Liebe Maria,
ich finde es toll, dass du dir so viele Gedanken machst und nicht gleich das Handtuch wirfst.
Frage: Schadet es den Kälbern, vorausgesetzt sie sind nicht mehr all zu klein, wenn sie an einem (oder zwei) Tagen in der Woche keine Mittagsmalzeit bekommen?
Unsere Kälber werden nur morgens und abends mit Milch gefüttert - und das die ganze Woche. Diejenigen, die keine Milch mehr bekommen, werden morgens und abends mit Kraftfutter und Rübenschnitzeln versorgt und haben ansonsten den ganzen Tag Heu zur Verfügung.
Ist recht unproblematisch.
Oder zum Tankwaschen: Vielleicht kann man sich ja, selber eine „automatische“ Spülung des Tanks basteln; (Wasserschlauch rein – Tankwagenfahrer Wasser aufdrehen – Zeitschaltuhr Wasser wieder abdrehen (oder so ähnlich))
Mit selbstgebastelten Versionen wäre ich vorsichtig. Die Tankspülungen, die auch gleichzeitig die Melkzeuge und dazugehörigen Rohre im Melkstand reinigen, sind schon komplizierte ausgeklügelte Apparate. Ich würde mit eurem zuständigen Melkexperten nach einer Lösung suchen.
Mittlerweile habe ich schon so viel Einblick in das „Unternehmen“ Bauerhof bekommen, dass ich sagen kann, dass ich keine Bäuerin bin, die mit Leib und ganzer Seele die Arbeiten und Pflichten machen kann. Es soll aber nicht heißen, dass ich es nicht mache(n) (werde). Manchmal macht mir die Arbeit auch Freude und Spaß, aber es wird sicher nie mein „Traumberuf“ werden.
Sicher sehe ich auch die Vorteile, die man als Bäuerin haben kann, aber derzeit habe ich von den Vorteilen noch nicht so viel.
Hast du das deinem Freund schon mal so gesagt? Ist ihm das bewusst?
Wenn ihr nicht so viele Kühe habt und dein Zusatzeinkommen euch dann doch erheblich entlasten würde, würde ich das Thema auswärts arbeiten bei ihm mal anschneiden. Der Aufwand ist bei euch ja dann doch erheblich kleiner als z.B. bei uns.
Zum Thema Traumberuf: Frag mal rum, wessen Traumberuf Bäuerin ist? Traumberuf kann ich es nicht nennen - ob für meinen Mann Landwirt der Traumberuf ist, wage ich auch zu bezweifeln. Wir machen es aber dennoch gerne. Ich bin gelernte Bürokauffrau, habe viele Jahre als Chefsekretärin gearbeitet (
natürlich ohne vollgepapptes Schminkgesicht und lange Fingernägel
und Nagellack bei jedem Telefonat
) und habe praktisch genau die 180° Wendung gemacht. Mein Erziehungsurlaub geht bald zu Ende und natürlich habe ich mich auch gefragt, ob ich wieder zurückgehe. Ich habe es auch mit meinem Mann durchgesprochen. Aber wir sind zu der Erkenntnis gekommen, dass es Irrsinn wäre. Für mich müsste eine Hilfe her, die praktisch meinen Verdienst verschlingt, dafür müsste ich dann jeden Tag 60 km mit dem Auto zur Arbeitsstelle fahren - und das alles mit Kind, Kindergarten, bringen, abholen zu begrenzten Zeiten - das wäre zu viel Stress.
Wir, und ich betone wir und nicht mein Mann, haben dann beschlossen, dass ich weiter im Hof mitarbeite, zumal ich auch die ganze Büroarbeit erledige - ist nicht so ganz das Fach meines Mannes
- also habe ich ja auch hier noch einiges von dem, was ich gelernt habe
Du schreibst selber, dass du dich an das alles gewöhnt hast. Bist du nun Bäuerin aus ganzer Leidenschaft, mit Leib und Seele oder halt auch nur eine, weil dein Freund (Mann) einen Hof gehabt hat?
1. s.o.
2. Sicher, man muss sich daran gewöhnen. Wäre mein Mann kein Landwirt, wäre ich auch keine Bäuerin geworden. Ich habe mir also
nicht etwa gezielt einen Landwirten ausgesucht (gibt es ja auch). Aber wie ich ja schon gesagt habe, du musst dir klar machen, was du möchtest. Und ich bin zu der Erkenntnis gekommen, dass ich mit dem Unternehmen Landwirtschaft (eben halt nicht nur mit meinem Mann) ganz gut leben kann. Und ich bin zufrieden - wenn Schwiegereltern mir halt nicht gerade das Leben mal wieder schwer machen
Und ich bin in diesen Job reingewachsen - es macht mir Spaß, mit meinem Mann zu planen, zu organisieren, den Betrieb auszubauen. Das sind die Dinge, die wir für uns drei beschließen, für meinen Mann, mich und unseren Sohn. Auch wenn SE immer alles wissen wollen und ihre Meinung (meist negative) mit einbringen - wir entscheiden!!!
Derzeit ist halt meine Situation die, dass ich von 7.30 Uhr bis ca. 17 Uhr und manchmal noch länger im Büro sitze und dann kann es auch sein, das ich mit einem „soooolchen“ Kopf nachhause komme. Seit neuesten meinen (unseren) eigenen Haushalt führe.
Wenn sehr stressige Zeiten sind wie Ernte, Sieleren, Heuen … komme ich, wenn es von der Firma aus möglich ist, früher nachhause um zu Helfen. Ebenso wenn SE sich einen Tag frei nehmen und nicht zur Stallarbeit heimkommen, oder wenn jemand von den dreien krank ist, versuche ich zur Stelle zu sein um mitzuarbeiten (AUCH wenn ich Urlaub habe).
War bei mir genau so!
Ich denke, wie man sich’s anfängt, so hat man’s.
Also lass ich mich nicht schon zu allem einteilen. Es wird alles gleich zur Normalität, dass man immer zur Stelle ist und das will ich nicht. Wenn ich also an meinem Urlaub in den Stall gehe – bald ist es Normalität, dann heißt es als nächstes, Stallarbeit vor dem Arbeiten gehen usw.
Ich muss sagen, ich bin viel zu oft zu gut und sage „ja, ich helfe“ oder „ja, ich mach es“, und es dauert nicht lange, dann ist es Normalität.
O.K., dass habe ich am Anfang auch nicht gemacht. Mein Mann hat immer akzeptiert, dass ich meinen Job habe und arbeiten gehe. Ich habe halt, genau wie du, bei Engpässen mitgeholfen oder öfter mal nach der Arbeit - aber eben auch nicht täglich! Als wir zusammenzogen, habe ich nur helfen können, wenn ich früh genug zu Hause war. Da ich auch oft bis 17:00 oder 18:00 Uhr arbeiten musste, ging das auch nicht immer. Und vor dem Job Stall, das hätte mein Mann nie von mir verlangt - ging aber auch nicht, weil ich dann vielleicht eine 1/2 Stunde hätte helfen können, dann duschen und dann ins Büro? Nicht sehr sinnvoll.
Ich helfe erst voll mit, seit ich in Erziehungsurlaub bin - am Anfang auch nicht regelmäßig - mit einem Säugling geht das nicht immer so ohne weiteres. Nach einiger Zeit hat sich aber auch bei unserem Knirps ein geordneter Rhythmus eingestellt, und mit Babyphone bewaffnet bin ich jetzt jeden morgen zum Melken im Stall - mittlerweile nur noch mit meinem Mann ohne Schwiegermutter - das gab immer nur Krach -
ich habe mich ja extra immer beeilt, nur um ihr ja den Eimer vor der Nase wegzuschnappen
damit sie ihn nicht so ausschütten kann, wie sie das 40 Jahre lang gemacht hat
- ehrlich, das ist kein Scherz - das hat sie mir unterstellt - und mich richtig fies dafür angepappt - ohnehin, ich würd ja nie mit ihr reden (bin in der Tat nicht sehr gesprächig, schon gar nicht am frühen morgen) - über was unterhält man sich aber auch mit jemandem, der immer alles besser weiß und so vieles falsch versteht?
Ende mit den Schockerstories. Ich wünsche dir ein besseres Verhältnis mit deiner SM
Auf jeden Fall ist es für meinen Mann nicht zur Normalität geworden, dass ich helfe. Im Gegenteil, er sagt mir immer wieder und bedankt sich auch dafür, dass ich ihn so unterstütze. Und das ist wichtig, das sollte nie vergessen werden.
Derzeit sind meine SE noch fit und voll aktiv und helfen noch 100% am Hof mit. Ich weiß, dass es so wie es derzeit ist, nicht ewig weitergehen kann. Das ich früher oder später noch einiges mehr in der LW arbeiten werde, aber dann werde ich auch nicht mehr 40 Stunden oder mehr in meiner Firma arbeiten (können). Was ich aber schon will, dass ich halbtags weiter zur Arbeit gehen, es ist schließlich der Beruf, den ich gelernt habe und MEIN „Traumberuf“, mit allen Vor- und Nachteilen.
Mach deinem Freund das vorher klar, und zwar jetzt. Wenn er mit dem Wissen (und nicht mit dem Gedanken, dass du dir das vielleicht über die Jahre doch noch überlegst) leben kann und für ihn die Beziehung auch mit der Option o.k. ist, dann denke ich, steht eurem Glück doch nichts mehr im Wege?!
Hoffe, dass das Bild, das du von mir hast, etwas positiver geworden ist.
Um Gottes Willen, ich hatte kein negatives Bild von dir, bewahre!!! Wer kann dich denn besser verstehen, als jemand, der selber nicht aus der Landwirtschaft kommt? Die Stationen, die du jetzt durchläufst, habe ich auch durchlaufen. Mit dem ganzen Für und Wider, willst du überhaupt einen Landwirten, kannst du damit Leben?, usw.
Nur, jeder Mensch ist halt anders, für jeden sind andere Dinge wichtig. Mein Beruf, meine Selbständigkeit war mir auch immens wichtig. Aber man verändert sich auch in einer Ehe, andere Dinge treten in den Hintergrund, dafür wird anderes wichtig. Nur, dafür gibt es kein Patentrezept, dass muss jeder für sich selber herausfinden.
Ich habe für mich einen Weg gefunden, der mir der richtige
scheint. Ober er richtig
ist, wird sich zeigen.
Wie hieß es so schön bei Forrest Gump? Das Leben ist wie eine Pralinenschachtel - mein weiß nie; was man bekommt.
In diesem Sinne - ein schönes Wochenende (denn es gibt sie noch
- Britta (Gast Janastassia)
P.S. Hurra, jetzt habe ich endlich rausgefunden, wie man nur die Zitate raushebt - habe vorher alles schön in Flieder geschrieben