Autor Thema: Geschmacksgedächtnis  (Gelesen 18210 mal)

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Offline maryTopic starter

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Geschmacksgedächtnis
« am: 27.12.16, 15:55 »
Ich habe noch nie Gänsebraten gegessen, demzufolge hat mein Geschmacksgedächtnis dafür  keine Erinnerung.
Denke ich an früher - am Sonntag gab es den gebratenen Giggerl aus dem Backrohr, gefüllt mit Semmelfülle und mit der besten Sosse, die es dazu gab.
Immer wieder ertappe ich mich dabei, wie ich aus dem Gedächtnis versuche, bestimmte Geschmacksnuancen zusammen zu bekommen.
Wie ist das heute mit der Fülle an natürlichen und künstlichen Aromastoffen- verändert das das Geschmacksgedächtnis?

Offline Niernderl

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Re: Geschmacksgedächtnis
« Antwort #1 am: 27.12.16, 17:55 »
Mary -

wir lieben alle Vanille - warum - weil unser Babynahrung mit Vanille angereichert war.  ;) Warum mag der Mensch so gerne süsses - weil er es mit Geborgenheit verbindet - denn die Muttermilch schmeckt süss.

Ich denke nicht dass sich das Geschmacksgedächtnis verändert sondern nur der Geschmackssinn. (Süss - sauer - salzig .....)

 Schlimm ist halt nur dass viele schon ein verändertes Geschmacksgedächtnis haben als wir. Durch die vielen Zusatzstoffe wissen die gar nicht mehr wie ein richtiger Gockel schmeckt. Denen schmeckt dies dann nicht - nur so ein hochgezüchtetes "irgendetwas" weil sie nur das kennen gelernt haben.  :'( Jedoch kann man Kindern einen Geschmack antrainieren -es muss etwas öfter (mind. 17x) gekostet werden  damit es sich eingeprägt hat. Kinder nehmen nicht alles an ich denke da nur an die Hipp - Glaserln. Da werden die neuen Geschmäcker auch oft nicht gleich gemocht. Wenn man jetzt selber z.B. Spinat nicht mag - dann probiert man es wahrscheinlich gar nicht mehr ein zweites Mal aus dies dem Kind zu geben und so wird dieser Geschmack nicht antrainiert und das Kind mag dann wahrscheinlich später keinen Spinat. bzw. ändert sich das Geschmackverhalten nochmals in der Pubertät und nimmt im Alter ab. Darum würzen auch ältere Menschen oft stärker weil sie keinen so guten Geschmacksinn mehr haben - essen jedoch auch gerne Süssspeisen z.B Grießbrei da sie dies aus der Kindheit noch im Gedächtnis haben.

Drum ist der Spruch "Was der Bauer nicht kennt - frisst er nicht" nicht von irgendwoher. Man muss sich schon auf etwas einlassen und es öfters probieren - damit es einem schmeckt. Jedoch kann ich mit der "neuen Nahrung" die so angereichert ist und weit weg ist von einem Lebensmittel nix anfangen. Je weniger - desto besser.  ;D
Es grüßt euch ganz herzlich aus dem Salzburger Land
                                            Regina :-)

Offline pauline971

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Re: Geschmacksgedächtnis
« Antwort #2 am: 27.12.16, 19:46 »
@ Regina, über dieses Thema konnte man am vergangenen Samstag in der SZ lesen. In dem Artikel wird es genau so mit dem Spinat beschrieben, wie Du es schilderst.
Mitleid bekommt man geschenkt, Neid muss man sich hart erarbeiten

Offline Niernderl

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Re: Geschmacksgedächtnis
« Antwort #3 am: 27.12.16, 19:55 »
Echt .... Das ganze Weiss ich von meiner Tochter die ist Diaetologin ... hab selber viel gelernt als sie studiert hat 😆

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Es grüßt euch ganz herzlich aus dem Salzburger Land
                                            Regina :-)

Offline annelie

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Re: Geschmacksgedächtnis
« Antwort #4 am: 27.12.16, 20:43 »
Also ich mag Vanille und Spinat, schon von Kindheit an, Göga und unsere Kinder übrigens auch.

Ich hab so eine Innerung in meinem Geschmacksgedächtnis und zwar Topfenstrizel, die hat meine Mutter früher immer gemacht, sie selber kann sich an das Rezept leider nicht mehr erinnern, leider hab ich nie wieder sooo gute Topfenstrizel gegessen, also sollte jemand ein Rezept haben das nicht zu süß und wo Roggenmehl dabei ist, ich bin dankbar dafür.

Vielleicht ists auch nur eine "Geschacksverklärung" aus meiner Kindheit.
Vergangenheit ist Geschichte,
Zukunft ist ein Geheimnis
und jeder Augenblick ist ein Geschenk.

Liebe Grüße
Annelie

Offline maryTopic starter

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Re: Geschmacksgedächtnis
« Antwort #5 am: 28.12.16, 04:51 »
Ich sammle Kochbücher und gute Rezepte, aber ich stelle fest, dass z.B. jeder den Kartoffelsalat anders macht (trotz gleicher Zutaten) schmeckt er anders- ebenso wenn ich ein Rezept nachmache, dass ich zuvor als sehr gut irgendwo gegessen habe- auch wenn ich es genau nach Rezept mache, es schmeckt dennoch ein wenig anders.

An das erste Milky Way kann ich mich noch geschmackstechnisch sehr gut erinnern, aber heute schmeckt es mir nicht mehr, da weiß ich auch nicht, bin ich von der Schoki einfach weg und esse lieber was anderes oder hat sich die Rezeptur verändert und es schmeckt mir deswegen nicht mehr?

Kennt ihr das auch- man steht am Herd und versucht ein Gericht und möchte den Geschmack so hinbekommen, wie er abgespeichert ist.
Noch ein ganz wenig von ........ und irgendwann passt Erinnerung und derzeitiges Ergebnis zusammen.
Ich mach mir so meine Gedanken, wenn im Essen lauter Aromen zugesetzt sind, der selbstgemachte Joghurt mit den eigenen Erdbeeren schmeckt nie so intensiv wie der gekaufte Joghurt.
Hab vor kurzem Bratwürste selbst gemacht, nur mit ein paar Gewürzen und Knovi, die schmecken genauso wie früher bei uns zu Hause- damals war Wurst ja noch was besonderes.
Der Freitag war in meiner Kindheit immer der beste Tag wegen dem Essen, die Mehlspeisenküche meiner Mutter war ein Gedicht.
Hat lange gedauert, bis ich so manche Mehlspeisen geschmackstechnisch genauso hinbekommen habe- den Apfelstrudel von meiner Mutter kriege ich heute leider noch nicht so hin. Wenn ich meine Mutter früher um ein Rezept gefragt habe, dann hat sie mir immer gesagt, ach, da nehm ich von dem ungefähr so und so viel, sie hatte eher aus dem Bauchgefühl gekocht, hatte so gut wie nichts abgewogen.
@Regina, mit den 17 mal kannst du schon Recht haben,
Rote Rüben musste ich immer essen, da haben die mehr als 17 mal für sehr lange Zeit mein Geschmacksgedächtnis sehr beeinflusst- ich hätte das rote Zeugs für nichts auf der Welt mehr gegessen. :-X
Erst als ich aus optische Täuschung den dort angebotenen Roten Rüben Salat als Rotkohlsalat probierte, der war mediterran hergerichtet mit ganz anderen Gewürzen, mit Balsamico und Olivenöl, ich habe mir damals sogar noch einen Nachschlag geholt und um das Rezept für den superguten Rotkohlsalat nachfragte, wurde ich eines besseren belehrt. ;D
Seither haben Rote Rüben wieder Einzug in unsere Küche gehalten.
Ebenso der Spinat, diese grüne Pampe, die es zu kaufen und zu essen gibt, bring ich nicht runter, aber die ganzen Blätter - da schmeckts mir.

Offline LuckyLucy

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Re: Geschmacksgedächtnis
« Antwort #6 am: 28.12.16, 07:30 »
Die Verwechselung, den Rote-Bete-Salat als Rotkraut zu essen, ist der beste Beweis, wie sehr unser Auge mitißt.

Das Geschmacksgedächtnis... hm, weiß nicht. Irgendwie kann ich mit diesem Begriff so gar nichts anfangen. Man hat seine Vorlieben, diese verändern sich im Laufe des Lebens durchaus - Spinat mochte ich als junger Mensch nur als Tiefkühlkost mit dem Blubb. Wenn ich heute Spinat möchte, mache ich ihn frisch. Rote Bete mochte ich ebenfalls nicht, heute könnte ich mich fast drin eingraben.

Mary, ich finde auch, dass Joghurt nicht gut mit Erdbeeren harmoniert. Der säuerliche Geschmack des Joghurts macht den feinen Erdbeergeschmack in natura einfach platt. Deshalb kann man auf die fertigen Zubereitungen gut verzichten, und Erdbeeren frisch gehen gut mit kalter Vollmilch, Sahne, Vanillesoße.
LuckyLucy

Offline hosta

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Re: Geschmacksgedächtnis
« Antwort #7 am: 28.12.16, 08:21 »
Was wir bei der Geburt mit bekommen , spielt auch mit. Und im Laufe unseres Lebens gibt es Dinge, die auch unser Geschmacksempfinden wieder verändern.
Dazu gehört auch riechen und sehen.  Und die Zubereitung darf man auch nicht vergessen. Nur alleine mit 15 mal Essen
könnte man mich nicht dazu bringen.
Ich versuche seit Jahren mich für Müsli zu begeistern. Klappt nicht. Alleine das Bircher mal mit.
Wiener Würstchen mochte ich nicht. Nach einer Krankheit kann  ich die zu jeder Tageszeit essen.

Man kann sein Geschmacksgedächtnis verändern , Besonders, was frische Lebensmittel betrifft und Lebensmittel , die
 ein einheitliches Geschmackserlebnis haben. Weiß den letzten Satz nicht besser auszudrücken. Ich hoffe, es kommt raus, was ich meine.


« Letzte Änderung: 28.12.16, 08:27 von hosta »
Herzlichst hosta

Offline maryTopic starter

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Re: Geschmacksgedächtnis
« Antwort #8 am: 28.12.16, 09:14 »
@LuckyLucy
ich weiß nicht, wie der offizielle Begriff heisst. Aber ich merke, dass es ein paar Gerichte gibt, die in so einem Gedächtnis abgespeichert sind.
Und dass ich sehr lange gebraucht habe, um aus dem Gedächtnis heraus - den fast gleichen Geschmack wieder hinzubekommen.
Ich kann z.B. heute immer noch keinen Roten Rübensalat essen, der in Scheiben geschnitten ist und der so schmeckt, wie man früher diesen Salat anmachte.
Aber mit der mediterranen Form hat er Einzug in der Küche gehalten.

Offline gundi

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Re: Geschmacksgedächtnis
« Antwort #9 am: 28.12.16, 10:13 »
Ich habe einmal gelesen, das der einzige Sinn der sich fürs Leben einprägt, der Geruchsinn ist. Alle Gerüche die man in frühester Kindheit aufnimmt, vergisst man nie mehr.
Mit dem Geschmack ist es meiner Meinung so, das nicht immer alles gleich schmeckt, auch wenn man es immer gleich zubereitet. z.B. Kartoffelsalat, da sind schon die Kartoffeln verschieden. Auch wenn man eine Sorte anbaut, hat man nicht die Garantie das alle gleich schmecken oder alle speckig oder mehlig sind, da sind immer einige dabei die aus der "Rolle" fallen. Ist meine Erfahrung.

Was ich bis heute nicht essen kann sind Grießnockerl, die gab es (zu)oft in meiner Kindheit.
Es ist kein Herr so hoch im Land, der nicht lebt vom Bauernstand!

Offline gammi

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Re: Geschmacksgedächtnis
« Antwort #10 am: 28.12.16, 12:17 »
Also ich oute mich einmal:

Auf das Geschmacksgedächtnis von früher kann ich in den meisten Fällen sehr gut verzichten. Ich bin ehrlich gesagt sehr froh, dass ich im heute lebe und so viele Möglichkeiten habe.

Ob früher wirklch alles gesünder war, wage ich zu bezweifeln.
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Offline Nixe

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Re: Geschmacksgedächtnis
« Antwort #11 am: 28.12.16, 13:17 »
Ich bin ein neugieriger Mensch und was Essen angeht probier ich auch fast alles ,ich kenn viele Menschen die wissen gar nicht wie viele Sachen weil die nicht probieren,einfach das Essen was sie von Kindheit an gegessen haben.Ich weiß auch von vielen älteren Menschen die zpsl keine Kartoffeln und Rohrnudeln mehr essen,weil sie tagaus und tagein nur das bekommen haben.Mein Mann konnte jahrelang keine heiße Wurst essen weil die Mama bald gestorben ist und heiße wurst kann man sich auch als Junge machen.
Meine Mama hatte viel Garten und hat viel mit Gemüse gekocht das hab ich noch im Gedächnis und behalte das auch bei.Ich glaub Essen ist auch Erziehungssache und wie ich aufwachse,und auch Gewohnheitssache an gewisse Geschmäcker kann ich mich gewöhnen.

Offline frankenpower41

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Re: Geschmacksgedächtnis
« Antwort #12 am: 28.12.16, 13:26 »
Was ich mich bei der Diskussion hier frage ist, wie kann es sein, dass jemand, der das noch nie probiert hat, Ekel von bestimmten Sachen hat.  Unser Jüngster, wird 22, isst z.B, überhaupt kein Obst, nur in Form von Marmelade.
Das war schon als Baby so, da spuckte er aus, später weigerte er sich und das ist so geblieben.
Irgendwann hat meine Mutter ihn mal eine Erdbeere aufgezwungen, er konnte es einfach nicht essen, ist auch bei Äpfeln so. Er isst keinerlei Obstkuchen, weiß nicht wie z.B. eine Banane schmeckt.  Nur die Sturheit kann es nicht sein, denn früher hat er öfters mal versucht sich zu überwinden, ging einfach nicht.
Gemüse, Salate, Tomaten usw. alles kein Problem.

Offline maryTopic starter

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Re: Geschmacksgedächtnis
« Antwort #13 am: 28.12.16, 13:44 »
@Marianne,
es wird schon seinen Grund haben, dass er kein frisches Obst mag. Vielleicht taugt es ihm nicht oder der Fruchtzucker?

Offline annelie

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Re: Geschmacksgedächtnis
« Antwort #14 am: 28.12.16, 16:46 »
Mein Schwager hat irgendwann als Säugling (ca. 1/2 bis 3/4 Jahr) die Milch verweigert. Seine Mutter ist mit ihm zum HA und der meinte blos, dann gebts ihm halt eine Semmel. Er ist mittlerweile über 60 und verträgt Milchprodukte immer noch nicht so. Scheinbar wissen Kinder was ihnen taugt und was nicht.
Unsere Tochter isst u. a. keine rohen Tomaten, hat sie immer mal wieder probiert, aber sie muß sich dann übergeben....

Bei mir ist es anders, ich esse kein Geflügel, als kleines Kind schon, aber irgendwann so mit 7 oder 8 Jahren nicht mehr, ich bilde mir ein, dass Geflügel nach gebrühten Federn schmeckt, egal wer oder was oder wie es zubereitet ist. Ich bin mir sicher, dass das Einbildung ist und ich probiere es ab und zu auch, aber mein Geschmacksgedächtnis hat sich so darauf eingeschossen, dass Geflügel so schmeckt und dann ist es wohl so..... :-[
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Liebe Grüße
Annelie