Hallo Marikat,
die Weiterbildung als Bäuerin ist sehr wichtig, aber auch sehr schwierig.
Mit derartigen Kursen wie Melk bzw. Tierhaltungskurs, nebenberuf. hauswirtschaftlichen Ausbildung und der Fachschule - empfinde ich das darin angebotene Wissen zwar als Basis - aber es reicht niemals aus,
und als Frau in Zuchtversammlungen und derartigem brauchts schon ein ziemliches Selbstbewusstsein dort auch nachzufragen-
die Bauern sind tolerant, aber es gibt genügend Referenten, die sich auf Frauenfragen sehr weit aus dem Fenster lehnen- bzw. sich auf Kosten von Frauen lustig machen,
da frägt eine noch nicht sattelfeste Frau kein 2. Mal.
Die Beziehung und die gemeinsame wirtschaftliche Grundlage scheint aber doch ein guter Kitt zu sein, denn die Ehen auf den Bauernhöfen sind langlebiger.
Aber es ist auch schwierig, Sach- und Beziehungsebene zu trennen,
abzuschalten, weil eben die räumliche Nähe von Beruf und Familie sehr gross ist,
weil eben auch in der Nacht ein Kalb kommen kann, an den Feiertagen die Stallarbeit gemacht werden muss.
Ich sehe in der Ausbildung der beiden Partner ziemliche Mängel-
der Mann als Betriebsleiter hat eine umfassende Ausbildung, überfrachtet mit fachlichem Wissen,
die Frau hat meist einen anderen Beruf erlernt, sie kann diese erworbenen Fähigkeiten im Betrieb einsetzen, lernt oftmals noch im 14 tägigen Tierhaltungskurs, einer Ausbildung zur Führung eines landw. Haushaltes- aber das ist für eine gleichberechtigte Augenhöhe zu wenig,
Mann hat womöglich noch einen Grundkurs zur Persönlickeitsbildung absolviert,
aber wie eine Partnerschaft gelingen kann, wie die Anforderungen von Betrieb und Familie unter einen Hut gebracht werden können, dass auch Pausen und Erholungszeiten wichtig sind,
dass es auch noch etwas anderes geben muss als Arbeit, das ist dann oftmals der Part der Frau, die sich hier reinhängen darf, um als soziales Schmiermittel zu dienen.
Bauern sind fachlich top, aber im sozialen Bereich haben sie nur die Eltern als Vorbilder, Ausbildungsmässig ist da so gut wie nichts zu finden.
Leistung und Arbeit hat im bäuerlichen Leben einen sehr hohen Stellenwert,
aber "Leben geniessen, Lebensqualität zu suchen, Lebensfreude, sich der grossen Vorteile, die ein Hof auch bieten kann, sind sich viele nicht bewusst.
Mir fällt auf, dass auf den Höfen, auf denen auch diese Werte gepflegt und geschätzt werden,
die Kinder meist mit Freude in die Fußstapfen der Eltern treten, dass diese Kinder eine hohe Meinung von Landwirtschaft haben,
wogegen diese Wertschätzung nicht vorhanden ist, ein sehr negatives Bild der Landwirtschaft rübergebracht wird.
Der wichtigste tragfähige Boden, ein gesundes Selbstbewusstsein- wird zu einem grossen Teil im Elternhaus erworben, ich vermute, dass in unserer Kultur ein grosser Mangel daran besteht-
unsere Eltern haben es nicht gelernt, unsere Vorfahren ebenso wenig, deshalb sind auch Partnerschaften auf gleicher Augenhöhe ein langwieriger Lernprozess- die Arbeit an sich selbst, um zu wachsen und auch den anderen wachsen zu lassen, ein wichtiges Lernziel.
Wenn ich oft sehe, wie Menschen abgewertet werden- dann frage ich mich, wann sich da was ändern wird-
herzliche Grüsse
maria