicht immer alleine im Weinberg steht. Wir haben z.Zt. auch einen polnischen fleissigen Mitarbeiter. Wie´s mit den Polen weiter geht?Da kommt noch ein riesen Problem auf mich zu.
Su, mit viel Geduld wird Dir Deine Halbtagskraft auch noch recht. Aber manche brauchen ewig.
LG an alle Klara

[Rosi K]

Hallo alle fleißigen Winzerinnen!

Möchte mich auch wieder mal aus dem "grünen Meer" zurückmelden. Wenn ihrs gerade von den polnischen und deutschen Aushilfskräfen habt: Wir haben uns dieses Jahr auch entschieden über den Maschinenring einen polnischen Helfer für 4 Wochen (die schlimmste Zeit in den Reben und zur Kirschenernte) anzufordern. Aber es ist sehr interessant: die ersten 14 Tage haben wir einen Mann zugewiesen bekommen, der fast kein Wort deutsch versteht und noch weniger spricht. Dem brauchte man aber auch nichts zu erklären, der konnte einfach alles sofort und hat im Tempo gleich voll mit uns mitgehalten.
Seit dieser Woche haben wir nun einen, mit dem kann man sich fast perfekt unterhalten, ist auch sehr freundlich und zuvorkommend, aber mit der Arbeit kommt er einfach nicht so gut zurecht.
Aber wenn man so einen Helfer hat, und die Männer mit den Maschinenarbeiten beschäftigt sind, ist es für mich als Frau noch stressiger, weil ich ja doch die meiste Zeit dabei sein muss, wenn er die Arbeit nicht beherrscht und kann mir meine Zeit nicht mehr so einteilen, wie es mir passt.
Dann ist es den Helfern auch immer am liebsten, wenn sie am Tisch mitessen dürfen und sich nicht selbst verpflegen müssen. Und ob man will oder nicht, man kocht doch ein bisschen mit mehr Aufwand, als wenn man für sich ist.

Wer von euch hat ähnliche Erfahrungen gemacht?
Wie das mit den polnischen Aushilfskräften weitergeht, da bin ich auch gespannt.

Viele Grüße an alle und weiterhin viel Spaß an der Arbeit

Rosi K

[klara]

Hallo Rosi,
komme gerade von einer Versammlung über Saisonarbeitskräfte. Sieht garnicht gut aus. Und was die für einen Blödsinn von einem verlangen,das kann man nur mit uns Deutschen machen. 
Wir wursteln uns gerade auch so durch die grüne Oase durch. Die Weinberge wachsen schneller, als es einem recht ist. Habt Ihr auch mit Pero zu kämpfen? Bei uns und in anderen Betrieben ist das gerade Hauptprogramm. Jede Woche spritzen,damit man die Krankheit zum Stoppen bringt. Trauben haben dieses Jahr nicht so angesetzt wie die letzten Jahre. Jetzt ist es wenigstens einwenig kühler, und man kommt nicht so wie aus dem Backofen nach Hause. 
Wünsche allen frohes arbeiten,
LG Klara

[Su]

Hallo Klara
Auch wir haben mit Pero zu kämpfen, seit Beginn der Saison. Die Spätburgunder haben zum Teil massiv Gescheinsbefall. Jetzt haben wir mit auslauben der Traubenzone begonnen. Dabei reissen wir die befallenen Trauben alle ab. 2005 ist in Sachen Pflanzenschutz ein schwieriges Jahr. Bereits sah ich auch schon die ersten von Oidium befallenen Trauben und Triebe!
Morgen mach ich Pflanzenschutz. Hoffentlich bleibt es trocken bis ich fertig bin.

[regi]

Hallo Su!

Na, die hat man am liebsten!!! Regnet's ewig nie und kaum hat man ein paar Tropfen auf den trockenen Äckern, tönt's schon wieder "Hoffentlich bleibt es trocken bis ich fertig bin." .......

[maggie]

wie ist jetz das regi - ist das nicht deine schwester...

müssen sich die schwestern noch in "diesem" alter in aller öffentlichkeit streiten....

na ja - habe auch 2 davon... (nicht hauen, meistens verstehen wir uns gut..)

grinsend - trotz regenwetter im osten von euch -

bei uns hat es heute vormittag ganz lieb und nett geregnet...

welche wohltat für mensch und flur (oder muss ich umgekehrt schreiben...)

- kann ich ja gut sagen - wir sind auch keine winzer... - nur ackerbauern -

[Su]

Tja Maggie
Ich hab Regi schon verstanden. Von Streit kann keine Rede sein. Das  sagt ja alles. Mir ist's übrigens auch recht, wenn's regnet. Denn es mag noch einiges an Niederschlägen leiden. Es sind halt in diesem Moment auch zwei Seelen in meiner Brust. Auf der einen Seite die Bedingung, dass es trocken sein muss für den Pflanzenschutz, auf der anderen, dass keine Trockenheit herrscht.

[maggie]

hallo su,

das habe ich auch so verstanden...

[regi]

Hoi zäme!

Jaja - da macht man als Kuh- und Ackerbäuerin mal einen "Ausflug" in die Winzer-Box und schon müssen wir eine Psycho-Box "Streit unter Schwestern" öffnen 
Nein, nein, wenn wir Krach hätten, würden wir den nicht im BT-Forum austragen!

Also, jetzt bin ich wieder ganz still und überlasse den Winzerinnen das Feld 

Ein frohes Schaffen im Rebberg an alle!

[Rosi K]

Hallo ihr alle!

Wir hatten auch sehr mit Pero zu kämpfen, bis die letzte trockene und schweißtreibende Phase kam. Da ist dann glücklicherweise das meiste ausgetrocknet und wenns dabei bleibt, haben wir nochmal Glück gehabt. Von Oidium haben wir bisher noch nichts gesehen.
Das mit dem Wetter ist sicherlich kein Grund zum Streiten. Der Regen (wir hatten jetzt gerade mal so 20 l/qm) war dringend notwendig und ich denke, es kann ruhig noch mehr kommen. Andererseits muss ich denen auch recht geben, die sagen, es gibt halt immer wieder Arbeiten, wie das Spritzen eben, da ist man dann halt trotzdem genervt, wenns nicht trocken wird. Zumal dann, wenn man weiß, daß der Krankheitsdruck eben groß ist, und man eigentlich jetzt unbedingt spritzen müsste, sonst droht Schaden. Zum anderen sind wir grade in der Kirschenernte und für die wenigen Kirschen, die es bei uns dieses Jahr gibt, ist Dauerregen auch vollends das Ende.
Fazit: Es stimmt, man hat da wirklich immer zwei Herzen in seiner Brust.


Ich finde sowieso, dass der Druck in unserem Beruf jedes Jahr größer wird. Und manchmal denke ich, dieses immer vorbeugende Spritzen macht unsere Pflanzen anfälliger. Kann ja schon sein, dass ich völligen Quatsch rede, bin ja keine Winzerin, sondern nur eine "angeheiratete Verwaltungsangestellte". Aber ich denke einfach, wenn der Mensch immer vorbeugend Medikamente nehmen würde, damit er nicht krank wird, dann würde er erst recht krank werden. Und warum  soll es bei einer Pflanze anders sein. Manchmal habe ich den Verdacht, dass die chemische Industrie immer nur ans große "Geldverdienen" denkt, anstatt Mittel herzustellen, die dann wirken, wenn die Krankheit ausgebrochen ist.

Hat sich von euch auch jemand mal Gedanken in diese Richtung gemacht, oder stehe ich mit meiner Meinung alleine da?
Bei mir zu Hause, kann sich diesen Gedankengängen niemand anschließen.

^{Herzliche Grüße an euch alle, und machen wir`s wie bisher auch, nehmen wir`s wie`s kommt!}

[Su]

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Manchmal denke ich, dieses immer vorbeugende Spritzen macht unsere Pflanzen anfälliger. Kann ja schon sein, dass ich völligen Quatsch rede, bin ja keine Winzerin, sondern nur eine "angeheiratete Verwaltungsangestellte". Aber ich denke einfach, wenn der Mensch immer vorbeugend Medikamente nehmen würde, damit er nicht krank wird, dann würde er erst recht krank werden. Und warum  soll es bei einer Pflanze anders sein. Manchmal habe ich den Verdacht, dass die chemische Industrie immer nur ans große "Geldverdienen" denkt, anstatt Mittel herzustellen, die dann wirken, wenn die Krankheit ausgebrochen ist.

Hat sich von euch auch jemand mal Gedanken in diese Richtung gemacht, oder stehe ich mit meiner Meinung alleine da?
Bei mir zu Hause, kann sich diesen Gedankengängen niemand anschließen.

^{Herzliche Grüße an euch alle, und machen wir`s wie bisher auch, nehmen wir`s wie`s kommt!}

Liebe Rosi
Ich empfehle Dir, Dich mal in den Lebenszyklus von Pero- und Oidium-Pilzen zu vertiefen. Die vorbeugenden Spritzungen mit sogenannten Kontaktfungiziden geben auf den Blättern eine Schutzschicht, damit der Pilz nicht eindringen kann. Das ist etwa dasselbe, wie wenn Du Sonnencrème einreibst, damit Du keinen Sonnenbrand einfängst (und dagegen spricht ja nichts, oder). Es ist einfach eine Tatsache, dass unsere gängigen Rebsorten anfällig sind auf diese im 19. Jahrhundert aus Amerika eingeschleppten Pilzkrankheiten.
Was Du hingegen propagierst, das Spritzen erst bei Sichtbarwerden der Krankheit, ist nicht sehr ratsam, (sondern schon eher fahrlässig). Denn, wenn Du die Krankheit bereits siehst, kannst Du nur noch mit starkem Tobak eingreifen.
Du schaust ja als Mensch auch, dass Du möglichst nicht krank wirst. Denn wenn bei Dir nur noch starke Medikamente wirken (z.B. Antibiotika), ist das bestimmt nicht das Beste.

Ich denke, es macht wenig Sinn, sich hier öffentlich im Forum mit pflanzenphysiologischen Details rumzuschlagen. Wenn Du aber genauere Infos möchtest, dass schreib mir eine Nachricht. Dann können wir uns auf diesem Weg detailliert unterhalten.

Noch zur chemischen Industrie: Ich denke, es ist unsere Pflicht als mit der Natur Arbeitende, uns selber intensiv mit der ganzen Thematik des Pflanzenschutzes auseinander zu setzen und dann selber zu entscheiden, welche Mittel wir einsetzen. Es ist wie überall, das Angebot ist da und der Konsument entscheidet, was und ob er kaufen will. Wenn einen Artikel niemand kauft, verschwindet er wieder vom Markt. Also, nicht einfach den schwarzen Peter der Chemie zuweisen, sondern selbstverantwortlich arbeiten und entscheiden.

 

[Su]

Ich brachte übrigens meine Arbeit gestern trocken über die Bühne. Bin froh darum. Nun darf es von mir aus wieder regnen, es täte gut.

[klara]

Hallo Su,
Du kennst Dich aber aus in der Chemie. Spritzt Du Eure Weinberge selbst? Das Feld überlasse ich gerne meinem Mann. Bei uns hat´s jetzt in denletzten Tagen ca. 50 l geregnet. Und die Reben wachsen.....Soviel Zeit  hab ich die letzten Jahre nicht in den Weinbergen verbracht. Meine sämtlichen Arbeiten bleiben liegen. Heut abend hab ich noch ein paar Fenster von Muckensch.befreit. Mein Mann n´meinte neben dem Fernseh schaun,:was stinkt denn da". Ich hatte nur Spiritus im Wasser. Hab ich ihm halt den Fernsehabend verstunken. gggg
Allseits frohes schaffen,
LG Klara

[Rosi K]

Hallo Su!

Na, ich weiß ja nicht so ganz, ob man Sonnenbrand mit Pero oder Oidium vergleichen kann und Sonnencreme mit Kontaktfungiziden. Und ich glaube, du hast mich nicht ganz richtig verstanden. Ich propagiere nicht das Spritzen erst bei Sichtbarwerden der Krankheit, weil es eben gar keine Mittel gibt, die dann noch wirken. Und das ist  mein Gedankengang: Warum gibt es diese Mittel in der heutigen Zeit noch nicht?

Aber ich will mich nicht mit dir streiten. Und keine Bange, ich überlasse das Spritzen auch lieber meinem Mann, der ist Winzermeister und beschäftigt sich sicher intensiv  genug mit der Thematik des Pflanzenschutzes. Ich kenne mich übrigens nach 20 Jahren Arbeit im Weinberg auch ganz gut aus. Aber manchmal mache ich mir halt so meine Gedanken. Und das wird ja wohl nicht verboten sein.

Herzliche Grüße an alle
Rosi K