gibt es Möglichkeiten, zu lernen, sie besser zu meistern?
Hallo Mary,
ich glaube nicht, dass man das irgendwie lernen kann. Denn Krisen haben meistens die unangenehme Eigenschaft, plötzlich und uneinschätzbar zu sein. Meistens auch einzigartig. Denn selbst bei dem gleichen Ereignis, bedeutet es doch für unterschiedliche Menschen unterschiedliche Folgen.
Man kann höchstens versuchen, gute Vorraussetzungen zum Durchstehen zu schaffen. Aus meiner Sicht ist das zum Beispiel, dass man offen mit jemandem reden kann, der auch aushält und nicht nur unter den Teppich kehren will.
Aber dieser Mensch sollte auch akzeptieren, wenn man nicht reden will (bei vielen Männern der Fall).
Aus meiner Erfahrung kann ich auch sagen, dass man nicht in jeder Situation die Kraft hat, sich aktiv an jemanden zu wenden. Dann tut es einfach gut, wenn von außen jemand auf einen zukommt und zuhört, oder seine Hilfe anbietet (auch bei ganz banalen Dingen). Da ist es also ganz wichtig, dass man gute Freunde hat. Am besten in ein soziales Netzwerk eingespannt ist. Das kann zwar zwischendurch manchmal anstrengend sein, seine Freundschaften aufrecht zuerhalten, aber wenn man sie mal braucht sind sie Gold wert. Man muss im Gegenzug dann aber natürlich auch da sein.
Das Problem ist nur, dass es nicht viele Menschen gibt, die dazu bereit oder in der Lage sind. Vielleicht sollte es ein Ziel unser Gesellschaft sein, dass miteinander zu fördern. Wenn alle gegeneinander arbeiten, geht man in Krisen unter. Weil man alleine ist. Und das wird einem dann so richtig bewusst.
Wie das überhaupt mal enden soll, mit dieser Generation, die jetzt in den Städten heranwächst...
, aber das ist ein anderes Thema, zu dem man auch stundenlang disskutieren könnte.
Wichtig ist auch die neue Situation anzunehmen. Ob man sich nun sagt, "dass hat alles einen Sinn, Gott weiß schon warum er das gemacht hat.", oder einfach wie ich, "es geht weiter, wir müssen das Beste draus machen" ist egal, hauptsache nicht aufgeben!
Das Leben geht jetzt ganz anders weiter als gedacht, und sicher war es in der ersten Zeit schwer zuertragen, aber jetzt wenden sich die Dinge auch wieder zum Guten.
Man sollte auch das Urvertrauen wieder finden, dass man sicher ist. (Damit meine ich z.B., dass nicht jeder, der auf die Straße geht, überfahren wird. Oder jeder, der im Wald arbeitet von einem Baum erschlagen wird, usw.)
Auch wenn ich immernoch denke, dass man nicht sicher ist. Aber damit lebt es sich leichter. Man kann ja trotzdem jeden Tag versuchen bewusst zu leben. (Was sowieso nicht gelingt, weil man zu sehr in dem Laufrad des Lebens gefangen ist, mit all seinen Pflichten.)
Und wenn gar nichts mehr hilft, professionelle Hilfe suchen. Das sollte heutzutage doch möglich sein. Hier bietet auch das Internet Möglichkeiten.
So, nun hoffe ich, dass ich meine Gedanken nicht allzu verquer aufgeschrieben habe und nicht die Hälte vergessen.
Speziell zum Thema Tod, und wie man damit umgehen kann, kann ich vielleicht noch ein gutes Buch empfehlen:
"Wenn Worte fehlen", Sabine Weiland, mvg Verlag, ISBN 3-636-06247-6
Und dazu fällt mir dann noch was ein: Das Schlimmste sind Tabus. Sie machen den Betroffenen das Leben so unglaublich schwer, weil sie sich nicht zu reden trauen (und nicht zu trauern), dass sie krank werden.
Also an dieser Stelle vielleicht die grundsätzliche Forderung zur Bewältigung von Krisen: Versucht Tabus aus der Gesellschaft raus zubekommen.
Viele Grüße,
Milu