Der schöne Damm mit Makadam
Als Ausgleichmaßnahme für neu versiegelte Flächen sollte unterhalb vom Dorf die jahrhunderdelang genutzte Furt auf einen Damm verlegt und davor ein kleiner Weiher angelegt werden. Da die weiter oben gelegene alte Dorfmühle einen Durchlass von rund 4m² fürs unterschlächtige Mühlrad aufwies verlangte der Josefbauer, dass mindestens vier, besser jedoch sechs Meterrohre durch den Damm hindurchführen müssten.
In jedem Dorf gibt es Leute, die wirklich klug sind, und solche, die alles immer besser wissen… Der Bautrupp rückte an. Und der Mühlbauer stand ständig auf der Baustelle. Sechs Meterrohre wurden geliefert.
Davon wurden, im Anbetracht des kleinen Baches, und weil der Mühlbauer als ständige "Bauaufsicht" meinte, das müsse weitaus ausreichen, zwei Mal je drei Rohre hintereinander in den Damm eingebaut. Der Damm wuchs und erhielt als Krönung einen schönen befestigten Weg.
Auch wir Kinder freuten uns: Der Mühlbauer ließ die alte Dorfmühle abreißen und da er das alte Zeug nicht aufräumte fanden wir Balken und Türen zuhauf, die wir auf dem neuen Weiher im Nu zu Flößen umfunktionierten. Da die Wassertiefe etwas flach war legten wir auch noch eine Tür quer. Vorsorglich achtete die etwas ältere Dorfjugend darauf, dass wir erst dann die Flöße bestiegen, wenn wir uns nachweislich schwimmend über Wasser halten konnten.
Hochsommer, schnell mussten alle mit auf das Feld. Garben laden. Alle hasteten und eilten um ja die Ernte trocken einzufahren. Rasch entladen und eine neue Fuhre… Als die ersten Tropfen fielen rollten gerade die letzen Garben ins Dorf und dann unter die Vordächer, wo sie noch rasch auf der Wetterseite mit Planen abgedeckt wurden. Das Abendessen hatten wir uns alle redlich im Schweiße unseres Angesichts verdient. Die Ernte stand heil unter Dach.
Plötzlich kam der Mühlbauer im Regen angerannt:
"Josefbauer, hilf, mein Haus steht im Wasser!"
Tatsächlich, der kleine Bach war längst über seine Ufer getreten, er war zu einem See geworden und dessen Wasserspiegel stieg rasant! Das Wasser lief von außen in den Dorfbrunnen und die ersten Wellen überspülten bereits die ersten Stufen der kleinen Dorfkirche. Die Feuerglocke erklang. Alarm! Einige der Bauern beluden bereits ihre Mistwägen um damit das Wasser von der Kirche fernzuhalten. Plötzlich und wie von Geisterhand verschwand die braune Brühe fast vollständig in ihrem angestammten Bachbett. Auch der neue Damm war wie vom Erdboden verschwunden. Die Bauern plagten sich fortan wieder durch die Furt, denn der Mühlbauer, dem die Aue gehörte, ließ keinen Teich und keinen Damm mehr zu.
Makadam, nach dem schott. Ingenieur J.L. McAdam (*1756, + 1836) benannter Straßenbelag
aus einer Steinlage, einer Schotterschicht und einer mit Sand ...